Angus Boulton über seine Arbeit »41 Gymnasia«:
»Während meiner Arbeit an ›A Soviet Legacy‹ traten wiederkehrende Strukturen zu Tage: Unterkünfte, Kulturstätten, Stabsgebäude, Sportanlagen, Sanitäreinrichtungen, Garagen und militärische Spezialeinrichtungen. Diese boten auf den ersten Blick wenig Neues. Mit der Serie ›41 Gymnasia‹ wollte ich diese Orte aus dem militärischen Grau ›heraustreten‹ lassen, diese von mir als Oasen der Farbigkeit erlebten Stätten vereinen, eine Typologie schaffen.
Fast jeder Mensch kennt Sporthallen aus seiner Kindheit, egal, ob aktiv oder widerwillig besucht. Das sofortige Wiedererkennen bringt jene fernen Erinnerungen hervor, die verwandt sind mit denen der einst in diesen Räumen agierenden Soldaten und Offiziere.
Meiner Meinung nach erzeugen diese intensiven Farben, die Wandbilder und die Gegenwart der olympischen Symbole eine klare Erinnerung an die Zeit des Kalten Krieges.«

Da viele der durch die Sowjetischen Truppen nachgenutzten Kasernen vor dem Ende des 2. Weltkrieges entstanden, zeugt die Serie »41 Gymnasia« zusätzlich von den ursprünglichen Nutzungen als Garage, Pferdestall, Werkstatt oder Lagerraum.

Die Spuren menschlicher Anwesenheit sind ein wiederkehrendes Thema in den Fotografien und Filmprojekten des in London lebenden Britischen Künstlers Angus Boulton. Ausgehend von der eigenen Erinnerung, kommentieren sie einzelne Aspekte der jüngsten Geschichte und versuchen, unsere Wahrnehmung auf die uns umgebenden Orte zu richten.
Als gelernter Geologe ist ihm eine spezielle Sicht auf die Landschaft zu eigen, die er für seine Arbeiten zum urbanen Raum adaptierte.

Mit seinem Projekt »The Homeless« über Obdachlose in London gewann er ein DG Bank Kunststipendium, anläßlich dessen er von 1998 bis 1999 in Berlin arbeitete. Die in dieser Zeit entstandene Arbeit »Richtung Berlin« ist eine topografisch-photographische Homage an die deutsche Hauptstadt 10 Jahre nach dem Fall der Mauer.
Sie war der Ausgangspunkt für ein Langzeitprojekt, das ihn in den Folgejahren mehrfach nach Berlin und Brandenburg führte und das die Hinterlassenschaften des Sowjetischen Militärs im Osten Deutschlands untersuchte.
Mit »Cood bay Forst Zinna« erweiterte Boulton seine künstlerische Praxis um das Medium Film. Es entstanden 7 weitere Filme, die den Kalten Krieg thematisieren.

Der »Arts & Humanities Research Council« (AHRC) der Manchester Metropolitan University verlieh ihm 2005 ein Stipendium innerhalb des Projektes »Historical Narratives, Visual Archaeology and the Practice of Art Photography and Film«.
Die »Dunlop Aircraft Tyres Limited« beauftragte ihn, einen künstlerischen Imagefilm anläßlich des 100. Firmenjubiläums (2010) zu erstellen.

Boultons fotografische Arbeiten und Filme werden international gezeigt und befinden sich in zahlreichen öffentlichen Sammlungen.
Weitere Informationen über sein photographisches und filmisches Schaffen, sowie Texte und Interviews finden Sie unter → angusboulton.net.

Unter allen bis 31.12.2014 23:59 Uhr angemeldeten Benutzern wurde ein von Angus Boulton signierter Autorenprint aus seiner Serie »41 Gymnasia« verlost. Das Bild »Perleberg II A, 16.3.01« hat das Format 21,6 x 17,8 cm (Blatt: 26,8 x 23,0 cm).

Unter Ausschluß des Rechtsweges wurde Frank Ruhnow am 1. Januar 2015 als Gewinner des signierten Autorenprints ermittelt. Herzlichen Glückwunsch!

Christian Lehmann,  09.08.2023

über die letzten 10 Jahre bleibe ich immer wieder an dieser Serie hängen...
Inhaltlich und fotografisch ganz großes Kino.... Besser hätte er den Zeitpunkt der Aufnahmen nicht wählen können. Das zu erkennen ist die Grundvoraussetzung solch nachhaltige Fotos zu erstellen... Vielen Dank dafür...

Ulf Ahrendt,  17.08.2021

Da ich kein Latein spreche, nahm ich an, dass sich hinter "41 Gymnasia" eine Sammlung von Bilder aus Gymnasien verbirgt. Seine Sammlung"Turnhallen" sowjetischer Kasernen hatte ich nicht erwarete. Es ist aber eine sehr spannenden und interessante Sammlung! Sport war immer eine Ablenkung im Wehrdienst. Jeder hatte so seine Ziele und Träume im Verborgenene, beim Sport konnte man sich austoben und vergessen. Und wirklich, die Farbenpracht und die Symbolik verstärkt den Eindruck noch. Warum nicht auch an Olympia denken. Der olympische Gedanke war im Ursprung so unschuldig. Schaut man aber mal zurück, wird er von politischen Ränkeleien und heute vom Commerz überschattet. Es war eine andere Zeit damals - im Kalten Krieg.

Stefan Neugebauer,  theater-naumburg.de,  29.11.2019

Guten Abend, nur ganz kurz, ich bin begeistert von Ihren Bildern und würde Sie gerne ausstellen, weiß noch nicht genau wo und wie aber wie auch immer wir finden sicher eine Lösung
bitte um eine Antwort
intendant@theater-naumburg.de

Philipp H,  07.03.2019

Die Bilder sind ja echt wunderschön... und da merke ich auch, dass ich mit dem fotografieren von ehemaligen Kasernen schon 2000 (mit einem Jahr) anfangen hätte müssen. Schade wie die Turnhallen teilweise aussehen - ich packe in den Anhang mal ein paar Links von Instagram. Dort sieht man einige dieser Turnhallen im aktuellen Zustand: 2018/2019.
www.instagram.com/p/BuHe77XAmfa/
www.instagram.com/p/BuE780pgNG-/
www.instagram.com/p/BuCVjzoANtP/
www.instagram.com/p/Bt1QLyRg_C7/
weitere sind noch auf meiner Festplatte.

Hoffe auf eine Rückmeldung, LG Philipp

----- Thomas Kemnitz, 07.03.2019 10:12 -----
(Eine Emailadresse haben Sie nicht hinterlegt, deshalb die Rückmeldung hier.)
Hallo Philipp, recht herzlichen Dank für den Eintrag und die Einblicke bei Instagram. Sehr schade ist, dass man weder durch die Bildunterschriften, noch über die Tags wirklich etwas erfährt. Herzlich : Thomas Kemnitz

Thekla Schläwicke,  07.11.2014

Die Bilder sehen nach buntem Leben aus und sind doch Militärobjekte. Sie werden für viele Objekte bald die einzigen Zeugen Ihrer Existenz sein. Da die meisten Objekte nicht nachgenutzt wurden, sind sie heute vollständig verschwunden, so als hätte es sie nie gegeben, wie ich in diesem Sommer selbst feststellen musste.

Peter Bergfeld,  www.flickr.com/photos/54359823@N03/,  05.11.2014

Eins steht ja wohl fest: Erhaltungsarbeit wird in diese Gebäude voraussichtlich niemand mehr investieren. Es ist Angus Boultons Verdienst, sie hier zeigen zu können. Sehr gut, meine Anerkennung. Auf mich wirkten die Grafiken der Roten Armee immer fremd.

Martin Christel,  02.11.2014

Zivilisation - Errungenschaft - Vergänglichkeit.

Peter Rentsch,  31.10.2014

Ich weis, dass Herr Boulton mit seiner Fotografenausrüstung schon unterwegs war, als andere historisch Interessierte Gäste dieses Thema gerade für sich entdeckten.

Der damalige Zeitpunkt war gut gewählt, da damals noch eine grosse Anzahl von Objekten zum Studium zur Verfügung standen. Viele der in der Edition gezeigten Objekte sind bereits nicht mehr existent, vermüllt, verwahrlost oder wurden über die Jahre gesehen, von Brandschatzungen heimgesucht.

Daher ist die Erhaltung der Wissensstände, verbunden mit aussergewöhnlichen fotohistorischen Perspektiven ein wichtiges Mittel, Geschichte anschaulich zu erhalten.

11-2014 PR

Florian Steinborn,  29.10.2014

Die Turnhallen als zentrale Orte sowjetischer Liegenschaften gekonnt in Szene gesetzt!
Eine wunderbare Dokumentation von Gebäuden, die zu einem großen Teil mittlerweile wahrscheinlich nicht mehr erhalten sind, auf jeden Fall nicht mehr in dieser Form, da Vandalismus und Paintball (was ja im Prinzip dasselbe ist) auch entlegene Orte erreichen und Metalldiebe jedes vermeintlich verwertbare Stück Metall aus der Wand reißen.
Nur der Außenstehende hält die dargestellten Orte alle für "gleich" - beim genaueren Hinsehen entdeckt man aber gewaltige Unterschiede in der Dekoration der Räume oder der Architektur der Objekte, die oft erkennen lassen, dass auch die Nutzung als Turnhalle bestenfalls sekundär war.
Die Bilder sind eine Lehrstück für alle, die wissen, wie schwierig es ist, solche Objekte zu fotografieren. Gleichzeitig sind sie eine Bereicherung für alle Geschichtsinteressierten.

Michael Täger,  28.10.2014

Eine großartige Dokumentation. Wie auch in der Serie "Soviet Legacy" beeindruckt mich vor allem die sachliche Darstellung. Schön, dass wenigstens diese Sporthallen in Fotos erhalten bleiben, sind doch die meisten von ihnen in zwischen abgerissen oder durch Vandalismus zerstört.

Simon Wegener,  22.10.2014

Es ist traurig, die vielen nicht mehr existierenden Orte zu sehen. Herr Boulton schafft es wunderbar, sie wiederzubeleben und zu einer einzigartigen Sammlung zusammenzuführen. Danke!

Robert Conrad,  21.10.2014

Ein großartiger Fotozyklus!

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