Mitropa Motel Usadel

... im direkten Sinne sind es nicht. Die Postkarte und den Untersetzer fand ich vor 8 Jahren mehr zufällig in einem Atiquariat. Schön, sie heute mal verwenden zu können.

Thomas Kemnitz,  12.05.2002

Halbach, Ingrid u. a.: Architekturführer Neubrandenburg. Stadt und Umgebung, Berlin 1990

Robert Conrad,  12.05.2002

Im Anzeigen-Kurier vom 22. Oktober 2003, Seite 15 AKTUELLES habe ich eine ganze Zeitungsseite mit drei Bildern zum Motel gefunden. Der Anzeigenkurier ist eine kostenlose Wochenzeitung des Nordkuriers für alle Haushalte. Hier die erste Spalte:

"Der gute Wille scheiterte bisher stets am Geld
Motel-Ruinen-Komplex Usadel ein Jahr danach: Schlösser dran, Stacheldraht drum, Verbotsschilder aufgehängt - Und wie weiter?

Usadel (AK/RaSi). Der eine oder andere Leser mag sich erinnern: Am 24. Juli vergangenen Jahres veröffentlichte der Anzeigenkurier einen Beitrag über den einstigen Motelkomplex Usadel. Anlass zu diesem Bericht hatten der völlig desolate Zustand und das augenscheinliche Gefahrenpotenzial auf dem verwüsteten Gelände gegeben. Zudem häuften sich Anfragen neugieriger Touristen, die den verkommenen Eindruck des Geländes kopfschüttelnd und fassungslos registrierten. Recherchen erwiesen sich als schwierig. Aussagen von Beteiligten und zeitweisen Eigentümern waren vor allem eines; nämlich nur schlicht widersprüchlich. Einzig Ulrich Schmidt, ehemaliger Geschäftsführer der NBV (Neubrandenburger Bauabfallaufbereitungs- und -verwertungsgesellschaft), die den Betrieb des Motels Usadel für eine symbolische Mark von der Mitropa übernommen hatte, sah sich nach Erscheinen des Berichtes zu einer Stellungnahme per Leserbrief und zu korrigierenden Anmerkungen veranlasst. Und auch das Bundesvermögensamt Neubrandenburg, augenscheinlich der aktuelle Eigentümer, reagierte umgehend: Alle offenen Zugänge wurden per Schloss, Schlagbaum und Stacheldraht förmlich gesperrt und gesichert. Verbotsschilder wiesen auf Gefahren hin. Die offenen Gruben des Trafohauses wurden per Stacheldraht gesichert - das war vor mehr als einem Jahr."

Den vollständigen Artikel als Bild-PDF (588kB). (© 2003 Anzeigen-Kurier)

Olaf Freiberg,  09.03.2004

Zustandsbericht Motel Usadel – September 2005

Auf dem Rückweg von der Ostsee nach Berlin auf der B 96 bin ich durch Usadel gefahren.

Die Einfahrt zu dem ehemaligen Motelkomplex ist eigentlich durch eine Schranke gesichert, die aber durch Vandalismus beschädigt ist.

Das Trafohaus, das für die elektrische Versorgung der Anlage zuständig war, ist noch eines der am besten erhaltenen Gebäude. Die Zufahrtsstraße wird an den Seiten langsam von der Natur überwuchert, die Bordsteinkante ist nur noch stellenweise erkennbar.

Das Gebäude, in dem die Rezeption untergebracht war, besteht nur noch aus einigen Fragmenten, das Fundament ist aber noch zu sehen.

Von den Bungalows stehen nur noch die massiv konstruierten Nasszellen, mit den DDR-typischen blauen Fliesen. Die Fundamente der Bungalows sind stellenweise noch erkennbar aber teilweise unter Schutt und Müll begraben. Das Stadium des Verfalls ist aber unterschiedlich: von teilweise noch vorhanden im nördlichen Bereich, bis zerfallen im südlichen Bereich der Anlage.

Die Freiflächen vor den Bungalows, mit Blick auf den Lieps, sind vollkommen überwuchert.

Vom einstigen Restaurant steht nur noch ein Teil des Versorgungstraktes. Das Fundament ist noch zu erkennen. Hier entsteht der Eindruck, dass die Seitenwände von innen nach außen gekippt wurden, denn sie sind stellenweise noch zu erkennen. Die Zugänge zu der Anlage sind nur noch an den Treppengeländern bzw. an den verlegten Bodenplatten zu erahnen.

Ansonsten erobert sich die Natur das Gelände immer weiter zurück.

L. Steinström

Lars Steinstroem,  16.10.2005

Artikel aus „Der deutsche Straßenverkehr“ Heft 11 November 1971

Mitropa-Motel Nummer 1

An der Fernverkehrsstraße 96 – eine unserer Hauptrouten in Nord-Süd-Richtung – eröffnete die Mitropa kurz vor dem 22. Jahrestag der DDR ihr erstes Motel. Auf einer Anhöhe nahe der Ortschaft Usadel (etwa zwanzig Minuten von Neustrelitz bzw. Neubrandenburg entfernt) fanden zehn Bungalows mit jeweils 4 Ein- bzw. Zweibettzimmern einen herrlichen Platz, der idyllischer kaum sein könnte. Seen und Wälder in unmittelbarer Nähe des Motels entschädigen den müden Kraftfahrer der hier Station macht, für die beschwerlichen Kilometer, die er mit dem Auto oder Motorrad zurücklegte. Ist schon der Standort des Motels ein Treffer, so kann man der Mitropa gleichfalls bescheinigen, daß auch die gesamte Anlage rund um die Bungalows eine werbende Visitenkarte zu werden verspricht. Als wir Anfang Oktober die Eröffnung des Motels miterlebten, waren die gestalterisch-gärtnerischen Arbeiten noch nicht ganz abgeschlossen. Aber ahnen ließ sich schon, wie die großzügige Rasenflächen, Blumenbeete und Gehwege dieser Kraftfahrer-Oase künftig ein noch einladenderes Gesicht geben werden.

Aufnahmebereit präsentierten sich indessen schon riesige Parkplätze am Fuß der Motel-Anlage und auf der anderen Seite der F 96. Hier können jeweils 45 Pkw, 6 Busse, 2 Lkw und 2 Lastzüge abgestellt werden. Hinzu kommen die Parkplätze direkt neben den Bungalow-Eingängen, die den Motel-Gästen vorbehalten bleiben, die ihren Wagen gern in unmittelbarer Nähe wissen möchten. Selbstverständlich sind diese Standplätze vor der Zimmertür überdacht. Wer einen Schaden am Fahrzeug beheben muß, kann sich vertrauensvoll an die Rezeption des Motels wenden, denn es gibt nicht nur einen Verkauf von bestimmten Ersatzteilen (Zündkerzen, Glühlampen usw.), sondern auch Verträge mit Instandsetzungsbetrieben in der Umgebung. Motel-Gäste sollen dort bevorzugt bedient werden. Eine Wagenwäsche ist bei Selbstbedienung ebenfalls möglich.

Die Einrichtung der Zimmer wird selbst verwöhnten Ansprüchen gerecht. Wir wünschten uns lediglich noch ein kleines Radio, denn nicht jeder Motortourist hat einen Reiseempfänger bei sich, und wenn´s schon nicht unbedingt Musik sein muß – den Wetter- oder Straßenzustandsbericht hören Kraftfahrer unter Umständen am Tag gern dreimal... Beheizt werden die Räume (Einbett- und Zweibettzimmer mit jeweils einer Aufbettmöglichkeit) mit elektrischen Nachtspeicheröfen. Als angenehm empfinden werden es die Motel-Gäste, nach langer Fahrt unter eine Dusche (Warmwasser aus zentraler Wasseraufbereitung) treten zu können. Die Sanitärzelle neben jedem Zimmer nimmt außerdem ein Waschbecken und das WC auf. Beheizt wird sie durch einen elektrischen Feuchtraumstrahler. Wie die Bauleitung versicherte, kann in den Bungalows selbst bei minus 15 °C noch eine Temperatur von 20 °C gehalten werden. Als Aufenthaltsraum soll natürlich auch das Restaurant dienen, das zunächst knapp 80 Personen Platz bietet und zu einem späteren Zeitpunkt zu einer größeren Raststätte ausgebaut werden soll. Im Sommerhalbjahr laden außerdem etwa 30 Terrassenplätze unter Sonnenschirmen zum Verweilen ein. Gerade von hier hat der Gast einen wunderbaren Rundblick über die Landschaft, in der es sich zweifellos gut erholen läßt. Übrigens kommen auch Wassersportler auf ihre Kosten, denn der Tollensesee, der sich bis nach Neubrandenburg hinzieht ist ganz in der Nähe.

Kulinarische Genüsse allein sind für den Kraftfahrer weniger attraktiv. Bei ihnen kommt es in erster Linie auf eine gesunde Ernährung an, die der Fahrtüchtigkeit in keiner Weise abträglich ist. Die Mitropa, die Autoreisende inzwischen in zwei Autobahnhotels, im Motel Usadel, im Rügen-Hotel Saßnitz und in fünfzehn Raststätten an Fernstraßen und Autobahnen betreut, hat sich zum Grundsatz gemacht, dem mit einem entsprechenden Speisenangebot zu entsprechen. So gibt es auch in Usadel von 11 bis 21.45 Uhr Gerichte, die dem Kraftfahrermagen besonders dienlich sind. Acht warme Gerichte stehen auf der Karte. Angeliefert werden sie tiefgefroren als Fertiggerichte. Binnen Sekunden tauen sie Mikrowellenöfen auf. Den Vorteil hat der Gast. Er kann schnell und vor allem Preiswert bedient werden. Kein Gericht ist teurer als 4,40 M! Ein Eintopfgericht ist schon ab 1,45 M zu haben! Die Kalte Küche entspricht der der Autobahnraststätten. Die Palette der alkoholfreien Getränke werde, so erläuterte die Mitropa ihr Vorhaben, mehr und mehr erweitert, denn es sei keineswegs die Absicht, etwa den Umsatz in den Raststätten mit dem Verkauf von alkoholischen Getränken an Mitfahrer usw. zu erhöhen.

Noch ein Wort zu den Preisen: Ein Einbettzimmer kostet 22 Mark, ein Zweibettzimmer 36 Mark. Wird zusätzlich noch aufgebettet, erhöht sich der Preis um 10 Mark. Die Restaurantpreise basieren auf der Preisstufe III.

Vorbestellungen sind möglich, und auch Urlaub kann im Motel gemacht werden. Wie Generaldirektor Krüger von der Mitropa erklärte, reserviere das Motel nur etwa 15 Prozent der Kapazität für unangemeldete Transitreisende und andere dringliche Fälle. Alle anderen Zimmer werden entweder mit Vorbestellung oder aber von Tag zu Tag belegt.

Das Mitropa-Motel in Usadel kann als Musterbeispiel angesehen werden, wie die Betreuung der Motorisierten entlang unserer Landstraßen-Fernverbindungen und Autobahnen niveauvoll erreicht werden kann. Natürlich kostet solch ein Motel viel Geld. Nicht überall und sofort läßt sich Ähnliches bauen. Dazu fehlte schon entsprechende Baukapazität. Hauptaufgabe der Räte der Bezirke und Kreise muß deshalb auch künftig sein, andere, kleinere Kapazitäten zu nutzen, bereits vorhandene Gaststätten zu rekonstruieren oder auch nur zu renovieren. Im Norden sind solche Aufgaben noch dringlicher, denn dort ist es für den Motorisierten an bestimmten Tageszeiten kaum möglich, auch nur eine Tasse Kaffee zu bekommen. Das Mitropa-Motel Usadel sollte in dieser Richtung Initiativen wecken und fördern. Daß vieles geht, wenn wirklich mit Energie, Ausdauer und auch einer gewissen Portion Aufopferungsbereitschaft an solche Aufgaben herangegangen wird, demonstriert das Bungalow-Motel an der F 96. Hier wurde mit allem Einsatz gearbeitet.

Motelgäste werden uns zustimmen, wenn wir allen an diesem Projekt Beteiligten bescheinigen: Es hat sich gelohnt! -rie
(© 1971 Der Deutsche Straßenverkehr)

Lars Steinstroem,  18.10.2005

Hallo, schaut hier. Kamerad traut sich daran: www.motel-usadel.com

DJ,  28.10.2007