Tanklager der Zentralgruppe der sowj. Streitkräfte; ehem. Weser Flugzeugbau, Deckname »Zechstein«

Stollen mit rückgebautem Tank und Fundamenten
Stollen mit rückgebautem Tank und Fundamenten. Aufnahmedatum: 27.09.2015. © Thomas Kemnitz

Kurzinfo

Kurzlink zum Objekt → VIMUDEAP.info/zgt-tanklager

Das hier vorgestellte Treibstofflager befindet sich in der Nähe von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz)  im »Rabštejnské údolí« (Rabsteiner Tal).
Ende der 1950er Jahre wurde  es durch die tschechoslowakische Armee in den unvollendeten unterirdischen Produktionsstollen eines Rüstungsbetriebes des Deutschen Reiches errichtet. 1968 wurde es durch die »Zentralgruppe der Truppen« (die sowjetischen/russischen Streitkräfte in der einstigen ČSSR) übernommen und bis Anfang der 1990er Jahre betrieben. Das Stollensystem beherbergte 12 riesigen Tanks, in die ca. 7,5 Mio Liter Treibstoff eingelagert waren.

An den Rüstungsstandort mit dem Decknamen »Zechstein« verlagerte bereits 1942 die  »Weser-Flugzeugbau GmbH, Bremen« ihre Produktion. Genutzt wurden Gebäude der enteigneten, ortsansässigen Textilfirma Preidl. Es wurden Teile für Flugzeuge der Firmen Junkers, Messerschmitt und Focke produziert. Ab 1944 wurde begonnen, vier unterirdische Produktionsanlagen zu errichten, die bis Kriegsende jedoch unvollendet blieben.
Zu den ca. 6000 Arbeitskräften zählten neben Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern aus 18 Ländern, Dienstverpflichteten und Angestellten auch 700 KZ-Häftlinge aus Dachau und Flossenbürg. Unter dem Namen »Rabstein« wurde ein Aussenlager des KZ Flossenbürg  errichtet. Bis 1945 waren ausserdem 30 Arbeits- und zwei Gefangenenlager entstanden.
Nachweislich überlebten 80 Häftlinge die harte Arbeit, Hunger und die unzureichenden hygienischen Bedingungen nicht.

Nach dem Krieg wurden die Lager genutzt, um bis zu 1000 Mitglieder von einstigen NS-Organisationen zu internieren. Mehr als 90 Menschen haben diese Lager nicht überlebt. Nach der Schliessung des Lagers im April 1946 fungierte der Standort noch ein halbes Jahr lang als Sammellager für Sudetendeutsche aus der Umgebung.

Die industrielle Produktion wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen, die Anlagen demontiert. Drei der vier Stollensysteme »Werk A«, »Werk B« und »Werk C« wurden ab den 1950er Jahren durch die tschechoslowakische Armee zu einem Lager für Pioniermunition umgebaut. Im vierten, heute als »Werk H« bezeichneten Bereich, wurde das hier gezeigte Treibstofflager errichtet.

An der Stelle des einstigen Konzentrationslagers wurde 1946 ein Holzkreuz mit Dornenkrone errichtet, das 1959 durch ein steinernes Mahnmahl ersetzt wurde. Die bis in die 1980er Jahre bestehende kleine Ausstellung im Wachgebäude des Militärobjektes wurde später in das Museum nach Děčín überführt. Im Jahr 2005 wurde neben dem Mahnmahl eine Gedenktafel aufgestellt, die auch an die Opfer des Internierungslagers erinnert.
In einigen Stollen des ehemaligen »Werkes C« informiert seit 2002 ein privates Museum über die Geschichte des Industrie- und Militärstandorts »Rabsteiner Tal«.

Quellen [174, 175, 176]

Geografische Angaben

In der Umgebung von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz), Tschechien
Koordinate auf Anfrage.

Rubrik

Militär

der Bau oder die Nutzung fallen in diese historischen Zeiträume

1939 - 1945,  1945 - 1990,  ab 1990

Informationen über Zugänglichkeit, Zustand oder Nutzung (auch von Teilbereichen)

keine Angabe

Statistik

Im VIMUDEAP seit:  15.04.2016
letzte Änderung:  15.04.2016

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