Großraumgefechtsstand Döberitz

Gesamtansicht des ehemaligen Großraumgefechtsstandes bei Döberitz von Südwesten. An der Südfassade ist noch deutlich der ursprüngliche Tarnanstrich zu erkennen. Auf dem Dach befindet sich ein Luftbeobachtungsstand.
Gesamtansicht des ehemaligen Großraumgefechtsstandes bei Döberitz von Südwesten. An der Südfassade ist noch deutlich der ursprüngliche Tarnanstrich zu erkennen. Auf dem Dach befindet sich ein Luftbeobachtungsstand. Aufnahmedatum: 23.12.2001. © Thomas Kemnitz

Kurzinfo

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges änderten die alliierten Bomberverbände ihre Angriffstaktik gegen Deutschland. Riesige, geschlossene Bomberverbände griffen in der Nacht die deutschen Großstädte und Ballungsgebiete an. Ziel war die Demoralisierung der Bevölkerung und die Schwächung der Rüstungsindustrie, deren Betriebe sich zu diesem Zeitpunkt noch in bzw. an den deutschen Großstädten befanden.

Die Entwicklung und der Einsatz von Radargeräten wurde vorangetrieben, um die deutschen Jagdflugzeuge auch in der Nacht an die anfliegenden Bomberverbände heranführen zu können. Die Erkennung der Verbände selbst erfolge weiterhin auf der Grundlage von optischen Beobachtungen innerhalb des sogenannten »Flugmeldedienstes«, der diese per Telefon weitergab. Erst ab 1942 entstand ein Frühwarnsystem, das die Abwehrmaßnahmen koordinierte und auch die Radartechnik nutzte, um die anfliegenden Bomberverbände zu erkennen.

Es entstanden sogenannte Großraumgefechtsstände, u.a. in Deelen (NL) »DIOGENES«, Döberitz »DÄDALUS«, Gedhus (DK) »GYGES«, Metz (F) »Medusa«, Pfaffenhofen »Minotaurus 2«, Schleißheim »Minotaurus 1« und Stade »SOKRATES«.

Das Kernstück dieser Großraumgefechtsstände war der sogenannte »Kampfraum« (Zentraler Lage-/Gefechtsraum). Er enthielt umfangreiche Installationen, um die aktuelle Luftlage über Karten und Projektoren (Lichtpunktverfahren) darzustellen. Die Arbeitsplätze und Projektionseinrichtungen waren terrassenförmig angeordnet. Da diese Anordnung an einen Hör- oder Opernsaal erinnerte, wurden die Großraumgefechtsstände ironisch auch als »Gefechtsopernhäuser« bezeichnet.

Die bauliche Ausführung reichte dabei von einer voll verbunkerten Variante mit großen Wand- und Deckenstärken (»GYGES«, »SOKRATES«, »DIOGENES«) über eine Variante mit verbunkertem »Kampfraum« und Decken (»MEDUSA«, »MINOTAURUS«) bis zu einer feldmässigen Variante in Stahlskelettbauweise mit Ziegelausfachung.
Der Gefechtsstand in Döberitz entspricht der Variante in Stahlskelettbauweise und wurde (scheinbar in großer Eile) zwischen 1942 und 1943 errichtet.

Als Gefechtsstand der »Jagddivision 1« war er zentraler Bestandteil der deutschen Luftverteidigung und zuständig für »Berlin-Mitteldeutschland«: Niedersachsen, Mecklenburg, Brandenburg, Sachsen, Thüringen und Berlin.

Das Gebäude überstand den Zweiten Weltkrieg unbeschadet. Nach Demontage der Installationen durch die sowjetischen Truppen nutzten es diese bis zu ihrem Abzug als Kino und Lager. Der Abriss erfolgte 2006.

Quellen: [165], [166], [167], [168], [169], [172], [173]

Geografische Angaben

Unter den Kiefern 31,  14641 Wustermark,  Brandenburg,  Deutschland

Rubrik

Militär

der Bau oder die Nutzung fallen in diese historischen Zeiträume

1939 - 1945,  1945 - 1990

Informationen über Zugänglichkeit, Zustand oder Nutzung (auch von Teilbereichen)

existiert nicht mehr,

Statistik

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letzte Änderung:  16.12.2015