Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt
1968 wurde das Strafvollzugskommando an den neuen Chemiestandort Schwedt in ein bisher mit zivilen Insassen belegtes Haftarbeitslager überstellt. Die Anlage bestand in den ersten Jahren nur aus Baracken, doppelten Stacheldrahtzäunen mit Hunden und Postentürmen mit Scheinwerfern. Der Gefangenenalltag war von Zwangsarbeit, militärischem Drill, politischer Schulung, anfangs auch Prügel und später dem zunehmenden Einsatz von Stasi-Spitzeln geprägt. Die Arbeitskraft von über die Jahre Tausenden Häftlingen wurde bis zum Äußersten ausgebeutet, das Fehlen von Freizeit führte zu physischem und psychischem Dauerstress. Dazu kam, dass die Zeit der Internierung nicht dem abzuleistenden Wehrdienst angerechnet wurde, und man nach der Entlassung zurück in die Kaserne musste.
- In Häftlingsarbeit hergestellter Lkw-Aufsatz aus Epoxidharz, dahinter Wachturm am Produktionsbereich. Aufnahmedatum: 29.04.2019. © Robert Conrad. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8890, geladen am: 07.12.2019.
- Inneres des letzten erhaltenen Postenturms. Aufnahmedatum: 29.04.2019. © Robert Conrad. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8891, geladen am: 07.12.2019.
- Lager- und Werkbaracken des Effektenbereichs. Aufnahmedatum: 04.01.2013. © Robert Conrad. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8892, geladen am: 07.12.2019.
- Lager- und Werkbaracken am Rand des Produktionsbereichs. Aufnahmedatum: 04.01.2013. © Robert Conrad. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8893, geladen am: 07.12.2019.
Um den „militärisch erzieherischen Einfluss“ zu erhöhen, übernahm 1982 das Verteidigungsministerium die Verwaltung des Militärstrafvollzugs. Unter der neuen Bezeichnug „Disziplinareinheit der NVA“ wurde die Einrichtung einem selbstständigen Bataillon gleichgestellt. Die Militärstrafgefangenen wurden dabei in drei Kompanien zusammengefasst, außerdem wurden drei weitere Kompanien zur Verbüßung einer neuen Disziplinarstrafe gebildet, dem ohne vorheriges Gerichtsverfahren verhängten bis zu dreimonatigen „Dienst in der Disziplinareinheit“, der durch zusätzliche Härten geprägt war.
- Innere Mauer zwischen dem Arbeitsbereich für Häftlinge und den Unterkünften der Wachmannschaften. Aufnahmedatum: 04.01.2013. © Robert Conrad. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8894, geladen am: 07.12.2019.
- Östliche Begrenzungsmauer, dahinter Geräteschuppen der früheren Sturmbahn. Aufnahmedatum: 04.01.2013. © Robert Conrad. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8895, geladen am: 07.12.2019.
- Innere Mauer zur Abschirmung des Produktionsbereichs für Häftlinge. Aufnahmedatum: 04.01.2013. © Robert Conrad. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8896, geladen am: 07.12.2019.
Mit einem Streik solcher Disziplinarbestraften im Jahr der friedlichen Revolution 1989 begann die baldige Auflösung der gesamten Strafeinrichtung. Heute wird das Areal durch städtische Einrichtungen und verschiedene Firmen genutzt, es ist durch Abrisse und Neubauten stark überformt und nur in wenigen Bereichen noch in seiner damaligen Monstrosität erkennbar. Die verbliebenen, seit 2012 denkmalgeschützten baulichen Zeugnisse können heute in einer Freiluftausstellung mit Informationstafeln besichtigt werden, die auf Initiative des Vereins DDR-Militärgefängnis Schwedt e.V. und des Stadtmuseums Schwedt entstand. Robert Conrad, 07.12.2019
Dieses und weitere 36 Objekte finden Sie im Bild-Text-Band »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« des Architekturfotografen, Bauhistorikers und VIMUDEAP-Autors Robert Conrad.
Blick ins Buch → VIMUDEAP.info/vergessene-orte
- Dieses Objekt und 36 weitere finden Sie im Bild-Text-Band von Robert Conrad VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg Mitteldeutscher Verlag, 2019. 240 Seiten, broschur, 21x26 cm. ISBN 978-3-96311-134-1. 25,00 €. Aufnahmedatum: 06.12.2019. © Thomas Kemnitz. → Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt, Deutschland. Bildnummer: 8882, geladen am: 07.12.2019.
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
Seite aufrufen
Militärgefängnis, Disziplinareinheit der NVA, Schwedt
1956 erfolgte die Aufstellung der Nationalen Volksarmee nach sowjetischem Vorbild und ihre Eingliederung in das von Moskau initiierte Militärbündnis der Warschauer-Vertrags-Staaten.
Von den seit 1962 als Wehrpflichtige dienenden Soldaten wurde vor allem Gehorsam, Treue gegenüber der Staatspartei und „Hass auf den Klassenfeind“ gefordert. Zur Durchsetzung dieses Ziels wurde eine Militärjustiz aufgebaut, welche „Verbrechen gegen die militärische Disziplin“ ahndete, und 1954 durch das Innenministerium eine Militärhaftanstalt in Berndshof im Bezirk Neubrandenburg eingerichtet. Das zu verbüßende Strafmaß lag zwischen einem Monat und zwei Jahren.