Kaserne Vogelsang
Ich bin zwar kein Militärstratege und war auch nicht mit operativer Planung befasst, ich meine aber einige Details zur Standortfrage sagen zu können.
Ausgehend von der Lage nach dem 2. Weltkrieg und der in den Konferenzen von Jalta und Teheran gefaßten Beschlüsse der Alliierten zur Aufteilung Deutschlands, war der Raum nördlich Berlins (Gransee aufwärts) von besonderer operativer Bedeutung.
Durch die geographische Lage und die topographischen Besonderheiten der möglichen Einsatzräume jenseits der Grenze der späteren DDR, war die Dislozierung (Stationierung) starker Panzerverbände in dem Raum maßgebend.
Ausgehend von der Haupteinsatztrichtung operativer Bestimmung, wurden nach 1945 vorwiegend ehemalige Standorte der Wehrmacht die Hauptstandorte der späteren 2. (Garde)-Panzerarmee bezogen.
Die Haupteinsatzrichtung operativer Bestimmung muß außerdem im Zusammenhang mit den topographischer Besonderheiten der weiteren Stoßrichtungen gesehen werden:
1. die Hamburger Operationsrichtung (kein panzergängiges Gelände)
2. Die Besonderheiten im Harz: die Richtung Lychow-Dannenberg, auch als Lychower Balkon bezeichnet.
Neben einer Stoßarmee mit Hauptdislozierung Magdeburg und Region, war die 2. Gardepanzerarmee Hauptträger dieser operativen Gruppierung. Deshalb befanden sich auf relativ eng begrenzten Räumen (Neuruppin, Gransee, Fürstenberg, Vogelsang) eine enorm schlagkräftige Armee. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die Stationierungsorte dieser Armee neben stark offensiv handelnden Panzerverbänden, auch die unterstützenden Truppenteile und Einheiten dort disloziert waren. Dazu zählten ab 1957 zweifelsohne auch Einheiten des Kernwaffeneinsatzes auf Divisions-, Armee- und Frontebene.
Ausdruck dessen sind u.a. die Standorte Himmelpfort, Neuthymen, Wokuhl oder die Specker Heide. Alle genannten Standorte haben gemäß der operativen Planung zum KW-Einsatz und des jeweiligen Standes der Militärtechnik (Treffgenauigkeit, Einsatz/ Zielorte und Reichweite) eine minder lange Bedeutung als Stationierungsort gehabt.
Fürstenberg
Ravensbrück (bei Fürstenberg)
Neustrelitz
Staats
Vogelsang (unterstand der 20. Gardearmee mit Stab in Eberswalde)
Mit an den Standorten Vogelsang bzw. Fürstenberg (Neuthymen) waren die Raketenabteilungen der Division und die Raketenbrigaden der Armee.
Wegen der technischen Veränderungen an den Raketen selbst und wegen der Modernisierungen an den Rampen kam es zu einigen Umgruppierungen, da sowohl Rampen als auch die Lager für die Sprengköpfe den jeweiligen Bedingungen abgepaßt werden mußten.
So ist es erklärbar, daß die Lager in Neuthymen ab einem Zeitpunkt Anfang der 70`er Jahre den Bedingungen der technischen Sicherheit und der Unterbringung nicht mehr genügten und es z.B. in der Nähe von Himmelpfort zu einem Neubau eines solchen Lagers kam. Durch die Einführung von Raketen mit Feststofftriebwerken änderte sich vorallem die materielle Sicherstellung der raketentechnischen Basen, da die Raketen bisher nach dem alten V-2 Konzept mit flüssigem Treibstoffen flogen. Die dazu zur Lagerung notwendigen Lager entfielen bei der Einführung der Feststoffraketen. Dafür stiegen im umgekehrten Sinne die Anforderungen an die Sicherheit und die Klimatisierung der Schutzbauwerke (Shelter).
Das vimudeap-Team hat 2000/01 versucht, einige Standorte aus dem Raum Fürstenberg/Havel zu dokumentieren. Im einzelnen sind das:
Kaserne Neuthymen
Kaserne Vogelsang
Raketenobjekt Vogelsang
Munitionsdepot Hammelspring
Kernwaffendepot Himmelpfort
Faserstoffwerk Fürstenberg
Raketenbasis Wokuhl
Feuerstellung Neuglobsow
An dieser Stelle möchte ich auf den Spiegelartikel verweisen, der noch etwas zu den Hintergründen der Stationierung sagt. (Auch unter dem Punkt 'Links' zu finden.
Für alle, die sich für weitere militärtechnische Details oder Pressemeldungen um den Abzug der Raketen im Jahr 1988 interessieren, empfehlen wir den Infotext zum Objekt Wokuhl.
Urplötzlich stellt sich folgende Frage:
Neben den beiden "Lagerbunkern" und den Garagen muß es Startplätze für die R5 M Raketen gegeben haben, sind diese Startplätze örtlich bekannt, überhaupt vorhanden und wie ist der Beschaffenheit und Aufbau?
Das Equipment für die Startvorbereitung und die Startsicherstellung des Systems R-5 M war bedeutend umfangreich als sich Nichtfachleute mit Blick auf spätere Entwicklungen vorstellen können. So einfach wie mit den später praktizierten Rampen war das zu dieser Zeit nicht.
In der Fachliteratur und im Buch von Dr. Mathias Uhl, gibt es, so ich mich recht erinner dazu ein Bild. Da der Startwagen (Nachbau Meiler-System)
von einem Kettenzugmittel bewegt wurde, mußte sich auch der Feuerbereich dieser Konstellation unterordnen. Dazu zählte nivelliertes Gelände um den Startwagen sicher aufzustellen, eingemessene Stellung, Betankungsprocedere, meßwagen, Funkempfangstrupp, Fernstarteinrichtung etc. also ein ganzer Sicherstellungstross. Über die konkreten Stellungen ist wenig bekannt, die GRAU und die zuständige 12 GUMO haben sich dazu auch in den Statements zum 60. Jahrestag nur global geäußert. Mir sind keine ausgebauten Stellungsbereiche und deren reale Lage bekannt. Sie dürften sich aber, angesichts des notwendigen Versorgungsablaufs mit den Flüssigkeitskomponenten und deren Eigenschaften (Verdampfung, Lagerung, Toxität) nicht irgendwo, sondern in den bekannten Räumen dort oben befunden haben.
Stand 01-2006
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
Seite aufrufen
Die Stadt im Wald
Fährt man auf der Landstraße von Zehdenick nach Templin erinnert der Wegweiser 'Gross Dölln' an die militärische Nutzung dieser Region nördlich Berlins. Der größte Militärflugplatz der GSSD/WGT befand sich dort und in den Medien tauchte der Name im Zusammenhang mit einem zum Glück bisher nicht errichteten Bombenabwurfplatz auf.
Vor 55 Jahren wurde im Waldstück westlich der Straße eines der größten Kasernengelände für die sowjetischen Truppen errichtet. 30000 Soldaten, Unteroffiziere und Offiziere lebten unter völliger Abschirmung von der Umwelt in einer eigenen kleinen Stadt.
Die Menschen der 25. Panzerdivision fanden hier über 40 Jahre eine neue Heimat deren Spuren im Jahr 2000 nur noch spärlich zu finden sind. Ein Teil der Kasernenbauten werden zur Zeit modernisiert und sehen einer neuen Nutzung entgegen (?).
Peinlich genau räumten die ehemaligen Bewohner auf, um nicht zuletzt am neuen Stationierungsort ein paar tausend Kilometer östlich wieder Inventar oder Heizmaterial zu haben. Wie mag es ihnen heute ergehen? Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung?
Ihr früheres Leben stellt sich dem heutigen Besucher als eine Mischung aus Funktionalität, Verfall, Hoffnung und Ideologie dar. Vimudeap will mit diesen Bildern dafür sorgen, die Erinnerung an dieses Leben zu bewahren.