FuTK - 331 Pudagla

Alarmkraefte der Luftverteidigung der NVA bildeten das Diensthabende System der NVA. Dazu gehoerten Funkmess-Truppen, Fla-Raketen-Truppen und Fliegerkraefte. Sie sollten im Fall eines Angriffs auf die Staatsgrenze oder bei Luftraumverletzungen als erste reagieren.

Objekte dieser Art wurden nach der Stationierung von Marschflugkoerpern in Westeuropa verstaerkt an der Staatsgrenze und in der Naehe von Ballungsraeumen errichtet. Die Objekte setzen sich je nach Verwendungszweck/Einheit aus folgenden Komponenten zusammen: Bunker fuer mobile Raketenrampen, spezielle kuenstliche Funkmess-Hügel, eine unterirdische Kommandozentrale, Einzelbunker fuer Fahrzeuge und Mannschaften, Funkmess- und nachrichtentechnische Anlagen und Versorgungs- und Kasernentrakte.

Alle Objekte sind aus Betonfertigteilen gebaut und mit Erde aufgeschuettet worden. Ueber- oder unterirdische Verbindungswege haben die Objekte miteinander verbunden. Betonierte Wege, unterbrochen durch Schotter (Tarnung) ziehen sich wie ein Netz ueber die Standorte und sollten eine optimale Logistik im Alarmfall bieten.

Betrachtet man sich die Dimensionen und Anordnung der einzelnen Raeume ist es heute schwer vorstellbar, wie hier auf engstem Raum im Schichtbetrieb der Dienst ausgesehen haben koennte.

Eine zivile Nutzung gibt es bei den gezeigten Objekten noch nicht, obwohl andere Objekte dieser Art von Baufirmen als Garagen etc. genutzt werden. Das haengt letztlich wohl von der Region ab, in der sie sich befinden.

Thomas Kemnitz,  30.07.2000

Falls es Fragen zu Einzelheiten des Lebens eines "normalen" Wehrpflichtigen geben sollte, der in dieser Anlage 1986 Dienst machen musste, dann nehme ich gerne Fragen entgegen.
Die MAP zeigt übrigens keine "Abschussrampen", sondern weitere Hügel für Höhen- und Entfernungsmess-Radar-Anlagen, die Strom einer Kleinstadt gezogen haben...

Andreas Puskeiler,  31.01.2001

hallo andreas,

vielen dank für den Eintrag. Die Angaben auf der Karte können wir korrigieren. Ein kleiner Text zum Dienst oder dem Tagesablauf oder dem Zusammenspiel der 3 gezeigten bereiche wären sehr interesant. Na Lust darauf?

Gruss tk

Thomas Kemnitz,  31.01.2001

Ich war seit meinem Armeedienst nie wieder dort und weiss deshalb nicht, was noch steht. Aber der Grund, warum ich diese Zeilen ueberhaupt schreibe ist, dass ich nach Finden dieser Images ein seltsames Gefuehl habe, das mich in diese nicht gerade angenehme Zeit zureuckbeamt. Irgendwie war das schon ein seltsames System, das sich da permanent in Alarmbereitschaft befand und eigentlich aktiver Dienst mit Feindberuehrung war - und das mit seltsam "einfacher" Technik (angeblich resistentere Technik gegen moeglichen Atombombeneinsatz). Man bekam die Aktivitaeten der gegnerischen Seite taeglich zu spueren (meist ein F-16 Paerchen, manchmal eine SR-71), die ihre Runden nahe an der Grenze, ueber der Ostsee, um Bornholm herum usw. zogen, dh. Alarm > sofort in den Bunker/Gefechtsstand. Die sowjetischen MiGs, die unabhaengig von der NVA in der Naehe von Rostock stationiert waren, waren meist sofort zur Stelle und lieferten sich Abfang-"Spiele" mit dem Gegner. Kraeftemessen oder Kindereien - wer kann das heute wissen? Aber mit realem Hintergrund - provozierend am Rande der Eskalation. Manchmal ging auch das DHS-Paerchen aus Peenemuende (JG-9) in die Luft (mit scharfen Raketen). Diese hatten wir dann mit der Funktechnischen Kompanie 331 zu begleiten - dh. es sassen im Gefechtsstand/Bunker die Steuerleute vor den Radarschirmen und haben die MiGs von da aus ueber Funk geleitet. Ich war Planzeichner/Auswerter - das waren die Leute, die ueber Kopfhoerer Koordinaten von den Funkmessstationen (Standort des Zieles, Hoehe) bekamen, die wir dann in Karten auf Plexiglasscheiben zeichneten. Diese wiederum wurden auch von anderen FuTKs (332, 333) in den Bunker gemeldet und dort zu einer Karte "zusammengelesen". Und diese Daten waren dann Grundlage fuer die Divisionsstaebe, um Handlungen anzuordnen...
Wir haben nicht in den Bunkern gewohnt, falls das der Eindruck von den Ruinen ist. Dafuer gab es Baracken. Allerdings in geringer Entfernung zu den Gefechtsstaenden.
Besonders bizarr war das Wachsystem des Objektes - denn wenn jemand das Objekt wirklich ueberrumpeln haette wollen, dann waer das ein Leichtes gewesen. Wir waren ja noch fast Kinder, allerdings mit scharfer Munition. Es gab allerdings auch einige wenige Offiziere, die uns eher warnten vor der Gefaehrlichkeit der Waffen, anstatt uns zu instrumentalisieren, dh. scharf zu machen.
Ueber die Nachrichtenkompanie weiss ich fast nichts. Man hielt uns immer fein saeuberlich getrennt voneinander. Wir mussten mehr wissen ueber die Daten der NATO, als wir je ueber die eigenen Truppen erfuhren. Es gaebe noch jede Menge zu berichten, aber ich schaetze, dass reicht erstmal. Auch fuer mich.
Gruss ap

Andreas,  01.02.2001

Soweit ich das aus eigener Erfahrung kommentieren kann: das Objekt beherbergte den Stab des Funktechnischen Bataillons 33 (FuTB-33), die Funktechnische Kompanie 331 (FuTK-331) und die Steuerleute des JG-9 bei Flugdienst, sowie eine Nachrichtenkompanie.
Wetterflüge beinhalteten schon mal einen Tiefflug über der Stabsbaracke, morgens um 5.00...

Puskeiler,  31.01.2001

Sind die o.g. Angaben denn völlig falsch oder wurden sie jetzt nur präzisiert?

Thomas Kemnitz,  31.01.2001

Es war definitiv keine FlaRaketen-Einheit und das Objekt, dass etwas abseits stand hatte wie gesagt noch weitere Radar-Stationen auf den Hügeln. Soweit ich mich erinnere war das eine Kabina-66 - Reichweite 450 km. sowie Höhenfinder PRW-13 (oder 17). Angeblich brauchte die Verlegung der Kabina 19 Eisenbahmplattenwaggons. Es befanden sich ausserdem riesige Notstromaggregate dort.

Andreas,  01.02.2001

Ich habe selbst dort auf genanntem Hügel gedient. Es war ein Funkmesskomplex, genannt K66 oder auch Kabina.Bestand waren zwei Rundblickstationen mit diametral angeordneten Antennen plus zwei Höhenfindern ab mindenstens PRW-13 bzw. -17

Dirk Erdmann (Hptm),  20.07.2006

Wie schon einmal mittgeteilt, waren auf dem abseits gelegenen Hügel K 66 und PRW 17
stationiert, keine Raketen!

F. Weinert,  15.01.2002

hallo,
danke nochmals für die korrekturen. ich habe versucht, alle hinweise auf rampen entsprechend zu ändern.
gruss tk

Thomas Kemnitz,  16.01.2002