Kristallpalast Magdeburg
Kurzinfo
Auch wenn der Kristallpalast einst der größte Saalbau der Provinz Sachsen war, liegt seine Bedeutung weniger in der Architektur- als in der Kulturgeschichte. Das heute nur noch als Ruine vorhandene Gebäude war ein Synonym für Vergnügen und gute Unterhaltung in der Region Magdeburg. Varieté, Tanz, Konzerte und Kabarett - in den besten Zeiten war das Haus mit seinen 2700 Plätzen 16 mal im Monat ausverkauft. Den ersten Weltkrieg überdauerte des Gebäude als Hilfslazarett.
Hier wurde aber auch der »Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten 1918« gegründet oder der »Rote Geiger«, Eduard Soermus, während eines Solidaritätskonzertes verhaftet . Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges waren im Gebäude unter unmenschlichen Bedingungen bis zu 1400 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene interniert. Nach Zerstörung, Wiederaufbau und einer zweiten Blüte in den 1950er und 1960er Jahren wurde das Gebäude 1986 baupolizeilich gesperrt.
1889 : an der Leipziger Straße beginnt der Bau von »zwei Gartenpavillons mit Colonaden« im Auftrag der Kaiserbrauerei A. & W. Allendorff Schönebeck mit Gesellschaftssälen und Speisesaal
1891 : Errichtung eines »Saales nebst Musikbühne, Veranden und Küchenanbaus« mit insgesamt 2710 Plätzen.
9. Juni 1892 : Eröffnung (Pfingstsamstag)
während des I. Weltkrieges : Nutzung als Hilfslazarett
1920er Jahre: der Kristallpalast entwickelt sich zu einem wichtigen Veranstaltungszentrum, das mit Slogans wie »Krystall-Palast Leipziger Straße. Größter Konzert- und Ballsaal der Provinz Sachsen« und »Kristall-Palast Magdeburg. Haus der vornehmen Gesellschaften« beworben wird. Dem allgemeinen Trend folgend, fanden nicht nur Theater- und Varietéveranstaltungen, sondern auch Filmvorführungen statt.
16. Januar 1922 : Reichsgründungsfeier des »Stahlhelms« (Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten 1918) [50]
1. Mai 1923 : Eduard Soermus, der »Rote Geiger«, wird während eines Solidaritätskonzertes der Arbeiterhilfe für Russland verhaftet.
1930er Jahre : Sanierungsarbeiten, Eigentümer ist die Familie Jordan
ab 1933 : u.a. Veranstalungsort der Organisation »Kraft durch Freude« (KdF)
1937 : das im Rayon-Stil erbaute Vorderhaus wird aus Sicherheitsgründen abgerissen.
1940 : Beschlagnahmung durch das Heeresbeschaffungsamt, Lager für Getreide
ab Ende 1940 : Internierungslager für bis zu 1400 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene.
Ende des II. Weltkrieges : Luftangriffe zerstören das Dach und fast zwei Drittel des Gebäudes
12. November 1948 : Beschluß zum Wiederaufbau
26. November 1953 : Wiedereröffnung. Der Kristallpalast entwickelt sich zu einem führenden Haus der Varietékunst in ganz Deutschland. Es war in dieser Zeit an bis zu 16 Tagen im Monat ausverkauft.
1950er und 1960er : Erweiterung des Spektrums um Konzert- und Tanzveranstaltungen. Abnehmende Besucherzahlen durch das aufkommende Fernsehen, begrenztere finanzielle Möglichkeiten und nach 1961 durch den Wegfall der Künstler aus dem westlichen Ausland.
1978 : Einrichtung als Spielstätte des Kabaretts »Die Kugelblitze«, (eigentliche Spielstätte ist ein im Saal aufgebautes Zelt)
1986 : baupolizeiliche Sperrung des Gebäudes, Ende der öffentlichen Nutzung.
in den Folgejahren noch Einbau von provisorischen Büroräumen im oberen Rang.
Der Kristall-Palast-Magdeburg e.V. (kristall-palast-magdeburg.de) bemüht sich um den Erhalt des Bauwerkes.
Quellen: [49, 50, 51]
Geografische Angaben
Leipziger Straße 14,  39112 Magdeburg,  Sachsen-Anhalt,  Deutschland
Rubrik
Kultur
der Bau oder die Nutzung fallen in diese historischen Zeiträume
vor 1914, 1914 - 1918, 1918 - 1939, 1939 - 1945, 1945 - 1990Informationen über Zugänglichkeit, Zustand oder Nutzung (auch von Teilbereichen)
keine Angabe
Statistik
Im VIMUDEAP seit:  06/24/2014
letzte Änderung:  24.06.2014
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