FRAG-411 Badingen Osterne

Mit dem Objekt Badingen hat das 5. ehemalige Fla-Raketen-Objekt der NVA Einzug in das vimudeap gehalten. Im Zusammenhang mit diesen haben wir bereits versucht, ausführlich über Aufgabe und Funktion zu berichten. Dennoch unterscheidet es sich wesentlich von den bisherigen.

Neben der Bezeichnung/Struktur (Fla-Raketen-Abteilungs-Gruppe 411) wären vor allem die Größe (144 ha) und die Art der Bauten zu nennen. Obwohl sich im vimudeap-Team keine Militärexperten befinden, wagen wir eine Beschreibung unter Berücksichtigung der ablesbaren früheren Funktionen:

Wie aus dem Luftbild (Aufnahme 1997) zu erkennen ist, handelt es um ein sehr gut getarntes Objekt. Lediglich einzelne betonierte Flächen sind zu erkennen. Der Eindruck bestätigt sich bei einem ersten Besuch. Das in sich allein durch die topografischen Gegebenheiten vielfach strukturierte Gelände zeigt zahlreiche Bunkerbauten auf der Basis des Typs FB75 auf. Zäune und Versorgungseinrichtungen lassen eindeutig die unterschiedliche Nutzung der einzelnen Areale erkennen. Neben den Startstellungen und Versorgungseinrichtungen bietet das weitläufige Gelände Bunker für Nachrichten- und Funkmeß-Aufgaben, Lagerbunker, Bunker und Hallen für direkte Arbeiten an den Raketen sowie einen großen 1-etagigen unterirdischen Bunker mit Sektionen zur Energieversorgung.

Bei den stationierten Raketen handelte es sich vermutlich um weitreichende, hochmoderne Raketenkomplexe, die aus speziellen Bunkern per Schiene zum Startplatz transportiert wurden. Von hier aus waren auch spezielle, im ganzen Gelände verteilte, Vermessungspunkte einsehbar.

Die Funkmeß-Anlagen waren auf künstlich aufgeschütteten Hügeln positioniert und z.t. umbaut. Die zugeordnete mobile Technik befand sich direkt darunter in ebenerdigen Bunkern. Eine verbunkerte Leitstelle mit geschützten Fahrzeugstellungen läßt auch heute noch deren Struktur erkennen - obwohl alle Anlagen demontiert sind und 'Kabeljäger' schon lange ihre Arbeit getan haben.

Zu den außergewöhnlichen Bauten zählt ein ca. 80 m langer Bunker, in dem (wahrscheinlich) die Raketen gelagert wurden (vorhandene Luftentfeuchteranlage, Schutzklasseninformation, vorhandene Rampen in Brusthöhe, weitläufige Zufahrten). Unterteilt ist er in 3 Zellen, die aus der jeweils entgegengesetzten Richtungen durch große Stahltore zugänglich sind. Im Inneren sind noch schwellenartige Fundamentkonstruktionen vorhanden, die, parallel verlaufend, auf je ein Tor zuführen.

Thomas Kemnitz,  23.10.2000

Trotz der Betitelung als NICHTMILITÄREXPERTE eine genaue Analyse der Gegebenheiten. Gratulation. Von Eurem treuen Anhänger PR nur zwei Anmerkungen. In der tat war die Feuerstellung der FRAg 411 etwas besonderes. Sie diente konkrte zum Verschuß des Systems S-200 WEGA. Eine verschußmöglichkeit für S-300 ANGORA war in dieser Form nicht möglich und auch nicht notwendig, da ANGORA ein Vertikalstartsystem war. Die S-200 war als weitreichende Rakete ein gewisser Vorgänger des Systems ANGORA. Angora wurde 1988/ 1989 zwar schon in die NVA eingeführt, aber im Zuge der Wende als sensitive Technik an die damalige UdSSR zurückgegeben. Über S-300 und neuere Typen wird zur Zeit mit dem IRAn verhandelt (2001) in 1998 wollte auch Zypern das System kaufen, was im türkisch besetzten Teil und bei der NATO wieder Ängste weckte.

Anmerkung zu den Betonrümpfen vor dem Lagerbunker: Sie dienten der Spurhaltung der Transport-LKW beim Rückwärtsfahren, da diese die Raketen horizontal zur Bevorratung in den Bunker schoben.

Anmerkung zu dem 80m Bunker: Dieser diente u.a der Netzersatzversorgung bei Stromausfall, auch die Schutzhalle für die Transformatoren hätte einen ziemlichen Knuff vertragen. Alles war natürlich für den Einsatzfall projektiert worden und dazu zählt auch der Verschuß aus splittergeschützten Bunkern.

Anmerkung zur Rakete: Sie diente der bekämpfung strategischer Luftziele in großen Reichweiten, di da wären: fliegende Kommandozentralen, Aufklärungsflugzeuge SR-71, Träger von luftgestützten Marschflugkörpern. Interessant ist der gefächerte Aufbau der Abschußstellungen die einen überlappenden abschuß in bestimmten Sektoren sicherstellte.

Bedauerlich ist der Gesamtzustand der Anlage, wenn man bedenkt wieviel Fleiß und Mühe in den Anlagen steckt und wie viele "Soldaten" der LSK/LV sich dort über Wochen die Dienste um die Ohren schlugen. Eine Schande. Doch statt wenigstens eine Startstellung zu erhalten, hat die Buwe heute hochmoderne HAWK Raketen z.B. bei Sanitz stationiert. Ein Waffensystem von 1953!

Anmerlung zur Rakete Nr.2: man kann sich in der Sammlung in Peenemünde die WEGA oder S-200 ansehen, dort ist sie ausgestellt, dort waren geschichtsinteressierte Freunde weitdenkender als in Brandenburg.

Soviel freundlichst von PR

Peter Rentsch,  05.01.2001

Da in dem vorigen Artikel ausführlicher auf die Raketen eingegangen wurde, hier ein Link zur 'Federation of American Scientists', wo es eine Unmenge von Informationen zur Luftverteidigungs-Bewaffnung vieler Staaten gibt. Dieser Link führt zu einer in Badingen stationierten Raketenart (S-200).

Thomas Kemnitz,  08.01.2001

SA 5 / S 200: Entwicklung ca. 1960 und seit dem in Betrieb. www.peters-ada.de steht darüber genug. SA10 stand ganz wo anderst. Das Objekt war überhaupt nicht getarnt.

www.peters-ada.de,  23.05.2004

Ergänzend sei angemerkt, daß der NVA als Koalitionsarmee innerhalb des Warschauer Vertrages gerade in Bezug auf die Luftsicherung (Sicherung gegen anfliegende Flugzeuge und Raketen) besondere Aufgaben zukamen, was sicher auch den hochen technologischen/finanziellen Aufwand begründet: An der Trennlinie der Bündnisse gelegen übernahm sie wesentliche Aufgaben zur Sicherung der östlichen Grenzen innerhalb des Diensthabenden Systems (DHS) des Bündnisses, das die Überwachung/den Schutz des Luftraumes von der Elbe bis zum Stillen Ozean gewährleistete.

Thomas Kemnitz,  23.10.2000

Der im Bild 'Rundumpano' dargestellte Bunker war "mein" PRW, in dem ich als EMK (damalige Bezeichnung für Tätigkeit als Elektromechaniker/Kraftfahrer) insgesamt 300 DHS-Dienste verbracht habe. Der PRW-Bunker hat einen Personeneingang und zwei große Bunker-Tore gehabt.

Auf dem Bunker stand eine Ballonkuppel, die mit großen Lüftern aufgeblasen wurde. Im rechten Teil des Bildes sieht man noch den als Schleuse dienenden Eingang der Ballonkuppel. Unter der Kuppel stand der fahrbare Anhänger mit der Antenne des PRW-17. PRW-17 war eine Radarstation mit dem die Höhe des Flugobjekts bestimmt wurde (auch Höhenfinder).

Im Bunker selbst befanden sich insgesamt noch drei fahrbare Anhänger, die zur Station PRW-17 gehörten. In einem befanden sich zwei Stromaggregate mit je 50 kW und in den beiden anderen Elektrik, Elektronik und zwei 400 Hz-Umformer.

Soviel wie ich damals wußte, hatten die Raketen in Badingen eine maximale aktive Flugphase von 180 - 200 km. Heute weiß ich, daß dieses System wohl Wega hieß und eine Boden-Luft-Rakete war. Unter dem Link ist eine auf der Startrampe liegende Rakete zu sehen.

Das man mehr erfahren könnte als für eine ordentliche Arbeit im DHS unbedingt notwendig, war nicht erwünscht. Nicht umsonst gab es in Badingen vier verschiedene Einheiten.

  • Einheit 1 + 2: Startrampenbedienung (im Umgangston: "Startbatzen")
  • Einheit 3: Gefechtsstand incl. Luftraumaufklärung u. Nachrichtenkompanie
  • Einheit 4: Technische Abteilung (Transport u. Befüllen der Raketen).

    Das DHS-Objekt selbst war dementsprechend in 3 oder 4 Zonen aufgeteilt und mit einer Zugangsberechtigung für die Zone Gefechtsstand war eben der Aufenthalt in den anderen Zonen z.B. Techn. Abteilung untersagt. Viele Sachen sind in den letzten 13 Jahren auch aus dem Gedächtnis geraten.

  • Hans G.,  25.06.2001

    Gedient 1989 Einheit 2 Startbatzen Ausbildung als K3 Also Hautnah und ich hab sie fühlen können.
    Mfg

    Kleinerzwerg,  19.10.2004

    Die NVA verfügte in der ehemaligen DDR über 3 Objekte für S-200, die sowjetische Armee nach meiner bisherigen Kenntnis nur über eines.
    Zahlreiche Fotos aus diesem sowjetischen Objekt sind vorhanden.
    Die sowjetische Armee hatte in der ehemaligen DDR auch bereits S-300 P und S-300 V stationiert.
    Die Vorderansicht des Raketenlagerbunkers (mit Schiene) in dem o. g. sowjetischen S-200-Ojekt in der ehemaligen DDR ist identisch mit der Vorderansicht eines S-300-P-Bunkers auf Zypern. Ich habe Fotos verglichen. Kann aber Zufall sein.

    Reif,  24.07.2001

    Das klingt ja interessant. Wo kann man die Bidler denn ansehen?

    Thomas Kemnitz,  24.07.2001

    ... nur bei mir. Ich bin mit der neuen Technik noch nicht so weit, diese Bilder einzuscannen, obwohl hier so ein Teil herumsteht. Aber vielleicht so viel:
    Luftbild aus großer Höhe [ca. 1:14.500]
    Luftbild aus geringer Höhe [ca. 600 m Höhe] (selbst beflogen) zahlreiche Objektbilder, auf denen fast alle Einzelheiten fotographiert worden sind (von mir).
    Alle Aufnahmen stammen aus der unmittelbaren Zeit nach dem Abzug, da ich weder abgeschossen oder einen Stromschlag erhalten, noch vom Himmel geholt werden wollte.
    Ich war aber auch schon zu Stationierungszeiten dort, habe aber damals trotz Herumkriechen im Unterholz nur die 5 Radar- bzw. Antennen-Anlagen ausmachen können und den Raketentyp S-200 durch Bezahlung eines sowjet. Offiziers gesagt bekommen.

    Reif,  24.07.2001

    Also scheinbar hält sich das Gerücht über die Existens einer sowjetischen S-200 Stellung in DDR hartnäckig. Ich bin der Meinung das es nicht der Fall war, ebenso wie S-300 P.

    Mit der der S-300 W bin ich "einverstanden", auch wenn ich Schwierigkeiten habe an den bekannten Standorten die baulichen Voraussetzungen dafür zu identifizieren.

    Hiermit bitte ich um Lage, Bezugspunkt und Koordinaten einer sowjetischen S-200 Stellung in der DDR.

    Vielen Dank

    Stefan Büttner,  17.04.2002

    Ich schätze diese Seiten sehr, weil viel Arbeit und Enthusiasmus dahinterstecken und weil man auch auf Forumteilnehmer mit Fachkenntnis und Erfahrung treffen kann. Sehr geehrter Herr Büttner, selbstverständlich steht es Ihnen frei, mit einer anderen Meinung aufzutreten. Sie sollten aber dennoch meine Informationen bitte nie als Gerüchte abstempeln. Um weiteren hartnäckigen Gerüchten und Vermutungen vorzubeugen, nenne ich das Objekt hiermit:
    Wendgräben. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Sie können diesen Standort mit ruhigem Gewissen in Ihre Karte einzeichnen.
    Ich weiß nicht, woher Sie Ihre baulichen Kenntnisse der Standorte beziehen. Ich beziehe meine Kenntnisse aus der Auswertung von Luftbildaufnahmen und aus der Vorortkenntnis der meisten, so schätz man, der 1024 ehemaligen Liegenschaften der GSSD / WGT.

    Reif,  17.04.2002

    Ich hätte es kaum für möglich gehalten aber Herr Reif war so kooperativ die Katze aus dem Sack zu lassen, Vielen Dank für diese hoch interessante Information.

    Ich selbst habe davon erst vor Jahren mal was gehört und auch gelesen aber alle Ortsbezeichnungen führten zu keinen nennenswerten Erfolg. Aufgrund dessen bin ich immer von einem Gerücht ausgegangen.
    Da sich nun also tatsächlich S-200 Technik in der Fla-Raketenstellung befunden hat (?) stellt sich mir die Frage nach den entsprechenden Truppenteil der dort stationiert war.
    Hoffentlich kommt jetzt nicht die Antwort: ... ein Truppenteil der 163. SRBR aus Leipzig-Taucha ...
    Da der Komplex S-200 ein Hauptwaffensystem der PWO ist kann die Sache nicht so einfach „abgetan“ werden!

    Vielleicht ist es möglich die S-200 Stellung zu beschreiben, es müßten dann "Wiedererkennungsmerkmale" auftreten da ich Vergleichsmöglichkeiten aus Russland habe denn es gibt einen sehr deutlichen Unterschied zwischen einer NVA und PWO S-200 Stellung. Einige wenige Fotos aus Russland sind vorhanden.
    Ich werde mal nachschauen und versuchen die benutzte Funkmeßtechnik zu identifizieren.

    Anderes Thema: Ist die Anlage Linda südlich Jüterbog noch existent oder wurde Geld für deren Abriß verschwendet?

    Gruß an alle
    Stefan Büttner

    Stefan Büttner,  17.04.2002

    Sollte der Abriß schon abgeschlossen sein, dann versuchen Sie es doch einfach mal bei dem nördlichen Pendant von Stolzenhain. Das sieht fast genauso aus.

    Reif,  18.04.2002

    ... aber ich bin doch das WE da unten und ich dachte halt wenn man schon mal dort ist ...
    So als Nachmittagsspaziergang.
    Warte ganz gespannt noch auf ne "Antwort" zu S-200 in Wendgräben.

    Stefan Büttner,  18.04.2002

    Ich habe noch etwas ergänzt, weiter unten unter Wendgräben.

    Reif,  18.04.2002

    hallo allerseits,
    auf keinen fall aber nach wendgräben fahren, denn dort gibt es seit gut einem jahr nichts mehr - alles eingeebnet. beste gruesse tk

    Thomas Kemnitz,  17.04.2002

    Hier ist noch mal Herr Reif. Ich habe, wie schon mal gesagt, hier einen Scanner herumstehen, der darauf wartet, benutzt zu werden. Ich werde bei nächster Gelegenheit die Bilder von der Anlage und ein Luftbild einscannen. Allerdings weiß ich dann nicht, wie man die vom Einscannen ins Internet bringt. Vielleicht kann mir das jemand mitteilen. Dabei sein wird auch ein Luftbild. Vielleicht sollte man hier auch eine eigene Seite zu Wendgräben plazieren, wie immer das auch geht.

    Es ist zwar alles sehr zahlreich vorhanden, aber bis auf zwei Ausnahmen völlig unspektakulär, da sich die Basis nur geringfügig in ihrem Aufbau von den NVA-Basen unterscheidet.

    Einige unter Ihnen werden jetzt versuchen, aus der Standortverteilung von Prangendorf, Wendgräben, Eckölstedt und Badingen-Osterne ein regelmäßiges System für die Basierung von S-200 entlang der ehemaligen Ost-Westgrenze ableiten zu können und dabei eingige Probleme haben. Beachten Sie einfach die von mir genannte Reihenfolge der Aufzählung und die jeweiligen früheren Bereiche der Luftverteidigung in den entsprechenden Zuständigkeiten von NVA oder GSSD.

    Zu den S-300 P und S-300 V möchte ich hier nichts weiter erwähnen, da meine Arbeit dazu noch nicht ganz abgeschlossen ist. Die Standorte sind aber weitestgehend bekannt.

    Reif,  18.04.2002

    ".. aber bis auf zwei Ausnahmen völlig unspektakulär ..."

    Beziehen sich beide Ausnahmen zufälligerweise auf die Raketenleitstationen?

    Also das ist jetzt meine Vermutung aber bezüglich Wendgräben müßte es Herr Reif wissen.

    Anmerkung: Das sich das Waffensystem S-300 P in der DDR befunden hat und von den Sowjetischen Streitkräften genutzt wurde höre ich übrigens zum ersten Mal!
    Bereits bei S-300 W hab ich schon mit der Stirn gerunzelt ... in diesem Fall sind ja zumindest drei Standorte bekannt geworden auch wenn ich mir bis heute schwerlich vorstellen kann das z.B. am Stadtrand von Magdeburg sich diese Technik befunden haben soll.
    Gibt es da eigentlich eine "Panzermarschstraße" oder etwas ähnliches in der Nähe wenn man mal davon ausgeht das Kettenfahrzeuge nur dort disloziert waren wo sich entsprechende Marschrouten befanden?!?


    Stefan Büttner,  18.04.2002

    Welche drei Standorte sind Ihnen denn bekannt geworden, Herr Büttner? Am Stadtrand von Magddeburg gab es zahlreiche Panzerstraßen und auch zahlreiche Kasernen. Auch in der betreffenden Kaserne war unabhängig von der Kettentechnik der S-300 V noch andere Kettentechnik eines Teils einer Panzerdivision stationiert.

    Reif,  18.04.2002

    Allgemein bekannt gewordene Standorte für S-300 W Technik sollen sein:
    Kaserne Magdeburg-Prester
    Kaserne TrÜpl. Altengrabow
    Kaserne Flugplatz Mahlwinkel
    Ich für meinen Teil konnte allerdings keinen Hinweis finden das dort diese umfangreiche Technik disloziert war.
    Ich beziehe das auf die baulichen Voraussetzungen vor Ort, d.h. auch aus mangelnden Wissen ließ sich weder der Gerätebereich noch eine ausgebaute Stellung identifizieren.
    Auch sind mir nur die beiden erstgenannten Standorte als Dislozierungsorte der FRT bekannt.
    Wieviele Standorte sind ihnen Herr Reif für das System S-300 P bekannt?
    Desweiteren wird einer Antwort bezüglich S-200 ...

    Stefan Büttner,  19.04.2002

    Meine Herren. Ich will es mal anders formulieren. Die Fla-Raketenbasis auf dem TÜP Altengrabow beherbergte in der Tat mit Wahrscheinlichkeit S-300-Systeme. Zumindest befinden sich auf meinem Luftbild von dieser Basis 64 zum Abtransport fertiggemachte Raketencontianer, von denen jeder mehrere dieser in Röhren transportierten Raketen enthalten könnte. Ich bin aber nicht der technische Fachmann.
    Ich würde mich auch nicht dafür verbürgen, daß diese Raketen dort strukturmäßig basiert waren. Ich denke eher an eine genutzte Ausweichmöglichkeit, die im Zusammenhang mit dem Abzug stand.
    Interessant ist nämlich, daß in kurzer Entfernung zu diesem Objekt ein Stellungsraum war, an dem sich aber schon einige Planierraupen sowie ein früherer Flächenbrand ausgelassen haben müssen. Mir war aber so, als hätte es sich eventuell um unspektakuläre SA-3-Stellungen gehandelt, zumal ein derart ausgebautes und einfach umzäuntes Stellungsgebiet für hochmobile Truppenluftabwehr nicht typisch ist. Die Kfz-Hallen wurden jedoch beheizt!

    Sicher ist auch die ehemalige Basierung von S-300-Raketen in der Kaserne Magdeburg-Prester. Auf meinem Luftbild sind zwar schon alle Kräfte abgezogen gewesen, Einheimische haben jedoch eindeutig die Lagerung von grünen Röhren auf dem Kasernengelände beschrieben, und das schon seit früher Mitte der 80er Jahre, also nicht als Ausweichmöglichkeit. Bestätigt wird das ja durch die Abzugsunterlagen der Sowjets.
    [Ich bin übrigens aus Magdeburg und kenne diese Kaserne auch aus sowjetischen Zeiten von innen. Habe diese Technik aber nie zur Kenntnis genommen, was aber nichts heißt, da der Technikpark der Fla-Raketenbrigade etwas abseits lag und riesengroß war. In der Kaserne Prester waren auch andere auf Kettentechnik basierte Kräfte als Teile einer Panzerdivision stationiert. Am Stadtrand von Magdeburg gab es im übrigen zahlreiche Panzerstraßen, wenn auch keine Hauptmarschrouten. Auch mehrere asphaltierte Durchgangsstraßen in der Stadt, z. B. die heutige B 1, wurden zur Verlegung von Kettentechnik regelmäßig benutzt. Mehrmals im Monat wurden ganze Regimenter, einige Male im Jahr sogar in jeweils zwei- bis dreistündigen Kolonnen ganze Divisionen im Marsch entlang der B 1 durch Magdeburg verlegt.] Auf der anderen Seite stimme ich Ihnen aber zu, wenn Sie Ihre Zweifel an der dauerhaften Basierung von S-300 V in dieser Kaserne anbringen. Die Kaserne Magdeburg-Prester hat nämlich noch zwei Schwesterobjekte, eines im Süden und eines im Norden. Diese waren, was den Technikbereich anbetrifft, sehr ähnlich aufgebaut. Allerdings beherbergte die Basis im Süden in der Abzugphase auf Radtechnik basierte Kräfte der Raketenartillerie und die im Norden auf Kettentechnik basierte Truppenluftabwehr.
    Den Standort Mahlwinkel halte ich für eine Ausweichbasierung, die mit dem Abzug zusammenhängt. Ganz verschiedene Truppenteile und Einheiten waren kurz vor der Rückverlegung nach Rußland in Mahlwinkel stationiert. Der Fla-Raketenbereich in dem Teil der Kaserne Mahlwinkel, der nicht zum Flugplatz gehörte, bestand nur aus drei Hallen zu je 10 Einfahrten, also insgesamt 60 Stellplätzen. Stellungen gibt es dort keine.

    Zum Rest in einer späteren e-mail.

    Reif,  23.04.2002

    Für alle Klugsch***er!

    Die 202. FlaRaketen-Brigade war von 1963 bis Juli 1989 in Magdeburg stationiert.
    Abzug im Juli 89 aus der DDR und Stationierung in Naro-Fominsk (bei Moskau).

    Fla-Raketentechnik:
    -von 1963 bis 1974:
    Fla-Raketen-Komplex S-75 "Wolchow".

    - August 1974-1991:
    Fla-Raketen-Komplex 2K11 "KRUG".

    seit Mai 1991:
    Fla-Raketen-Komplex S-300 W.

    Das heißt,diese Brigade besitzt S-300W ,aber in Magdeburg waren diese noch nicht stationiert,sondern FRK "Krug".

    GSSD,  05.04.2003

    Ich hörte bisher immer nur von zwei Brigaden S-300 V, beide stationiert "in der Mitte Ostdeutschlands". Um zu überlegen, wo genau und in welchem Verhältnis zueinander diese beiden Brigaden stationiert waren, muß zuerst die Frage geklärt werden, ob beide Brigaden mit Gladiator und Giant gemischt waren oder ob es sich um eine Gladiator- und eine Giant-Brigade handelte.
    Der zweite Fall ließe zwei hintereinander oder zwei miteinander liegende Stationierungsvarianten zu, der erste Fall zwei nebeneinander liegende.
    Ich favorisiere übrigens den zweiten Fall, obwohl es auch für den ersten Fall zwei in Frage kommende Objekte gäbe.

    Reif,  23.04.2002

    „.. Die Fla-Raketenbasis auf dem TÜP Altengrabow beherbergte in der Tat mit Wahrscheinlichkeit S-300-Systeme. Zumindest befinden sich auf meinem Luftbild von dieser Basis 64 zum Abtransport fertiggemachte Raketencontianer, von denen jeder mehrere dieser in Röhren transportierten Raketen enthalten könnte. ...“
    Die in Frage kommende 822. SRO nutzte im Jahre 1980 das Waffensytem 2 K 11 „KRUG“.
    Standort des Technischen Bereichs oder Stellung:
    52 11 45 N 12 10 40 O (1980)
    Ich gehe davon aus das dieser Truppenteil 1980 und auch Anfang der neunziger Jahre dort disloziert war, in den sechziger Jahren befand sich an dieser Örtlichkeit ein Sportplatz der als S-75 Stellung genutzt wurde.
    (südlich der von Ost nach West durch die Kaserne führenden Straße und unmittelbar am Westrand des Munitionslagers gelegen)
    Vielleicht ist es ihnen möglich Koordinaten und Standort der zum Abtransport fertig gemachten Raketencontainer zu vergleichen.
    Ich bemühe mich Maßangaben zu den Transport- und Startbehälter von S-300 W zu erhalten, prinzipiell gilt je Rakete = ein Behälter (inwieweit diese wiederum in Containern transportiert werden kann ich noch nicht sagen). Desweiteren die Anzahl der strukturmäßig verfügbaren Raketen für den Komplex und die Gesamtanzahl aller Fahrzeuge (Rad und Kette).

    „... Interessant ist nämlich, daß in kurzer Entfernung zu diesem Objekt ein Stellungsraum war, an dem sich aber schon einige Planierraupen sowie ein früherer Flächenbrand ausgelassen haben müssen. Mir war aber so, als hätte es sich eventuell um unspektakuläre SA-3-Stellungen gehandelt, zumal ein derart ausgebautes und einfach umzäuntes Stellungsgebiet für hochmobile Truppenluftabwehr nicht typisch ist. Die Kfz-Hallen wurden jedoch beheizt!...“
    Die 359. Gw.SRP nutzte in der ersten Hälfte der siebziger Jahre das Waffensytem 2 K 12 „KUB“, deren Stellungsraum haben Sie wahrscheinlich identifiziert da sich entsprechender Truppenteil auch 1991 noch dort befand.
    Standort der Stellung:
    52 11 30 N 12 11 10 O (1980)
    Möglicherweise können Sie mir eine bildliche Darstellung dieser Stellung zukommen lassen, falls da überhaupt noch Fragmente von Sandwällen usw. zu erkennen sind.
    Ob umzäunte Stellungsgebiete für hochmobile Truppenluftabwehr (für das DHS) bezüglich S-300 W üblich sind ist mit nicht bekannt, es liegt daran das ich bis heute keinen einzigen der in Frage kommenden Standorte (Stellungsraum!) mit diesem System identifizieren konnte.

    „... Der Fla-Raketenbereich in dem Teil der Kaserne Mahlwinkel, der nicht zum Flugplatz gehörte, bestand nur aus drei Hallen zu je 10 Einfahrten, also insgesamt 60 Stellplätzen. Stellungen gibt es dort keine. ...“
    Für einen Komplex S-300 W könnte der Platz reichen (Tormaße?), was aber bedeutet das dieses Waffensytem tatsächlich wie vermutet nur in der Kaserne „untergebracht“ war.
    Wo genau befindet sich dieser Technikbereich, da Schrägbildaufnahmen (zu Übungszwecken erstellt) sowjetischer Aufklärungshubschrauber existieren und möglicher Waffensystem identifizierungen durchgeführt werden könnten.

    „... zwei Brigaden S-300 V, beide stationiert "in der Mitte Ostdeutschlands". ...“
    Ich bitte um Präzisierung dieser Angabe da mir nur eine Brigade mit den drei Standorten mit dem System S-300 W bekannt ist. Möglicherweise ist das eine Fehlinformation und es existieren in der Tat zwei Brigaden mit insgesamt sechs Standorten mit dem System S-300 W oder ich habe ihre Aussage nicht recht verstanden.
    Zumindest besteht für mich eine Brigade (SRBR) aus drei Abteilungen (SRO).

    „... muß zuerst die Frage geklärt werden, ob beide Brigaden mit Gladiator und Giant gemischt waren oder ob es sich um eine Gladiator- und eine Giant-Brigade handelte. ...“
    Ich weiß das in keinem Fall aber wohl dem der diese Information „besitzt“!

    Grüße
    s.

    Stefan Buettner,  24.04.2002

    ...(südlich der von Ost nach West durch die Kaserne führenden Straße und unmittelbar am Westrand des Munitionslagers gelegen)...

    Sorry Fehler:
    Richtig sollte es heißen ... am Ostrand des Munitionslagers gelegen ... (Altengrabow)

    Entschuldigung

    Stefan Buettner,  24.04.2002

    Sehr geehrter Herr Büttner, das hatte ich schon bemerkt und hätte es auch, weil ein Versehen, sicher nicht beanstandet.
    Bitte beachten sie beim Einholen Ihrer Informationen über die Transportweise der S-300 V, daß die 64 Container mit grauen oder beigen Planen verpackt sind [Mein Luftbild ist schwarz-weiß.].

    Standort für das Waffensystem 2 K 11 "Krug" [SA-4]:
    Unter den von Ihnen angegebenen Koordinaten
    52 11 45 N 12 10 40 O befand sich damals zwischen Munitions- / Raketendepot und Kasernierung der 10. GdPzDiv nur ein Sportplatz. Unmittlebar beim Abzug diente dieser Sportplatz zur Aufstellung der für den Überführungstransport fertiggestellten LKW.

    Die Koordinaten meines Objektes sind:
    52°11'48'' N
    12°15'00'' O

    Die Koordinaten meiner Stellung sind:
    52°11'24'' N
    12°14'40'' O

    Die Koordinaten sind fehlerfrei. Ich habe sie anhand einer ehemaligen sog. VVS-Karte ermittelt.

    Das o. g. Objekt wurde erst Anfang der 80er Jahre gebaut. Die o. g. Stellung, die mit einer kurzen liniealgeraden Zufahrtsstraße aus diesem Objekt bedient wird, ist auf meinem Luftbild bis auf den zerstörten Teil noch erhalten: SA-3 bzw. eine andere Stellung der FlaRakTruppen der Luftverteidigung, nicht der TLA. Die stationären Abschußeinrichtungen hinter Erdwällen sind noch teilweise vorhanden und sichtbar.

    Unter den Koordinaten 52 11 30 N 12 11 10 O befindet sich der Technikbereich eines Panzerregimentes der 10. GdPzDiv. Dieser Technikbereich wurde bereits in der zweiten Hälfte der 70er Jahre errichtet.

    Sollten Sie Ihre Koordinaten zufällig mit D-Sat von Topware ermitteln, dann haben Sie eine erhebliche Fehlerquote und Abweichung. Ich könnte aber zur einheitlichen Abstimmung ebenfalls auf D-Sat umsteigen, wenn es gewünscht ist.

    Das 359. GdFlaRakReg der 10. GdPzDiv hat seine Technikhallen exakt unter:
    52°11'30'' N
    12°10'57'' O

    Spezielle Stellungen gibt es für 2 K 12 "Kub" [SA-6] bei den Sowjets nicht, auch nicht für SA-4. Die Waffensysteme können eine der mehreren hundert, wenn nicht sogar tausend Bodendeckungen auf dem TÜP nutzen, müssen aber nicht. Ich habe da mal zugeschaut, stand unmittelbar daneben. Das geht ruckzuck, direkt aus dem Marsch nach kurzer Entfaltung in den Stand, auch ohne Deckungen.

    Am Standort Mahlwinkel gibt es zwei Kasernenbereiche: den Flugplatz und den Bereich der Landstreitkräfte.
    Wie an anderen Flugplätzen auch, obwohl hier im wesentlichen nur Armeeflieger standen, gab es zwei Technikbereiche parallel und rechtwinklig zur SLA. Die meine ich nicht. Den von mir geschilderten Technikbereich erreichen Sie erst am Ende der langen Objektstraße im Bereich der LaSK ganz im Nordosten des Objektes. Die Tormaße sind Einheitsmaße, die ich noch nicht gemessen habe, die aber bei neuen Garagenbauten mit Blick auf Breite und Höhe der Einfahrten gleich sind.

    Reif,  25.04.2002

    Zum wesentlichen. Von Anbeginn an hatten die sowjetischen Truppen im Osten Deutschlands ein Problem: die unwahrscheinlich große Dichte an Objekten bei gleichzeitig maximaler [!] Auslastung derselben.

    Platzmangel für die Unterbringung von Technik und Personal sowie Kapazitätsmangel bei der Versorgung der Truppen mit Waren des täglichen, nichtmilitärischen Bedarfs aus unseren einheimischen Ressourcen war eine ständige Begleiterscheinung und das größte Hindernis bei der Neu- und Umstrukturierung von Truppen.

    Speziell in den 80er Jahren wurden die militärtheoretischen Konzeptionen von taktischem, operativem und sogar strategischem Manöver in der Anfangsphase von Kriegshandlungen extrem hoch bewertet, was zur Bildung sogenannter Manövergruppen, gepaart mit einer großen Umstrukturierung, führte.

    Das allerwichtigste dabei war: [nicht nur die technische] Aufwertung der fast unvorstellbar hohen Schlagkraft der Truppen durch die Gewährleistung höchster Mobilität schon in der Anfangsphase eines Krieges.

    Die Grundlage dafür war die Garantie eines reibungslosen Marsches aller Verbände, Truppenteile und Einheiten ohne gegenseitige Interferenzen!

    Mit einer dezentralen Stationierung, also der weit auseinanderliegenden Stationierung organisch zusammengehöriger Truppenteile und Einheiten, wären solche Konzeptionen nicht umsetzbar gewesen. Man stelle sich nur vor, die Marschwege zweier Divisionen würden sich in der Anfangsphase eines Krieges kreuzen. Ein komplettes Desaster. Die Varianten für Marschwege waren in der Planung bis ins letzte Detail festgelegt, welche Kräfte durften Autobahnen benutzen, welche nicht usw.

    Die Auseinanderverlegung bzw. Entflechtung von Truppenteilen und Einheiten der Landstreitkräfte setzte sich erst mit der neuen Militärdoktrin und dem großangelegten Abzug der ersten Kräfte am Ende der 80er Jahre durch das Freiwerden von Unterbringungsmöglichkeiten durch. Auch Interferenzen waren dann nicht mehr das Hauptproblem, da jetzt eine defensive Stationierungsstruktur ausschlaggebend war.

    Um auf den Punkt zu kommen, die FlaRaketenBrigaden der TLA der LaSK waren auf Armee- und auf Frontebene in der Regel punktstatoniert [SA-4, SA-11]. Es gab einfach zu viele davon.
    Standorte, die jeweils zum sogenannten Armeekomplex bzw. direkt zur Front gehörten, verfügten über eigene FlaRaketenKräfte zum Beispiel in Form selbständiger Regimenter [SA-8]. Die Zugehörigkeit in die direkte Befehlsgewalt einer Armee oder der Front bedeutet "zu deren direkter Verfügung zu stehen". Ein Einsatz muß auf Anordnung jederzeit jederorts, je nach Situation und Gewichtung, mit geringstem organisatorischen Aufwand und ohne Marschinterferenzen möglich sein. Eine vorherige Zusammenführung ist dabei tödlich.

    Die FlaRaketenRegimenter waren nach meiner Kenntnis in der Regel aufgeteilt und an den Standorten der Divisionen bzw. Komplexe stationiert. Die Regel für Divisionen der 2. GA, der 8. GA und der 3. StA waren zwei Standorte, bei den hinteren PzArmeen drei Standorte.

    Im Gegensatz dazu waren die FlaRaketenKräfte der LV auseinandergezogen, weil es bei ihnen nicht auf den Marsch und die Deckung hochmobiler Kräfte, sondern auf die Deckung stationärer Einrichtungen wie Kasernen und Flugplätze ankam. Der Unterschied zur NVA: Es handelte sich nicht um das Prinzip der Raumdeckung, sondern das der Objektdeckung. Die Vielzahl der Objekte ließ es in der Realität allerdings auch zu einem faktischen Prinzip der Raumdeckung werden.

    Die Frage, ob das Waffensystem S-300 zur TLA oder zur LV gehört, wurde meiner Erinnerung nach von der Fachliteratur so beantwortet, daß es bei der SA-10 z. B. eine stationäre Version als eine Entwicklung aus der SA-10 Mod0 gegeben haben soll, die den Kräften der LV massenhaft zugeordnet worden sein soll. Die sehr hohe Mobilität der uns bekannten SA-10 [S-300 P / PMU usw.] und der SA-12 läßt aber mehr als vermuten, daß sie zur Deckung von mobilen Kräften, also von Kräften der LaSK eingesetzt werden sollten. Eine Zuordnung TLA zur direkten Verfügung der Front ist mehr als wahrscheinlich [im Gegenteil zu den geplanten SA-10 der NVA, die in die Raumdeckung als Teil der LV (DHS) mit eingegangen wären].

    Ein System von stationären Stellungen würde diesem Anspruch nicht gerecht werden. Das beweisen auch die zahlreichen Fotos von S-300 P und S-300 V im Einsatz. Selbstverständlich dienen auch hier die zahlreichen Bodendeckungen als Stellungsmöglichkeiten, wenn sie entsprechend angelegt werden.

    Fazit: Punktstationierung* der Brigaden bei hochmobilen Kräften der LaSK
    kein stationäres Stellungssystem bei hochmobilen Kräften der LaSK

    *Bei den sowjeitschen Armeen in der ehemaligen DDR gab es sogar mehrere Divisionen, die aus bestimmten Gründen als ganze punktstationiert, also alles an einem Standort, gewesen sind. Toll, nicht wahr?

    Ich bitte um Verständnis für die Länge meiner Abhandlungen.

    Reif,  25.04.2002

    Teilweise entgegen der Meinung von ihnen Herr Reif vertrete ich folgende Meinung:

    Die FRT (Divisions-, Armee- und Gruppenebene) der GSWG verfügten über stationäre Stellungen die in Friedenszeiten im Rahmen des DHS genutzt wurden, als Begründung folgende Standorte mit entsprechenden Koordinaten die nicht D-SAT entnommen wurden sondern Bundeswehrkartenmaterial.
    SA-4, SA-6 und SA-11 „nutzen“ ausgebaute Stellungen, SA-8 und SA-12 scheinbar nicht. In den Stellungen befinden sich zusätzlich zum Objektschutz z.B. SA-9. Andere Systeme nicht berücksichtigt.

    Die älteste SA-6 Stellung in der DDR befindet sich 1,5 km NO BENTWISCH Nahe Wittenberge (53°03‘00‘‘ N -11°45‘00‘‘ O bzw. L2936 32UPD 841812).
    Eine alte SA-4 Stellung befindet sich am Südrand Flugplatz PEREBERG (53°03‘45‘‘N -11°09‘00‘‘ O bzw. L2936 32UPD 883828), zu beachten ist das sich dort 1990 SA-11 befunden haben soll und sich der Aufbau der Stellung verändert haben kann.
    Als Beispiel einer „originalen“ SA-4 Stellung nenne ich GLAU (52°14‘30‘‘ N – 13°09‘45‘‘ O bzw. L3744 33UUT 745900).
    Die TT die dort disloziert waren sollten bekannt sein.

    Ich muß aber zugeben das ich nicht an allen knapp 50 Standorten der FRT der GSWG Stellungsbereiche identifizieren konnte.
    Die Stationierung von SA-3 ist mir nur in der Nähe von Flugplätzen der 16. WA bekannt, die zusätzliche Stationierung dieses Systems zum Schutz von z.B. Kasernen der Landstreitkräfte zweifle ich an da diese von den FRT übernommen wurden.
    Die Aufteilung der Fla-Raketenregimenter der Divisionen kann ich nicht nachvollziehen da mir nach meinen Unterlagen zu Folge nur wenige Standorte (Stellung und Gerätebereiche) der FRT bekannt sind an denen kein identifizierter TT der FRT disloziert war. Tatsache ist aber das es zahlreiche SA-4 Stellungen in der DDR gab denen kein TT zugeordnet werden konnte, aber wie ich untenstehend weiter ausführe ist das meiner Meinung nach kein übliches System der Fla-Raketenregimenter.
    SA-10 ist ein Waffensystem der LV (für FRT ab SA-10B sicherlich auch möglich) und SA-12 der FRT, begründe meine Aussage nach Beobachtungen aus Russland und der Ukraine. Sollte es jemals sowjetische SA-10 Technik in der DDR gegeben haben dann teile ich ihre Aussage das diese zur „direkten Verfügung der Front“ bestimmt und genutzt wären.
    Die Existens von SA-11 in der DDR kann ich auf nur einem einzigem Foto nachvollziehen und auch nur in Bezug auf die zu diesem Komplex gehörende Funkmeßtechnik.
    Fla-Raketenbrigaden der Gruppe benutzen SA-4 und SA-12 und Fla-Raketenbrigaden der Armeen SA-4 und SA-11, die Fla-Raketenregimenter der Divisionen nutzen hauptsächlichst SA-6 und SA-8.
    Bezüglich ALTENGRABOW erwarte ich zur Kontrolle entsprechendes Kartenmaterial und werde mich daher später dazu äußern.
    Ich bitte um Definition von „Bodendeckungen auf TÜP“, Vielen Dank.

    Stefan Buettner,  25.04.2002

    Sehr geehrter Herr Büttner, ich würde vorschlagen, daß man sich vielleicht mal treffen sollte. Dann muß ich nicht erst endlose Versuche starten, Karten und Luftbilder einzuscannen und zu bearbeiten. Eine Absprache könnte per e-mail erfolgen.

    Mir ist bereits bekannt gewesen, daß es bei NVA und GSSD grundlegende Unterschiede in der Stationierung von FlaRaketentruppen der LV sowie Kräften der TLA gab. Es ist aber wirklich nicht einfach, sich gegen etablierte Meinungen durchsetzen zu müssen.

    Beispiel:
    Die von mir gestern mitgeteilten Koordinaten bzw. Aussagen zu Ihren Koordinaten sind definitiv. Ich benutzte dafür nicht nur erstklassiges Kartenmaterial vom Standort Altengrabow, sondern auch erstklassige Luftbilder vom Standort Altengrabow. Die Stationierung von SA-4 auf einem Sportplatz, der bis zur Wende auch als Sportplatz genutzt worden ist, erscheint mir als sehr unwahrscheinlich. Auch die vermeindlichen Stellungen der SA-6 existierten an dieser Stelle nicht: Technikhallenbereich für Panzertechnik, wie erwähnt. Bitte prüfen Sie Ihre Koordinaten bzw. deren Quelle unbedingt noch einmal nach!

    Ich bin zu DDR-Zeiten sicher als einer der sehr wenigen vielleicht 30 bis 40 mal im Militärobjekt Altengrabow gewesen und kenne es, und nicht nur dieses, ziemlich gut.

    In den 90er Jahren auch sehr enge Kontakte zu einigen Bundeswehrdienststellen und habe sogar Vorträge gehalten. Die WGT hat der Bundeswehr erstmalig 1990 Unterlagen über die Stationierung ihrer Kräfte zukommen lassen. (Ein Bekannter von mir arbeitete / diente [als Oberst auf höchster Ebene] in der Koordinierungsgruppe in Strausberg.) Unmittelbar zuvor, im Jahre 1989, schlossen die sowjetischen Truppen in der DDR im Zusammenhang mit dem damals nicht zuendegeführten Abzug der ersten Panzerdivisionen eine außerordentlich umfangreiche Umstrukturierung und Umdislozierung ab, die von solchen Ausmaßen war, daß sie den Verantwortlichen wirkliches Kopfzerbrechen bereitete. Ich war damals dienstlich mit involviert und habe einige Kenntnis. Über die Jahre davor kann die Bundeswehr nur auf ihre eher unzureichenden Aufklärungsunterlagen zurückgreifen.

    Auf Einzelheiten möchte ich jetzt nicht eingehen, nur als Beispiel eine Sache:

    Bis zum Beginn der 80er Jahre wurden in der DDR zahlreiche sowjetische Militärobjekte neu gebaut bzw. wesentlich ausgebaut. Im Zusammenhang damit kam es auch zur Errichtung zahlreicher neuer Objekte für ganze FlaRaketenBrigaden der TLA. Mehr dazu später.

    MfG

    Reif,  26.04.2002

    ... auf fruchtbare Zusammenarbeit!

    Bezüglich der 64 Container von ALTENGRABOW hier ein erstes Eergebniss:

    Jeder dieser Container beherbergte genau drei Fla-Raketen, die Gesamtanzahl somit 192 Stück. Das ist genau die Zahl die der Komplex SA-12 A strukturmäßig als Kampfbestand führte.
    Die Raketen sind zu gleichen Teilen auf vier Feuerbatterien verteilt, jede Batterie verfügte somit 48 Stück die auf sechs Startrampen und sechs Start. und Transportrampen montiert waren (Vierling).
    Komplexbestand an Kettenfahrzeugen = 55 Stück ...

    Zur Technik später mehr.

    Gruß Stefan

    Stefan Buettner,  26.04.2002

    Ist es eigentlich ein Zufall das die drei genannten Örtlichkeiten so ziemlich den selben Abstand von ca. 33 km zueinander haben?

    Stefan Büttner,  19.04.2002

    Jörg Boehmes (joerg_boehme@gmx.net) Initiative ist es zu verdanken, dass der 'Earl of Tessin' uns 6 Bilder zur Verfügung stellte, die Verweise auf die vorher dort vorhandene Technik ermöglichen.

    Rakete S-200

  • TLF
  • Rakete in Startstellung
  • Beladen mit TLF
  • Beladen mit Lademaschine
    K-1
  • Ansicht bei Demontage
    Oborona 14
  • Ansicht auf einem der Bunker

  • Thomas Kemnitz,  27.11.2001

    Die Oborona 14 war das strukturmäßige "autonome Aufklärungs- und Zielzuweisungsmittel" einer FRAG großer Reichweite.

    Die Aufklärungsreichweite weiß ich nicht mehr so genau: Der Bildschirm ging bis 1.200 km. Praktisch wurden aber Luftziele so ab 600...700 km aufgefaßt und begleitet.

    Da diese gewaltige Apparatur nicht so häufig in der DDR "herumstand" wurde dieses Zielzuweisungsmittel fast täglich im Dienste der funktechnischen Truppen der Luftverteidigung zur Luftraumaufklärung und Überwachung eingesetzt. Eine Besonderheit zu DDR Zeiten, daß militärische Einheiten auch Aufgaben zur zivilen Flugsicherung übernahmen.

    Der kleine "Ableger" daneben, war die nachträglich in die Ausrüstung aufgenommene Kennungsapparatur "Parol" und diente der "Feund-Feind-Identifizierung" der aufgefaßten Flugzeuge.

    Jörg Böhme,  27.11.2001

    K-1 oder offiziell "Antenny Post K-1" (K stand ganz einfach für "Kabina") war der HF-Teil der RPC (Radiolokator Podcweta Celi - Zielaufhellstation).

    Die größere Antenne war die Sende-, die kleinere die Empfangsantenne. Dazwischen befand sich das sogenannte "elektromagnetische Messer", das die (für Bundesgermanen und Amerikaner für unmöglich gehaltene :-) ) Entkopplung von 3 KW Dauerstrichleistung und einer Emfangsapparatur mit einer Empfindlichkeit von 10 hoch -17 dB zuwege brachte!

    Hinter dem "Messer" befand sich einen "Container" in den man tatsächlich zu Wartungsarbeiten hineinklettern konnte. Darin befanden sich die Endstufe des Senders und die Eingangsverstärker des Empfängers. Gekühlt wurde das ganze mit einem "Radiator Typ Moskwich" - sprich aus dem Moskauer Automobilwerk...

    Bei eingeschaltetem Sender durfte kein Mensch in der Kabine sein. Wenn schon die Startbatteristen in 1 km Entfernung die Bunker aufsuchen mußten, war das für das Bedienungspersonal der K-1 selbstverständlich!

    Die Besonderheit des S-200 bestand darin, daß die RPC das Ziel "nur" aufhellen mußte - den Rest erledigte der aktive Zielsuchkopf der Rakete alleine. Aber blind flog die Rakete eben auch nicht.... Trotzdem gab es eine Antenne zur Kommunikation mit der Rakete. Damit wurden Kommandos zum Scharfmachen des Funkzünders, zur Art und Weise der Zündung des Gefechtsteiles oder wenn notwendig auch das Kommando zur Selbstzerlegung übermittelt.

    Jörg Böhme,  27.11.2001

    Seit heute sind alle in 2000 und 2001 dokumentierten ungenutzten Standorte der 41. Fla-Raketen-Brigade als vimudeap Objekte online.

    Dort finden Sie übergreifende Betrachtungen, Informationen zur Struktur, Technik und Bewaffnung in den Objekt-Infotexten.

    Vielen Dank!

    Thomas Kemnitz,  01.05.2003

    Nach meinen Erkenntnissen war ich bei der Erstbefüllung des Objektes dabei gewesen. Für die Stasi war ich nicht sauber genug so verblieb ich mit weiteren Soldaten in der Einheit derweil unsere Kameraden den mitgebrachten Raketentreibstoff umpumpten. Den Treibstoff lieferten wir von der RTB 2 (Pinnow/Angermünde) Leider suche ich vergebens nach Unterlagen über unsere Raketentreibstoffbasis. Sie steht noch ist zwar durch Wandalismus reichlich zerstört worden. Wenn jemand Informationen darüber hat der melde sich bitte bei mir.

    dipol,  18.07.2004

    Hallo
    wer sind sie?
    habe die seite heute durch zufall gefunden.
    habe dort von 05.90-05.91 gedient.
    habe noch ein paar fotos.

    funker,  23.09.2004

    Umfangreiche Webseite mit vielen Fotografien, auch von anderen Standorten in Tschechien oder Russland s200-wega.de

    Thomas Kemnitz,  24.04.2014