Flugplatz Werneuchen

Nachdem festgestellt wurde, daß Werneuchen durch hervorragende Aufwindverhältnisse sehr gute Voraussetzungen für die Fliegerei besitzt, bekam es seinen Platz in der militärischen Standortplanung des Dritten Reiches.

1935 kaufte die Wehrmacht Land auf. Mit großem Aufwand wird in der kurzen Zeit zwischen Frühjahr 1936 bis November 1938 der Fliegerhorst mit all seinen Nebenanlagen von ca. 3000 Arbeitskräften aufgebaut. In den folgenden Jahren wurde Werneuchen Garnisonsstadt.
Als ein Vorzeigeobjekt und deshalb sehr gut ausgestattet, wurde die Jagdfliegerschule "01" des Deutschen Reiches errichtet.

Neben der Errichtung militärischen Anlagen und einer Flugzeugwerft der Lufthansa entstanden in Werneuchen drei Wohnsiedlungen, und ein neues Wasserwerk. Die Wohnsiedlungen unterteilten sich in die für Offiziere, in die Unteroffizierssiedlung (U-Siedlung) und die Siedlung für das technische Personal.

Die Garnison wurde offiziell am 27. November 1937 als eine der letzten im Deutschen Reich eingeweiht. Die Einwohnerzahl Werneuchens stieg stetig bis 1941 auf 4.902 an. Der erste Kommandeur der Jagdfliegerschulen "01", Oberstleutnant Theo Osterkamp, war später General und Chef aller Jagdfliegerschulen der Wehrmacht.

Auf dem Fliegerhorst in Werneuchen wurden deutsche und ausländische Jagdflieger (u.a. aus Bulgarien, Rumänien, Spanien ...) in 15 Schulstaffeln zu je 10 - 12 Flugschülern ausgebildet.

Während des Krieges wurde neben der Flugplatzkommandantur und der Jagdfliegerschule noch eine Außenstelle des Reichsluftfahrtministerums zur Erprobung von Radarsystemen für die Nachtjagd, verbunden mit dem Bau des Weesower "Radarturmes", und eine Nachtjägerprobungsstelle mit der NJGr. 10, eingerichtet.

Scheinflugplätze, Tarnung und Glück verhinderten die Zerstörung Werneuchens durch die alliierten Bomber. Ein mutiger Werneuchener, Harry Maruffke, verhinderte in letzter Minute die Sprengung des Flugplatzes durch ein Sprengkommando der Wehrmacht. Kurz darauf begann die Zeit der sowjetischen Besatzung.

Von April 1945 bis zur Vereinigung Deutschlands ist nur sehr wenig bekannt, da in all diesen Jahren allerstrengste Geheimhaltung galt. Der Flugplatz wurde unter sowjetischer Besatzung weiter ausgebaut, besonders die Start- und Landebahn ist 1952 auf 2.500 m verlängert worden. Nun konnten auch größere, vor allem Düsengetriebene Flugzeuge starten und landen.

In Werneuchen richtete sich das selbständige Garde-Aufklärungs-Luftregiment ein. Diese Eliteeinheit der sowjetischen Luftstreitkräfte wurde 1942 in Moskau - Wnukowo aufgestellt. In den 80iger Jahren standen unter anderem 36 der modernsten Aufklärungsjagdbomber (vorrangig MiG 25) auf dem Gelände des nach dem Krieg vergrößerten Flugplatzareals.

Im Mai 1991 verließ die letzte Staffel MiG Abfangjäger Werneuchen. Anschließend wurde ein sowjetisches Hubschrauberregiment "stationiert".

Die militärische Nutzung des Flugplatzes endet im September 1993 mit dem Abzug der letzten russischen Militärangehörigen. Nach 56 Jahren konnte der Flugplatz, erstmals wieder von zivilen Personen offiziell betreten werden.

(Text: Hans-Joachim Spiegel. Zu finden unter http://www.werneuchen.de/geschichte/flugplatz.htm)

Die Hinterlassenschaften des deutsch-russischen Militärs beeindrucken in einer merkwürdigen Art und Weise. Der Platz, wo früher Kampfmaschinen und düsengetriebene Militärjets zu Einsätzen starteten, wird jetzt zu einem Eldorado vieler heimischer Tierarten. Der alte Fliegerhorst strahlt, durch die zurückkehrende Natur eine unheimliche Ruhe und Besinnlichkeit aus. Auch wenn sich nun langsam die Natur den alten Fliegerhorst zurückholt, sollte man diesen als Mahnung für künftige Generationen erhalten.

Es muss an dieser Stelle an Menschen und Ereignisse erinnert werden, die im guten Glauben handelten, auf welcher Seite auch immer, die dafür bereit waren ihr Leben einzusetzen. Viele von ihnen kehrten nie mehr zurück...

Roland Liero,  19.06.2001

Für die Technischen Details, die ich bei einigen Bildern ausgeführt habe, habe ich zurückgegriffen auf: Lutz Freundt, Sowjetische Fliegerkräfte in Deutschland 1945-1994 , Bände I und III

Roland Liero,  07.02.2003