Stadt Kep-sur-Mer

ACHTUNG MINEN!!! Bitte unbedingt die Hinweise unter Verhaltensweisen bei Minen beachten!

Als die Franzosen mitte der fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts ihr Kolonialreich in Indochina verlassen mussten, hinterliesen sie einige prächtige Beispiele ihrer Architektur in Südostasien. In Städten wie Hanoi, Saigon, Vientaine und Phnom Penh dienen die mächtigen Villen und Regierungsgebäude heute rekonstruiert meist als Büros für Firmen, Botschaften und Behörden oder auch als Hotels.

Aber fernab dieser Metropolen, in Kleinstädten oder eben mitten im Dschungel kann man auch die Reste solcher Fassaden bestaunen. Ruinen und Gebäude, die einen unwillkürlich an die Plantagen von Indochina, an Edith Piaf und Glenn Miller, gespielt von Grammophonplatten, und an eine farbenprächtige, aber auch schreckliche Zeit denken lassen, in der wenige mächtige Länder mehr als die halbe Welt beherrschten.

Bokor Hill, in der Nähe der Provinzstadt Kampot im Süden Cambodias ist sicher einer der gespenstigsten Hinterlassenschaften.
Etwa 25 km entfernt von Kampot, befindet sich mit der Ortschaft Kep ein ganz besonderes Souvenir dieser Art.

Kep war lange Zeit die Hauptstadt der kleinsten Provinz Cambodias, bis diese in der Provinz Kampot aufging. In der Region bauten die Khmer-Könige ihre Tempel bereits 200 Jahre vor der Errichtung von Angkor Wat.
Die Franzosen gründeten im Jahre 1908 auf einer kleinen Halbinsel die Ortschaft Kep-sur-Mer als Ferien- und Badeort.

Während der Hochzeit von Bokor Hill bis Mitte der fünfziger Jahre entwickelte sich Kep-sur-Mer zum mondänsten Ferienort der französischen Kolonialelite in Indochina. An der 6 km langen Küstenstrasse und den dahinter liegenden Hügeln standen über 1.200 prächtige Privatvillen. Den Ortskern dieser fernöstlichen Kopie von Saint Tropez und Cannes bildeten das Kurbad, die Gouverneursvilla, Casino, Schule und Verwaltungsgebäude.

Transportschiffe brachten tonnenweise feinen weißen Seesand von der etwa 130 km entfernten Kompong-Halbinsel, auf der sich heute Sihanoukville befindet, um die schmalen und steinigen Strände Kep-sur-Mer's den gehoben Ansprüchen der Bewohner anzupassen.

Nach dem Abzug der Franzosen setzten die neuen
kambodschanischen Eliten die Tradition fort. Vornehmlich an Wochenenden kamen hohe Beamte, Unternehmer und Politiker aus Phnom Penh in den Badeort, zur Erholung, um Wassersport zu treiben oder Zeit mit der jeweils aktuellen Mätresse zu verbringen und natürlich wegen des Casinos.

Die zweite Blütezeit von Kep-sur-Mer endete abrupt mit der Machtübernahme der Khmer rouge. Diese evakuierten den Ort, sowie jede andere Stadt in Cambodia. Wer zu den Wohlhabenden und Gebildeten zählte, oder auch nur in deren Villen angestellt war, wurde ermordet. Das grösste Massengrab im Ort befand sich im unterirdischen Tank der ehemaligen Shell-Station.
Während der Herrschaft der Khmer rouge begann der verlassene Ort zu verfallen und der Dschungel, sich das Territorium zurück zuerobern, soweit es nicht für die Wochenendaufenthalte des Khmer rouge Führers Pol Pot gebraucht wurde.
Die Region war eines der letzten Rückzugsgebiete der Khmer rouge nach deren Niederlage 1979 und somit eines der am härtesten umkämpften und stark verminten Gebiete in Cambodia. Noch Mitte der 1990iger Jahre gab es Khmer rouge Einheiten in den Bergen. Im Jahre 1994 wurden als letzte Ausländer zwei Rucksacktouristen von ihnen gefangengenommen, gefoltert und ermordet.

Die endgültige Zerstörung der Villen in Kep, soweit sie nicht dem Dschungel anheim gefallen oder bei Kämpfen der Khmer rouge beschädigt worden waren, begann jedoch, als die nach 1979 langsam zurück kehrende Khmer-Bevölkerung alles, was nicht niet- und nagelfest war, aus den Häusern davontrug, die Wände aufhackte, um an die Stromleitungen zu kommen, entweder für den Eigenbedarf oder um es an die vietnamesischen Besatzungstruppen zu verkaufen.

Heute sind die Ruinen von Kep-sur-Mer eine der ergreifendsten Erinnerungen an die Verwüstung und Zerstörung von über dreissig Jahren Krieg und Bürgerkrieg in Cambodia.
Noch vor wenigen Jahren war Kep ein völlig verlassener Platz.

Aber bald folgten den ersten Seafood-Verkäufern für die wenigen Touristen, die sich auf eigene Faust dahin wagten, das erste neue Bungalowresort. Glaubt man alles, was man hört, so scheinen sich Landspekulanten nach den Grundstücken zu drängen und werden sich die Preise verdoppeln, falls Kep tatsächlich in 2005 wieder an das Stromnetz angeschlossen werden sollte.
Möglich ist es.
Kep-sur-Mer ist ein idyllischer kleiner Platz am Meer, immer mit einer frischen Brise und nicht weit von der Hauptstadt Phnom Penh. Bekommt es seine dritte Blütezeit, werden wohl in zehn Jahren all die leeren Villen und Ruinen und die in ihnen hausenden Geister längst vergangener Epochen verschwunden sein.

Richard Plaine,  29.08.2005

Achtung Minen!!!



Derartige Schilder in Cambodia unbedingt ernstnehmen!


Das Land ist eines der meisten verminten Länder der Welt und die Region um Kep als eines der letzten Rückzugsgebiete der Khmer- rouge war einer der am härtesten
umkämpften Regionen im Lande. Minen, Munitionsreste und Blindgänger sind eine aktuelle Bedrohung. Deshalb sollten Besucher unbedingt folgende Regeln beachten:

1 _ grundsätzlich auf Strassen und Wegen verbleiben, jeder Ausflug ins Gelände kann tödlich enden.

2 _ Grundstücke und Ruinen in Kep können nur dann ohne Minengefahr betreten werden, soweit dort die Wasserbüffel der Khmer weiden und/oder sich Khmer dort angesiedelt haben.

3 _ Lebensgefahr droht bei den vom Dschungel überwachsenen Objekten und Grundstücken!

4 _ Munitionsreste, Blindgänger und Minen keinesfalls berühren oder bewegen!

5 _ Entdeckt man, daß man doch in einer verminten Zone gelandet ist, nicht bewegen, um Hilfe rufen und warten, bis ein Ortskundiger gefunden ist, der einen sicheren Weg hinaus weisen kann. Ein Tag in Sonnenhitze und Insektenstiche sind doch leichter zu verkraften als der Verlust von Arm und Bein oder der Tod.

Richard Plaine,  29.08.2005