Tropo Sendestelle Wünsdorf

Bei der vorgestellten Anlage handelt es sich um ein Funkempfangs- und Sendezentrum der GSSD (WGT), die bis zu deren Abzug genutzt worden war. Sie befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Truppenübungsplatzes zwischen Teupitz und Wünsdorf.

Obwohl alle technischen Geräte ausgebaut worden sind, ist es erstaunlich, was von der einstigen Topographie und Architektur noch vorhanden ist. Davon zeugen die ehemalige geschützte Sendestelle, Reste von Antennenfeldern, Unterkunftsgebäuden und Garagen.

Da eine Sicherung nicht mehr existiert, wurde (wird) das Areal als illegale Müllkippe genutzt. So mischen sich Alt- und Neu-Lasten zu einer von vielen kleinen Umweltsünden auf bzw. in der Nähe ehemaliger Übungsgebiete, die scheinbar völlig außer Kontrolle geraten sind. Dem 'Spurensucher' bleibt nur darauf hinzuweisen.

Thomas Kemnitz,  31.07.2001

Die Anlage war vermutlich die abgesetzte Sendestelle des Stabes des Oberkommandierenden der GSSD, mit der dazugehörenden Endeinrichtung über Richtfunk (Verteilerkopf in alle Richtungen). Zu diesem Zweck gab es einen geschützten Sendebunker für Funkstellen mittlerer und großer Leistung und ein leistungsfähiges Antennenfeld. Zugleich war die Sendestelle in einem Shelter geschützt untergebracht.

Peter Rentsch,  15.08.2001

Neuigkeiten:
Neuere Forschungen zum Standort und zu den Aufgaben der Anlage lassen eine neue Denkrichtung zu. In Dokumenten des Warschauer Vertrages aus Anfang der 70-er Jahre sind Aussagen des Oberkommandierenden zum Stand der Nachrichtenmittel zu finden. Man hat sich angesichts einiger bedenklich erscheinender und im Anfang befindlicher Fehlentwicklungen des Systems, durch einzelne Mitgliedsstaaten, näher mit dem Thema befassen müssen. So haben UNITRA, RFT und TESLA einige Neuentwicklungen auf den Markt gebracht, die aber teilweise nicht direkt zusammenarbeiten konnten, weil Elemente der CCITT Norm nicht eingehalten wurden. Man hatte den Eindruck, dass sich einige Entwicklungen in den jeweiligen nationalen Postnetzen, auf die sich ja auch das Militär abstützte, in verschiedene Richtungen bewegten. Im Interesse der Streitkräfte wurden daher zwei Entwicklungen gefordert:
a) Erhöhung der Unabhängigkeit der Militärischen Komponenten von den nationalen Postnetzen durch streitkräfteeigene Netze, (so geschehen durch Ausbau des Sondernetzes 1 der DDR in der DDR – Beispiel)
b) Vereinheitlichung der Netze da, wo sie länderübergreifend zu nutzen waren, genannt unter dem Stichwort Einheitliches Netz im Warschauer Vertrag WAKSS.

Zugleich hatte man erkannt, dass neben der Führung der militärischen Einheiten, TT, Verbände und Gruppierungen aus den jeweiligen Führungsstellen des Militärs, auch eine Verknüpfung der Führungsstellen, Stäbe und Regierungen untereinander notwendig ist. Dazu waren wegen der höchsten Geheimhaltung auch neue Verschlüsselungssysteme digitaler Art notwendig um die auf dieser Ebene laufenden Informationsprozesse der Regierungen, Front, Armee und Stäbe des Kriegsschauplatzes, geheim zu halten.
Neben HF Schlüsselsystemen der GARANTIERTEN SICHERHEIT, wurde auch in eigene Netze und Verbindungen investiert. D.h. teilweise liefen diese Verbindungen über gesonderte Funkstellen, Richtfunknetze, Troposphärenfunkstellen und SAT Verbindungen. Diese Netze hoben den Rest nicht auf, sie ergänzten die anderen Netze in doublierender Wirkung. Der Chef der Armee hatte also weiterhin die Netze und Stützzentralen seiner Streitkräfte, als auch über besondere Einwahlknoten, die Möglichkeit sich mit dem Generalsekretär über die gesicherten, anderen Netze zu unterhalten. Die Netze der Gruppe der sowjetischen Streitkräfte in Deutschland, die die Führung zu den Dienststellen, Stäben und FÜST sicherzustellen hatten, wurden von der 132. NBr. mit Stabssitz in Treuenbrietzen und dem dort ansässigen Nachrichtenknoten (1 von vielen) gehändelt.

Die anderen Netze, auch Regierungsverbindungen genannt, wurden von Spezialtruppen sichergestellt, die nicht dem Militär unterstanden. Da die Technik dieser Truppen der höchsten Geheimhaltungsstufe unterstand, wurde sie anfangs auch nur von der sowjetischen Seite genutzt, verwaltet und betrieben.
Damit ist auch klar, warum die im Buch von Paul Bergner genannten sowjetischen Spezialisten (Nachrichtenspezialisten) im Komplex 5000 einen eigenen Nachrichtenbunker erhielten (5011). Dort wären die Leute untergebracht gewesen, die die Verbindungen der garantierten Sicherheit nach Moskau, Wünsdorf usw. sicherzustellen hatten, die brachten ihre Technik anfangs mit (mobil), später war diese in oder an den Objekten eingelagert.

Nun zurück zu dem Objekt.
Das Objekt stellte als ein Nachrichtenknoten dieser Regierungsverbindungen, Verbindungen dieser Ebene über Richtfunk (R-409), TROPO zu den Armeen und zur Frontführungsstelle (R-412A- R412F) Breitbandverbindungen zu (leider noch unbekannten Objekten) über R-410 S, und über SAT COM Verbindungen R-438, R-439 und R-440 sicher.
Wem die Verbindungen dienten ist teilweise bekannt oder kann vermutet werden. Details hat die Nutzerseite allerdings nicht zurückgelassen.
Die Liegenschaft gliedert sich daher in 5 Teile:
1. U-Zone mit Baracken, Speisesaal und Sauna,
2. Parkzone für die Technik
3. Versorgungszone für die Truppenversorgung,
4. STNZ (alt) für Systeme Richtfunk und R-412
5. TROPO Funkzentrale (Neubau) für 4 Systeme R-410.

Alle Liegenschaftsteile waren per Kabel verbunden, aber dienstlich selbständig.
In 4 befand sich auch eine Art Leitstelle in der der Zustand der Verbindungen an einer Schautafel dargestellt ist.
Die Liegenschaft diente also salopp gesagt den ergänzenden Verbindungen der GSSD oder der Netze der Deutschen Post die die GSSD über Mietverträge auch mit nutzte, auf höchster Ebene.

PR in 06-2004

Peter Rentsch,  08.07.2004

Nach längerem freundlichen Schriftwechsel mit dem Eigentümer/Pächter, wurde eine Begehungsgenehmigung erteilt und das Gelände nochmals gründlich historisch bewertet und ein Liegenschaftsplan erstellt.

Durch Zufall wurde in der Schreibstube eine Betriebsberechtigung zum Betrieb von Spezialnachrichtentechnik, in Ausweisform gefunden. Die abziehenden Nutzer hatten ein Dokumentenvernichtungsfeuer entzündet, was aber selbständig erloschen sein muß. Über die im Ausweis enthaltenen Daten wurde in einigen Internetseiten in der ehemaligen Sowjetunion eine Anfrage7 Suche gestartet. Leider meldete sich nicht der Besitzer, aber dafür einige Soldaten die in der Liegenschaft gedient haben.

Nunmehr ist auch der Nutzungshintergrund und die Dreiteilung der Liegenschaft besser zu verstehen. Die Liegenschaft arbeitete zwar im Interesse des Oberkommandos der GSSD, hatte aber mit der GSSD nichts zu tun. Die GSSD hatte nur die Versorgung sicherzustellen.

Hauptobjekt der Liegenschaft und Friedensstandort war Rehagen. In einer verschimmelten Kladde auf dem KfZ Park wurden auch Reste von umfangreichen Fahrbefehlen gefunden, die Aufschluß darüber geben, wer wann wohin mit welchem Auto zu welcher Aussenliegenschaft fahren mußte.

Fernmeldetechnisch handelte es sich um eine Troposphärenfunkstelle mit den Komponenten:
R-410 oberer Teil - zwei Hauptsenderichtungen, Südteil der DDR und VR Polen,
R-412 A und F im Mittelteil, Stützknoten Fernmelde.

Unbekannt ist bisher geblieben, wo der in den Fernmeldeunterlagen verzeichnete Brigadegefechtsstand sich befindet (örtlich) und was sich hinter der geheimen NZ 7026 verbirgt. Hierzu schweigen die Nutzer. Die erkennbaren Reste der Gebäude weisen auf einen gut ausgebauten und gut genutzten Standort hin. Hier sollen verschiedene Teile eines Btl. stationiert gewesen sein. Zugleich befand sich hier die Betriebszentrale des Richtfunk und Troposphärenknotens Wünsdorf, in der die Funktion der geschalteten und arbeitenden Trassen erkennbar waren.

Eine historisch und örtlich interessante Liegenschaft. Teile der Fernmeldetechnik wurden von den letzten Nutzern in der Liegenschaft liegengelassen, vielleicht reichte die Transprtkapazität nicht mehr aus. Die gefundene hochkanalige Technik (in Form der Gestellrahmenreste) lassen eine erheblich wichtige und leistungsfähige NZ vermuten.

Stand 01-2006

Peter Rentsch,  10.01.2006

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