Funksendeamt 3 Calau

Die Funksendeämter der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA waren Bestandteil der zu entfaltenden Nachrichtenverbindungen zur Führung, Benachrichtigung und Warnung, aber auch des normalen Informationsaustausches der handelnden Kräfte der LSK/LV. Sie stellten die Nachrichtenverbindungen zwischen den Führungsstellen und den handelnden Einheiten/Kräften sicher.

Geschichtlich bedingt, wurden die Fliegerkräfte über Funk an die Luftangriffsmittel des Gegners oder seine Bodenobjekte herangeführt. Zunehmend wurde der Informationsaustausch aber auch über Richtfunk, Kabel und Troposphärenfunk sichergestellt.

Wichtiges Element der Führung blieb aber alle Zeit die Funkverbindung über Kurzwelle oder auch UKW:

Es wurden Führungsnetze entfaltet und Wetterinformationsnetze, Funknetze des Zusammenwirkens, Benachrichtungs- und Warnfunknetze und weitere betrieben.

Allen Funknetzen immanent ist die Notwendigkeit, diese Funknetze sicher, dauerhaft und flexibel zu gestalten. Neben der Möglichkeit für das Personal der Führungsstellen, im Notfall aus diesen Führungsstellen direkt Funkverbindungen zu fahren, war es normal, daß den Führungsstellen aller Ebenen stationäre oder mobil zu entfaltende Funkstellen zugeordnet waren. So besaß der Zentrale Gefechtsstand der LSK/LV eine stationäres, abgesetzten Funksendezentrum bei Beeskow und die Gefechtsstände der Luftverteidigungsdivisionen je ein weiteres stationäres Funksendezentrum.

Fernmeldetechnisch war es aber möglich, durch die bestehende Verknüpfung der Stütznachrichtenzentralen, Führungsstellen und Sendestellen, die Verbindungen der Gefechtsstände auch aus anderen Sendestellen fernzutasten.

Zur Sicherstellung der Standsicherheit der Verbindungen, der Technik und des eingesetzten Personals in Friedenszeiten, Spannungsperioden oder im Gefecht, waren die Funksendeämter in geschützten Anlagen (Schutzbauwerken) untergebracht. Diese Bauwerke gewährleisteten schutzbautechnisch die Unterbringung der Sendetechnik und der erforderlichen Signalaufbereitungstechnik, die Unterbringung des erforderlichen Personals. Sie gewährleisteten durch die eingebauten Systeme der Lebenserhaltung die längere Funktion des Bauwerkes in Ausnahmesituationen, nach den im Projekt vorgesehenen Schutzparametern.

Jede Funkstelle ist in kürzester Zeit anpeilbar. Ob diese Funkstelle im Nutzungsfall immer ein Erstziel geworden wäre, bleibt zu hinterfragen. Fakt scheint aber, daß gerade Führungsverbindungen für Luftverteidigungsmittel, -einrichtungen und -einheiten, sicher ein auszuschaltendes Ziel für einen potentiellen Gegner darstellen. Daher auch die Unterbringung der nachrichtentechnischen Systeme in Schutzbauwerken.

Baulich und fernmeldetechnisch waren die Bauwerke (nicht die Technik) und das Sendekonzept vermutlich Ende der 1980er Jahre nicht ganz auf dem neusten Stand, weil eine erhebliche Anzahl von Sendeantennen in unmittelbarer Nähe zum Schutzbauwerk stand. Wegen der entstehenden Verluste zwischen Endstufe und Antenne, konnte der Abstand nicht beliebig groß sein.

Wichtigere Führungsnetze der obersten Ebene hatte man zu diesem Zeitpunkt mit rechnergestützten, abgesetzten Sendestellen versehen, die eine Sendersteuerung räumlich zuließen, was zwar die Peilbarkeit nicht unbedingt erschwerte, aber die gleichzeitige Vernichtung aller Sender räumlich fast ausschloß. Möglicherweise hätte man das Sendekonzept der Sendestellen irgendwann auch einer Rekonstruktion unterzogen.

Die Schutzbauwerke der Funksendestellen waren zweietagige Typbauten, monolithisch gebaut. Sie beinhalteten neben den Unterkünften und lebenserhaltenden Systemen auch die gesamte Nachrichtentechnik und die Sender. Es kamen Sender vom Typ KN-1E, SS-100 oder KN-4 zum Einsatz. Es soll aber auch schon modernste Systeme der Kleinsendeserie 1300 gegeben haben.

Leider ist von den örtlich bekannten Schutzbauwerken der Funksendestellen kein Bauwerk zu musealen Zwecken gerettet worden. Ein Gefechtsstand bei Kolkwitz ist seit kurzem wieder begehbar und wird von einem historischen Verein museal genutzt.

Das hier zu sehende FSA 3 ist weitestgehend rückgebaut.

Peter Rentsch,  30.08.2005