Regierungsbunker Marienthal

Bis vor wenigen Jahren wusste kaum jemand das es ihn überhaupt gibt, richtig darüber geredet wurde eigentlich erst als er verkauft werden sollte. In den 60er Jahren wurde er einst gebaut, fast niemand erfuhr, was dort unter den Weinbergen im Ahrtal eigentlich stattfand.
Zahlreiche Handwerker tummelten sich in Marienthal und den umliegenden Ortschaften. Das die Bundesregierung sich hier einen atomsicheren Unterschlupf bauen liess, war kaum jemandem bekannt.

Nun wird er nicht mehr gebraucht, die zukunftigen Einwohner der Anlage sind nach Berlin umgezogen, niemand will ihn jetzt noch haben. Die immens hohen Unkosten schrecken potenzielle Käufer ab, wer kauft schon ein Objekt mit jährlichen Unterhaltungskosten im zweistelligen Millionenbetrag?

Gross muss er schon sein, denn er war gedacht für 3000 Personen. Und gross ist er auch, wenn auch die Gänge und Stollen nicht so gross sind wie man vielleicht annehmen möchte. Dafür ist halt alles etwas länger und weitläufiger. Fast alles befindet sich noch im Bunker, lediglich die Schiffsdiesel wurden abgeschaltet, die Stromversorgung erfolgt extern.
Keine Spur vom erwarteten Luxus: Spartanische Einrichtungen, kleine Feldbetten, auch für den Kanzler (Kohl), der nebenbei bemerkt diesen Bunker niemals betreten hat.

Es werden leider keine Führungen gemacht, niemand darf den Bunker jetzt noch betreten. Im Mai 2000 soll mit dem Rückbau begonnen werden: Alles wird ausgebaut. Die Wände werden wegen der umweltbelasteten Farbe sandgestrahlt. Dann wird der Bunker für immer verschlossen und sich selbst überlassen.
Eigentlich schade, sollte man doch wenigstens einen Teil der Anlage der Öffentlichkeit zugänglich machen, sicher gibt es reichlich Touristen die an einer Besichtigung Interesse hätten. Und das Ahrtal wäre neben seinen tollen Weinbergen um eine Attraktion reicher.

Dank an dieser Stelle an Harry von Schatzsucher.de . Ohne ihn wäre auch mir der Bunker verschlossen geblieben.

Markus Ewers,  30.03.2000

An mehreren Stellen im Rheinland gibt es Relikte einer nie fertiggestellten, aber aufwendig konzipierten Bahnlinie. Teile der Strecke kann man ganz gut erkennen; im Flachland etwa durch dei Führung auf einem Damm.

Die Anfänge reichen zurück bis in die Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Der deutsche Generalstab bezog im Jahre 1910 im sogenannten "Schlieffenplan" bei einer eventuellen kriegerischen Auseinandersetzung mit Frankreich als militärisches Aufmarschgebiet die Eifel mit ein. Es wurde eine direkte Bahnverbindung vom Niederrhein und dem Ruhrgebiet unter Umgehung der Knotenpunkte Neuß/Düsseldorf und Köln zum Saargebiet und nach Lothringen geplant.

In Ahrweiler führt die Linie oberhalb der Ellig zur Adenbach und durch drei große Tunnels und über Viadukte in den Weinbergen von Dernau und Rech nach Mayschoß. Diese Bahn sollte bei Rech in die Ahrtalbahn einmünden.

Der Höhenunterschied zwischen der neuen, von Liblar-Rheinbach-Ringen kommenden Bahn und dem Ahrtal beträgt bei Ahrweiler etwa 100 Meter. Zu überbrücken war noch die Schlucht über den Adenbach. Dazu musste das Tal auf einer Länge von 150 Metern überbrückt werden.

Im Herbst 1921 wurde der Grundstein für das riesige Bauwerk gelegt. Dazu mussten bis zu 10 Meter tiefe Fundamente in den Fels getrieben werden. Bis zum Frühjahr 1923 waren die Pfeiler mit den Bogenansätzen fertig gegossen und das Gerüst stand mit der Verschalung der Bogen bereit zum Ausgießen mit Beton. Die beiden großen Pfeiler sollten die drei Hauptbogen mit einer Spannweite von je 36 Metern und einer Scheitelhöhe von 40 Metern über die Talsohle tragen - ein Bogen zwischen den beiden Pfeilern und je einen Bogen zwischen den Pfeilern und dem Widerlagern am Berghang.

Ihre Fundamente haben einen Querschnitt von 10 x 8,5 Meter. Auf ihnen ruhen die Betonpfeiler mit einem Querschnitt von 8 x 6,5 Meter. Etwa 15 Meter über der Talsohle zeigen sie einen im rechten Winkel zur Vertikalachse stehenden Absatz, wodurch sie die Hälfte ihres Querschnittes einbüßen. Von hier an beträgt der Querschnitt nur noch 4 x 6,5 Meter. Die Bahn war als doppelspurige Bahn geplant. Es mussten somit auch (!)
die Träger der Brücke einer Doppelspur Rechnung tragen.

Die Interalliierte Rheinlandkommission verbot 1922 den Weiterbau und ließ erst nach schwierigen Verhandlungen eine einspurige Eisenbahnlinie zu. Die Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen und die Einstellung des gesamten Bahnverkehrs infolge passiven Widerstandes zwangen die Bauleitung zur Einstellung der Arbeiten. Im Jahre 1924 wurde das Baugerüst abgetragen und zurück blieben die nackten Säulenstümpfe.

Nach dem Bau des Nuerburgringes wurde der groesste Teil des Planums fuer einen Fernradweg benutzt, der die Zuschauermassen aus dem Ruhrgebiet zum Ring bringen sollte.

In WKII (oder kurz davor) wurde (voelkerrechtswidrig) an der Strecke weiter gebaut, jedoch ohne irgendeine Fertigstellung.

Der Radweg verfiel in den 50er und in den 60er/70er wurden grosse Teile zum Bau der Bundesautobahn A61 benutzt. Auf topographische Karten kann man noch die Verbindungskurven A61 Eisenbahnstrecke Bonn - Euskirchen bei Rheinbach erkennen, dito der doppelt auszufuehrende Abstieg ins Ahrtal.

Bei Dernau und Ahrweiler kann (konnte) man noch nicht fertiggestellte Bruecken fuer die Strecke sehen, wie auch diverse Tunnel. Einige Tunnel gehören jetzt zum System der Regierungsbunker.

Literatur:

  • Die Ahrtalbahnen; Eisenbahn-Kurier,Freiburg, 1983.
  • Ahrweiler Nachrichten:
    . 1962 #46 Die Brückenpfeiler in der Adenbach.
    . 1975 #44 Woran uns die Brückenpfeiler in der
    Adenbach erinnern.
    . 1978 #32 Die Pfeiler in der Adenbach.
    . 1990 #17 Die Betonstümpfe im Adenbachtal.

  • Christian Brünig,  06.08.2001

    Der Bunker ist mittlweile vollständig entkernt und versiegelt worden. Ein sehr kleiner Teil wurde von dem Heimatverein Alt-Ahrweiler erhalten und soll ab ca. 2007 als kleines Museum dienen. Ausgestellt werden sowohl Ausrüstungsgegenstände als auch Fotos. Der Eingang dürfte am "Silberberg" sein, oberhalb der Römervilla. Eine Ausschilderung dürfte bei Fertigstellung des Museums auch noch angebracht werden.

    Günter Heindrichs,  26.06.2006