Richtfunkstelle Magdeburg

Richtfunkstellen der GSSD/WGS konnten in geschützten Typobjekten untergebracht werden. Den baulichen Kern bildeten unter anderem Fertigteilbunker der Typen USB, SBK oder SBU. Ihre Anordnung und Anzahl richtete sich nach dem Umfang der sicherzustellenden Verbindungen bzw. der Ausführung als Relais- oder Endstelle. Davon hing die Anzahl der für den Betrieb notwendigen technischen Komponenten, wie Sender und TF-Technik, ab.

Die Bunker aus Fertigteilelementen bildeten ein einfaches Schutzbauwerk, das in offener Bauweise errichtet wurde. Das Schutzkonzept war meist auf die Wirkung leichter Infanteriewaffen und/oder die Druckwelle nuklearer Detonationen ausgelegt.
Bei wichtigen Knotenpunkten berücksichtigte der Schutzgrad zusätzlich die Wirkungen einiger (nicht aller) chemischer Kampfstoffe.

Das hier vorgestellte Objekt war eine Endstelle im Richtfunknetz zur Führung der GSSD. Der Stab der 3. Stoßarmee in Magdeburg war, bedingt durch die topografische Lage, nicht quasioptisch zu erreichen. Um dennoch eine sichere Verbindung zu den unterstellten Verbänden und Truppenteilen, zum vorgesetzten Stab in Wünsdorf, oder zu gleichgestellten Vereinigungen (Armeen) zu halten, bedurfte es dieses topografisch erhöhten Punktes um Richtfunkverbindungen im 45 km - 60 km Raster sicherzustellen.

Zudem war es militärisch untersagt, direkt über bestimmte Gebiete zu »strahlen«, z.B. Berlin (West). Ebenso war es untersagt, die Neben- oder Hauptkeulen der geträgerten Systeme in bestimmten Winkeln auf die BRD zu richten, weil diese Verbindungen dann noch besser abzuhören waren.
Daher kamen bei der Lage Magdeburgs und des Stabes der 3. Stoßarmee auch nicht alle Punkte in der Umgebung Magdeburgs für so einen Transmitterpunkt in Frage.

Das Objekt war per Kabel mit der Nachrichtenzentrale des Stabes der 3. Stoßarmee verbunden. Die Signale wurden im Schutzobjekt umgesetzt und als PPM geträgertes Richtfunksignal auf die Reise geschickt.
Von diesem Punkt und einer Stütznachrichtenzentrale bei Schönebeck/Elbe gab es dann weitere Verbindungen in das kabelgestützte Grundnetz und das Richtfunkgrundnetz der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.

Während bei den Kabelverbindungen auch gemietete Kapazitäten der Deutschen Post der DDR genutzt wurden, waren die Richtfunkverbindungen streitkräfteeigene Richtungsverbindungen.

Peter Rentsch,  30.07.2014

Die in den Texten verwendeten Abkürzungen stehen für

USB - Deckung/Unterstand aus vorgefertigten Stahlbetonbogenelementen
УСБ - Укрыте Сборное Бетонное арочные элементов

SBK - Stahlbetonelementedeckung
СБК - Сборное ЖелезоБетонное Комплект

SBU - Stahlbetonanlage aus vorgefertigten Elementen
СБУ - Сборное ЖелезоБетонное Укрыте

Peter Rentsch,  30.07.2014

Peter, vielen Dank für die militärtechnischen/-historischen Informationen und Übersetzungen. Grüsse : Thomas

Thomas Kemnitz,  31.07.2014

Der Bau und die Inbetriebnahme des Objektes Niederndodeleben war Mitte 1971 erfolgt. Was für die Betriebsführung der Nachrichtenverbindungen noch fehlte, war eine Verbindung zum Stab der 3. Stossarmee (SA) in Magdeburg und zur abgesetzten Richtfunkstelle, die von Kräften des Nachrichtenregimentes der 3. SA bedient wurde. Diese Verbindung sollte, wie in "einer Art Ferntastung" bei Funksendern auch hier über ein festes Kabel erfolgen. Das Kabel verlief vom Stabd der 3. SA der GSSD als Endteilnehmervariante bis in die Kabeleinführung der Richtfunkstelle. Den Bau unterstützte man mit eigenen Kräften in Mannarbeit, soll heissen mit Soldaten. Das Kabel selbst wurde bis zu einem Übergabepunkt von der Deutschen Post gebaut, betrieben und per Mietvertrag als "angemietete Leitung" betrieben. Das Kabel und dessen Verlauf wurde demnach in den Kabelkatastern der Plankammern der Deutschen Post geführt. Betrieb und Unterhaltung, aber auch Trassenschutz erfolgte bei Beschädigungen durch Kräfte der Deutschen Post, die GSSD Nachrichtenverwaltung in Wünsdorf bezahlte auf Basis eines Regierungsabkommens aus 1969 solche Kabellinien wie ein Mieter-/Auftraggeberverhältnis. Die verlegte Trasse war eine 24 Kanal-Trasse also mit einem Grenzwert von 108 kHz nutzbar, um die 24 Kanäle des Richtfunkknotens über ein TF Kabel nutzen zu können.

Das Kabel wurde unter der Projektbezeichnung "Projekt 1058" geführt und fand als SOK 1058 Eintrag in das SOK Kataster der Bezirksdirektion der Deutschen Post Magdeburg.

In der Regel erfolgten die Beantragung von schaltbaren Verbindungen, wie auch der Wunsch zur Unterstützung gebündelt über eine Struktur bei der Nachrichtenverwaltung der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland. Diese gab ihre "Forderungen und Wünsche" entweder über den Chef des Stabes der Gruppe an die NVA (wenn's schnell gehen musste und man schnelle Reaktion erwartete" oder auch im Rahmen von "Abstimmungslisten und Anforderungen" an die Mitarbeiter im Bereich BNK, BmV (die Bezeichnungen wechselten im Verlaufe der Jahre). beim Ministerium für Post-u. Fernmeldewesen. Diese speziell geschulten Fachkräfte (versuchten) die Interessen der NVA und der verbündeten Streitkräfte beim jeweiligen Staatspostunternehmen durchzusetzen, was angesichts der großen Anzahl von Schaltwünschen nicht ganz einfach war.

Zwischen HA-1 (BNK, BmV, oder früher Koorodinierungsgruppe) erfolgte dann ein Abgleich der Schaltwünsche aus den Jahrenlisten mit bestehenden Schaltvarianten und natürlich auch die Prüfung der Machbarkeit der Schaltungen, denn das Nachrichtennetz über Kabel war in vielen Regionen stark beansprucht und es gab große Probleme die hohen Anzahlen an gewünschten Schaltrichtungen und Zielregionen in Übereinstimmung zu bringen. Im Betrachtungszeitraum waren das, zusätzlich zu den streitkräfteeigenen Kabelnetzen der GSSD, bis zu 1350 weiteren Kabelverbindungen, nicht nur zwischen einzelnen Orten, sondern auch den Standorten der einzelnen Strukturelemente (Btl. Regimenter Divisionen) zu deren unterstellten Einheiten u. Truppenteilen, aber auch zu den Vorgesetzten. Man kann sich vorstellen, welch Aufwand es mit sich brachte, den vorgeschobenen Funktechnischen Posten "X" mit einem Stab in Torgau, quasi durch die ganze Republik zu verbinden. Das geschah meist als Dauerleitung, war also nach der Schaltung fest für den Nutzer verbucht und "entnahm" den wenigen Kabelkapazitäten in manchen Regionen natürlich viel Operativität in den Netzen.
SOK 1058 war aber eines der "kurzen" und unproblematischen Kabel als Endpunkt zu Endpunkt-Verbindung.

Zumindest ist mit dem Verlegen Ande 1971 klar, wann der Punkt Niederndodeleleben als ständiger Richtfunkknoten in Betrieb ging.

PR 11-2019

Peter Rentsch,  26.11.2019

Zweigleisig, neben dem Bau des Richtfunkobjektes, erfolgte das Ausheben der Kabelgräben für das oben genannte SOK, in Richtung Magdeburg und die Verlegung des Kabels selbst.

An einem Übergabepunkt wurde das SOK an die Betriebsabteilung der Richtfunkstelle technisch und organisatorisch (mit Messprotokoll) übergeben.

Das Kabel verlief in Richtung Magdeburg bis in die Beimsstraße. Der Ausbau des SOK war zeitlich schneller verlaufen als der Bau des Richtfunkknotens, obwohl hier die gleichen Probleme im dicht besiedelten Gebiet vorhanden waren, wie heute auch (Handschachtung, Kabelgräben, Schaltschächte, Baustellen, Strassensperrungen wenn Kabel ünter eine bestehende Strasse verlegt werden mussten.

Das machte die Angelegenheit für die Mitarbeiter der Post im Kabelbaubezirk nicht einfacher, meist waren die Kosten für solche Vorhaben entsprechend hoch.

Die Kosten des Ausbaus beliefen sich auf 557 tsd. Mark der DDR.

Stand 12-2019

Peter Rentsch,  19.12.2019

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