Erich Steinfurth Sanatorium Zinnowitz
Ich freue mich sehr, daß sich Sven im Zusammenhang mit der Recherche zum Objekt auch mit der Biografie von Erich Steinfurth beschäftigt hat. Nicht zuletzt, weil sich die einzige Berliner Erich-Steinfurth-Straße nur 100m von meiner Wohnung entfernt befindet.
Geboren am 10. August 1896 in Mittenwalde, Sohn einer Arbeiterfamilie; Schlosser.
1914 zum Militärdienst einberufen, 1916 vor Verdun schwer verwundet, wurde nach notdürftiger Ausheilung wieder an die Front geschickt.
Er trat 1918 der USPD (Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands, Anm. tk) bei und ging 1920 mit dem linken Flügel zur KPD. Schlosser in Berlin, wurde 1923 als Mitglied des Betriebsrates gemaßregelt. Von der Zentrale nach München geschickt, organisierte Steinfurth im Herbst 1923 Aktionen der Münchner Eisenbahner, deshalb festgenommen und 1924 zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung hauptamtlicher Mitarbeiter der RHD (Rote Hilfe Deutschlands, Anm. tk), er übernahm im November 1925 den Vorsitz der Organisation im Bezirk Berlin-Brandenburg, und war 1927 im RHD-Zentralvorstand.
Im Oktober 1929 rückte Steinfurt als Nachfolger in den Preußischen Landtag ein, 1932 als Abgeordneter gewählt, gehörte er dem Parlament bis zu seiner Verhaftung am 25. März 1933 an.
Steinfurth kam in das Zuchthaus Berlin- Plötzensee, von dort in das KZ Sonnenburg. Als Vergeltung für die Erschießung des Spitzels Alfred Kattner am 1. Februar 1934 wurde Erich Steinfurth am gleichen Tag beim Transport nach Wannsee am Kilometerstein 23,7 gemeinsam mit John Schehr, Eugen Schönhaar und Rudolf Schwarz von der SS »auf der Flucht« erschossen.
Am Berliner Ostbahnhof ist eine Straße nach ihm benannt.
Steinfurth Frau Else, geborene Dickfeld (*3.7.1906 in Berlin), absolvierte eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Verkäuferin.
1922 Mitglied der KJD (Kommunistische Jugend Deutschlands, Anm. tk), 1924 der KPD, Nach dem Besuch der Handelsschule arbeitete sie als Stenotypistin, im Büro der Berliner Rechtsanwälte Ernst Boenheim, Fritz Löwenthal und Eduard Alexander am Lützowplatz 27.
1933 Mitarbeiterin des AM-Apparats (Abteilung Militärpolitik, Nachrichtendienst der KPD; Anm. tk) wurde sie am 15. Januar 1934 festgenommen und am 4. Mai 1935 vom 2. Senat des VGH (Volksgerichtshof, Anm. tk) zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.
Sie kam dann in das KZ Mohringen aus dem sie 1937 entlassen wurde. Sie emigrierte 1938 nach Frankreich und 1941 in die USA. Sie heiratete später den KPD-Funktionär Philipp Daub mit dem sie im Dezember 1946 aus den USA über die Sowjetunion nach Berlin zurückkehrte Sie wurde Mitglied der SED.
Else Steinfurth-Daub starb am 21. November 1984 in Ost-Berlin.
Der Seite www.insel-usedom.net/historischegesellschaftzwzeittafel.htm habe ich die folgenden Informationen zur Geschichte des Sanatoriums entnommen:
"1927
Das Hotel „Kagemann“ und das Hotel „Belvedere“ (zwischenzeitlich das katholische „Maria-Heim“) werden von einer Stiftung der Deutschen Reichsbahn erworben und zu einem „Eisenbahner-Waisenhort“ für elternlose Kinder von Eisenbahnern umgestaltet. ..."
"1958
Der Eisenbahner-Waisenhort wird als Kinderkurheim „Erich- Steinfurth“ eine Einrichtung des staatlichen Gesundheitswesens. Ab 1964 erfolgt die planmäßige Umgestaltung in ein Kindersanatorium, die 1967 abgeschlossen ist."
Die Jahreszahl 1991 steht im Zeichen der Schliessung von wichtigen Arbeitgebern der Insel, deren Immobilien zt heute immer noch Tote Orte sind:
"... der Feriendienst der IG Wismut, das Betonwerk Zinnowitz, das Kindersanatorium „Erich Steinfurth, die Garnison der Nationalen Volksarmee der DDR, wie die 1. Flottille der Volksmarine Peenemünde, das Jagdfliegergeschwader Karlshagen, das wissenschaftlich technische Zentrum der Volksmarine in Wolgast, die Fischereiproduktions- genossenschaft in Karlshagen/ Freest, LPG Pflanzen- und Tierproduktion Mölschow, Der Kreisbetrieb für Landtechnik Hohensee, VEB Bauelemente Wolgast Der Kreisbauhof, Starker Personalabbau in der Peene-Werft Wolgast und im KKW Lubmin. ... "
Leider hat das Gebäude durch Vandalismus und durch Brandstiftung stark an Stabilität eingebüßt. Das Nebengebäude wurde angezündet und die oberen Stockwerke sind stark einsturzgefährdet
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
Seite aufrufen
Kurzinfo
Das "Erich Steinfurth Sanatorium" im Ostseebad Zinnowitz (Insel Usedom), erbaut 1926 als Reichsbahn-Kinderheim, wurde in der DDR-Zeit als Kinder-Sanatorium genutzt und nach der Wende "abgewickelt". Der aktuelle Besitzer kümmert sich laut der Stadt nicht mehr um das Gelände, was auch deutlich sichtbar ist. Alle 4 Gebäude sind stark beschädigt und baufällig. Die Bilder wurden im Sommer 2005 gemacht. 5 Jahre vorher war das Heim noch "verschlossen", inzwischen helfen neben verirrten Jugendlichen auch Wind und Wetter beim Abbruch mit.
Im Web fand ich eine Seite, die das Sanatorium zwar verlassen, aber noch nicht zerstört zeigt. Nach dem Seitenaufruf einfach auf "Weitere Ansichten" klicken. Link