Seewerk II Torgelow
Literatur
Materna, Tarnname See. Ein Bericht über zwei ehemalige Werke der Pulver- und Sprengstofferzeugung im Kreis Ueckermünde, Milow 2000
Kontakt
Kleines Armeemuseum Eggesin,
Eggesin, Bahnhofstraße 4, Tel. 039779 - 20822
Das veröffentlichte Satellitenfoto zeigt nur einen kleinen, nördlichen Ausschnitt des gesamten Werksgeländes.
In den Anlagen im zentralen Teil dieses Bildes wurde allerdings auch nach 1945 (bis 1958?) im geheimen an der Entwicklung von ?Raketentreibstoff gearbeitet. Nähere Infos habe ich leider noch nicht und würde mich über Hinweise und Kontakte freuen.
vielen dank fuer den hinweis, ueber solche ergaenzungen freuen wir uns immer. ich werde den webmaster bitten, den luftbildausschnitt zu korrigieren.
weitere erkenntnisse betreffs der nachkriegsentwicklung waeren natuerlich interessant. von der weiternutzung der torgelower anlagen (entwicklung von raketentreibstoff) durch die sowjet. besatzungsmacht hatte ich tatsaechlich noch nichts gehoert!
da ich in torgelow wohne wirde ich gerne wissen wo das seewerk 1 und 2 genau liegt (lageplan vielleicht) kann mir da einer helfen.
war schon auf der suche aber weil da ja nicht mehr viel ist habe ich das nicht gefunden.
mfg mathes
Hallo!
Ich bin in Eggesin groß geworden, mit 7 oder 8 Jahren haben wir von der Schule aus das Heimatmuseum in Eggesin besucht. Dort hat man uns erzählt, dass das Seewerk 2 noch vor Ende des WK2 durch eine achtlos weggeworfene Zigarette zerstört wurde.
Desweiteren soll die eigentliche Anlage unterirdisch gelegen haben. Ob diese Angaben zutreffen weiß ich leider nicht.
Für die unterirdische Anlage würden aber zwei ca. 15m hohe Türme mit einem Durchmesser von 10m (nur grob geschätzt) aus sehr massivem Stahlbeton sprechen. Das es Flaktürme waren, würde ich persönlich ausschließen, da diese nur ca. 50m voneinander entfernt waren. Also vielleicht Be- und Entlüftungstürme?
Bis vor einigen Jahren stand einer der Türme noch komplett, der andere lag auf der Seite, im Wald kurz nach dem Ortsausgang Spechtberg in Richtung Eggesin.
Ich hoffe, dass jemand mehr über diese Theorien sagen kann.
MfG
Evil_Dirty_Devil
also meines wissens nach, haben die russen nach dem II wk zwar versucht die bunkeranlagen, die bis zu 20m unter die erde reichen sollen zu sprengen, es aber nach mehreren versuchen aufgegeben haben und nur die eingänge gesprengt haben und die bunker verschüttet mit samt übrig gebliebener munition...
kann mir dazu jemand mehr input geben???
vielleicht auch bessere karten, dann könnte ich ein paar fotos machen...
richtig unterirdisch im sinne von tiefkellern oder tiefbunkern wuerde ich dort kaum irgend welche bauten vermuten!
einige der produktionsanlagen fuer sprengstoff waren in hohe kuenstliche erdaufschuettungen (die sog. oelberge) eingebettet. das fuehrte vielleicht zu den spaeteren erinnerungen an ausgedehnte unterirdische fabrikanlagen.
einige dieser - eher kleinen und im rahmen der demontagen vollkommen ausgeschlachteten - produktionsraeume und installationskanaele blieb auch nach den sprengungen unter den heute inzwischen ueberwachsenen Erdhuegeln.
eine ortung setzt kenntnisse ueber die damaligen produktionsprozesse voraus. die beste informationsquelle bleibt hier das empfohlenen buch von Dietmar Materna, "Tarnname See. Ein Bericht über zwei ehemalige Werke der Pulver- und Sprengstofferzeugung im Kreis Ueckermünde",
Milow 2000
auch genaueres kartenmaterial zu SEE I u. II als die uebersichtsplaene im buch habe ich bisher noch keines gefunden.
ineressant finde ich ja diese beiden – hoffentlich noch nicht abgerissenen - hohen betontuerme. vielleicht schafft es ja jemand, ihre funktion zu klaeren!
wo sollen denn die beton türme gestanden haben???
wenn sie hinter der ehemaligen mensa im wald stehen sollen, dann muß ich dich enttäuschen, denn diese stehen nicht mehr...
es gibt hier aber im wald noch ein ehemaliges monitionslager,welches heute nicht mehr genutzt wird mit überresten eines verladebahnhofes und noch zu erkennenden torpfosten... leider befindet sich das alles im sperrgebiet der bundeswehr... auch dort findet man noch gesprengte bunkeranlagen die auch gesprengt noch eine höhe von ca 10 metern haben...
vieles wurde vor noch nich alt zu langer zeit bereinigt, ehemalige bunkeranlagen komplett entfernt... das seewerk bei spechtberg ist nahezu nicht mehr vorhanden, heute sind nur noch krater zu sehen und ein paar straßenreste...
das stimmt die Türme gibt es nicht mehr...
der verladebahnhof ist grob genommen fast vor meiner haus tür...war früher oft da. falls mal einer lust u zeit hat mit zukommen...los gehts.
würde mir das alles gerne mal genauer an gucken. meldet euch mal wenn interesse besteht und wenns nur daten austausch per mail ist!
Also wir haben als Kids so ca.vor 35 Jahren in den Bunkerruinen gespielt. Der erste gesprengte Bunker war so ca. 150 Meter hinter der ehemaligen Kaufhalle (DDR) oder Unterkunft der Zwangsarbeiter (III Reich)in Richtung Gumnitz.Dieser hatte noch einen Teller auf der Seite liegen, ca.5m im Durchmesser,mit der Kennzeichnungen der Himmelsrichtungen und Halterung für die Flak. Die Wände waren so 1m stark.100 m weiter in diese richtung war Schon der zweite Bunker ähnlich wie der erste. Höhe Gumnitz( Bahnhof) war ein Turm ca. 20 m.
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
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Die Ruinen ...
... auf dem Gelände des Sprengstoffwerkes Torgelow der Deutschen Sprengchemie GmbH
Im Rahmen des sogenannten Vierjahresplans, der nichts anderes vorsah, als die „Kriegstauglichkeit" der deutschen Wirtschaft herbeizuführen, bemühte sich die nationalsozialistische Regierung ab 1936 gezielt um den Auf- bzw. Ausbau einer leistungsfähigen Sprengstoffindustrie. Die Standorte für neu geplante Werksanlagen im gesamten Reich wurden nach fertigungstechnischen, strukturpolitischen und militärischen Gesichtspunkten ausgewählt, häufig erfolgte eine Industrieansiedlung in wenig entwickelten, eher landwirtschaftlich geprägten Regionen.
Nordöstlich der Stadt Torgelow in Pommern wurde so ab 1936 im Auftrag und mittels Finanzierung der Wehrmacht durch eine private Gesellschaft eine Sprengstoff-Fabrik errichtet. Das Militär versteckte sich dabei hinter der Firmenbezeichnung „Verwertungsgesellschaft für Montanindustrie GmbH"", bauausführende und betreibende Gesellschaft war die "Deutsche Sprengchemie GmbH" (DSC), seit 1936 alleinige Tochtergesellschaft der zu den deutschen Marktführern gehörenden „Westfälisch-Anhaltinischen Sprengstoff AG" (WASAG).
Unter dem Tarnnamen „See II" entstand im Waldgebiet zwischen den Flüssen Uecker und Randow das Werk Torgelow der DSC.
Verantwortlich für Planung und Ausführung der Industrieanlagen und dazugehörigen Unterkünften und Sozialgebäuden war die Abteilung Bau der DSC in der Berliner Linkstraße und vor Ort. Sie vergab Aufträge an Architekten und Baufirmen.
Rings um die im Wald verborgenen Produktionsanlagen entstanden mehrere Werkssiedelungen: In Torgelow, Pasewalker Straße für leitende Angestelte und Facharbeiter und ein Arbeiter-"Bereitschaftslager" aus Holzbaracken in Torgelow-Spechtberg an der Neumühler Straße, sowie das in Massivbauten ausgeführte "Bereitschaftslager Eggesin", Admiral-von-Schröder-Straße.
Zum eigentlichen Werk gehörten neben eigenem Bahnanschluß und einem verzweigten Sraßennetz mehrere weit voneinander abgesetzte Fertigungskomplexe zur Bearbeitung von Pulver, zur Herstellung von Nitroglyzerin und zur Gewinnung hochkonzentrierter Säuren, sowie Labore und Testeinrichtungen. Drei Kraftwerke und ein Wasserwerk versorgten die Anlage. Die Bauten entstanden als schlichte, sachliche Stahlbetonkonstruktionen bzw. in Mauerwerksbauweise. Aufgrund der hohen Unfallgefahr wurden die Gebäude sehr massiv und in vorgeschriebenen Sicherheitsabständen zueinander ausgeführt, Bunker und aufgeschütttete Erdwälle sollten bei Explosionen vor den Druckwellen schützen.
1938/39 begann das Werk mit der Sprengstoffherstellung. Produziert wurde in erster Lienie POL-Pulver („Pulver ohne Lösungsmittel") als Treibladung für Munition. Es herrschte dabei enge Kooperation mit dem benachbarten, ebenfalls in einem Waldgebiet versteckten Rüstungsbetrieb „See I" der „GmbH zur Verwertung chemischer Erzeugnisse".
Die Anlage „See II" war bewacht und wurde unter Geheimhaltung und Tarnung betrieben. Neben angestellten Ingenieuren und Facharbeitern wurden hier Tausende arbeitsverpflichteter Reichsangehöriger und verschleppter Kriegsgefangener beschäftigt. Die harte Arbeit wurde vielfach von Frauen ausgeführt, etwa 375 Menschen sind im Werk umgekommen.
Die Produktion wurde, trotz gefährlicher Betriebsunfälle und eines alliierten Bombenangriffs im August 1944, bis in den April 1945 hinein aufrechterhalten. Am 27. April besetzte die Rote Armee den Landkreis. Sie veranlaßte die umfassende Demontage und Sprengung der Werksanlagen bis 1949.
In der neu gegründeten Deutschen Demokratischen Republik wurde der Uecker-Randow-Kreis eilig zu einem bedeutenden Militärstandort ausgebaut. Im Bereich des ehemaligen DSC-Werkes in Torgelow-Spechtberg entstand ab 1952 eine Kasernen der Kasernierten Volkspolizei. Hinter der heute durch die Bundeswehr genutzten Anlage erstrecken sich bis heute verborgen im Wald die Reste und Ruinen der früheren Produktionsanlagen. Der Boden wird inzwischen auf Schadstoffe untersucht.