Ausweichführungsstelle Neuglobsow
Das vimudeap-Team hat 2000/01 versucht, einige Standorte aus dem Raum Fürstenberg/Havel zu dokumentieren. Im einzelnen sind das:
Kaserne Neuthymen
Kaserne Vogelsang
Raketenobjekt Vogelsang
Munitionsdepot Hammelspring
Kernwaffendepot Himmelpfort
Faserstoffwerk Fürstenberg
Raketenbasis Wokuhl
Feuerstellung Neuglobsow
Für alle, die sich für weitere militärtechnische Details oder Pressemeldungen um den Abzug der Raketen im Jahr 1988 interessieren, empfehlen wir den Infotext zum Objekt Wokuhl.
Ich bedanke mich herzlich bei Peter Rentsch, durch dessen Zuarbeit die Informationen zum Objekt entsprechend des Informationsstandes 02/2004 aktualisiert werden konnten:
Der Name des Objektes wurde von Feuerstellung auf Ausweichführungsstelle der 2. Gardepanzerarmee geändert. Weiterhin wurden die Bildbeschreibungen ergänzt und überarbeitet.
Im Verlaufe zu Forschungen zu Richtfunkverbindungen im Nordraum der DDR hat ein Historiker dem Autor ein Schema zur Verfügung gestellt, welches in der Fernsprechzentrale eines Verteilerknotenpunktes hing und von dem Finder sichergestellt wurde, ehe die Anlage zugeschüttet wurde. Über Jahre konnte der Finder mit den Informationen nichts anfangen. Die Tafel besteht aus einem Kartenteil, in dem alle geschalteten Verbindungen und deren Endpunkte verzeichnet sind. Nicht genannt ist die sicherstellende Technik der Verbindungen, aber alle Gesamtentfernungen vom Ausgamgspunkt bis zum Empfänger. Inhalt der Tafel ist auch eine Tabelle, welchen Tarnnamen der Empfänger hat und welche Entfernungen sicherzustellen waren. In der Tabelle sind zwei Denkfehler eingebaut, die zur damaligen Fehlbewertung führten. Das Verteilerzentrum hat vermutlich mit System R-409, dem beliebten Richtfunksystem der Raketentruppen auch drei Richtfunkbeziehungen zu den Feuerstellen unterhalten. Allerdings hatte der Schreiber als Richtungsmesser vermutlich nur einen halben Winkelmesser und keinen Vollkreis, sodaß man 180 Grad addieren muß, wenn der Winkelmesser auf dem Kopf liegt. Das hat der Schreibende oder der Denkende der Tafel vergessen und daher zeigte die Richtfunkverbindung in eine völlig falsche Richtung, was uns 2001 veranlaßte die direkte Verbindung nach Neuglobsow als zu der Raketenbrigade gehörig zu bewerten. So kann man sich irren. Dieser Anlagenteil, nebnst einer abgesetzten Richtfunkstelle in der gleichen Gegend und einigen Bünkerchen vom TYp USB in der Waldgegend, diente als Führungsstelle für die 2. GPA. Alle anderen inzwischen verweisenden Informationen sind eindeutig.
Peter H. Rentsch 07-2005
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
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Zum Standort
Die herrlich stille und einsame Seen- u. Waldlandschaft um den Ort Neuglobsow, ca. 8 km von Fürstenberg gelegen, erlangte im Zuge der Stationierung von Raketeneinheiten in der Nähe von Fürstenberg, eine bis heute nur dunkel zu erahnende Rolle im Kalten Krieg.
Im Zuge der Aufstellung von Truppeneinheiten, mit der Möglichkeit des Kernwaffeneinsatzes im Rahmen der Divisionen und Armeen der GSSD in der DDR, wurden auch im Raum FÜRSTENBERG die Voraussetzungen geschaffen, das System der gegenseitigen Abschreckung wirken zu lassen. Neben der Verlegung von Truppen, Technik und den dazugehörigen Waffensystemen, wurden auch die baulichen Voraussetzungen geschaffen, den Einsatz dieser Systeme sicherzustellen. Neben einem neuen Lager für Kernsprengköpfe bei Himmelpfort (die älteren Einrichtungen bei Neuthymen genügten wohl den Ansprüchen an Sicherheit und gewisser Unverwundbarkeit gegenüber dem Einsatz von Punktwaffen nicht mehr) wurden auch die Voraussetzungen für den sicheren Abschuß der Raketen bei Fürstenberg geschaffen.
So wurden in der Nähe von Neuglobsow ein Gefechtsstand für die zentrale Befehlskette zu den Rampeneinheiten geschaffen, der auch eine Ausweichbefehlsstelle bei Schönborn beinhaltete. Wie Aussagen von Beteiligten belegen, waren gerade die Einrichtungen westlich von FÜRSTENBERG für die gesicherte Startvorbereitung und den Abschuß - als letztes Mittel- wichtig.
In einem erstklasssig getarnten Bunker bei NEUGLOBSOW wäre vermutlich die Befehlskette für die Handlungen in Gang gesetzt worden. Dabei war den Sowjets die Tarnung so wichtig, daß neben versenkbaren Antennen auch die Fußwege mit Tarnfarbe gestrichen waren.
Zusätzlich wurde die Bedeutung durch Understatement verschleiert. Keine Brandschutzstreifen, keine Lichttrassen und keine aufwendige Bewachung verriet die wahre Bedeutung der Anlage. Neben den Kabeln für die Nachrichtenverbindungen enthielt der Gefechtsstand einen Lageraum, Arbeitsräume, getarnte Zugänge in einer Arbeitsbaracke und eine Sauna. Diese war Tarnung - es ist ja alles normal - und untrügliches Zeichen für eine ständige Personalbesetzung zugleich.
Vermutlich diente das Objekt nicht nur dem Gefechtseinsatz, sondern auch der Ausbildung, wie ein kleines Amphietheater hinter der Baracke zeigt. Ein leider stark verfallenes Betonpanorama zeigt die mögliche Einsatzzone im Zielgebiet. Leider ist das Panarama so stark beschädigt, daß man die dargestellten Gegenden nur an den Höhenzügen der Gebirge vermuten kann.
Noch einige Jahre werden ins land gehen, dann hat die Natur sich die Anlage zurückerobert, dann hat der Frost die Zeichen des Kalten Krieges zerstört und der geschichtsbewußte Bürger die Plätze der Geschichte vermüllt.