RAB Strecke 46 Gräfendorf

Mehr als sechzig Jahre sind seit der Beendigung der Bauarbeiten vergangen und Gras, Gestrüpp und Bäume haben vieles überdeckt. Doch viele Bauwerke wurden errichtet und Fahrbahndämme sowie Geländeeinschnitte gehören heute wie selbstverständlich zum Landschaftsbild der betroffenen Region, obwohl sie keinerlei Zweck erfüllen und allzuoft Hindernisse für Verkehr, Land- und Forstwirtschaft darstellen.

Nachforschungen haben ergeben, dass die Trasse der einstmals als "Reichsautobahn Fulda (Eckarts) - Würzburg" geplanten und teilweise auch gebauten Autobahn die bundesweit längste "Autobahnruine" ist. Sie wurde noch nach den allerersten Planungsgrundsätzen vom Beginn der 1930er Jahre konzipiert und zum Großteil gebaut. Sie hat damit einigen verkehrshistorischen Wert, da alle anderen Autobahnen aus dieser Zeit längst modernisiert, die historischen Bauwerke abgebrochen und durch neue ersetzt worden sind.

1936
Im gesamten Deutschen Reich wird fieberhaft an den sogenannten „Straßen des Führers", den „Reichsautobahnen" gearbeitet. Im Rahmen der Erstellung eines Grundnetzplanes, der vorerst 7.000 km Autobahnen umfassen soll, wird auch zwischen der an der hessischen Grenze liegenden Gemeinde Eckarts und Karsbach der erste Teilabschnitt der Reichsautobahn „Strecke 46" im Zuständigkeitsbereich der "Obersten Bauleitung Reichsautobahnen" (OBR) Frankfurt, vermessen und abgesteckt. (Ein weiterer Teil der "Strecke 46" befand sich in Hessen, also im Bereich der OBR Kassel, im Bau. Es war die Teilstrecke Hersfeld-Fulda.)

1937
Auf Befehl des „Generalinspektors für das deutschen Straßenwesen" Dr.-Ing. Fritz Todt wird die Arbeit an mehreren Bauabschnitten der „Strecke 46, Eckarts-Würzburg" aufgenommen.

1938
Die Arbeiten gehen zunächst zügig voran, doch werden zunehmend Arbeitskräfte für den Bau des „Westwalls", einer weitläufigen Befestigungsanlage an der französischen Grenze abgezogen.Aufgrund einer Planungsänderung, nämlich der Einführung des neuen Autobahnquerschnittes "RQ 28,5" tritt zunächst ein Baustopp ein. Alle bisherigen Planungen basierten auf dem "RQ 24", d.h. die Autobahn hätte nur einen schmalen Standstreifen erhalten. Die noch nicht ausgeführten Streckenteile werden auf den neuen neuen Querschnitt (mit zusätzl. 2,25 m Standspur) umgeplant. Bereits im Bau befindliche erhalten teilweise Sonderquerschnitte, wobei durch steilere Böschungen und schmalere Mittelstreifen die neue Vorgabe, zumindest teilweise, erfüllt werden soll. Schlechtes Wetter (lange Regenperiode) bringt die Arbeiten streckenweise zum Erliegen.

1939
Auf den Baustellen wird mit den wenigen noch vorhandenen Arbeitern mit Hochdruck weitergearbeitet. Mehrere Abschnitte erreichen einen Fertigstellungsgrad bis zu 90%. Die Kriegsvorbereitungen werfen jedoch Ihre Schatten voraus. Im Oktober befiehlt der "Generalinspektor für das deutsche Straßenwesen" die Arbeiten an allen Strecken der Nord-Südachsen einzustellen. Betroffen hiervon ist auch die "Strecke 46", Eckarts-Würzburg. Arbeitskräfte und Gerät werden zu den Streckenbaustellen die, in West-Ost-Richtung verlaufen, verlegt, da diese vordringlich fertiggestellt werden sollen.

1945
Bis Kriegsende wurden ca. 3.850 km der geplanten 7.000 km Reichsautobahnen fertiggestellt

1954
Nach vielen vergeblichen Überlegungen, die vorhanden Bauwerke der "Strecke 46" für eine geänderte Trassenführung zumindest teilweise nutzen zu können, nimmt man endgültig Abstand von den Planungen der "Strecke 46". Stattdessen findet eine komplette Neuplanung an anderer Stelle, der 1968 eingeweihten Bundesautobahn A7, statt.

1984
Letzte Überlegungen zur Nutzung der Trasse zum Bau einer Verbindungslinie zwischen Rhön und Spessart.

Quelle und weitere ausführliche Infos unter www.strecke46.de

Weitere Fotos von mir zur Strecke unter lostplaces.freundhein.de.

Sascha Thon,  03.07.2006

Mit Stand 17. Juli 2006 haben folgende Abschnitte/Fragemente der ehemaligen RAB Einzug in das Virtuelle Museum der Toten Orte gehalten:
Autobahnfragmente, Bautzen-Görlitz, D

RAB Elbing-Königsberg, südlicher Teil, PL

RAB Elbing-Königsberg, nördlicherTeil, RUS

RAB Strecke 46, Gräfendorf, D

Thomas Kemnitz,  17.07.2006