Faserstoffwerk Fürstenberg

Das Faserstoffgelände war als anerkanntes Projekt Teil der EXPO 2000. Nicht zuletzt deshalb ist es möglich, hier Informationen zu präsentieren, die reichhaltiger als sonst zu Objekten der ehemaligen Westgruppe der Truppen sind. Vielen Dank bei allen Autoren/innen, die Informationen beigesteuert haben.

Die hier gezeigten 19 Bilder sind Bruchstücke, die in erster Linie Gebäude und Details aufgreifen, die sowohl eine Nutzung als Faserstoffwerk als auch durch die WGT erfuhren. Zu beiden Nutzungsperioden stehen die Forschungen erst am Anfang. Grundsätzlich bieten sich viele Perspektiven, die das Objekt vorstellen können, von denen wir eine mögliche anbieten, die durch die zahlreichen Textbeiträge erweitert werden soll.

Gerade den Fürstenbergern sollte eine Vielzahl dieser Perspektiven geboten werden: Mehr als ein halbes Jahrundert wollten/konnten Sie nicht wahrnehmen, was um sie herum geschah: sei es nun das ungehinderte Morden hinter den Mauern des in Sichtweite der Stadt gelegenen ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück oder das Schaffen der Befreier/Sieger hinter eben den selben Mauern. Nicht zuletzt lag das Faserstoffwerk in unmittelbarer Nachbarschaft des KZ's. Nur ein Wasserlauf trennte beide Objekte und die Sklavinnen aus ganz Europa wurden unter Ausnutzung der vorhandenen industriellen Infrastruktur per Fähre an den Bürgen vorbei zur Rüstungsproduktion geschafft.

Thomas Kemnitz,  30.12.2000

Ausstellungstext zum Projekt „Ehem. Faserstoffgelände“ im Rahmen der Expo2000-Ausstellungen in Fürstenberg/Havel, anerkanntes Außenprojekt“ (www.kulturland2000.com):

Zu Beginn des vorigen Jahrhunderts (1911) siedelte sich auf dem Gelände einer ehemaligen Holzverkohlungsfabrik in Fürstenberg ein ökologisch orientiertes Unternehmen an – die „Deutsche Faserstoff Gesellschaft mbH“ aus Deutsch-Wilmersdorf. Die Gesellschaft ist im Besitz der Familien Schlumberg und Schleber. Pflanzenfasern(Chinagras) sollten als Ersatz für Baumwolle in Wollgeweben eingesetzt werden. Mehrere eingereichte Patente zeugen von der damaligen intensiven Forschung auf dem Gebiet. 1919 wurden Verfahren zur Gewinnung von Gespinstfasern aus Hopfenreben entwickelt. Gleichzeitig Verfahren zur Herstellung von Ersatzstoffen für Peddigrohr, Bindegarn, Raffiabast und ein Leim auf pflanzlicher Basis. Die Spezialität der Firma wurden sogenannte „Glühstrümpfe“, unabdingbarer Bestandteil von Petroleum- und Gaslampen. Weltwirtschaftskrise- die Firma verkaufte 1929 das Gelände dem Waffenamt- und die versteckten Wiederaufrüstungsbemühungen verschiedenster Kräfte in Deutschland ließen aus diesem Gelände über Einlagerung von Produktionspotential für Waffen eine Rüstungsfabrik werden.

Das gesamte Projekt der Expo-Ausstellungen in Fürstenberg wurde vom Verein zur Förderung kommunaler Kulturarbeit und Erbepflege – Projekt- und Museumsarbeit e.V. erarbeitet. Innerhalb dieses Projektes war Dr. Jürgen Feige (Fa. Ch. Feige WtB und Museumspraxis) für die Bearbeitung, Erstellung und Redaktion der Texte verantwortlich, der sie vimudeap freundlicherweise zu Verfügungs stellt.

Feige WtB und Museumspraxis,  30.12.2000

Ausstellungstext zum Projekt „Ehem. Faserstoffgelände“ im Rahmen der Expo2000-Ausstellungen in Fürstenberg/Havel, anerkanntes Außenprojekt“ (www.kulturland2000.com):

Laut Versailler Vertrag war Waffenproduktion nur zur Aufrechterhaltung der inneren Ordnung zugelassen, eine von den Alliierten gewünschte Unterdrückung der „Gefahr von links“. Allerdings wurde schon 1928 ein erstes Rüstungsprogramm verabschiedet. Ziel war die Bereitstellung von Material und Personal für 21 Divisionen Kriegsheer und 39 milizartige Grenzschutzverbände.

1928
Das Gelände und die Hallen der Faserstoff dienen zur Lagerung von Werkzeugmaschinen der gewehr- und Maschinengewehrfabrikation

1930
Die Heeresverwaltung erwirbt alle Aktiven der Gesellschaft Spinnerei AG

1931
Errichtung neuer Anlagen auf dem Gelände

1934
Die Anlagen werden in Betrieb genommen, Hülsen von Geschossen werden produziert.

1935
Tagesproduktion von 13 000 Stück Geschoßhülsen

Am 1.4.35 wird Dr.J.Martin, genannt Max Zeidelhack, alleiniger Gesellschafter. Im Protokoll heißt es unter §2:
„Gegenstand des Unternehmens ist die Produktion, Verarbeitung und der Vertrieb von Faserstoff aller Art. Die Gesellschaft ist auch berechtigt, andere Geschäfte zu tätigen, welche mittelbar oder unmittelbar hiermit zusammenhängen.“

1941
Beschäftigung von Kriegsgefangenen und Ausländern, sogenannte „Ostarbeiter“, ca. 200.

Das gesamte Projekt der Expo-Ausstellungen in Fürstenberg wurde vom Verein zur Förderung kommunaler Kulturarbeit und Erbepflege – Projekt- und Museumsarbeit e.V. erarbeitet. Innerhalb dieses Projektes war Dr. Jürgen Feige (Fa. Ch. Feige WtB und Museumspraxis) für die Bearbeitung, Erstellung und Redaktion der Texte verantwortlich, der sie vimudeap freundlicherweise zu Verfügungs stellt.

Feige WtB und Museumspraxis,  30.12.2000

Ausstellungstext zum Projekt „Ehem. Faserstoffgelände“ im Rahmen der Expo2000-Ausstellungen in Fürstenberg/Havel, anerkanntes Außenprojekt“ (www.kulturland2000.com):

Die Rote Armee nutzte das Gelände ab 1945 als Panzerreparaturwerkstatt. Die Panzereinheiten selbst waren in Drögen stationiert. In den Anfangsjahren dieser Nutzung wurden die in der NS-Zeit nicht fertiggestellten Hallen vollendet. Auf alten Fundamenten werden z. Teil neue Gebäude für neue Verwendungszwecke aufgebaut , z.B. Halle 26. Das Gebäude lernen Sie im Laufe der Führung auch noch kennen. Deutsche Zivilkräfte arbeiteten bis zu Beginn der 80-er Jahre auf dem Gelände. Ständige Erweiterungen der genutzten Flächen erfordern heute neue Vermessungen als Grundlage einer neuen Nutzung.

Das gesamte Projekt der Expo-Ausstellungen in Fürstenberg wurde vom Verein zur Förderung kommunaler Kulturarbeit und Erbepflege – Projekt- und Museumsarbeit e.V. erarbeitet. Innerhalb dieses Projektes war Dr. Jürgen Feige (Fa. Ch. Feige WtB und Museumspraxis) für die Bearbeitung, Erstellung und Redaktion der Texte verantwortlich, der sie vimudeap freundlicherweise zu Verfügungs stellt.

Feige WtB und Museumspraxis,  30.12.2000

Ausstellungstext zum Projekt „Ehem. Faserstoffgelände“ im Rahmen der Expo2000-Ausstellungen in Fürstenberg/Havel, anerkanntes Außenprojekt“ (www.kulturland2000.com):

Eine in den Jahren 1994 und 1995 umfassend vorgenommene Bestands- und Entwicklungs- potentialanalyse für das Faserstoffgelände listet neben Bauzustand und eventuell entstehenden Kosten für Sanierung oder Abriß eine Reihe von Nachnutzungspotentialen auf. Wir wollen Ihnen diese Liste komplett vorstellen, mit dem Ziel, dabei deutlich werden zu lassen von wie vielen Faktoren Konversion von Militärflächen abhängen kann, was also alles abzuwägen ist in der Entscheidung welche der vorgeschlagenen Möglichkeiten in Angriff genommen werden soll, wo Mittel dafür frei gemacht werden können und, dies wohl nicht als letzter zu berücksichtigender Faktor – wie wird die Bevölkerung Fürstenbergs diese Strategie annehmen und mittragen?

  • Konventionelle Nachnutzungsoptionen
    Problematisch bei solchen Überlegungen – Gewerbe, Wohnen, Dienstleistungen, kommunale Einrichtungen -ist die Nachfragesituation hier in Fürstenberg.. Nachfrage besteht weder für Dienstleistungen noch für Gewerbezentren.
    a) Wohnen
    b) Gemeinbedarfsflächen
    c) Gemischte Gewerbenutzung
    d) Industriegebiet / Sondergebiet


  • Kleinteilige unkonventionelle Nachnutzungsoptionen
    a)Trödelmarkt, Bauernmarkt
    b) Außenstelle Jugendclub
    c) Internationale Jugendzeltlager
    d) Eisenbahners paradise
    e) Bootsbau Selbsthilfe
    f) Nutzung der Hallen als Ateliers
    g) Kunstaktionen zu besonderen Anlässn
    h) Test- und Produktionsparks für Alternativenergie
    i) Messeplatz Faserstoff

  • Großprojekte
    a) Freilufterlebnispark
    b) Suncity
    c) Die neue Gemeinde
    d) Klein-Venedig

  • Abriß / Renaturierung
    a) Überwucherung und Verfall
    b) Aktive Renaturierung

    Das gesamte Projekt der Expo-Ausstellungen in Fürstenberg wurde vom Verein zur Förderung kommunaler Kulturarbeit und Erbepflege – Projekt- und Museumsarbeit e.V. erarbeitet. Innerhalb dieses Projektes war Dr. Jürgen Feige (Fa. Ch. Feige WtB und Museumspraxis) für die Bearbeitung, Erstellung und Redaktion der Texte verantwortlich, der sie vimudeap freundlicherweise zu Verfügungs stellt.

  • Feige WtB und Museumspraxis,  30.12.2000

    Bild Tankstelle
    Es handelt sich hier um die Sicht von der Plattform der Tankstelle der GUS-Truppen in Richtung der beiden ältesten Produktionshallen der Faserstoff mit Gleisanschluß, interessantes Detail, für die die Unterlagen keinerlei Erklärung bieten, es handelt sich um Parallelgleise in Reichsbahnspurweite und Schmalspur, also ein Hinweis auf eine fabrikinterne Schmalspurbahn – frühes Zeugnis von innerbetrieblichen Verkehrslösungen. Solche Lösungen wiederum stehen für die fortschrittliche Einrichtung dieser Produktionsstätte als Faserstoffwerk.

    Bild Sporthalle
    Hinter dem Speicher (Sporthalle) befindet sich der Bahnanschluss am unmittelbaren Betriebseingang zur Wasserseite hin. (Die ehemalige Eisenbahnfähre, der Lokschuppen und das Wärterhaus [heute noch bewohnt] außerhalb des Geländes sind Beispiele für die verkehrtechnisch aufwendige aber brillante Lösung der Anbindung dieses Geländes an die Bahn.)

    Bild Führungsschienen
    Es handelt sich um Führungsschienen zum Rücken von Großobjekten oder gar der Vorläufer unserer heutigen Container. Die Anbindung ist ähnlich der parallel-gleisigen Anbindung der Hallen. Ganz sicher haben die GUS Truppen hier Vorgefundenes genutzt, was auch die Anschlagmöglichkeiten in der Deckenregion bekräftigen – Ohne weitere Forschung keine klaren Aussagen möglich.

    Feige WtB und Museumspraxis,  30.12.2000

    Anmerkungen zu den Bildern
    Kleiderbügel
    Inschriften
    Toilette

    Alles Aufnahmen aus dem mysteriösesten Gebäude des Geländes. Dieses Gebäude ist auf den Fundamenten der Vorgängerbauten errichtet worden, die Raumordnung deutet dabei schon darauf hin, es ist aber belegt. Es ist also von Grund auf einem besonderen Zweck gewidmet gewesen, einem Zweck, dem die Vorgängerbauten nicht entsprachen. Der Raum mit den Kleiderbügeln, auf dem Foto links neben der Tür 1 – 100, fest installiert, Metall, rechts , das sind beheizbare Stiefeltrockner, auf diese Haken wurden Stiefel, aber eher die Beinkleider eines Schutzanzuges (etwa in der Aufteilung des NVA-Ganzkörperkondoms), zum nächtlichen Trocknen gehängt. Nimmt man hinzu (Foto Inschriften) dass alle Füßböden säuberlich entfernt wurden (mit der Ausnahme des Offiziers- und Wachraumes im Eingangsbereich)– nur in diesem Gebäude, in den Meisterhäusern ist das Resultat von Vandalismus nach 1993 geschuldet – dann deutet dies alles auf einen Hochsicherheitsbereich hin. Nach mündlicher Überlieferung sind die in diesem Gebäude untergebrachten Soldaten immer auf diesem Gelände verblieben und wurden nach nur einem Jahr wieder in die Sowjetunion zurückgeschickt.

    Es ist mir in Gesprächen nicht gelungen, sinnvoll zu rekonstruieren, wie und von wem dieser gesamte Bereich bewacht wurde, wie Wach- und Diensttruppen täglich auf dieses Gelände kamen – jedenfalls nicht wie an anderen Standorten durch die Stadt und offiziell. Die Version, dieses Gebäude sei der Wachmannschaft vorbehalten gewesen und das Holz hätte man zum Unterkunftsbau mit nach Sibirien genommen, ist nicht einleuchtend, lenkt eher ab, was bis auf eine Ausnahme alle Befragten sofort versucht haben. Nach anderen Kontaminationsstoffen wie Munition oder Schweröl wurde hier nie gesucht!!!

    Interessant wäre noch anzumerken, daß ab 1983 (Stationierungsjahr der SS20) keine Zivilbeschäftigten mehr auf das Gelände kamen, die in der Zeit vorher u.a. auch Teile aus DDR-Produktion mitbrachten und einbauten (wie zum Beispiel einen Hauptschalter für den Siemens-Halske- Schrank auf dem Bild Siemensschrank.)

    Feige WtB und Museumspraxis,  30.12.2000

    1. Zu den deutschen Zivilbeschäftigten
    Es gibt dazu eine geheime Untersuchung der DDR, nach der die Zahlen der ZIVILBE-SCHÄFTIGTEN (ZB) in der GSSD und später WGT ab 1980 stark abnahmen. Ursachen dessen waren neben Sicherheitsrisiken die Tatsache, daß bestimmte Sachverhalte in der GSSD/ WGT geheim gehalten werden sollte. Unterlagen liegen mir vor, sind aber sonst eher trockenes Zahlenmaterial.

    2. Verbleib am Standort
    Der Verbleib von Instandhaltungsspezialisten (auch bei Panzertechnik) an einem Standort
    macht Sinn, da ab den Serien T-62, T-72 bis T-80 die Anforderungen an das Spezial-profil enorm waren. Neben Spezialisten für die Leitrechner und die Funktechnik waren vorallem Techniker mit Laserkenntnissen am Werk, da alle Panzer ab T-72 über einen Laserentfernungsmesser besitzen konnten. Es macht daher resourcenmäßig keinen Sinn die Fachleute dauernd zu wechseln, weil auch Instandhaltungspersonal in den meisten Fällen
    Berufssoldaten waren.

    3. Gefährliche Stoffe
    Sollten dort gefährliche Techniken verwendet worden sein, so sind diese ja nicht nur im Fußboden nachweisbar, sondern auch in den Wänden und Decken der Gebäude. Desweiteren müßte es eine Infrastruktur geben, die darauf hinweist: Schleusen, negativ/positiv Lüftungen, neutrale Zonen etc. ausserdem sind Bereiche wo mit ChKS gearbeitet wird meistens komplett gefliesst (Havarienotwendigkeit).

    Ich denke außerdem, daß es keine Munition für mittlere und leichte Panzer gibt, die ChKS (Chemische Kampfstoffe) verschießt. Dies macht taktisch bei Entfernungen bis 2000 Meter keinen Sinn. Welcher Infanterist läuft schon in einen vorher verseuchten Abschnitt?

    ChKS wurden nach meinen Kenntnissen als Zweikomponentenstoff oder als Biologischer Kampfstoff in Komponentenform in Granaten der Kaliber 122mm , 152 mm und größer gegossen. Dies hängt mit der viel größeren
    Schußreichweite von bis zu 30 km zusammen. In einem Stellungskrieg macht das dann auch Sinn, was man von einem Offensivmittel mit begrenzter Reichweite nicht
    sagen kann (Panzer).

    Ob die SS-20 mit Sprengköpfen chemischer Wirkung bestückt worden wäre ist mir unbekannt.
    Bei einem Trefferradius von ca. 200 m und darunter sollen doch Komandozentralen vernichtet werden und nicht Truppeneinheiten. Niemand würde einen solch kostenintensiven Träger zum Verschuß von vielleicht 200 Liter ChKS verwenden.

    Übrigens hat es die Gegenseite (USA) nicht anders gehalten, wovon man sich in der Internetseite fas.org überzeugen kann.

    Dipl. rer. mil. Ing. Hptm. i.G. a.D. Peter Rentsch

    Peter Rentsch,  30.12.2000

    Nochmals zur Frage der Sicherheitsbereiche im Faserstoffwerk:

    Anhand der erkannten Nutzung als Panzerinstandsetzungswerk der GSSD ist doch eigentlich die notwendige Sicher-heitsstufe für die Außen-sicherung schon festgelegt.

    Sicherlich waren bestimmte Parteien im KALTEN KRIEG an Details der Waffen-generationen T-72 und Modifikation und T-80 ff. interessiert, ich würde den ganzen Sachverhalt der Sicherheit aber zwei Etagen tiefer hängen.

    Wenn die GSSD wirklich an extrem hoher Sicherheit interessiert gewesen wäre, wären weitere Maßnahmen an und in der Halle und im Reparaturbereich erkennbar gewesen, die da sind:

    1. Klimatisierung, Lüftung, Überdruck im Wartungsbereich,
    2. Sichtschleusen, damit Aussenstehende nicht Einsicht nehmen können,
    3. Verdunkelung, damit man anhand der schattenwerfenden Technik nicht sieht, was repariert wird,
    4. Eingangsschleusen und gedeckte Technikzuführung,
    5. Metallbeplankung der Böden usw. usf.

    In meinem Archiv sind ge-nügend Beispiele für richtige Sicherheitsbereiche erkennbar. Ohne Zweifel dürften die zu reparierenden Panzer und die Technik un-aufmunitioniert zugeführt worden sein, denn welchen Sinn würde die Reparatur eines "vollen Rüsseltreckers" wohl haben?

    Alle die erläuterten Sachverhalte sind in den Faserstoffbereichen derzeit für mich nicht erkennbar.

    Warum die GSSD nun gerade den Fußboden mitgenomen hat ist mir auch nicht bekannt, ist aber in vielen anderen Objekten ebenso erkennbar und nachvollziehbar. Diehlenböden konnte man auch in den Rückverlegungsstandorten in Russland gebrauchen.

    Zweiter Hinweis zu den ChKS in Panzern und der überall herumgeisternden SS-20.

    Erstend handelt es sich bei der SS-20 um ein operativ-strategisches Mittel mit Reichenweiten um 2000 und mehr Kilometer. Eine Verwendung als Träger ChKS ist mir nicht bekannt. Dieser macht vielleicht auch bis auf die zeitlich begrenzte "Verseuchung" eines Zielpunktes keinen Sinn, da ChKS über eine gewisse Höhe betrachtet, versprüht werden müssen. Dazu verwendet man Flugzeuge wegen der großen erreichbaren Sektoren und keine ballistischen Raketen als Punktwaffe. Warum sonst haben die Amerikaner im Vietnam-Krieg wohl Flugzeuge eingesetzt, wenn sich dieses Problem mit einer ungefährlicheren Rakete hätte auch lösen lassen? Also alles Quatsch mit der SS-20 und den ChKS.

    Wie gesagt ich bleibe dabei, mir ist kein Fall bekannt, und das trifft auch auf die Panzerbewaffnung zu.

    Sollte die GSSD international geächtete Bewaffnung in der DDR gelagert haben, so wird sie diese wohl nicht in Reparaturstützpunkte mit- bringen, die von ZB`s betreten worden sind.

    Selbst in dem von mir ge- sicherten Pz.Instds.werk Müllrose waren diese Szenarien nachvollziehbar. Munition verblieb immer außen vor, es sei denn ein Panzer blieb auf dem TÜP mit Motorschaden liegen. Aber das ist ja schon ein ganz neuer Fall.

    Ich würde in das ganze Faserstoffwerk nicht so viel reininterpretieren. Wenn die GSSD wirklich etwas geheim halten wollte, so konnte sie das in Ihren Objekten in den Wäldern gewiss viel besser tun.

    Ich nehme daher an, daß die vorhandenen Trocknungseinrichtungen in und an den peripheren Einrichtungen des Pz.Instds.Werkes eher Ihren Sinn im Arbeitsschutz hatten (Arbeiten mit (ACETON) oder in der Tatsache, daß Panzer vor der Instandsetzung auch gewaschen werden müssen. Dazu braucht man eine sogenannte Panzerschwemme und da arbeitet man mit Heißdampf und Wasser.

    Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

    MfG Peter Rentsch

    Peter Rentsch,  02.01.2001

    Ich bin zwar kein Militärstratege und war auch nicht mit operativer Planung befasst, ich meine aber einige Details zur Standortfrage sagen zu können.

    Ausgehend von der Lage nach dem 2. Weltkrieg und der in den Konferenzen von Jalta und Teheran gefaßten Beschlüsse der Alliierten zur Aufteilung Deutschlands, war der Raum nördlich Berlins (Gransee aufwärts) von besonderer operativer Bedeutung.
    Durch die geographische Lage und die topographischen Besonderheiten der möglichen Einsatzräume jenseits der Grenze der späteren DDR, war die Dislozierung (Stationierung) starker Panzerverbände in dem Raum maßgebend.
    Ausgehend von der Haupteinsatztrichtung operativer Bestimmung, wurden nach 1945 vorwiegend ehemalige Standorte der Wehrmacht die Hauptstandorte der späteren 2. (Garde)-Panzerarmee bezogen.

    Die Haupteinsatzrichtung operativer Bestimmung muß außerdem im Zusammenhang mit den topographischer Besonderheiten der weiteren Stoßrichtungen gesehen werden:
    1. die Hamburger Operationsrichtung (kein panzergängiges Gelände)
    2. Die Besonderheiten im Harz: die Richtung Lychow-Dannenberg, auch als Lychower Balkon bezeichnet.

    Neben einer Stoßarmee mit Hauptdislozierung Magdeburg und Region, war die 2. Gardepanzerarmee Hauptträger dieser operativen Gruppierung. Deshalb befanden sich auf relativ eng begrenzten Räumen (Neuruppin, Gransee, Fürstenberg, Vogelsang) eine enorm schlagkräftige Armee. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die Stationierungsorte dieser Armee neben stark offensiv handelnden Panzerverbänden, auch die unterstützenden Truppenteile und Einheiten dort disloziert waren. Dazu zählten ab 1957 zweifelsohne auch Einheiten des Kernwaffeneinsatzes auf Divisions-, Armee- und Frontebene.

    Ausdruck dessen sind u.a. die Standorte Himmelpfort, Neuthymen, Wokuhl oder die Specker Heide. Alle genannten Standorte haben gemäß der operativen Planung zum KW-Einsatz und des jeweiligen Standes der Militärtechnik (Treffgenauigkeit, Einsatz/ Zielorte und Reichweite) eine minder lange Bedeutung als Stationierungsort gehabt.

    Fürstenberg

  • Stab der 2. Gardepanzerarmee bis zum Abzug
  • 5. Fernmelde (früher Nachrichtenregiment) Regiment

    Ravensbrück (bei Fürstenberg)
  • 60. Rotbanner Motschützenregiment
  • 118. Nachschubbrigade

    Neustrelitz
  • 16. Rotbanner- Gardepanzerdivision (Stab)
  • 47. Rotbanner Mot-Schützenregiment
  • 65. Rotbanner (sogar 2x ausgezeichnet) Gardepanzerregiment

    Staats
  • 591. Rotbanner Garde- Motschützen-Regiment (MSR)

    Vogelsang (unterstand der 20. Gardearmee mit Stab in Eberswalde)
  • 25. Panzerdivision
  • Panzerregiment 162
  • Mot-Schützenregiment 803
  • FRR 1702 (Fla-Rak der LaSK)

    Mit an den Standorten Vogelsang bzw. Fürstenberg (Neuthymen) waren die Raketenabteilungen der Division und die Raketenbrigaden der Armee.

    Wegen der technischen Veränderungen an den Raketen selbst und wegen der Modernisierungen an den Rampen kam es zu einigen Umgruppierungen, da sowohl Rampen als auch die Lager für die Sprengköpfe den jeweiligen Bedingungen abgepaßt werden mußten.

    So ist es erklärbar, daß die Lager in Neuthymen ab einem Zeitpunkt Anfang der 70`er Jahre den Bedingungen der technischen Sicherheit und der Unterbringung nicht mehr genügten und es z.B. in der Nähe von Himmelpfort zu einem Neubau eines solchen Lagers kam. Durch die Einführung von Raketen mit Feststofftriebwerken änderte sich vorallem die materielle Sicherstellung der raketentechnischen Basen, da die Raketen bisher nach dem alten V-2 Konzept mit flüssigem Treibstoffen flogen. Die dazu zur Lagerung notwendigen Lager entfielen bei der Einführung der Feststoffraketen. Dafür stiegen im umgekehrten Sinne die Anforderungen an die Sicherheit und die Klimatisierung der Schutzbauwerke (Shelter).

  • Peter Rentsch,  30.12.2000

    Das vimudeap-Team hat im Jahr 2000 versucht, einige Standorte aus dem Raum Fürstenberg/Havel zu dokumentieren. Im einzelnen sind das:

    Kaserne Neuthymen
    Kaserne Vogelsang
    Raketenobjekt Vogelsang
    Munitionsdepot Hammelspring
    Kernwaffendepot Himmelpfort
    Faserstoffwerk Fürstenberg
    Raketenbasis Wokuhl
    Feuerstellung Neuglobsow

    Thomas Kemnitz,  30.12.2000