NVA Treib- und Schmierstofflager 44

Die Jahresangaben für die NVA-Nutzung müssen noch genauer belegt werden. Fest steht, dass die Doppeltanks 1953 nicht vorhanden waren. Die Typenschilder der technischen Installationen im Pumpenraum und auf den Tanks beziehen sich auf die 1970er Jahre. Auch der Beton, die Ausführung der Revisionszugänge und die Aufbauten weisen eher auf die 1970er Jahre hin.
Bemerkenswert ist, das im CIA-Dokument vom 7. Juli 1953 [210] bereits von neuen Tanks gesprochen wird, die 1954 fertiggestellt werden sollen. Das bezieht sich möglicherweise auf die Modernisierung der vorhandenen Tanks für die Bedürfnisse der Lagerung des Jet-Treibstoffs TS-1.

»1. A large new underground tank Installation is to be built, or rather rebuilt, on the grounds of the former Niederlehme chemical factory (sic), four km from the town. Nitroglycerine was formerly stored here.

2. At present (sic) there are three tanks, seven meters underground, with a total capacity of 3,300 cubic meters.

3. The new tanks will be begun in the fall of 1953 and are to be ready by July 1954. They will have a capacity of 25,000 tons. The material to be used in constructing the tanks will be concrete, coated with a new material developed at the Leuna works which protects concrete against the action of acids.«

Ein CIA Dokument zu den Mobilmachungskapazitäten des Warschauer Paktes aus dem Jahr 1971 spricht beim TSL-44 von 2.773 Tonnen, was ca. 3.400 cbm entspricht - also der Gesamtkapazität der drei ehemaligen Methanol-Tanks. Das spricht dafür, dass es - Stand 1971 - den Doppeltank nicht gab bzw. die Information darüber bei der CIA mglw. noch nicht »angekommen« war.

Thomas Kemnitz,  09.02.2017

Übrigens kann ich vielleicht bei der Frage nach der improvisierten Konstruktion zum Bewegen von Schießscheiben einen kleinen Tipp geben. Es ist richtig, dass bei der NVA nur auf Schießständen mit der Kalaschnikow geschossen wurde, was aufgrund der Feuer- und Durchschlagskraft auch geboten scheint. Allerdings kann ich mich erinnern, dass wir in der Kompanie zwei KK-Kalaschnikows hatten, die gelegentlich auch im Gelände auf einem provisorisch errichteten Schießstand benutzt worden sind. Sie hatten Magazine mit 15 Schuss und Kaliber 22. Sie konnten auch Dauerfeuer schießen. Vielleicht diente ja diese Anlage für Schießübungen mit dieser Waffe. Die Vorschriften für den Umgang mit dieser Waffe waren etwas laxer.

Michael Wollert,  22.04.2017

Hallo Michael,
danke für den Hinweis. Laut de.wikipedia.org/wiki/KK-MPi_69 befanden sich diese Waffen nur bei der GST. Mglw. fanden sie auch zT in der NVA Verwendung. Grüsse : tk

Thomas Kemnitz,  29.04.2017

Nach der knapp vierwöchigen Grundausbildung im Roten Luch, östlich von Strausberg, war ich von Ende Mai 1983 bis Oktober 1984 im TSL 44 stationiert. Im Wehrdienstausweis ist die Dienststelle mit KWh PF 26209 bezeichnet.

Zu der Zeit gab es noch keinen Hochspannungszaun, es war auch nichts dergleichen im Bau. Entlang der Ostseite gab es stattdessen mehrere Hundelaufanlagen. Man konnte damals noch auf das benachbarte Feld sehen, das ist erst seitdem so zugewachsen. Ich war im vergangenen Oktober dort und habe mich mal umgesehen.

Zu meiner Zeit bestand die Truppe aus einem Oberstleutnant, einem Oberfähnrich und einem Fähnrich (beide wurden während meiner Zeit mal befördert), sowie einem Uffz und dreizehn Soldaten. Bei den letzteren wurden halbjährlich vier, jedes dritte mal fünf durch neue ersetzt. So waren wir auch auf die drei Stuben verteilt. Der fünfte war immer der Kraftfahrer, ich weiß aber nicht mehr genau, wer den urlaubshalber vertreten hat. Irgendwann wurde ich mal vom Fähnrich zum Hafen oder Bahnhof gefahren. Es kann sein, daß der den Kraftfahrer vertreten hat. An den Namen des Oberfähnrichs kann ich mich noch erinnern, der wohnte damals in seinem Häuschen in Niederlehme. Ob der noch lebt und ggf. auskunftsbereit wäre, könnte man ja mal überprüfen. Auch den Namen des Uffz weiß ich noch, aber der war aus dem Süden, wenn ich mich recht erinnere. Der war ebenso wie die anderen drei Heimschläfer.

Wir haben da aber bloß Wache geschoben und das Gelände sauber gehalten, im Herbst Laub geharkt usw. Für die Arbeiten mit den Tankanlagen und tlw. tagsüber die Wache gab es 22 Zivilbeschäftigte. Der Wachdienst lief anders ab, als sonst bei der NVA. In den Wachen am »Hafen« und am »Bahnhof« waren tagsüber zivilbeschäftigte, uniformierte Frauen mit Makarow eingesetzt. Am Zugang des Hauptobjekts bin ich mir nicht mehr sicher, denn dort war ich nur anfangs, ein paarmal zum Schluß und insgesamt selten eingesetzt. Die Soldaten (je einer) wurden erst zu 15.00 bis 16.00 Uhr rausgefahren und morgens wieder abgeholt. Jedesmal gab es einen neuen, vom Fähnrich handschriftlich ausgefüllten Vordruck mit Uhrzeiten mit, zu denen man sich telefonisch (OB-Fernsprecher) beim Diensthabenden im Hauptobjekt zum Rundgang ab- und nachher wieder zurückzumelden hatte. Gleiches beim Posten an der Einfahrt zum Hauptobjekt, der ab Nachmittag ebenfalls Runden im Hauptobjekt zu drehen hatte, die wegen dessen Ausdehnung deutlich länger dauerten. Wir hatten auch persönlich zugeteilte Hunde, aber ich habe nicht in Erinnerung, daß wir die mit zum Hafen oder Bahnhof mitgenommen hätten. Nur der Posten am Tor des Hauptobjekts ist meiner Erinnerung nach mit Hund gelaufen. Allerdings ist heute keine Hundehütte oder dergleichen neben der kleinen Wache mehr zu finden.

Untergebracht waren wir anfangs im Gebäude 9 (Bilder 8407, 8367, 8366), in dem außer den drei Stuben auch Dusche, Küche, Speise-, Klubraum usw. waren. Das Mittagessen kam in den üblichen Wärmekübeln aus der 2. Nachrichtenbrigade nebenan. In der Nr. 9 waren aber auch noch Büros, VS-Raum usw. Im Keller der 9 standen reihenweise Glasballons mit reinem Alkohol, der wohl für Treibstoffanalysen benötigt wurde. Gelegentlich gab es da etwas Schwund :) Aber nur soviel, daß es nicht auffiel. Die Dinger wurden bei Bedarf mit Handwagen über die Rampe an der Stirnseite der 9 befördert.

Wohl in meinem zweiten Diensthalbjahr sind die Soldaten in das Gebäude 12 umgezogen, offenbar wollten die uns aus der 9 heraushaben oder brauchten die Räume. Bei der 12 vermute ich mal, daß die ursprünglich für den Bau der beiden großen Bunker als Sozial- und Bürogebäude diente und womöglich nur deshalb errichtet wurde. Es gab jedenfalls darin früher einen Speiseraum mit einer Anrichte nebenan. Dazwischen war eine Durchreiche, deren Reste heute noch da sind. Der Speise- war zu meiner Zeit Klubraum. In der früheren Anrichte hatten wir einen 16 mm-Projektor, den ich neben anderem Zeug in Betreuung hatte. Durch das Fenster der geschlossenen Durchreiche konnten wir so Filme laufen lassen, ohne daß das Geratter des Projektors störte. Der Ton lief dabei per Kabel über die Stereoanlage im Klubraum. Ab und an bin ich nach Strausberg mitgefahren, um Filme zu tauschen, aber die Auswahl war recht dürftig. Mir ist nur noch Sindbad der Seefahrer in Erinnerung. Eine Raucherecke im Freien gab es zu meiner Zeit nicht, habe ich jedenfalls nicht in Erinnerung, denn drinnen war kein Rauchverbot.

Zwischen der 9 und der großen Garage steht die kleine Garage (halblinks im Hintergrund in Bild 8363), in der zu meiner Zeit der Dienst-W353 des Oberstleutnants stand. In der großen Garage (links in Bild 8363, im Hintergrund Bild 8365) standen ein grünes Tatra-Tanklöschfahrzeug, ein SIL-LKW (Pritsche, nie gesehen, daß der benutzt wurde) und wenn ich mich recht erinnere ein W 50. Dann hatten wir noch einen Multicar M 25, einen Barkas-Bus und einen größeren Gabelstapler. Mit letzteren ist man denn am WE (ohne Fahrerlaubnis) schonmal ums Faßlager gefahren, war ja keiner da :) Mit dem M 25 (meistens) wurden u. a. die Posten zum »Hafen« und zum »Bahnhof« gefahren.

Das heute bläuliche Gebäude in den Bildern 8363 und 8364 beherbergte auf der Seite zur Objektzufahrt die Hauptwache und auf der anderen Seite die Labore und dergleichen. Von jeder TS1-Lieferung, die rausging, wurden Proben genommen und aufbewahrt. Es gab dann auch mal kurzzeitig Aufregung, weil angeblich irgendwo ein Hubschrauber(?) abgeschmiert sein soll. Aber das klärte sich dann schnell, d. h. es lag nicht am Sprit.
Das Gebäude wurde aber mal umgebaut, denn zu meiner Zeit war der Kellerzugang noch außen. Die Terrasse gab es damals nicht, die wird wohl der Reiterhof angebaut haben. Der Diensthabende in dem Raum an der Ecke zur Nr. 9 hatte nebenher auch noch die Aufgabe, den Kessel im Keller zu heizen. Wir waren dort deshalb zu zweit, wenn ich mich recht erinnere aber nur tagsüber. Für die Asche wurden damals noch die üblichen runden Mülltonnen verwendet, die mit einer Tonnenkarre, wie sie auch die Müllabfuhr für diese Tonnen benutzte, über die Kellertreppe rausgebracht wurden. Der Kessel heizte damals auch die Nr. 9 mit.
Außerdem hatte der Diensthabende die dort stehende Handvermittlung zu bedienen. Diese hatte nur eine Wählleitung ins Postnetz, so daß außer Postverbindungen alle Gespräche, auch die zur vorgesetzten Dienststelle in Strausberg usw., nur handvermittelt wurden. Dazu gab es eigene Leitungen nach Strausberg usw., auch die Spritbunker hatten explosionsgeschützte OB-Telefone. Ob im Dienstzimmer des Osl oder in der VS-Stelle noch was separates war, weiß ich nicht, gesehen habe ich dort nichts. Bei der Vermittlung handelte es sich (nach WWW-Fotos) um eine OB62/20 mit Amtszusatz und einer Teilnehmererweiterung, so daß 40 Anschlüsse möglich waren. Die Seite www.rwd-mb3.de/ntechnik/pages/ob62.htm hat leider nur Briefmarkenfotos, aber der Aufbau war so, wie im ersten Foto zu sehen ist.
Rechts oben neben der Wählscheibe ist eine Klinkenbuchse für eine kleine Messinglampe, die die Anlage soweit ausleuchtete, daß man auch bei ausgeschalteter Raumbeleuchtung damit arbeiten konnte. An die Buchse hatte ich zur Einsparung der nicht lange haltenden 9 V-Blocks per Klinkenstecker mein kleines, japanisches Taschenradio angeschlossen. Das war dann hinter der Telefonanlage abgelegt und dessen Kopfhörerbuchse mit dem TA-Anschluß des weiter links in den Tisch eingebauten Radios verbunden. Kam jemand rein, habe ich schnell den Stecker rechts in einem Spalt verschwinden lassen und auf UKW, MW (Sender fest, da das Skalenseil entfernt war) oder TB (vorhandener Anett oder Sonett unter einem Deckel in der Tischplatte) umgeschaltet. Anfangs habe ich das nur nachmittags und nachts gemacht, aber man wird ja mit der Zeit leichtsinnig. Als ich tagsüber mal abgelenkt war, ist es denn auch schiefgegangen. Es war wohl der Fähnrich, der hereinkam. Jedenfalls fuhr der dann mit der TS 250/1, hatten wir auch noch, mit dem Taschenradio nach Strausberg zur Untersuchung, hätte ja ein Sender sein können. Die Degradierung vom Gefreiten zum Soldaten war auch schon angedroht, kam aber nicht. Das Radio habe ich dann zur Entlassung wiederbekommen. Rechts neben der Telefonvermittlung stand der Fernschreiber, und zwar so einer fernmeldemuseum-dresden.de/bilder-und-videos/bilder/fernschreiber4-2/ Damit konnte man auch etwas Zeit verbringen, zum Beispiel lesbaren Text in die Lochstreifen stanzen :) Die graue Wippe links über der Tastatur löste den Namensgeber aus, wenn ich mich recht erinnere.
In der Wache stand auch die Zentrale (großer Blechschrank) für die im Gelände verteilten Feuermelder. Das Ding war zwar verschlossen, der Schlüssel aber zugänglich. Ganz interessante Technik, alles mit Relais. Die Feuermelder hingen alle in einer Ruhestrom-Schleife, der betreffende wurde über die Anzahl Impulse identifiziert, wenn er ausgelöst wurde. Man hatte ja viel Zeit, sich damit zu beschäftigen. Ich müßte mal zählen, aber ich habe dort wohl insgesamt die meisten Wachen gehabt, das ging im zweiten Diensthalbjahr los.

Die Hügel der beiden großen Bunker waren zu der Zeit ausgenommen Gras noch frei von Bewuchs. Evtl. standen vereinzelt schon ganz kleine Nadelbäume. Das wirkte auf mich wie erst wenige Jahre vorher fertiggestellt. Insofern paßt das zu dem Baujahrschild 1978, das Sie oben an einer der Belüftungsvorrichtungen fotografiert haben. Im Oktober habe ich an einem der Behälter die Stelle gesehen, an der wohl das Fabrikschild befestigt war, das aber bereits entwendet wurde.

Weil ich für die großen Bunker 5.000 m³ und die kleinen Bunker 1.600 m³ Volumen in Erinnerung hatte, bin ich mal einen kleinen ausmessen gegangen. Wenn meine Meßwerte stimmen, dann hat der etwa 1.285 m³ Volumen.

Die Laderampen wurden Faßlager genannt, es standen tatsächlich einige Fässer dort. Ich hab es aber nicht erlebt, daß dort Fässer für den Bedarf anderer Dienststellen umgeschlagen wurden. Insofern war das TSL wohl ein reines Treibstofflager.

Die jetzt u. a. als Zaunpfosten genutzten Rohre waren für den Feldleitungsbau vorgesehen. Wir haben das einmal übungshalber gemacht und so eine Feldrohrleitung runter zum Hafen aufgebaut. Es ist aber kein Tropfen Sprit durchgelaufen. Ich weiß auch nicht wie sie damit die Straße überwunden haben, denn ich hatte weiter oben Wache. Die heutige Kleingartensiedlung gab es damals noch nicht, das war Wiese mit etwas Buschwerk. Vom Objekt kommend, war die Zufahrt bis zur heutigen Spreenhagener Straße asphaltiert. Von dort konnte man geradeaus über zwei Feldwege bis zur Straße durchfahren. Damals standen nur ein zwei Häuser unten an der Straße. Im Foto 8378 sieht man hinten rechts noch den Muni»bunker«.

Von einem Schießstand ist mir auf dem Gelände nichts bekannt, das Ding im Foto habe ich nie gesehen. Ich behaupte mal, das wäre schon von der Machart her auch in der DDR unzulässig. Zum Schießen sind wir woanders hingefahren worden, wohin weiß ich nicht mehr.

Der Betonsteg am »Hafen« hatte zu meiner Zeit im Untergeschoß noch mehrere, auch instandgehaltene Rohrleitungen mit Anschlüssen und Schiebern. Das sah betriebsbereit aus. Allerdings habe ich es nicht erlebt, daß dort mal ein Tankschiff gelegen hätte. Tank-LKW kamen ab und zu mal. Das waren Tatras mit Anhänger, deren Deichsel noch mit zwei zusätzlichen Ketten am Zugfahrzeug befestigt war. Es hieß, daß die aus Neuhardenberg, damals Marxwalde, wären.

Im »Bahnhof« gab es eine Seilrangieranlage, deren Winde in einem der beiden kleinen Häuschen untergebracht war. Damit konnte man auf den beiden Stumpfgleisen die Wagen ohne Lok hin und her bewegen.

Besten Gruß Steffen Buhr Berlin Adlershof

Steffen Buhr,  07.11.2018

Lieber Steffen Buhr, es ist schon einige Zeit vergangen, seit Ihrem Kommantar. Danke für die inhaltsreiche und umfängliche Beschreibung.
Grüsse PR

Peter Rentsch,  23.12.2019

Zur vertraglichen Absicherung der Investitionen des Heereswaffenamtes, als Bestandteil des OKH, schloß das HWA sogenannte Mantelverträge mit verschiedenen Firmen zur Produktion oder Herstellung der Produkte und Güter die das HWA für das OKH zu beschaffen gedachte. Dazu gründeten verschiedene Firmen ihrerseits Tochtergesellschaften, die die Objekte der Herstellung in der Regel pachteten u. die Anlagen in der Masse auch als Auftragsgegenstand gegen Provision betrieben.

Im betrachteten Fall war eine solche Hülle die PARAXOL GmbH als Tochter der DEGUSSA.

In den Mantelverträgen wurde geregelt, welche Eckpunkte finanziell, technisch u. organisatorisch zu erfüllen waren. Geregelt wurde auch das Zugriffsrecht auf Produkte, Verfahren, Patente, die der Betreiber zur Verfügung zu stellen hatte. Das HWA sicherte dem Betreiber zu, zu seinen (also dem Betreibereigenen) Patenten u. Verfahren die Geheimhaltung zu wahren.

Für den Werkskomplex Niederlehme war der Unterzeichner auf Seite des HWA ein Herr Leeb, gemeint ist damit General der Artillerie Ritter von Leeb.

Es scheint momentan keineswegs sicher, daß die Produktion von Pentaerythrit in Niederlehme bis zum Schluß voll umfänglich aufrecht erhalten wurde, denn das HWA drängte die Paraxol GmbH, in verschiedenen Anlagenteilen, die Produktion von Formaldehyd (Methanal) aufzunehmen und erheblich zu steigern. Dazu sollte das Werk auch erweitert werden. Die dann zurückgefahrene Pentaerythrit Produktion sollte auf andere Werke der PARAXOL GmbH ausgelagert werden.

Zu diesem Punkt sind weitere Recherchen notwendig, die momentan laufen.
PR 02-2020

Peter Rentsch,  07.02.2020

Vor dem Bau eines solch großen Werkskomplexes (in Bezug auf die eher ländliche Region an der Dahme) gab es erhebliche Probleme zu lösen, die vor allem mit den angedachten chemischen Prozessen und deren Sicherstellung zusammenhingen. Westlich der Dahme gab es zum Betrachtungszeitpunkt 1937/1938 bereits einen großen Werkskomplex in Wildau, die Berliner Maschinenbau AG, vormals L. Schwartzkopff. Die Dahme mit den angeschlossenen Seen und Abzweigungen (»Am großen Zug«, »Zeuthener See«, »Krossinsee«) und der dann folgenden Schleuse Wernsdorf, gilt eher als träges Gewässer mit wenig Fliessgeschwindigkeit. Demzufolge war auch der »Antransport« großer Wassermengen für die Produktion und die Kühlung der chemischen Prozesse, unter der Annahme der Entnahme aus der Dahme nicht möglich. Dementsprechend wurden etliche Probebohrungen eingebracht, um die Versorgung des Werkes mit Kühl- u. Brauchwasser zu ermitteln. Die Brunnenanlagen hätten dann über Rohrleitungen das Werk mit dem notwendigen Produktwasser versorgen müssen.

Viel problematischer war aber das Einbringen hoher Mengen Abwasser aus dem Werk, die mit verschiedenen Produktionsresten (zB grosse Mengen Ameisensäure) belastet sein würden. Dabei handelte es sich um einen erheblichen Anfall Abwasser, der eine Menge von 750.000 Liter die Stunde ausmachen sollte. Das würden an einem Tag eine Menge von 418 Güterwaggons zu 43.000 Liter ausmachen, die dann mal eben, in ein träges Gewässer einzuleiten waren. Das war schon eine echte Herausforderung, zumal aus Tarnungszwecken natürlich keine riesigen Abklingbecken gebaut werden (dürften) oder sollten.

Die Beratungen dazu erfolgten ab 1937 und einige der beteiligten Personen beruhigten ihre Seele damit, dass der Werkskomplex ja Bereitschaftsstatus haben sollte, falls es mal (irgendwann) zu einem Krieg kommen sollte. Dass dieser Krieg, so gesehen, 2 Jahre später nicht nur erst in der Planung war, sondern an die Haustür der meisten Deutschen pochte, wollten sich vermutlich wenige vorstellen.

Wie diese Versorgungs- u. Abwasserfragen letztendlich baulich geklärt wurden und was davon heute noch übrig ist oder zu sehen, dürfte ggf. mit einer Bootstour zu ermitteln sein.

PR 02-2020

Peter Rentsch,  09.02.2020

Zum TSL 44 (Treib-u. Schmierstofflager) der LSK-LV gibt es ergänzende Angaben vom TÜV. Ein Mitarbeiter des TÜV schrieb dem Autor: Es ist in der Tat so, dass es im 2. Weltkrieg nur einen Tank im Bereich des später von der NVA genutzten Lagers gab. Dieser war n i c h t mit Beton geschützt. Dieser Tank war ein reiner Kühlwassertank, welcher das Werk Niederlehme, im Notfall mit Kühlwasser zu versorgen hatte. Daher auch die Lage des Behälters auf einer Anhöhe (Selbstentleerungsleerlauf). (siehe Trassen, Absperr- und Kontrollpunkte)

Die chemischen Prozesse im Werk (siehe Hauptobjekt »Paraxolwerk Niederlehme«) waren stark (exothermisch) temperaturabhängig und wie Forschungen der Chemisch Technischen Reichsanstalt erhaben, auch gefährlich, wenn bestimmte Temperaturwerte bei den hergestellten Zwischenprodukten überschritten wurden. Daher war es wichtig, die Prozesse zu kühlen, auch wenn es zum Ausfall der Zuleitungen zur Dahme gekommen wäre.

Die beiden zusätzlichen Tanks, die von Freunden der Urbexer Szene so gern begangen werden, sind von der NVA errichtet worden, in dem schon in früheren Beurteilungen im Forum, genannten Zeitraum. Es wurden rund 12 Mio MDN verbaut. Beim Bau der stahlbetonummantelten Behälter wurden zudem die Rohranbindungen zur »Wassertankstelle« (siehe KfZ-Abfüllstation »Objekt Hafen«), sprich Pumpstation an der Dahme erneuert, inklusive der automatischen Absprerr- u. Regulierungsanlagen dorthin, es wurden aber auch Füll-Zwischentanks im Objekt Pumpstation (2 Stück) errichtet, die das kontinuierliche Fördern von der Pumpstation in die Haupttanks »pufferte«.

Auch das Verladegleis für Kesselwagen ist vermutlich ein komplettes NVA Auftragswerk, weil im WK-2 Kühlwasser nicht in Kesselwagen verladen werden musste. Die Kesselwagen-Verladestelle (siehe Be-/Entlade-Station für Kesselwagen. »Objekt Bahn«) wurde brandschutztechnisch umfassend ausgestattet, um im Brandfall entsprechende Wasserschleier versprühen zu können. Insofern war das TL umfassend modern ausgestattet, mit Tankschiffstation, Kesselwagen Belade-u. Entladestation, Pumpstationen und dem möglichen Verladeprozess in normale Tankwagen der NVA, egal ob W-50 oder Tatra.

Das Objekt wurde regelmässig vom »Tanklager TÜV« der NVA inspiziert, weil bauliche Mängel aus der Bauphase bei gefüllten Tanks (Isolationsverletzungen des Anstrichs der Tanks und Lochfrass an den Tankwänden) nach der Erdanschüttung nur schwer lokalisierbar waren. Eine komplette Tankinspektion hätte die Entleerung des/der Tank/s und um die Arbeiten kurz zu halten, die Befüllung mit Edelgas bedeutet, damit man funkenfrei in der Inspektion, die Tanks hätte begehen können. pR 09-2023

Peter Rentsch,  28.09.2023

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