Wegweiser an der Straße vom Kernkraftwerk Tschernobyl nach Prypjat. 1970 wurde die Stadt gegründet und war nur 16 Jahre bewohnt.
Zurückgelassene Fahrzeuge in Prypjat. Zahlreiche Lastwagen und Baumaschinen, die bei den Aufräumarbeiten an der Kraftwerksruine kontaminiert worden sind, sowie Busse, die bei der Evakuierung der Stadt zum Einsatz kamen, wurden an verschiedenen Stellen zurückgelassen.
Ringförmig um den zentralen Platz mit Kulturhaus und Park angelegt, war Prypjat eine Musterstadt der sowjetischen Moderne und bestand fast ausschließlich aus verschiedenen Plattenbauvarianten sowie zahlreichen Funktionsgebäuden. Die damals modernen Neubauwohnungen beziehen zu dürfen, galt in der ländlich geprägten Ukraine als Privileg.
Prypjat verfügte über zahlreiche Sport- und Freizeiteinrichtungen, darunter ein modernes Schwimmbad, ein Fußball- und Leichtathletikstadion, ein Kulturhaus und einen Freizeitpark. Der hinter dem Kuturhaus errichtete Park mit Riesenrad, Karussell und Autoscooter sollte am 1. Mai 1986 eröffnet werden, wozu es durch die Evakuierung der Stadt nie kam.
Wandgemälde im Postamt von Prypjat.
Das Kulturhaus »Energetik« stellte nicht nur den geographischen, sondern auch den kulturellen Mittelpunkt Prypjats dar. Theatersäle und eine Sporthalle boten den Rahmen für kulturelle, sportliche und propagandistische Veranstaltungen.
Die Kindergärten von Prypjat zeugen von der hektischen Evakuierung der Stadt. Zahlreiche Spielzeuge und Stofftiere blieben am Vorabend der Evakuierung in den Kindergärten zurück.
Wie in den anderen Sowjetrepubliken standen auch in der ukrainischen SSR propagandistische Inhalte auf dem Lehrplan der allgemeinbildenden Schulen. Wandbilder, Unterrichtsmaterial und von Schülern gemalte Bilder zeugen von der sozialistischen Erziehung.
Neben verschiedenen allgemein- und berufsbildenden Schulen verfügte Prypjat auch über eine Musikschule mit eigenem Konzertsaal.
Bis zur Reaktorkatastrophe vom 26. April 1986 wurden in den Jupiter-Werken Bänder für Tonbandgeräte und Musikkassetten produziert. Nach der Evakuierung Prypjats beherbergte die Fabrik bis 1998 das Unternehmen »Spezatom«, einem neu gegründeten Unternehmen zur Bekämpfung der Folgen des Unglücks.
Prypjat verfügte über mehrere Krankenhauskomplexe, die nicht nur für damalige Verhältnisse modernste Behandlungsmöglichkeiten boten, sondern auch über Kultursäle für propagandistische Veranstaltungen verfügten. In einer der Kliniken wurden die Angehörigen der Berufsfeuerwehr von Prpyjat behandelt, die nach dem Reaktorunglück als erste am Unglücksort eintrafen und ohne Ausnahme an den Folgen der Strahleneinwirkung starben.
Wo einst 49.360 Menschen lebten, mahnt heute die weitläufige Geisterstadt mit der Ruine des Kernkraftwerks am Horizont.
Als Äquivalent für das evakuierte Prypjat entstand kurz nach der Katastrophe nordöstlich der Sperrzone die Stadt Slawutytsch. Binnen kürzester Zeit galt es, eine ganze Stadt nach dem Vorbild Prypjats zu errichten und Wohnraum für die verbliebenen Kraftwerksarbeiter und deren Familien zu schaffen, insgesamt rund 25.000 Menschen. Die mehrheitlich in Plattenbauweise errichtete Kleinstadt steht wie Prypjat als Musterstadt der sozialistischen Moderne und verfügt neben einst modernen Wohnkomplexen über einen zentralen Platz mit Kultureinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten sowie einem Fußball- und Leichtathletikstadion. Mehrmals täglich verkehrt ein Zug, den die Arbeiter des Kraftwerks für den Weg zu ihrem Arbeitsplatz nutzen, von Slawutytsch über das Territorium Weißrusslands direkt ins Kernkraftwerk Tschernobyl.
Die Kaserne nahe der Stadt Tschernobyl war Standort einer der Antennen des Duga-3-Systems, einem Teil des Raketen-Frühwarnsystems der Sowjetunion. Neben militärischen Anlagen wie Garagen und Funktionsgebäuden, sowie Einrichtungen zum Betrieb der 150 Meter hohen Antenne, verfügte die Kaserne über ein Wohngebiet für Offiziersfamilien und Freizeiteinrichtungen, wie ein Kulturhaus und eine Sporthalle.
25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenMit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie Kapuzen- und Trainingsjacken oder T-Shirts mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnen
Geisterstadt Prypjat, Atomkraftwerk Tschernobyl
Kurzlink zu dieser Seite → vimudeap.info/prypjat
Es war ein Tag, der die Welt verändern sollte. Als am 26. April 1986 ein Experiment am laufenden Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl außer Kontrolle geriet, woraufhin jener in Folge einer Kernschmelze explodierte, war noch nicht abzusehen, welche langfristigen Auswirkungen dieses Unglück für die Menschen in der Region und ganz Europa haben würde.
Während mehr als eine halbe Million junger Soldaten und Feuerwehrmänner aus der gesamten Sowjetunion, die sogenannten Liquidatoren, unter Einsatz ihres Lebens eine noch schlimmere Katastrophe zu verhindern versuchten, ordneten die Verantwortlichen 36 Stunden nach dem Unfall die Evakuierung der nahegelegenen Stadt Prypjat an. Innerhalb weniger Stunden mussten die 49.360 Einwohner der Stadt diese in bereitgestellten Bussen verlassen, wobei jeder Bürger nur einen Koffer mit sich nehmen durfte. Sowohl Habseligkeiten als auch Haustiere mussten in der Stadt zurückbleiben. Den Bürgern versicherte man, es handle sich nur um eine vorübergehende Maßnahme, sodass sie nach wenigen Tagen in die Stadt zurückkehren könnten. Neben der Stadt Prypjat waren auch unzählige kleinere Städte in der ukrainischen und weißrussischen SSR in einem Umkreis von 30 Kilometern um das Kraftwerk betroffen, sodass insgesamt rund 375.000 Menschen ihre Heimat im Zuge der Evakuierung verlassen mussten. Bis heute gibt es keine gesicherten Zahlen, wieviele Menschen in der Ukraine und Weißrussland an den Spätfolgen der radioaktiven Strahlung starben oder nach dem Unglück mit schweren Missbildungen zur Welt kamen.
Michael Täger, Mai 2016