Führungsstelle, HNZ 2 - Streganz, Groß Köris, Storkow

Dem Samstagsspaziergang folgte ein Sonntagsspaziergang. Auf der einen Seite der Betonstrasse das zerbeulte Hinweisschild 'Durchfahrt verboten. Ausser Bundeswehr'. Auf der anderen das Areal des Streganzer Uebungsgelaendes.

Dem aufmerksamen Spaziergaenger fallen schnell die aus dem Waldboden ragenden staehlernden Enden von Lueftungsrohren und die Reste einer HSA (Hochspannungssicherungsanlage) auf. Der immer noch gut erhaltene gruen-rotbraune Tarnanstrich schuetzt Barackenbauten vor Einsicht.

Die Lueftungsrohre sind Teil von FB3 Fertigteilbunkern, in denen man gerade so stehen kann und die entlang des Erschliessungsweges positioniert sind. Solche eine aufwendige und weitraeumige Sicherung fuer die 'kleinen Dinger'?

Ein getarnter Zugang im Waldboden fuehrt in einen endlosen, konischen Hohlgang, der wenige Zentimeter unter dem Walboden verlaeuft. Kreuzungen und Abzweigungen fuehren zu fest verschweissten Drucktueren. Es ist feuchter als am Samstag. Auch scheint alles aelter, weiter verzweigt. Ein weiterer Ausgang. Es ist schwuel. Das Oben verbirgt weiterhin konsequent das Unten.

Ein weiterer Einstieg fuehrt in eine Sackgasse, an deren Enden sich zwei eingegrabene, zweietagige FB75-Bunker befinden. Schleusen, Bueros, Lueftungsreste, Ruheraeume. Die Taschenlampe flieht suchend durch das Dunkel. Stativ raus, Licht setzen, ausloesen, weiter. Die Wahrnehmung ist ganz auf die Aufnahmen und das Ueberpruefen der Vollstaendigkeit des fotografischen Geraets gerichtet.

Ein weiterer Einstieg ... verschlossene Drucktuer ... Revisionsschacht, Maschinenraum, Wasserwerk ... Nachrichtenbunker, leere Raeume.

Ok, es reicht. Zureuck ins Warme. Im Augenwinkel noch der Widerschein von rotem Stoff: die Wandzeitung der HNZ-2, Hilfsnachrichtenzentrale und Ausbildungsobjekt der NVA.

Thomas Kemnitz,  24.06.2001

Die Anlage an der Hermsdorfer Schleuse hatte andere Aufgaben und war eigentlich als Ausweichführungsstelle für den Bunker in Hennickendorf (Minister für Nationale Verteidigung) geplant und konzipiert. Nach dessen Aufgabe als Hauptführungsstelle (nachdem Harnekop dann fertig war) übernahm Hennickendorf eine Reserveführungsstellenfunktion und Klein Köris wurde Ausbildungsobjekt für Nachrichtenspezialisten, Wartungseinheiten und wurde ebenso für die Ausbildung und Lagebeurteilung genutzt, war also nicht ganz umsonst gebaut worden. Das ehemals für die Ausweichführungsstelle gebaute abgesetzte Sendezentrum am Hölzernen See wurde auch zu einer Ausbildungsbasis umgenutzt.

Peter Rentsch,  11.07.2001

Zum Bild Waschkomplex: Links und rechts der nördlichen Erschließungsstraße befanden sich genau 23 Bunker vom Typ FB 3 (TO 01 - 20 und TO 23 - 25). Hinzu kommen die beiden FB 3 (TO 21 und TO 21a), welche den Nachrichtenteil aufnahmen und etwas im Wald lagen.

Klaus-Peter Bittner,  13.04.2003

... für die genauen Angaben. Gezählt habe ich sie damals nicht. Konsequenterweise hätte ich dann natürlich auch die Zahl weglassen sollen.
Herzlich tk

Thomas Kemnitz,  14.04.2003

Der Rückbau der Anlage hat begonnen. Im DDR-Bunkerforum werden die Arbeiten verfolgt. Interessant vor allem wegen einiger Aufnahmen von freigelegten Bunkern. Hier der Link ins Forum.

Thomas Kemnitz,  15.09.2003

Dem Objekt zugeordnet, jetzt selbständige Dead Places innerhalb des Systems:
Funksendestelle, Neubrück
Feldflugplatz Klein Köris

Thomas Kemnitz,  03.06.2014

Bin selbst ein Soldat in dieser Einheit gewesen. Es ist richtig dort befanden sich 23 Bunker und zwei Sternbunker. Zumindest zu meiner Zeit. Auf dem Militärgelände hier dem Waschhaus befand sich eine Wasserfilteranlage . Diese war in einem Container untergebracht. Kurt WFS genannt. Mit dieser war man in der Lage ca 5000 Liter Wasser in der Stunde über einen dort befindlichen Tiefbrunnen zu produzieren.

Hans Eichfeld,  20.06.2017

Entstanden aus Erfahrungen bei einer Großübung

Als wichtiger Teilnehmer an der vertragsorganisationsweiten (WV) Übung SAPAD 77, stellten der Hauptstab und der Minister unumwunden fest, dass die oberste Führung der NVA über kein Übungs- u. Ausbildungsobjekt verfügt, das für einen breiten Personenkreis von Leitungs- u. Führungskadern geeignet ist, eine entsprechende Ausstattung hat und über Arbeitsplätze für größere Stäbe verfügt.

In einem ähnlichen Zusammenhang hatte Minister Hoffmann den Ausbau von Gefechtsständen der Feldführung, also für die 3. und 5. Armee und die territoriale Führung, bis hinunter in die Ebene der Divisionen verfügt und das PBS (Planungsbüro Süd) beauftragt, entsprechende Musterobjekte zu entwerfen, die sich grob in Lage- u. Arbeitsschutzbauten für die Stäbe, geschützte Rechenanlagen u. die erforderlichen Nachrichtenobjekte aufteilten. Hinzu kamen natürlich die bekannten Kleinschutzkomplexe der Serie FB.3-2 xy für die Besatzungen der mobilen Nachrichtenfahrzeuge.

Ohne geheimzuhaltende Objekte einem grösseren Personenkreis zur Kenntnis zu geben, gab es so gesehen 1977 keine Ausbildungsanlage mit Feldführungsmöglichkeiten im E-Fall.

Daher wies der Minister den Bau des Objektes 16/012 an. Das Gesamtgebilde wurde in 2 Etappen mit weiteren Gebäuden und Aussenobjekten errichtet. Hauptprojektant war das PBS der NVA.

PR 11-2019

(Details Teil-2)

Peter Rentsch,  14.11.2019

Ursprünglich, also vor dem Beginn der Erweiterung 1977 (und Folgezeitraum), bestand das Objekt aus dem heute nicht mehr vorhandenen Nachrichtengebäude, welches unterkellert war und der daran aus dem Kellerbereich und den Aussenzugängen anschliessende gemauerte Lagebau.

Natürlich gab es auch Kfz-Stellungen und die bekannten FB-Anlagen. Bei genauem hinsehen konnte man an Hand der Installationen oder eventuell noch vorhandener Technik, genau die verschiedenen Errichtungszeiträume erkennen.

Bestandteil der ab 1977 durchgeführten "Erweiterung", die so gesehen eher ein weitreichender Neubau verschiedener Teilobjekte war, umfasste auch die Modernisierung der gesamten Nachrichtentechnik, dem Eigenbau einer Automatische Telefonzentrale (ATZ) mit 300 Teilnehmeranschlüssen und der speziellen Möblierung der Stabsbauwerke für die operativen Kräfte. In einer weiteren Baumaßnahme kam dann später der KfZ Park, einige Wachgebäude, leichte Gebäude für abgesetzte Nachrichtentechnik, ein Dienstgebäude, Werkstatt und Lagerbau hinzu. Bestandteil des Ausbaus war auch das Schwenken verschiedener Nachrichtenkabel im und zum Objekt, weil natürlich die Erweiterung der Arbeitsmöglichkeiten auch eine Abstützung auf verschiedene Objekte der Deutschen Post und die Anbindung der HNZ-2 an verschiedene Schaltschächte oder Schaltkessel erforderte.

Das Objekt wurde auch an den in der Nähe befindlichen Rangierknoten für WTSCH Verbindungen angebunden. Der Kreis derer, die dann das Objekt nutzten dürfte relativ groß gewesen sein, bis hin zu den Kräften der KEL und BEL, die in dem Objekt Fragen der Entschlussfassung, der Wiederherstellung der Territorien ihrer Bezirke und andere Aufgaben der BEL und KEL übten.

Bekannt als Mosaik u. Meilenstein und andere Schwerpunktübungen, wie sie im Buch von Paul Bergner (FILIGRAN und DELFIN) genau beschrieben sind.

Etwas abgesetzt vom Objekt ein Gästehaus, welches dem ersten Mann im Staat (E.H.) und dem Minister für N.V. als Unterkunft diente, wenn sie an den Übungen teilnahmen. In den Normativen etwas weiter weg gelegen, das Objekt NAGEL, welches seitens der Funkkräfte der 2. Nachrichtenbrigade auch zu Ausbildungszwecken (Arbeit in Feldschutzanlagen, Beziehen, Betriebsdienst etc.) diente. Alle Objekte waren lange Zeit, durch die effektive Liegenschaftsbetreuung nach 1990 völlig verwahrlost und wurden größtenteils abgerissen oder mit Sand zugekippt.

Zur Frage wie viele Bauwerke vom "TYP" Stern, also der Kreation aus FB 75 oder anderen Bogenelementen und den bekannten, monolithischen Anbauten tatsächlich vor Ort vorhanden waren, gibt es unterschiedliche Auffassungen. Das Projekt sah 4 dieser Bauwerke vor, Es ist aber möglich, daß nur 3 errichtet wurden. Konzeptionell sollten 2 Nachrichtenobjekte und 2 Stabsobjekte für die operativ tätigen Führungsmitarbeiter errichtet werden.

Zum Aufbaustab gehörten 73 Mann, vom Planer, über Vermesser, bis hin zu den Entscheidern aus dem PBS und dem Bauherrn. Im Endzustand hatte das Objekt einen Wert von rund 27 Mio. Mark der DDR, wobei die Spezialtechnik und die Nachrichtenausrüstung noch hinzukam. Zeitgeschichtlich interessant (war) das Gesamtensemble, weil sich hier genau alle Besonderheiten aus der Konzeption des Ministers zur Errichtung und zum Betrieb von Feldführungsstellen wiederfinden.

Das sind (waren) dann, Zufahrten, Zuwegungen, getarnte Zugänge, ausgebaute Stellungen mit genormten Abständen zueinander, unterirdische Verbindungsgänge, Wiederverwendungsprojekte als Stabs-u. Nachrichtenshelter, Typprojekt Dienstgebäude und unterkellertes Nachrichtengebäude.

Die anderen Gebäude wie Werkstatt, Kfz Park, Tankstelle etc. waren eigentlich nur notwendig geworden, weil im Objekt die oben genannten Schulungen mit größerem Personalansatz durchgeführt wurden. In die Konzeption für Feldführungsstellen passte das nicht, es war als solches in der Konzeption auch nicht vorhanden, war aber bei dem Hintergedanken der Führungskaderausbildung notwendig. Es gibt Berichte dass auch E.H und Frau Margot im Objekt eingekleidet wurden, es gibt auch Fotos dazu. Veröffentlichen möchte ich das nicht.

Eine Gelegenheit, sich ein Objekt der territorialen Feldführung anzusehen, welches als Führungsstelle voll umfänglich den Normativen im Ausbau, in der Belegung und im Betrieb, bzw. beim Beziehen zur Nutzung entsprach, hat der geneigte Leser im Objekt Söllichau, geschützte Feldführungsstelle des (TMB) Territorialen MB III, gelegen bei Kossa. Link zur Website MILITÄRMUSEUM Kossa, www.bunker-kossa.de.

PR 11-2019

(Details Teil-1)

Peter Rentsch,  15.11.2019