Flugplatz Schönwalde
[1] können wir die folgende ausführliche Zeittafel entnehmen:
1934
Motor- und Segelflugbetrieb der „FÜS (DLV) Hennigsdorf' auf dem ehemaligen AEG-Werksflugplatz Nieder Neuendorf. Das RLM wählt als Standort für den künftigen Fliegerhorst das Gelände im Teufels-Bruch aus. Beginn der Vermessungsarbeiten.
1935
Erster Spatenstich und Beginn des l. Bauabschnitts „Sportflugplatz Hennigsdorf" im Teufels-Bruch.
1.Juli 1935
Eintreffen eines Vorkommandos der Luftwaffe; Verlegung der „FÜS (DLV) Hennigsdorf' zum „Sportflugplatz Hennigsdorf".
1.August 1935
Major Petersen wird Leiter der „FÜS (DLV) Hennigsdorf". Aufstellung der „Fliegergruppe Hennigsdorf" und der „Fliegerhorstkommandantur (D) Hennigsdorf" unter Major Petersen.
29. September 1935
Einweihung des Flugplatzes; Eröffnung des Flugbetriebes.
7. November 1935
Erste öffentliche Vereidigung der Jungflieger der „FÜS (DLV) Hennigsdorf und Eröffnung des l. Lehrgangs.
1.Januar 1936
Umbenennung in FÜS (DLV) Schönwalde, Fliegerhorst Schönwalde, Fliegerhorstkommandantur (D) Schönwalde. Aus der „Fliegergruppe Hennigsdorf' wird die FEA 42 unter Major Petersen.
1.April 1936
Die Fliegerhorst-Kommandantur erhält einen Luftnachrichtenzug; Inbetriebnahme der Ln-Stelle.
l. Oktober 1936
Umbenennung der FEA 42 in FEA 12. Umwandlung der Fliegerhorstkommandantur (D) in Fliegerhorstkommandantur (A).
l. November 1936
Abschluss der Aufstellung der Stabs-, Technischen, Fliegerhorst-, Kfz- und Luftnachrichtenkompanie.
12. November 1936
Erste öffentliche Luftwaffen-Rekrutenvereidigung derFEA12.
1. Dezember 1936
Aus der FÜS (DLV) Schönwalde wird die FFS A Schönwalde mit einer Schülerkompanie.
1.Januar 1937
Übergabe der Kasernen „Langemark-" und „Scharnhorst-Ring".
8.Mai 1937
Verleihung der Truppenfahne.
Herbst 1937
Die ersten Absolventen verlassen die FFS mit dem Luftwaffen-Flugzeugführerschein A/B.
1938
Beginn des 2. Bauabschnitts. Inbetriebnahme des Eisenbahnanschlussgleises.
1. Juli 1938
Neuer Kommandeur wird Oberstleutnant Graf von Luckner.
1. November 1938
Umbenennung der FEA 12 in FEA 11; aus der FFS wird die FFS A/B Schönwalde.
1939
Übergabe der Kaserne „Großer Ring".
1. April 1939
Aus der FEA 11 entsteht das FAR 11; die FFS A/B wird zur Schule/FAR 11.
Ende 1939 bis Ende 1940
Bezug der Unteroffiziers-Siedlung (heute Fliegersiedlung) Schönwalde. Übergabe der Flugzeughallen 3 bis 5.
5. August 1940
Neuer Kommandeur wird Oberst Pistorius.
17. September bis 18. November 1940
Der Fliegerhorst dient als Liegeplatz für die III./JG 52 nach ihrer Rückkehr von der Luftschlacht gegen England.
1940 (bis 1943)
Einrichtung der Kriegsoffizier-Schule.
1. Oktober 1941
Aus der Schule/FAR FAR 11 wird die FFS (A/B) 11/FAR 11
25. September 1942
Das FAR 11 unter Generalmajor Pistorius verlegt nach Groß-Born und stellt den Kern für die 3. LwFD. Die FFS A/B 11 unter Oberst Kuse wird selbständiger Fliegertruppenteil.
Herbst 1942
Baubeginn der 1000-m-SLB
1. Mai 1943 (bis Ende 1944)
Aufstellung und Liegeplatz vom Stab und Teilen des Erg.TG/XIV. FK.
22. August 1943
Die FFS A/B 11 verlegt nach Neukuhren/Ostpreußen.
Herbst 1944 (bis Ende 1944)
Liegeplatz für Teile des JG 4, JG 76, JG 77 und FdF. Neuaufstellung der IV./JG 301 „Hindenburg". Liegeplatz für die Ju 352-Erprobungsstaffel.
Januar 1945 (bis April 1945)
Ein Bombennotabwurf zerstört das Offizierskasino.
Liegeplatz für Teile des Erg.JG l, für die Großraumtransportstaffel Ju 352/Fw 200 sowie für Teile der Fliegerstaffel des Führers.
22. April 1945
Die Luftwaffe verlässt den Fliegerhorst; der Volkssturm bezieht die Verteidigungsstellungen.
24. April 1945
Fast kampflose Einnahme des Fliegerhorstes durch die Rote Armee.
1945 (bis 1954)
Stationierung von sowjetischen Jagd-, Bombenflieger- und Schlachtfliegerstaffeln
1947/48
Demontage der Werfthalle und der Flugzeughalle Nr. 3
20. September 1953
Einstellung des Eisenbahnbetriebes; Demontage des Anschlußgleises.
1955 (bis 1965)
Stationierung einer Hubschrauberstaffel der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland.
1965
Ende des Flugbetriebes auf dem Flugplatz Schönwalde.
Mitte der 60er Jahre
Der ehemalige Flugplatz dient als Truppenübungsplatz für die in der Kaserne stationierten Truppenteile der Landstreitkräfte der Westgruppe der sowjetischen Streitkräfte/GUS.
1992
Abzug der Streitkräfte der GUS.
Die Zeittafel enthält zahlreiche Abkürzungen, die an dieser Stelle kurz erläutert werden sollen:
DLV - Deutscher Luftsport Verband e.V.
Erg. - Ergänzungs ...
FAR - Flieger-Ausbildungsregiment
FdF - Fliegerstaffel des Führers
FEA - Flieger Ersatzabteilung
FFS - Flugzeugführerschule
FK - Fliegerkorps
FÜS - Flieger-Übungs- und Ausbildungsstelle
JG - Jagdgeschwader
Ln-Stelle - Luftnachrichten-Stelle
RLM - Reichsluftfahrtministerium
SLB - Start- und Landebahn
TG - Transportfliegergeschwader
Ich vermute, dass es im Fliegerhorst Schönwalde vor oder während des 2. WK auch ein Musikkorps gegeben haben muss, da ich eine Querflöte aus Beständen der Bundeswehr mit der Gravur
" Nr. 3 Fl. H. KDTR. Schönwalde" besitze. Wenn es darüber genauere Informationen gibt, wäre ich dafür dankbar, da ich über die Geschichte dieser Querflöte gerne näheres wüsste.
[1] Bukowski, Fliegerhorst Schönwalde - Ausbildungs- und Erprobungsstätte der Luftwaffe 1935-1945, Wölfersheim-Berstadt, 1999.
Anmerkung zu den beiden folgenden Motive:
Holzshelter
Flugzeughalle 3
Bei der "sowjetischen Bebauung" die mit dem unmöglichen Wort "Holzshelter" bezeichnet wurde, handelt es sich meiner Meinung nach um Einrichtungen zur Unterstellung von Kettenfahrzeugen, des als SA-6 (´USA-Bezeichnung´) bekannten Luftabwehrsystems.
Kann auch SA-8 gewesen sein, so genau weiß ich es nicht. Ein Truppenteil der Fla.-Raketenabwehr war wohl in Schönwalde stationiert.
In der Lücke zwischen allen drei Gebäuden hat sicherlich mal ein viertes gestanden, zumindest kenne ich es so im Zusammenhang der Unterstellung von SA-6.
Freundlichst
S. Büttner
Ich glaube über den Nutzungshintergrund dieser Liegenschaft zumindest in der Zeit wo ich mit diesem TT zu tun hatte, stand dort keine Fla.-Rak-Technik. Die in der Halle vorhadenen KfZ Kennzeichen führen eindeutig zu einem Regiment Funkelektronischer Kampf, also Regiment REB (russisch). Die Schönwalder waren der Gruppe direkt unterstellt, waren also im Bedarfsfall ein TT der Front. Am Standort befanden sich verschiedene Btl. dieses Regimentes, eine Nachrichtenkompanie und ein Ausbildungszentrum für Kräfte des FEK. Eine Schwestereinheit, allerdings mit anderer Technik, war in Frankfurt (Oder) disloziert. Die Schlüssel zu den Hallen und die mitzuführenden Dokumente der MKF befanden sich beim OvP und dieser gehörte personell zum Regiment FEK. Ich kann mich nicht an irgendeine Einrichtung oder Technik der TLA oder der FRT in der Liegenschaft erinnern.
Aber sag niemals nie, daher die Einschränkung
1985- 1988.
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Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
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Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
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Einführende Gedanken
Der Fliegerhorst Schönwalde gehört zweifelsfrei zu den interessantesten und besterhaltensten Fliegerhorsten aus der Nazizeit.
Die Backsteinbauten haben dem Grauton der Sowjetarmee widerstanden und geben die interessantesten architektonischen Details und Formationen wider. Diese sind für den Forschenden des Jahres 2002 Ausgangspunkt für die bildnerische Auseinandersetzung.
Fast gelingt es der Dominanz der Luftwaffenbauten, die Spuren der Nachnutzer als unbedeutend erscheinen zu lassen. Die Sekundärliteratur widmet dieser immerhin 47 Jahre dauernden Nachnutzung nicht einmal 1% - beklagt stattdessen das Ende der Fliegerei am Standort und den schlechte Zustand der Anlagen.
Ich würde die räumlichen und zeitlichen Perspektiven der gezeigten Bilder und Quellenauszüge gern um ein paar gedankliche ergänzen:
. Als Fliegerhorst der Nazi-Luftwaffe hatte er neben vielen anderen den einzigen Zweck, den bisher schlimmsten Krieg der Menschheitsgeschichte Realität werden zu lassen.
. Dem städtebaulichen Ensemble mit seinen unzähligen Elementen der klassischen Moderne gebührt, ebenso wie den modernen Tragkonstruktionen, besondere Beachtung.
. Sollten wir den Sowjets dankbar sein, uns einen noch gut erhaltenen Fliegerhorst überlassen zu haben. Dadurch ist ein distanzierten Blick auf unsere eigene Geschichte erst möglich.