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Veränderungen sind Triebkräfte der menschlicher Entwicklung. Nicht zuletzt die geografischen Orte und ihre Architektur spiegeln diese wider. Die letzten 250 Jahre sind geprägt durch Industrialisierung, zwei Weltkriege, den Kalten Krieg, De-Industrialisierung, Globalisierung, demografischen Wandel und ökologische Katastrophen.

Im Mittelpunkt des Projektes VIMUDEAP stehen die nicht-genutzten Bauten dieses Zeitraums - international als »Modern Ruins« bezeichnet. Dabei kann die Nicht-Nutzung einen Zwischen- oder Endzustand darstellen. Dieser Zustand repräsentiert eine letzte Möglichkeit der Auseinandersetzung mit dem in Veränderung befindlichen Ort vor seiner erneuten Nutzung oder seinem Verschwinden.
Sie machen die Dynamik des wachstumsorientierten Kapitalismus', als Quelle unseres Wohlstands sichtbar. Gleichzeit markieren sie damit den Weg zum möglichen Ende der Menschheit.

Mit technischen Bildmedien kann dieser Zustand medial in einen »Toten Ort« überführt werden: Ein Toter Ort ist die Transformation eines ungenutzten geografischen Ortes des Industrie- oder Informationszeitalters in das kollaborative Onlinesystem VIMUDEAP. Seinen Kern bilden geocodierte Zusammenstellungen von dokumentarischen oder inszenierten Fotografien und Videos, verknüpft mit Beiträgen und Dokumenten zur Bau- oder Nutzungsgeschichte.

Als Forschungsprojekt im Studiengang Kommunikationsdesign der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin verfolgt das Projekt das Ziel, Tote Orte global zu sammeln, unter verschiedenen Perspektiven zu präsentieren und zu reflektieren. Es weist einen Weg, Gründe und Zusammenhänge für diese Nicht-Nutzung abzubilden.
Bereitgestellt wird eine Infrastruktur, die die themenbezogene Kommunikation fördert und die für weitere Forschungen genutzt werden kann.
VIMUDEAP versteht sich nicht als Friedhof der Toten Orte. Es ist ein »lebendiges« System, das nicht nur das vermeintliche Ende eines geografischen Ortes aufschiebt, sondern ihn weiter »leben lässt«.

Das VIMUDEAP-Team sieht es auch als seine Aufgabe, darauf zu achten, dass die Beiträge dem nicht-genutzten geografischen Ort gerecht werden, ihm eine letzte Reverenz erweisen. Dazu zählt, nur mediale Aufnahmen von hoher inhaltlicher, gestalterischer und technischer Qualität, mit möglichst genauen Informationen - sowohl über das Abgebildete als auch über den geografischen Ort, seine Bau- und Nutzungsgeschichte – zu veröffentlichen. Weiterhin wird angestrebt, die Präsentation eines Toten Ortes so zu gestalten, dass die Rechte des Eigentümers des geografischen Ortes respektiert werden.

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Dem Beginn einer weiteren Projektphase im Juli 2014 möchte ich den nachfolgenden Rückblick zur Seite stellen, Thomas Kemnitz.

»Tote Orte sind im Internet gespeicherte digitale Bilder von Architekturen, die jeglichen Verwendungszweck verloren haben und dennoch weiter existieren - ungeachtet gesellschaftlicher und sozialer Veränderungen.«
Diese Definition war 1996 der Ausgangspunkt für die Realisierung eines Forschungsprojektes an der Berliner »bildo akademie für Kunst und Medien« mit dem Titel »Virtual Museum of Dead Places - ViMuDeaP«. Die erste Version wurde Bestandteil der Internationalen Stadt Berlin, Deutschlands erster Online-Community.

Seit 1999 ist VIMUDEAP im Studiengang Kommunikationsdesign der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft beheimatet. Es wurde bis 2006 zur redaktionell betreuten, kollaborativen Online-Bild- und Objekt-Datenbank ausgebaut, die die gesammelten Bilder und Informationen für Recherche, Reflexion und Kommunikation als globales Bildarchiv zur Verfügung stellt.

In diesem Projektzeitraum entstand ein erster Bildpool: 101 Autoren/innen haben 4.399 Bilder von 247 Toten Orten aus 27 Staaten zusammengetragen. Entstanden ist damit eine inhaltlich und fotografisch anspruchsvolle Sammlung » ..., die wie ein Höhlenlabyrinth der Gegenwart funktioniert und sich geistig entsprechend vernetzt mit anderen Websites«. (Michael Althen, FAZ 230/2005, S. 48)

Ziel war es seit 1996, Inhalt und Ästhetik innerhalb eines Onlinesystems zusammenzubringen: auf der einen Seite der (Hobby-) Historiker, der seine Forschungen mit eigenen (Amateur-) Fotos belegt und auf der anderen Seite der Fotografierende, der die Ästhetik des Verfalls in anspruchsvollen Fotografien festhielt, der aber mit Hintergrundinformationen selten aufwarten konnte/wollte.

Seit dem Ende des Projektes, 2006, hat sich die Onlinewelt wesentlich verändert. Social Media Plattformen wie Facebook oder Flickr entstanden. Dem Thema der verlassenen Orte widmen sich zahlreiche engagierte Websites und Communities. Urban Exploring wurde zum Massensport. Fototouren zu nicht-genutzten geografischen Orten können bei Spezialagenturen gebucht werden. Für diese Entwicklung stehen Millionen Aufnahmen von Abandoned-, Decayed-, Forgotten-, oder Lost-Places.

Zwangsläufig kommt das den Orten selbst nicht immer zugute. Dabei sind die zunehmenden Zerstörungen nur ein Aspekt. Nur wenige Projekte bieten Informationen oder Hintergründe gepaart mit anspruchsvoller Fotografie. Die Bildpräsentation verkommt oft zur Nabelschau. Am grundlegenden Dilemma von Inhalt und Ästhetik hat sich wenig geändert. Hinzu kommt, dass die alles aufsaugenden Social Media Dienste zwar sehr gut geeignet sind, Inhalte zu verbreiten und zu archivieren, aber dabei natürlich ausschließlich ihren eigenen, kommerziellen Interessen folgen.

War das VIMUDEAP in seinem Zustand in vieler Hinsicht veraltet, blieb es doch für viele ein System, dass ungenutzte Architekturen in einer immer noch sehr passenden Art und Weise präsentierte und eine Alternative für Veröffentlichungen darstellte – das belegen nicht zuletzt die bis heute immer noch hohen Zugriffszahlen.
Die kontinuierliche, positive Resonanz in Emails, bei Vorträgen oder in Gesprächen brachte nicht nur ein Bedauern über das Ende 2006 zum Ausdruck, vielmehr wurde auch sehr deutlich, dass ein grundsätzliches Interesse an der Weiterführung des Projektes besteht.

In den letzten drei Jahren entstanden zahlreiche Entwürfe für ein modernes tablet-kompatibles System. Die Realisierung scheiterte immer wieder daran, dass das VIMUDEAP-Entwicklerteam zu dem Zeitpunkt nur aus mir bestand und auch die HTW Berlin keine Ressourcen bereitstellen konnte.

Um das Projekt dennoch zum Erfolg zu führen, blieben letztlich nur die private Initiative und private Mittel, um einen Programmierer zu beschäftigen, der die Frontend-Programmierung übernahm.
Dank seiner einjährigen engagierten Arbeit und der Bereitstellung von Hard- und Software durch den Studiengang Kommunikationsdesign der HTW Berlin ist es letztlich möglich, im Juli 2014 mit einer neuen Version »an den Start« zu gehen.

Im Zeitraum Mai-Juni 2014 wurde der gesamte Datenbestand neu strukturiert und an die Erfordernisse des neuen Systems angepasst. Die 101 Bildautoren/innen der ersten Projektphase wurden aufgerufen, ihre einstigen Beiträge unter den neuen Bedingungen zu überprüfen.

Die Facebook-Timeline des VIMUDEAP zeigt die Chronologie seit dem Projektstart auf. Neben den Veröffentlichungsdaten neuer Dead Places sind auch die Newsletter, Veröffentlichungen, Medienresonanzen und Projektskizzen verzeichnet. → www.facebook.com/vimudeap

Mit dem Aufmacher »Der Archivar der Toten Orte« veröffentlichte das »rottenplaces Magazin« am 1. Juli 2016 ein ausführliches Interview mit Thomas Kemnitz zu seiner Arbeit rund um das Projekt VIMUDEAP und den Bildband STILLGELEGT, das wir an dieser Stelle ergänzend zu den Informationen oben anfügen möchten.
»rottenplaces.de« versteht sich als erstes und führendes deutsches Onlinemagazin, das sich mit der fotografischen und historischen Dokumentation und Archivierung verfallener, denkmalgeschützter, nicht-denkmalgeschützter Bauwerke und Industriekultur in Deutschland befasst.

Das Interview auf der rottenplaces Website
→ rottenplaces.de/main/?p=22896

Die Magazinversion (online)
→ issuu.com/rottenplaces/docs/rottenplaces_magazin_julil_2016_pri/16

rottenplaces: In diesem Jahr feiert VIMUDEAP 20-jähriges Bestehen. Wie entstand 1996 die Idee, ein virtuelles Museum der Toten Orte, bzw. kollaboratives Archiv moderner Ruinen zu schaffen?

Kemnitz: War das Thema »ungenutzte Architektur« noch vor 25 Jahren die Domäne weniger Künstler und Fotografen, entwickelte es sich mit der Omnipräsenz digitaler Kameras und den fast unbegrenzten Publikationsmöglichkeiten des Internets in unterschiedlichen Ausprägungen auch als Genre der Amateurfotografie. Die Gründe, sich mit der jüngsten Vergangenheit und seinen Bauten zu beschäftigen, sind sicher genauso vielschichtig wie individuell. Auch das »rottenplaces-Magazin leistet einen wichtigen Beitrag, diese Gründe transparent und nachvollziehbar zu machen. An dieser Stelle vielen Dank für die Einladung, meine Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« schildern zu können.

Als ich 1988 als junger Maschinenbau-Student und Hobby-Fotograf die ersten Schwarzweissaufnahmen der Betonrelikte der Trogbrücke des Mittellandkanals bei Magdeburg machte, war meine Leidenschaft für Beton erwacht. Der Betonkonstruktion als fotografisch zu gestaltendem Raum ist die universelle Form- und Verwendbarkeit seiner Werkstoffe immanent. Als modernes Baumaterial des 20. Jahrhunderts repräsentiert er für mich aber auch die aufgewandte Energie und Arbeitskraft. Diese Bauten und ihre Nutzung zeugen von der Anwesenheit von Macht. Durch ihren Verbleib in ungenutztem oder unvollendetem Zustand zeugen sie jedoch von der Abwesenheit von Macht und eröffnen ein »begehbares Zeitfenster«, das zum Durchschreiten einlädt und auch mich fasziniert.

Diese Abwesenheit von Macht bekam mit dem Fall der Mauer 1989 für mich eine völlig neue Dimension. Ich konnte jetzt nicht nur das ungeliebte Maschinenbau-Studium gegen ein Mediendesign-Studium im damaligen Westberlin eintauschen, nein, es gab auf einmal eine Vielzahl überflüssiger Industrieanlagen, Kasernen, Bunker, Kultur- und Sozialbauten, deren Zukunft ungewiss war und die mich magisch anzogen.

Während es anfänglich der Ehrgeiz war, Objekte überhaupt zu finden und zu »sammeln«, um dann mit »einmaligen« Fotos heimzukehren, vollzog sich später ein Perspektivwechsel. Die Parteischule, an deren Hang in den Ferien gerodelt wurde; die untertägige Anlage, die von KZ Häftlingen errichtet wurde und deren Gedenkstätte als Ort für meine Aufnahme in die FDJ diente – und niemand wusste, dass die als verschüttet geltende Anlage längst durch die NVA weitergenutzt wurde; die Kaserne, in der ich meinen Wehrdienst verbrachte; Standorte der Fa. Junkers, die immer wieder meinen Weg kreuzen: als Verwaltungsgebäude der einstigen Berufsschule, als Betrieb der DDR-Luftfahrtindustrie, als verbunkerter Förderturm im Nachbarort. Sie – oder ihre Stellvertreterobjekte – stehen somit für eine Mitverantwortung, das eigene Sein, die eigene Herkunft zu reflektieren, für mich eine »Heimatkunde 2.0«.

Fotografie ist für mich grundsätzlich »Freude am Erkenntnisgewinn«. Neben einem hohen Maß an gestalterischer und technischer Qualität, gehört für mich die Berücksichtigung des Kontexts zwingend dazu. Spätestens, wenn das richtige Licht und die richtige Perspektive gefunden sind, gilt es Fragen zu beantworten: Worin bestand die ursprüngliche Funktion und wie kann deren Ausformung in der aktuellen Lichtsituation hinterfragt werden? Welche Informationen lassen sich aus der Anordnung der Räume oder Gebäude ermitteln? Welche architektur- oder zeitgeschichtlichen Aspekte müssen berücksichtigt werden? Die erstellte fotografische Aufnahme geht somit eine Symbiose mit ihrer genauen Beschreibung und Beschriftung ein. Es ist naheliegend, daß es bei dieser Art Fotografie selten Einzelbilder gibt. Erst das Zusammenspiel mehrerer solcher Bilder ermöglicht die Beschreibung des Ortes. Dieses verlangt zudem nach transparenten und vernetzten Darstellungsformen und -systemen, die die ihnen zugeordneten vielschichtigen Informationen bereitstellen und verknüpfen.

Auch wenn meine Beschäftigung mit dem Thema »ungenutzte Architektur« und die Entstehung und Entwicklung von VIMUDEAP eng mit meiner eigenen Biografie verbunden sind, kann man sie nicht von der Entwicklung des Internets Mitte der 1990er Jahren trennen. Es störte damals nicht, dass man sich umständlich mit einem am Computer angeschlossenen Modem bei einem Provider in das kabelgebundene Telefonnetz einwählen und pro Einwahl oder Minute zahlen musste. Während wir heute schon ungehalten werden, wenn das Smartphone nur ein »E« als Datengeschwindigkeit zeigt, betrug die damalige Standardgeschwindigkeit nur gut ein Fünfzehntel von dieser. Es gab keine Smartphones, keine Sozialen Medien, kein Google Maps und keine Wikipedia, Amazon oder Ebay wurden gerade erst gegründet und – es gab auch kaum Bilder, ein Cyberspace aus Texten und Hyperlinks. Dennoch zog auch mich das Internet sofort als faszinierendes Medium in seinen Bann, da es völlig neue Möglichkeiten des weltweiten Sich-Informierens, des Kommunizierens und Publizierens eröffnete.

Mit der Erkenntnis, dass die Welt voller ungenutzter Bauten ist, die dokumentiert werden müssten, man selbst es aber niemals schaffen würde, war die Idee schnell geboren, sich die Arbeit zu teilen und die Arbeitsergebnisse auf einer gemeinsamen Plattform im Internet zu sammeln und zu präsentieren. Die Idee fand Anklang an der bildo Akademie für Kunst und Medien, an der ich studiert hatte und zu dem Zeitpunkt arbeitete. Deren damaliger Provider, die »Internationale Stadt Berlin« stellte als Deutschlands erste Online-Community einfache Tools zur Verfügung, um auf der Basis von Perl-Skripten eigene interaktive Funktionen umzusetzen – VIMUDEAP erblickte das Licht der Welt.

Der Arbeit genau dieser vielen »Gleichgesinnten« ist es zu verdanken, dass in 20 Jahren eine anspruchsvolle Sammlung entstanden ist, die nicht nur ungenutzte Bauten präsentiert, sondern ein spezielles Abbild unsere Welt liefert, das Fragen aufwirft. Diese Fragen zu stellen und eine Infrastruktur zu bieten, mögliche Antworten zu publizieren, wird ein Teil der Zukunft von VIMUDEAP sein.

rottenplaces: Die VIMUDEAP-Plattform bekam nach vielen Jahren 2014 ein vollkommen neues Backend, aber auch eine ansprechende, schlichte Nutzeroberfläche. Warum lag das Projekt so viele Jahre nahezu brach?

Kemnitz: Nachdem die 1996er Version mit der Etablierung als Forschungsprojekt an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ab 1999 durch eine datenbankgestützte Version ersetzt wurde, wuchs das System kontinuierlich. 101 Autoren haben 4.399 Bilder von 247 Toten Orten aus 27 Staaten zusammengetragen. Entstanden war eine inhaltlich und fotografisch anspruchsvolle Sammlung. Was nach Außen nicht sichtbar wurde, war der Umstand, dass die gesamte technische und redaktionelle Arbeit auf meinen Schultern lastete.

Oft gab es gute Informationen, aber nicht ganz so gute Bilder oder umgekehrt. Um das angestrebte Qualitätsniveau zu halten, waren viel Korrekturarbeit und Kommunikation nötig. Kein Bild, dass ich nicht noch einmal »angefasst« habe. Da ich kaum noch zu eigenen Bildarbeiten kam und auch eine technische Überarbeitung dringend notwendig wurde, wollte ich lieber ein völlig neues System entwickeln, um das Bild selbst mehr in den Mittelpunkt rücken. Erste Versionen unter dem Label »Modern Ruins Images« entstanden und bauten auch auf dem VIMUDEAP-Pool auf.

Letztlich entstand 2009 die Onlinebildagentur LUMABYTES, die einen neuen Bildpool aufbaute und sich an professionelle Bildverwerter richtete und auch heute noch erfolgreich existiert. Letztlich überwog bei mir doch das Interesse an Inhalten und historischen Zusammenhängen, das 2011 in die Gründung des Vereins »Orte der Geschichte« mündete. Da die dort geplante Onlinedatenbank aus verschiedenen Gründen in absehbarer Zeit nicht umgesetzt werden konnte, verließ ich den Verein wieder und investierte die bereits geleistete eigene Arbeit in eine neue VIMUDEAP-Version, die seit 2014 mit einer zweiten Sammlungsphase online ist und auch den ursprünglichen Bildpool enthält.

rottenplaces: Wenn du die Jahre zurückblickst, wie war die Außenwahrnehmung des Projektes im Allgemeinen und welche Erfahrungen hast du persönlich mit selbigem sammeln können?

Kemnitz: Das System verblieb acht Jahre lang im Zustand von 2006, dem Ende der ersten Sammlungsphase. Sowohl in der ersten Phase, als auch in der Pause gab es durchweg sehr positive Resonanzen. Die Medien berichteten, Veröffentlichungen erfolgten und ich war Gast in mehreren Veranstaltungen zum Thema. Mit der fortschreitenden Entwicklung des Internets und des Themas selbst ergaben sich für alle, die sich dem Thema verschrieben hatten, unzählige weitere Möglichkeiten, sich auszutauschen und zu publizieren. Einen Teil übernahmen die Sozialen Medien und es entstanden viele anspruchsvolle neue Projekte – wie bspw. »rottenplaces«. Es hat mich die gesamte Zeit über sehr gefreut, dass es dennoch ein ungebrochenes Interesse an VIMUDEAP gab, was letztlich auch zum 2014er System führte.

rottenplaces: Ein nicht unerheblicher Bereich der Plattform neben dem „Atlas der Toten Orte“ ist die Rubrik „Perspektiven“. Hier werden dem Besucher unterschiedliche, teilweise künstlerische Blickwinkel anderer Fotografen präsentiert. Was genau hat es damit auf sich und auf wen oder was kann man sich zukünftig freuen?

Kemnitz: Während der »Atlas« die Orte selbst in den Fokus rückt, soll der Bereich »Perspektiven« Raum zur Reflexion bieten. Wie ich eingangs schon erwähnte, ist auch mit VIMUDEAP ein System entstanden, dass einen besonderen Blick auf uns und unsere Gesellschaft wirft. Dieser »Zustand der Welt« wirft Fragen auf. Die »Perspektiven« sind der Bereich innerhalb des VIMUDEAP, an dem diese Fragen gestellt und auf verschiedenste Art und Weise beantwortet werden können.

Die Formen können dabei sehr unterschiedlich sein. Mit Online-Ausstelllungen präsentiere ich künstlerische Positionen zum Thema »ungenutzte Architektur«. Noch in diesem Jahr wird es eine Onlineausstellung des in Leipzig und Berlin lebenden Fotografen Louis Volkmann geben. Für 2017 sind weitere angefragt. Natürlich kann jeder auch für diesen Bereich eigene Arbeiten einreichen. Das müssen auch nicht immer Bildarbeiten sein.

rottenplaces: VIMUDEAP ist nahezu die einzige Plattform, die mit dem „Atlas“ nicht nur einen Blick auf die gesamten erfassten „Toten Orte“ bietet, sondern zu jedem Positionsmarker diverse Informationen und Interaktionsmöglichkeiten bereithält. Wie man sich vorstellen kann, stößt dieses Modul nicht nur auf Zuspruch. Gerade geistige Brandstifter, die den Sinn und die Wichtigkeit solcher visuellen Archive nicht verstehen, laufen Sturm. Wie ist deine Meinung dazu?

Kemnitz: Als Plattform, die »places« im Namen führt und eine ersthafte Auseinandersetzung mit ungenutzter Architektur möchte, kann man sich um die genau Benennung von Funktion und Ort nicht drücken. Schon in der ersten Version war jedem Objekt ein Satellitenbild zugeordnet. Dieses war nicht als Anfahrtsskizze gedacht, sondern sollte, neben einer räumlichen Einordnungen, auch einen Perspektivenwechsel ermöglichen – ähnlich der heutigen Verwendung von Flugaufnahmen von Foto-Drohnen. Da 2014, also nach 8 Jahren Pause, die Standorte aller bisher veröffentlichten Objekte als bekannt anzusehen waren, entstand ein Atlas mit dem genauen Standort auf der Basis von Google Maps. Bei allen Veröffentlichungen danach verfahre ich folgendermassen.

Stimmt der Eigentümer zu oder ist der Ort allgemein bekannt, wird die genaue Koordinate eingetragen. Ist eine Veröffentlichung des Objektes grundsätzlich verantwortbar, erfolgte diese mit »Koordinate auf Anfrage«. Hat der/die Anfragende bereits etwas zum VIMUDEAP beigetragen, erfolgt in der Regel die Weitergabe der Koordinaten. Das halte ich für fair und im Interesse aller. Auch in meinem Offline-Archiv schlummern noch viele Objekte, bei denen eine Veröffentlichung noch warten muss, um diese zu schützen. Das gleiche trifft für eingereichte Objektvorschläge zu.

rottenplaces: Wohin wird sich VIMUDEAP zukünftig entwickeln? Setzt du auf Bewährtes oder beobachtest du neue digitale Wege und Möglichkeiten?

Kemnitz: Tote Orte, die es mit Systemen wie VIMUDEAP zu bewahren gilt, wird es immer geben. Damit steht die Fortführung der bisherigen Sammlung weiterhin im Mittelpunkt. Wie ich zum Bereich »Perspektiven« schon erwähnte, soll jedoch mehr Raum für Reflexion geschaffen werden. Reflexionen, die den bisherigen »Blick zurück« mit dem Blick auf »das Jetzt« und »das vor uns« verbinden.

rottenplaces: Wer die Plattform VIMUDEAP mit seinem Fachwissen, Bildmaterial, historischen Dokumenten oder womit auch immer unterstützen möchte, welche Möglichkeiten gibt es?

Kemnitz: Das System VIMUDEAP stellt eine Infrastruktur bereit, um sich aktiv zu beteiligen. Als angemeldete*r Nutzer*in kann man vorhandene Objekte mit eigenen Bildergalerien, Kommentaren, Links, Videos oder Dokumenten ergänzen. Diese Ergänzungen erfolgen direkt auf der Seite des jeweiligen Objektes und die Veröffentlichung ist unmittelbar. Im Account-Bereich gibt es die Funktion »Dead Place vorschlagen«, um eigene, neue Objekte vorzuschlagen. Um etwas zu übermitteln, was nicht direkt einem Ort zuzuordnen ist – wie bspw. Bilder für eine Onlineausstellung, Texte für den Bereich »Perspektiven« oder einfach nur etwas, wofür man innerhalb des Systems noch keinen Platz gefunden hat – geht das über die Punkte »Bilder-« bzw. »Dokumente übermitteln«, ebenfalls im Account-Bereich.

rottenplaces: Im letzten Jahr ist der Bildband STILLGELEGT erschienen, in dem du gemeinsam mit den Fotografen Robert Conrad und Michael Täger 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa publizierst und der Allgemeinheit näher bringst. Zufrieden mit dem gedruckten Ergebnis?

Kemnitz: Als die Anfrage des Dumont Reiseverlages kam, ob ich Interesse habe, einen Bildband zum Thema »Verlassene Orte« zu erarbeiten, war ich erst gar nicht begeistert. Wie ich bereits erwähnte, entstehen bei meiner fotografischen Arbeit eher Ergebnisse, die nach digitalen, verknüpften Präsentationsformen verlangen. Da schien das Medium Bildband gar nicht zu passen. Erst die Nachfrage bei den beiden engagierten VIMUDEAP-Autoren Robert Conrad und Michael Täger und deren Interesse und Zusage gaben den Startschuss, sich diesem Projekt zu stellen. Als nach mehrmonatiger, intensiver Arbeit dann das gedruckte Ergebnis vorlag, war ich doch sehr stolz und zufrieden, dass sich das Thema auch als Bildband aufbereiten lässt, der sich zudem gut verkauft und auch in den Medien Beachtung findet.

rottenplaces: Anders als bei ähnlichen Bildbänden zum Thema gliedert sich STILLGELEGT in fünf klar strukturierte Bereiche und zeigt neben sorgfältig ausgewählten Panoramaansichten, faszinierenden Detailaufnahmen auch historische Informationen zu jedem Objekt. Hattet ihr bei der Gestaltung freie Hand oder gab es spezifische Vorgaben vom Verlag?

Kemnitz: Das Kernteam bestand aus der Redaktion im Verlag, den Designern der Berliner Agentur »Polygraph Design« und mir, als Schnittstelle zu meinen Fotografen-Kollegen. Der Verlag gab die Kriterien vor, die so ein Buch erfüllen soll. Wir Fotografen wählten aus unseren Pools rund 1100 Bilder von 180 Objekten aus 25 Ländern aus und stellten diese zur Diskussion. Daraus wurde ein Grobkonzept erstellt und die Redaktion und die Designer wählten die ersten Bilder aus und die ersten Layouts entstanden. Es folgten vier Monate intensiver Arbeit und das Grundprinzip blieb erhalten: die Konzeption wurde gemeinsam weiter verfeinert, wir Fotografen schlugen darauf abgestimmt Bilder und Objekte vor, die Designer wählten aus und gestalteten und stellten das Ergebnis der Redaktion und uns Fotografen vor. Als wir Fotografen unsere 100 Texte zu den ausgewählten Objekten fertig hatten, kamen eine Lektorin und zwei Autoren für den Einführungstext und die Kapiteleinführungen mit ins Boot. Die letztliche Entscheidung lag immer bei der Redaktion.

rottenplaces: Bemerkenswert im Bildband ist auch die Tatsache, dass es sich bei den veröffentlichten Objekten um Bauwerke im Moment des Stillstands, Relikte im Dornröschenschlaf oder ruinöse Zeitzeugen handelt, die die Phase des Überganges zwischen Nutzen und endgültigem Verfall oder Verschwinden zeigen – und nicht, wie gewöhnlich besenreine Herrenhäuser oder kunstvolle Sakralbauten. Man könnte sagen, STILLGELEGT ist der Bildband zu VIMUDEAP – oder wäre das ein zu oberflächlicher Vergleich?

Kemnitz: Nein dieser Vergleich ist völlig gerechtfertigt. Wir wollten mit dem Buch nicht vorrangig der Morbidität frönen, sondern ein illustriertes Geschichtsbuch schaffen. Ich denke, das ist gelungen.

Das Interview führte André Winternitz

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Changes are the driving forces for human development. This is reflected as well by geographical locations and their architecture. The dynamic of such changes is clearly seen in the buildings erected over the last 250 years which have been determined by industrialisation, two world wars, the cold war, de-industrialisation, globalisation and demographic change. The switch between use and non-use is also part of this process.

And it’s the buildings of this period which are no longer used which stand at the centre of the VIMUDEAP project. The non-use itself can be a temporary or permanent state, with this state representing a final opportunity for the affected location to become re-used or to disappear.

Technical graphic media can be used to transform this state into a »dead place«, in other words the transformation of a geographical location of the industrial or information era and no longer in use into the collaborative on-line system VIMUDEAP. At its core stand geo-coded compositions of documentary or staged photographs and videos, which are linked to contributions and documents concerning the history of the location’s construction or use.

As a research project in the Communications Design course at the University of Applied Sciences (HTW) in Berlin, it was aimed at collating dead places globally, presenting them from different angles and to provide cause to reflect. It also demonstrated a method of depicting the reasons and grounds for their lack of use.
A framework was thus made available to promote topic-related communication which can be used for further research work.
VIMUDEAP does not see itself as a cemetery for dead places. On the contrary, it is a living system which not only delays the supposed end of a geographical location, but also allows it to continue to exist.

The VIMUDEAP team views its task as ensuring that the contributions do justice to the disused location and provide it with a fitting monument. This entails ensuring that only high quality media with significant content and technical form are published. The information used must be as accurate as possible, concerning both the object depicted and the location itself, its construction and its history. A further aim is to depict the presentation of a dead place in such a manner that the rights of the location’s owner are respected.

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From Thomas Kemnitz: I would like to preface the start of a further phase of the project in July 2014 with the following review.

»»Dead Places« presents a collection of digital photos of buildings on the Internet whose original purposes no longer exist and yet they continue to exist, regardless of societal and social changes.«
In 1996, this definition was the starting point of a research project at the Berlin »bildo akademie für Kunst und Medien« which was entitled »Virtual Museum of Dead Places - ViMuDeaP«. The first version formed a component of the International City of Berlin, Germany’s first online community.

Since 1999 VIMUDEAP (the now customary form) has been incorporated into the Communications Design course at the Berlin Hochschule für Technik und Wirtschaft. By 2006 it had further developed to become a collaborative online image and facility databank with an editorial staff: the images and information collected were available as a global image archive for research, reflection and communication purposes.

This period of the project saw the creation of the first image pool: 101 contributors provided 4399 images of 247 dead places from 27 countries. This represented an ambitious collection, both by content and of the actual photographs, »which functions like an underground labyrinth in the present and is correspondingly linked spiritually with other websites« - Michael Althen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, No. 230, 2005, page 48.

Since 1996 the aim has been to combine content and an aesthetic sense within an online system, on the one hand, for the hobby historian who backs up his research with his own amateurish photos and, on the other, for the more professional photographer who captures the aesthetics of decline in more demanding photos, but who cannot or will not provide relevant background information.

Since the end of the project in 2006 the online world has changed substantially. Social media platforms, such as Facebook or Flickr have come about, and countless enthusiastic websites and communities now devote themselves to the subject of forgotten places. Urban exploration has now become a mass sport, while it’s even possible to book tours to abandoned locations via special agencies. As a result of this development, there are now millions of photographs of abandoned, decayed, forgotten and lost places.

However, this is not necessarily a positive development for the locations themselves: the increasing degree of destruction is only one aspect here. And only very few projects provide information and background material coupled with quality photographs. Often, the photographs depict rather an inward looking attitude of the photographer at himself. Little has actually changed with the conflict between content and aesthetics. In addition, the social media services may well be ideally suitable for disseminating content, but in the end they are primarily concerned with pursuing their own commercial interests.

While VIMUDEAP may, in many respects, be »old fashioned« in its presentation, it remains for many, however, a system which has presented abandoned architectural forms in a manner which is still very acceptable and has been an alternative method of publication, as confirmed by the high number of hits on its website.
The continuous, positive feedback via emails, at lectures or in conversations brought to light not only a feeling of regret at the end of 2006, but also indicated that there was a significant degree of interest in pursuing the project.

Numerous versions have been developed over the last three years towards creating a tablet-compatible system. The reason why this failed to come to fruition lay in the fact that the VIMUDEAP development team consisted at this time only of myself, and the Berlin HTW was unable to provide any resources.

In the end, the only way of bringing the project to a successful end was by means of private initiative and financial means in order to employ a programmer to handle the front-end programming.
But now, thanks to the programmer’s hard work over the last year and the provision of hardware and software by the Communications Design course at the Berlin HTW, I can now report that a new version will become available in July 2014.

The complete database has been restructured during May and June 2014 and adapted to the new system requirements. The 101 photographers who made their work available for the first version have now been called upon to review their original contributions to adapt them to the new version.

Please see also our Facebook timeline for more details:
→ www.facebook.com/vimudeap.

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Изменения являются движущей силой развития человека. Географические места и их архитектура не в последнюю очередь свидетельствуют об этом. Особенно ярко эта динамика развития видна в зданиях последних 250 лет, сохранивших отпечатки эпохи индустриализации, двух мировых войн, холодной войны, деиндустриализации, глобализации и демографических изменений. Смена фаз использования и неиспользования является частью этого процесса.

В центре внимания проекта VIMUDEAP стоят неиспользуемые здания этой временной эпохи. При этом неиспользование здания может представлять собой промежуточное или конечное состояние. Нынешнее состояние возможно предоставляет последнюю возможность проанализировать место, находящееся в процессе изменения, до возобновления его использования, или его полного исчезновения.

При помощи визуальных инструментов, как фотография, это состояние можно преобразить и превратить в так называемое »мертвое место«. Мертвое Место – это превращение заброшенного географического места эпохи промышленности и информационных технологий в комплексную онлайн-систему VIMUDEAP. Ее суть заключается в подборе и геокодировании документальных и инсценированных фотографий и видеоматериалов, сопровожденных статьями и документами об истории постройки и использования того или иного объекта.

Данный проект был создан в рамках исследовательского проекта студентов коммуникативного дизайна Высшей Школы Экономики и Техники города Берлин (HTW Berlin). Цель проекта состоит в том, чтобы глобально собрать,представить и проанализировать различные Мертвые Места, а также отобразить контекст и причины их неиспользования.
В рамках проекта была разработана и предоставлена к использованию инфраструктура, способствующая коммуникации на данную тематику. Кроме того, заложенная основа может быть использована для дальнейших исследований.
VIMUDEAP не считает себя кладбищем Мертвых Мест. Это »живая« система, которая не только отсрочивает предполагаемый конец географического места, но и позволяет ему »продолжать жить«.

Команда VIMUDEAP внимательно следит за тем, чтобы опубликованные материалы соответствовали и воздавали должное тем неиспользуемым географическим местам, о которых они рассказывают. Поэтому к публикации допускаются только медиальные материалы, имеющие высокое качество содержания, технической и визуальной обработки, а также предоставляющие подробную информацию об изображенных местах, их географическом расположении и истории постройки и использования. Кроме того, при презентации Мертвого Места, придается большое значение уважению прав владельца соответствующего объекта.

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Перед началом следующей проектной фазы в июле 2014 хотелось бы немного оглянуться назад. Томас Кемниц.

»Мертвые места – это сохраненные в интернете изображения архитектурных творений, которые потеряли всякое назначение и тем не менее продолжают существовать – независимо от развития в общественной и социальной среде.«
Это определение было отправной точкой для реализации исследовательского проекта в Берлинской »Академии Искусства и Медиатехнологий« (bildo akademie für Kunst und Medien) в 1996 году. Проект носил название »Виртуальный Музей Мертвых Мест - ViMuDeaP«. Первая версия стала частью Интернационального Города Берлин (Internationale Stadt Berlin) – первого онлайн-сообщества Германии.

С 1999 года VIMUDEAP является неотъемлемой частью кафедры коммуникативного дизайна Высшей Школы Экономики и Техники города Берлин (HTW Berlin). В период до 2006 года проект развился до обширной онлайн-базы данных для изображений и объектов, которая предоставляет собранные материалы в виде глобального архива для информационного поиска и коммуникации.

В течение этого проектного периода 101 автор предоставил 4399 фотографий 247 Мертвых Мест из 27 различных стран мира. Таким образом образовалась первая колекция, которая »...действует как пещерный лабиринт и объединяется в духовную сеть с другими веб-страницами« (Михаель Альтен, Frankfurter Allgemeine Zeitung 230/2005, S. 48)

Начиная с 1996 года главной целью было обьеденение содержания и эстетики внутри одной онлайн-системы: с одной стороны стоял историк (-любитель), который подтверждал свои исследования (любительскими) фотографиями, с другой стороны – фотограф, который запечатлял эстетику разрушения в высококачественных фотографиях, но редко мог предоставить соответствующую информацию к объектам.

После конца проекта в 2006 году онлайн-мир сильно изменился. Появились такие социальные медиа-платформы, как Facebook или Flickr. Множество веб-страниц и сообществ посвящают себя теме покинутых мест. Городские исследования (urban exploring) стали массовым спортом. Специальные агенства предлагают фототуры к заброшенным географическим местам. Миллионы съемочных материалов покинутых, гниющих, забытых или потерянных мест символизируют это развитие.

Такая популярность не всегда идет на пользу самим объектам. Возрастающее разрушение – это только один из многих аспектов. Лишь немногие проекты предлагают информацию в совокупности с качественным фотоматериалом. Презентация фотографий больше напоминает самолюбование. Мало что изменилось касательно основопологающей дилеммы содержания и эстетики. Стоит добавить, что всепоглащающие социальные медиа-платформы, хоть и очень удобны для распространения и архивирования информации, в первую очередь преследуют исключительно свои собственные коммерческие интересы.

Хоть VIMUDEAP и устарел во многих отношениях, для многих он оставался системой, которая представляла устаревшие архитектурные творения очень подходящим способом и являлась альтернативой для публикаций – это не в последнюю очередь доказывают и по сей день достаточно высокие показатели посещаемости. В постоянных положительных отзывах в электронных письмах, на докладах или при личных разговорах было заметно сожаление о конце проекта в 2006 году. Этот факт свидетельствует о большой заинтересованности в продолжении проекта.

За последние три года создавалось множество эскизов и набросков для современной системы, пригодной для работы на планшете. Реализация каждый раз терпела неудачу из-за того, что проектная команда VIMUDEAP на тот момент состояла только из меня одного, и Берлинская Высшая Школа Экономики и Техники (HTW Berlin) не могла предоставить необходимые ресурсы.

Чтобы все-таки привести проект к успеху оставались только личная инициатива и личные средства для найма программиста. Благодаря его работе и предоставлению необходимого оборудования и системного обеспечения кафедрой коммуникативного дизайна Высшей Школы Экономики и Техники (HTW Berlin) у нас появилась возможность запустить новую версию проекта в июле 2014 года.

В течение мая и июня 2014 года состоялась реструктуризация всей базы данных и ее адаптация к требованиям новой системы. Те самые 101 автор из первой проектой фазы были призваны проверить свои прежние материалы в соответствии с новыми условиями.

Временная шкала на странице VIMUDEAP на Facebook показывает хронологию проекта с его начала. Кроме публикаций новых Мертвых Мест тут можно найти рассылки, публикации, отзывы и проектные наброски.
→ www.facebook.com/vimudeap.

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