Munitionsdepot Hammelspring

Schon das Satellitenbild bild läßt erkennen, daß es sich um ein Depotgelände handelt. Ein breiter Sperrgürtel und regelmäßig angeordnete große Gebäude. Der Sperrgürtel besteht aus einem Innen- und Außenzaun dazwischen: abgetragener Mutterboden, Brandenburger Sandboden und regelmäßige Behandlung mit Pestiziden - noch heute hat die Natur es schwer, hier wieder Fuß zu fassen. Die 25. Panzerdivision, stationiert im nahen Objekt Vogelsang (Bilder zu diesem Objekt sind in Vorberetung), lagerte ihre Munition hier.

Spektakulär sind die Gebäude auf dem Gelände nicht: große Hallen mit ausgemauerten Stahlbetonträgern und -stützen, Asbestdächer, Holz- oder Stahltore, an 3 Seiten ein haushoher Edwall. Keine der Hallen konnte durchfahren werden. Der Erhaltungszustand ist erstaunlich gut.

Denkt man an ein Munitionsdepot, entwickelt sich zuerst die Vorstellung von starken Wach- und Sicherungsanlagen. Doch dieser Eindruck trügt. Im Vordergrund steht der Brandschutz. In einem dichten, regelmäßigen Raster sind parallel zu den Hallen Löschwasserzisternen, Sandkästen und diverses anderes Feuerlöschgerät vorhanden.

Im Wachgarten hinter dem Wachgebäude trohnt ein riesiger roter Stern flach auf einer Klärgrube. Möglicherweise sollten dadurch Beobachter aus dem All unmißverständlich sehen, wer hier das Sagen hat :-) .

Interessant wäre es noch zu erwähnen, daß die Einheiten, für die die Munition bestimmt war, selbst für das Be- und Entladen zuständig waren. Vermutlich für diese befindet sich noch vor der eigentlichen Einfahrt ein Areal mit Wegen, Feuerstellen und einem Toiletten-Schuppen aus Wellblech. Möglicherweise wurden Zelte für die Unterbringung aufgestellt. Genau in diesem Gebiet befindet sich auch ein Sandkastenmodell, daß die Lage der einzelnen Hallen im Objekt (mit Nummern versehen) wiedergibt. Sicher zur Einweisung des Verladepersonals, von Besuchern oder auch der Wache. Ein ähnliches Modell vom Objekt befindet sich auch auf dem Kasernengelände in Vogelsang.

Meinen Dank an dieser Stelle an Herrn Groß von der BBG für die Genehmigung und Dirk Heuschke für Begleitung und Informationen.

Thomas Kemnitz,  20.11.2000

Ich bin zwar kein Militärstratege und war auch nicht mit operativer Planung befasst, ich meine aber einige Details zur Standortfrage sagen zu können.

Ausgehend von der Lage nach dem 2. Weltkrieg und der in den Konferenzen von Jalta und Teheran gefaßten Beschlüsse der Alliierten zur Aufteilung Deutschlands, war der Raum nördlich Berlins (Gransee aufwärts) von besonderer operativer Bedeutung.
Durch die geographische Lage und die topographischen Besonderheiten der möglichen Einsatzräume jenseits der Grenze der späteren DDR, war die Dislozierung (Stationierung) starker Panzerverbände in dem Raum maßgebend.
Ausgehend von der Haupteinsatztrichtung operativer Bestimmung, wurden nach 1945 vorwiegend ehemalige Standorte der Wehrmacht die Hauptstandorte der späteren 2. (Garde)-Panzerarmee bezogen.

Die Haupteinsatzrichtung operativer Bestimmung muß außerdem im Zusammenhang mit den topographischer Besonderheiten der weiteren Stoßrichtungen gesehen werden:
1. die Hamburger Operationsrichtung (kein panzergängiges Gelände)
2. Die Besonderheiten im Harz: die Richtung Lychow-Dannenberg, auch als Lychower Balkon bezeichnet.

Neben einer Stoßarmee mit Hauptdislozierung Magdeburg und Region, war die 2. Gardepanzerarmee Hauptträger dieser operativen Gruppierung. Deshalb befanden sich auf relativ eng begrenzten Räumen (Neuruppin, Gransee, Fürstenberg, Vogelsang) eine enorm schlagkräftige Armee. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die Stationierungsorte dieser Armee neben stark offensiv handelnden Panzerverbänden, auch die unterstützenden Truppenteile und Einheiten dort disloziert waren. Dazu zählten ab 1957 zweifelsohne auch Einheiten des Kernwaffeneinsatzes auf Divisions-, Armee- und Frontebene.

Ausdruck dessen sind u.a. die Standorte Himmelpfort, Neuthymen, Wokuhl oder die Specker Heide. Alle genannten Standorte haben gemäß der operativen Planung zum KW-Einsatz und des jeweiligen Standes der Militärtechnik (Treffgenauigkeit, Einsatz/ Zielorte und Reichweite) eine minder lange Bedeutung als Stationierungsort gehabt.

Fürstenberg

  • Stab der 2. Gardepanzerarmee bis zum Abzug
  • 5. Fernmelde (früher Nachrichtenregiment) Regiment

    Ravensbrück (bei Fürstenberg)
  • 60. Rotbanner Motschützenregiment
  • 118. Nachschubbrigade

    Neustrelitz
  • 16. Rotbanner- Gardepanzerdivision (Stab)
  • 47. Rotbanner Mot-Schützenregiment
  • 65. Rotbanner (sogar 2x ausgezeichnet) Gardepanzerregiment

    Staats
  • 591. Rotbanner Garde- Motschützen-Regiment (MSR)

    Vogelsang (unterstand der 20. Gardearmee mit Stab in Eberswalde)
  • 25. Panzerdivision
  • Panzerregiment 162
  • Mot-Schützenregiment 803
  • FRR 1702 (Fla-Rak der LaSK)

    Mit an den Standorten Vogelsang bzw. Fürstenberg (Neuthymen) waren die Raketenabteilungen der Division und die Raketenbrigaden der Armee.

    Wegen der technischen Veränderungen an den Raketen selbst und wegen der Modernisierungen an den Rampen kam es zu einigen Umgruppierungen, da sowohl Rampen als auch die Lager für die Sprengköpfe den jeweiligen Bedingungen abgepaßt werden mußten.

    So ist es erklärbar, daß die Lager in Neuthymen ab einem Zeitpunkt Anfang der 70`er Jahre den Bedingungen der technischen Sicherheit und der Unterbringung nicht mehr genügten und es z.B. in der Nähe von Himmelpfort zu einem Neubau eines solchen Lagers kam. Durch die Einführung von Raketen mit Feststofftriebwerken änderte sich vorallem die materielle Sicherstellung der raketentechnischen Basen, da die Raketen bisher nach dem alten V-2 Konzept mit flüssigem Treibstoffen flogen. Die dazu zur Lagerung notwendigen Lager entfielen bei der Einführung der Feststoffraketen. Dafür stiegen im umgekehrten Sinne die Anforderungen an die Sicherheit und die Klimatisierung der Schutzbauwerke (Shelter).

  • Peter Rentsch,  30.12.2000

    Eines der Lager für Raketentreibstoffe war Teil eines zentralen Treibstofflagers der2. Garde Panzerarmee im Raum FÜRSTENBERG, NEUSTRELITZ und FÜRSTENSEE, in einem Teil des ehemaligen Munitionsdepot der Deutschen Wehrmach.

    Dirk Heuschkel,  26.02.2001

    Das vimudeap-Team hat im Jahr 2000 versucht, einige Standorte aus dem Raum Fürstenberg/Havel zu dokumentieren. Im einzelnen sind das:

    Kaserne Neuthymen
    Kaserne Vogelsang
    Raketenobjekt Vogelsang
    Munitionsdepot Hammelspring
    Kernwaffendepot Himmelpfort
    Faserstoffwerk Fürstenberg
    Raketenbasis Wokuhl
    Feuerstellung Neuglobsow

    Thomas Kemnitz,  30.12.2000

    Neuere Auswertungen von Dokumenten belegen die Vermutung von Dr. Uhl, daß die beiden Rundbunker älteren Typs in der Liegenschaft für die R-5 M gedacht waren. Die Bauwerke wurden ca. 1955/ 1956 von einem Spezialbüro in Moskau geplant. Reste der Planungsunterlagen wurden gefunden und ausgewertet.
    Stand 06-2004 PR

    Peter Rentsch,  08.07.2004

    Im Zuge der Renaturierung und des Rückbaus eines Teils des Geländes wurde auch die durch das ehemalige ML führende Straße für die Öffentlichkeit freigegeben. Der dadurch notwendige Zaunneubau führte zu Baumaßnahmen vor Ort, bei denen eine Lagerkladde gefunden wurde. Diese Lagerkladde gibt Auskunft über das Lagergut und die Liefermengen an bestimmte Truppenteile der 20. Gardearmee. Interessanter Weise sind auch Querverweise zu den Feldpostnummern der Empfänger angefügt gewesen.

    Durch Nachfragen und Recherchen zu ehemalig vor Ort gedienten Soldaten der sowjetischen Streitkräfte konnten einige weitere interessante Details geklärt werden.

    Sicherlich sind das nur einfache Facetten des täglichen Lebens, aber manche Auskunft hilft schon weiter. Wegen der begrenzten Personalverfügbarkeit vor Ort (Einsatzwache und einige Posten für die Postenbereiche) war es unmöglich alle Bereiche des riesigen Areals zu überwachen. Daher hatte die GRAU und der fachlich vorgesetzte Stab der Verwaltung Raketentruppen/Artillerie in Wünsdorf entschieden, alle Hallen technisch zu überwachen und auf eine zentrale Überwachungseinheit in der Einsatzwache aufzuschalten. Dadurch war es möglich die Bewachungspersonalstärke etwas zu reduzieren und stattdessen zwei Einsatztrupps mit UAZ zu bilden die bei Signalisation/Auslösung zum detektierten Bereich fuhren.

    Die Objektfeuerwehr hatten einen eigenen Trainingsbereich. Im Falle einer Nutzung des ML oder der Leerung oder der Evakuierung besaß das ML einen geschützten Kommandopunkt etwas abseits, der fernmeldetechnisch erschlossen war, und auch die radiologische Lage der Umgebung messen konnte. Die Vermutung, daß es sich daher um ein ML zur Lagerung von Kernsprengköpfen, Granaten etc. gehandelt hat, ist aber falsch. In den Hallen standen zum größten Teil verlastete Munitionsbestände die im Nutzungsfall sofort transportfähig waren und die mitzuführende Einsatzreserve der Kampftruppen bildeten. Ein ML mit angeschlossener Füllung, Verpackung und Verlötung der Transportbehältnisse war dies nicht.
    Stand 012006 PR

    Peter Rentsch,  11.01.2006

    Brandschutz im Lager

    In Lagern, in denen keine sprengkräftigen Mittel (also Sprengstoffe, Pulver, Sprengschnüre etc.) gelagert wurden, waren Zünder und Detonationskörper (also Rakete, Mine, Geschoss) immer getrennt gelagert und wurden auch so transportiert.

    Dennoch kann es in solche einem Lager zu Bränden kommen, weil die Lagermenge die in Hammelspring lag erheblich war. Sie war zudem, meist schon auf dem Transportmittel verlastet.

    In diesem Fall trifft es zwar „nur auf Schäden an Fahrzeugen, denn die Treibmittel verbrennen ohne Detonation, aber auch Schäden an Fahrzeugen können gravierende Folgen für den einzelnen Lagerbereich haben.

    Je nach Abmaß standen in den Hallen nur jeweils 1 LKW mit Anhänger oder Einzelfahrzeuge, bei bestimmten Hallenabmessungen auch Fahrzeuge mit langem Sattelauflieger.

    Ein Umladen der verlasteten Munition oder Geschosse war nur notwendig, wenn das Trägerfahrzeug zur Hauptuntersuchung in die Werkstätten muss, dazu wurde es entladen. Im Normalfall stand das Fahrzeug zur Entlastung der Achsen und Räder auf Stempeln, von denen der Militärkraftfahrer bei Alarm einfach herunterfahren konnte/ musste.

    Neben den obligatorischen Wasserzisternen unterschiedlicher Grösse, die eine Erstbekämpfung mit Wasser und/ oder daraus erzeugt Löschschaum gewährleisteten, hatte jede Lagerbox einen oder mehrere Knopfdruckmelder des Typs PKIL-9 im Innenbereich und einen pro Ladegasse im Aussenbereich.

    Diese Taster waren so geschalten, dass sich an der Auswertekonsole des Wachhabenden genau die Bos und die Ladegasse identifizieren u. eine effektive Brandbekämpfung vornehmen liess. Solange Zünder und nicht-sprengkräftige Mittel nicht gemeinsam montiert waren, war die verladene Munition handhabungssicher im Sinne der Nutzung. Des Transports und der Lagerung. Dennoch war wegen der Masse an anderen brandgefährdeten Einrichtungen (Kraftstoff, Reifen, Druckluftvorrat, Holzkisten etc.) immer Vorsicht geboten. Im Normalfall hatte die Wache des ML den Lagerbereich so zu kontrollieren, dass Personal keine Zigaretten mitnehmen/ mitführen können und es gab auch nur Raucherplätze ausserhalb des Lagerbereiches. Die Kontrollen waren in der Wachvorschrift festgelegt und jede Wache war nach Vergatterung ausserhalb der normalen rechtlichen Regelungen im lager/ in der Kaserne. Nach der Vergatterung unterstand die gesamte Wache den besonderen Regeln des Wachdienstes, der Brandwache, des Gefechtsdienstes. Nicht durchgeführte Kontrollen, weil man sich ja kannte, führten bei einem Brandvorfall zu härtesten Strafen, weil diese Sonderstellung der Wache nicht durchgesetzt wurde. Diese Strafen waren erheblich härter und schwerer, als ein normales Vergehen im täglichen Dienst, wo der Soldat oder der Militärangehörige allgemein den Regelungen der Innendienstvorschrift unterlag.

    Peter Rentsch,  12.01.2022

    Kommentar hinzufügen (Sie müssen eingeloggt sein)

    Zum Anzeigen des Atlas nutzen wir GoogleMaps. Nach Bestätigung des Datenschutzhinweises oben, wird die Karte angezeigt werden.
    Diese Website nutzt zur Herstellung ihrer Funktionalität einen Cookie, der nach dem Beenden Ihres Browsers wieder gelöscht wird.
    Um die volle Funktionalität der Website herstellen zu können, nutzen wir den Kartendienst GoogleMaps und die Videodienste Vimeo und YouTube. Weitere Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
    Ich bin einverstanden und möchte auch externe Karten und Videos nutzen!