Fort Zorndorf Küstrin (Kostrzyn)

Der Wechsel von einem Teil Küstrins in den anderen ist genau das, was man vielleicht eine Zeitreise nennen könnte. Eine jener Zeitreisen, die das heute nie verlassen und als Ergebnis ein Bruchstück Geschichte konservieren.

Vorbei am westlichsten Aussenfort, dem Fort Gorgast, hinein in das heutige Küstrin-Kietz. Die dörfliche Idylle der jetzt geteilten Stadt reicht bis zur Oderinsel. Auch hier das vertraute Bild von verlassenen Kasernenbauten der Kaiserzeit nach ihrer Nutzung durch die Sowjetarmee.

Über die Oder, Passkontrolle. Im rechten Augenwinkel entschwinden schon wieder die Reste der ehemals deutschen Stadt Küstrin hinter Festungsmauern. Das pulsierende heutige Kostryzin geleitet uns in Richtung Sarbinowo. Ein Waldweg führt ans Ziel: Das ehemalige Fort Zorndorf. Ebenso wie Gorgast, Säbzig und Tscherno ein Aussenfort der Festung Küstrin. Errichtet in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Gleich gegenüber auf der anderen Seite der Strasse: ein ehemaliges Pionier-Ausbildungsgelände der Wehrmacht: Ostwall-Panzerwerk-Nachbau, verschiedene Brückentypen mit Sprengnischen, Betonfundamente.

Zu beneiden sind die Polen wirklich nicht, denn ausserhalb ihrer prosperierenden europäischen Kleinstadt stoßen sie immer wieder auf die kriegerischen Spuren der Deutschen, die mit der Eid auf den Großen Kurfürsten im Januar 1641 hier die Wiege der preußisch-deutschen Heere aufstellten.

Was davon blieb nutzten die ersten polnischen Umsiedler 1945 als Baumaterial für ein Dach über dem Kopf. Genau jene fehlenden Steine ermöglichen uns heute die Darstellung von Kasernen-Etagen als sakrale Räume.



Wir bedanken uns sehr herzlich beim Organisationsteam des Vereins Berliner Unterwelten e.V. für die Einladung zu dieser Exkursion.

Thomas Kemnitz,  29.07.2002

In [2] werden folgende Aussagen über Baujahr und Typ getroffen: “Fort Zorndorf ist das letztgebaute von 'reichsweit' ca. 70 beinah absolut baugleichen Anlagen, die aufgrund ihrer extremen Ähnlichkeit untereinander 'Schemaforts' genannt werden. Fort Zorndorf selbst wurde von 1883-1889 errichtet. Das vorletzte Schemafort ist übrigens das von 1882-1888 gebaute Fort Hahneberg in Berlin-Spandau.”

Eine Besonderheit dieser jüngeren Forts ist nach [2] die Ergänzung der üblichen Erdüberdeckung um eine 1-2 m dicke Schicht aus Granitbeton.

Die fortifikatorischen Details führt [1] aus: “Das Fort besteht aus den wesentlichen Teilen: Hauptwall - Niederwall - trockenem Graben - Grabenwehren - zwei Anschlussbatterien.

Der Hauptwall war für die Artillerie eingerichtet. Die Geschütze standen zwischen Traversen, wobei in fünf Hohlräumen Schutz geboten wurde. Von der Frontkaserne aus erreicht man die Werkdecke über vier Treppenhäuser, die in den Hohltraversen münden.

Der Niederwall war der Infanterie vorbehalten, der drei Untertreteräume zur Verfügung standen. Die Infanteristen waren auch zuständig für den gedeckten Weg, der, dem Niederwall vorgelagert, zum Blockhaus führt. ...

Der Graben, trocken, ca. 10 m breit, wird begrenzt durch eine 6,50 m Ziegelwand als Konterescarpe, die noch durchgehend erhalten ist. ...

Aus den Grabenwehren flankierten 3,7cm Revolverkanonen von der inneren Grabenwand aus, den gesamten Graben. ...

Fort Zorndorf hatte zwei getrennte Wasserversorgungssysteme: Einen Kesselbrunnen in der Kasematte links von der Hauptpoterne, einen Bohrbrunnen im Kehlgraben und eine Zisterne links neben der Spitzgrabenwehr. ...

Zorndorf war ausgelegt zur Unterbringung von 1 Kompanie in den Front-, Mittel- und Kehlkasernen.

Anschlussbatterien befinden sich neben den beiden Kehlschultern. Die Munition wurde durch Geschoßaufzüge an die Geschütze gebracht. ... “

Thomas Kemnitz,  08.07.2002

Die Informationen wurden mit Hilfe folgender Quellen recherchiert:

Thomas Kemnitz,  08.07.2002

Braun u.a., Küstrin: Fort Gorgast (1883-89) und der Fortgürtel, In: Die Festung Heft8, Unna, 1997.

Thomas Kemnitz,  undatierter Beitrag zwischen 1999-2008

Voigt, Exkursion zum Fort Zorndorf, In: Berliner Unterwelten e.V, Schattenwelt 2/2002, Berlin, 2002.

Thomas Kemnitz,  undatierter Beitrag zwischen 1999-2008