Deutsche Sprengchemie Werk Forst
zum Text über Brozek:
Soweit mir bekannt, geschah die Explosion im DAG-Werk Christianstadt, nicht in Brozek. Das geht zumindest aus den Veröffentlichungen zum Sprengchemie-Werk Scheuno hervor, die mir bekannt und offenbar auch Grundlage des Internet-Textes waren (Hans-Joachim Schulz, Das geheime Werk im Bunkerwald, Forst, zwei Hefte, 1996 und 1998). Falls jemand Näheres zu Brozek oder der Deutschen Sprengchemie weiß: Im Rahmen einer Hausarbeit recherchiere ich derzeit zum Thema. Kontakt jederzeit erwünscht!!!
Da stimmt was nicht, 5 km von Forst-Scheuno gibt es kein Christianstadt.
Die Dynamit Aktien Gesellschaft (DAG; vormals Alfred Nobel & Co) liegt vom damaligen Christianstadt ca. 5 km entfernt. Christianstadt ist von Forst-Scheuno/Brozek ca. 30 km entfernt.
Unter www.klaus-muche.de wird gekuerzt ein Artikel aus dem Neuen Deutschland vom 06.07.2004 wiedergegeben, der neben weiteren Bildern auch diese Textstelle enthält: »Die beste Idee (zur Umnutzung Anm. tk) hatte ein Professor aus Wrozlaw. Er wollte hier ein Technikmuseum einrichten. Da wurde schon geplant und gezeichnet. Vor zwei Jahren gingen seine Studenten erkunden. Sie stöberten eigenartigen Staub auf und ließen ihn durch die Hände rieseln. Als sie die Zigaretten anbrannten zerriss die Explosion den einen und ließ vom zweiten nur den Kopf übrig. Die Druckwelle raste hunderte Meter weit durch den Wald. Den Bunker hat es auseinander geklappt, eine Wand liegt heut zwanzig Meter weiter in einem Loch, Beton, der vierzig Zentimeter stark ist.«
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
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Der Rüstungsbetrieb Dt. Sprengchemi
Vor über 60 Jahren wurde in unmittelbarer Nähe des Stadtteils Forst-Scheuno im Waldgebiet der heutigen polnischen Großgemeinde Brody (Pförten) von der Hitlerregierung eine Sprengstoff-Produktionsstätte, den Zweigbetrieb der deutschen Sprengchemie GmbH, errichtet, wo bis zum Februar 1945 die Pulvereinsätze für Granaten verschiedenen Kalibers produziert wurden.
Die Waldfläche, in der dieses Bunkerwerk 1939-1941 errichtet wurde, ist ca. 500-600 ha groß und beinhaltet 400 (!) numerierte Bunker und Gebäude, die fast alle noch als Ruinen erhalten sind.
Täglich waren insgesamt 2000 Arbeitskräfte in dieser Rüstungsproduktion tätig. Dazu gehörten aber nicht nur die dienstverpflichteten deutschen Frauen und Männer, sondern auch kriegsgefangene Franzosen, Italiener, Holländer sowie zur Zwangsarbeit verschleppte Männer und Frauen, insbesondere aus der Ukraine, aber auch jüdische Häftlinge aus Konzentrationslagern.
Es ziehen sich 72 km Betonstraßen, 38 km Eisenbahngleise und 60 km Wasser- und Kanalisationsleitungen durch das Werk.
Es wurde ausschließlich Pulvermasse hergestellt, die dann zur Weiterverarbeitung in Zügen abtransportiert wurde. Die Bunker oberhalb der Erde hatten eine 2-3 Meter dicke Betondecke, die wiederum mit 2-3 Meter Erdboden aufgeschüttet wurde und worauf Moos eingesetzt und junge Kiefern zur besseren Tarnung angepflanzt wurden. Die Wände der Bunker, die Betonstraßen und die Bahnlinien wurden alle mit einer grünen Tarnfarbe besprüht. Dadurch konnte das Werk aus der Luft nicht als ausgedehntes Betriebsgelände erkannt werden.
Die Arbeiter kannten nur ihre Arbeitsstelle (Bunker) und niemand wußte wie groß das Werk insgesamt war.
Es herrschten strenge Sicherheitsbestimmungen. Man kam nur mit einem Dienstausweis in das Werk. Überall waren Wachmannschaften und da man ständig mit Flugzeugangriffen rechnen mußte, gab es (vor allem an Straßen) Einmannbunker, die Schutz für eine Person boten.
Da auch Gefahr durch Explosionen drohte, wurden die Bunker niemals genau gegenüber gebaut, um einer Kettenreaktion bei einer Selbstentzündung aus dem Wege zu gehen. Es gab viele Unfälle und Explosionen. Ehemalige Arbeiter erzählen noch heute davon, was für Ausmaße solche Explosionen hatten. Oftmals gab es viele tote. Am 22. Februar 1945 flog die provisorische Füllstation mit 250 Fliegerbomben in die Luft. Da sich die Füllstation in einem großen Zelt ohne Schutzwälle befand, dehnte sich die Explosionswelle unheimlich schnell nach allen Seiten aus. 64 Menschen waren sofort tot und es gab über 200 zum Teil Schwerverletzte. Im 5km (!) entfernten Christianstadt gingen alle Schaufenster und fast alle Fensterscheiben zu Bruch.
Am 28. Februar 1945 marschierten sowjetische Truppen in das Werk ein. Viele Arbeiter konnten noch über die Neißebrücke nach Forst, Keune und umliegende Städte flüchten. Noch am selben Tag wurde die Brücke gesprengt.
Das riesige Gelände der ehemaligen Sprengchemie war bis 1960 militärisches Sperrgebiet. Erst 1960/61 wurde das Gebiet freigegeben und der 7 km lange Zaun entfernt. Danach wurden ein paar Bunker eine Zeit lang von Firmen zur Einlagerung von Waren genutzt. Jetzt ist es still in dem 600 ha grossen Gelände geworden.
Man kann heute noch mit dem Auto die kilometerlangen Straßen durchfahren, aber ohne guten Plan besteht die Gefahr, dass man sich verirrt. Es ist auch nicht ganz ungefährlich. Bei manchen Gebäuden besteht Einsturzgefahr. Offene und überwachsene Gullischächte und Gruben sind eine Gefahrenquelle.
Quellen:
[1] Schulz, H.-J., Das verbotene Werk im
Bunkerwald Teil 1, 1996.
[2] Schulz, H.-J., Das verbotene Werk im
Bunkerwald Teil 2, 1998.