KEL Bunker Berlin-Buch

... zur Arbeit führt an diesem Bauwerk vorbei. Dadurch war es leicht möglich, die Evolution des Objekts im Bild fest zuhalten.

Sehr lange schlummerte das Objekt, scheinbar unbeachtet, vor sich hin. Die Eingangstür hatte auch in der Zeit des Dornröschenschlafs einiges abbekommen. Ganz Intelligente versuchten dann im Herbst 2001, über den bis dahin zugemauerten Notausgang, das Innere zu erkunden. Das Bauwerk stand dann eine ganze Weile offen. Sogar Strom war vorhanden.

Seit Anfang des Jahres schmückt ein umgefallener Baum den Anbau des Bauwerks. Jetzt hat die Natur mit ihrem Grün das Objekt verschlungen.

Laut Internetrecherche unterliegt das Objekt seit 5/97 der Zivilschutzbindung. Ein Hinweis auf diese Nutzung bzw. den Eigentümer hätte das Bauwerk wahrscheinlich vor den Beschädigungen und die zuständigen Stellen vor unnötigen Aufwendungen für die erneute Sicherung des Objekts bewahrt.

Uwe Schirdewahn,  17.07.2002

Die folgenden vier Kapitel sollen einen kurzen Abriß des Schutzbautenprogramms für die Kreiseinsatzleitungen im Zusammenhang mit dem hier gezeigten Bunkertyp geben.

Peter Rentsch,  08.07.2002

Anfang der 50'er Jahre wurde in der DDR begonnen, für die Ebene der Kreiseinsatzleitungen (KEL) in den Kreisstädten, besonderen Ballungsräumen wie Berlin und für ausgesuchte Wirtschaftszonen (Industrie, Kohle, Bergbau) Schutzräume zu errichten. Die Kreiseinsatzleitungen bestehend aus Offizieren und Spezialisten der NVA, der Volkspolizei, der Reichsbahn (bei Bedarf), der Zivilverteidigung, der Kampfgruppen und der allmächtigen Partei hatten die Aufgabe in Spannungsperioden, Havarien und Katastrophen die Führung des Kreises und der dort lebenden Bevölkerung, bis zur Weiterführung der Industrie und deren räumliche Sicherung anzuleiten.

Peter Rentsch,  08.07.2002

Die Führung sollte aus leicht geschützten, vornehmlich unterirdischen Schutzanlagen erfolgen. Neben der Weiternutzung von Anlagen aus dem II: Weltkrieg, die einer umfangreichen Bewertung unterzogen wurden, wurden in den meisten Fällen Neu- bauten errichtet oder bestehende Schutzbauten des TYP`s SBW-300 umgebaut.
Diese Schutzbauwerke sicherten die splittergeschützte Unterbringung des Arbeitsstabes in einem kleineren Bauwerk. Je nach Aufgabe der speziellen KEL lag das Bauwerk entweder direkt im Ballungsraum (.z.B. Berlin) oder aber am Rand der Kreisstädte. In Friedenszeiten waren die Objekte eingezäunt und ständig betriebsbereit, in den 70' er Jahren wurde die Sicherung der Zugänge durch technische Sicherungseinrichtungen eingeführt, Mitte der 80'er Jahre erprobte man die Sicherung über das Telefonselbstwahlnetz mittels Übertragungssystemen AWUG oder AWAG. In den meisten Fällen war der Standort bewußt nicht weit außerhalb gewählt, weil die Anlage selbst nur einen beschränkten Schutz bot, aber der Vorteil der Ortsnähe zum zu führenden Raum/ Objekt bewußt genutzt werden sollte.

Peter Rentsch,  08.07.2002

Die Standortwahl hatte neben der Hauptbedingung, daß es sich um ein leichtes Zweckbauwerk handelt und demzufolge keine schwarze Wanne gegossen wurde, also ein geringer Grundwasserstand vonnöten war, fast ausschließlich fernmeldetechnische Ortswahlaspekte. Die Führungsstellen der KEL waren meist über Sonderkabel (SOK) mit 25 oder 50 Doppeladern an die nächste Knotenvermittlung angebunden. Dieser Aufwand reichte meist aus, den gesamten Arbeitsstab gut abzusichern

Peter Rentsch,  08.07.2002

Der Bunker war in der übergroßen Zahl ein Typbauwerk mit genormten Bauteilen. So konnten Türen, Druckklappen, Boiler und Mobiliar in größerer Stückzahl produziert und/ oder bestellt werden. Die Typbauten die zur Bilderserie gehören haben als gemeinsame Merkmale


  • leichte Erdanschüttung,
  • Zugang über zwei gasdichte Türen im rechts/ links Zugangsverfahren,
    ∑ Der Zugang erfolgte entweder durch eine leicht angeschüttete Treppenkonstruktion mit einem Tarn.- u. Sicherheitsverhau,
  • Der Zugang zur ersten Gasschutztür war meist durch eine Gittertür oder eine Streckmetalltür gesichert.
  • Der Netzersatzanlagenraum befand sich außerhalb des Arbeitsbereiches, weil das Aggregat nach einer Kontamination der Umgebung auch mit kontaminierter Luft arbeitete.
  • Das Schutzbauwerk hatte nur eine kleine Duschzone für den für die Führungsstelle vorgesehenen Personalbestand von 10-15 Personen,
  • Es gab nur ein WC und eine kleine Pantry, wegen der geringen Lagermöglichkeiten wäre die Aufenthaltszeit im Schutzbau auf ca. 1 Woche */- einige Tage begrenzt gewesen,
  • Der Bunker wurde elektrisch beheizt, für Warmwasser gab es einen Boiler,
  • Der Bunker besaß zwei größere Lageräume/ Arbeitsräume, eine VS-Stelle mit SND-Teil, ein oder zwei kleine Arbeitsräume und ein Vorbereitungsraum für Informationen und Kartenmaterial.
  • Der Bunker hatte gegenüber dem Hauptzugang in 180 Grad Versetzung einen Notausstieg. Wasser wurde entweder aus dem öffentlichen Netz oder aus einem kleinen Brunnen zugeführt.
  • Der Bunker besaß nur Gasschutzfilter. Keine komplette ABC- Strecke.
  • Der Schutzwert war gering, es handelt sich um ein leichtes Bauwerk. Alle 216 kreise der DDR hatten nach bisherigen Erkenntnissen einen KEL- Bunker, hinzu kamen die Stadtbezirke von Berlin und die Kreise der Kennung „Land“ wie Dresden Land und Magdeburg – Land oder Potsdam – Land.

Peter Rentsch,  08.07.2002

Ebenfalls KEL-Bunker und vimudeap-Objekt: Ein umgebauter sogenannter Mutter-Kind-Bunker aus dem 2. Weltkrieg.

Ausserdem hier der fast obligatorische Hinweis auf das DDR-Bunkerforum, dass einen Diskussionszweig zum Thema KEL aufweist.

Thomas Kemnitz,  08.07.2002

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