Tanklager der Zentralgruppe der sowj. Streitkräfte; ehem. Weser Flugzeugbau, Deckname »Zechstein«
Kurzinfo
Kurzlink zum Objekt → VIMUDEAP.info/zgt-tanklager
Das hier vorgestellte Treibstofflager befindet sich in der Nähe von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz) im »Rabštejnské údolí« (Rabsteiner Tal).
Ende der 1950er Jahre wurde es durch die tschechoslowakische Armee in den unvollendeten unterirdischen Produktionsstollen eines Rüstungsbetriebes des Deutschen Reiches errichtet. 1968 wurde es durch die »Zentralgruppe der Truppen« (die sowjetischen/russischen Streitkräfte in der einstigen ČSSR) übernommen und bis Anfang der 1990er Jahre betrieben. Das Stollensystem beherbergte 12 riesigen Tanks, in die ca. 7,5 Mio Liter Treibstoff eingelagert waren.
An den Rüstungsstandort mit dem Decknamen »Zechstein« verlagerte bereits 1942 die »Weser-Flugzeugbau GmbH, Bremen« ihre Produktion. Genutzt wurden Gebäude der enteigneten, ortsansässigen Textilfirma Preidl. Es wurden Teile für Flugzeuge der Firmen Junkers, Messerschmitt und Focke produziert. Ab 1944 wurde begonnen, vier unterirdische Produktionsanlagen zu errichten, die bis Kriegsende jedoch unvollendet blieben.
Zu den ca. 6000 Arbeitskräften zählten neben Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern aus 18 Ländern, Dienstverpflichteten und Angestellten auch 700 KZ-Häftlinge aus Dachau und Flossenbürg. Unter dem Namen »Rabstein« wurde ein Aussenlager des KZ Flossenbürg errichtet. Bis 1945 waren ausserdem 30 Arbeits- und zwei Gefangenenlager entstanden.
Nachweislich überlebten 80 Häftlinge die harte Arbeit, Hunger und die unzureichenden hygienischen Bedingungen nicht.
Nach dem Krieg wurden die Lager genutzt, um bis zu 1000 Mitglieder von einstigen NS-Organisationen zu internieren. Mehr als 90 Menschen haben diese Lager nicht überlebt. Nach der Schliessung des Lagers im April 1946 fungierte der Standort noch ein halbes Jahr lang als Sammellager für Sudetendeutsche aus der Umgebung.
Die industrielle Produktion wurde nach dem Krieg nicht wieder aufgenommen, die Anlagen demontiert. Drei der vier Stollensysteme »Werk A«, »Werk B« und »Werk C« wurden ab den 1950er Jahren durch die tschechoslowakische Armee zu einem Lager für Pioniermunition umgebaut. Im vierten, heute als »Werk H« bezeichneten Bereich, wurde das hier gezeigte Treibstofflager errichtet.
An der Stelle des einstigen Konzentrationslagers wurde 1946 ein Holzkreuz mit Dornenkrone errichtet, das 1959 durch ein steinernes Mahnmahl ersetzt wurde. Die bis in die 1980er Jahre bestehende kleine Ausstellung im Wachgebäude des Militärobjektes wurde später in das Museum nach Děčín überführt. Im Jahr 2005 wurde neben dem Mahnmahl eine Gedenktafel aufgestellt, die auch an die Opfer des Internierungslagers erinnert.
In einigen Stollen des ehemaligen »Werkes C« informiert seit 2002 ein privates Museum über die Geschichte des Industrie- und Militärstandorts »Rabsteiner Tal«.
Quellen [174, 175, 176]
Geografische Angaben
In der Umgebung von Česká Kamenice (Böhmisch Kamnitz), Tschechien
Koordinate auf Anfrage.
Rubrik
Militär
der Bau oder die Nutzung fallen in diese historischen Zeiträume
1939 - 1945, 1945 - 1990, ab 1990Informationen über Zugänglichkeit, Zustand oder Nutzung (auch von Teilbereichen)
keine Angabe
Statistik
Im VIMUDEAP seit:  04/15/2016
letzte Änderung:  15.04.2016
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
Seite aufrufen