Bunkeranlagen Kiel
Kiel hatte im Zweiten Weltkrieg als wichtigster Werftstandort neben Wilhelmshaven, als Standort von Rüstungsproduktion und als Marinebasis eine herausragende Funktion in der Kriegsmaschinerie und war dementsprechend von hoher strategischer Bedeutung.
Die Stadt wurde zu einer der am schwersten vom alliierten Luftbombardement zerstörten Städte. 633 Fliegeralarme, 90 Angriffe und 2515 Tote – ohne Erfassung von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen, die einen anteilig höheren Blutzoll zahlen mussten als die bis zu 306.000 sonstigen Bewohner der Stadt. 90 Prozent der Innenstadt waren 1945 zerstört.
Da diese Gefährdung voraussehbar gewesen war, hatte bereits Ende der 30er Jahre die Planung von Schutzbauten eingesetzt. Der Bau des Atlantikwalls und andere bautechnische Verzögerungen sorgten allerdings dafür, dass im Rahmen des „Führersofortprogramms“, dass allein für Norddeutschland den Bau von 950 Bunkern vorsah, erst im Laufe der 40er Jahre vermehrt Schutzbunker errichtet wurden. Alternativ dazu wurden punktuell Luftschutzstollen angelegt.
Am Ende verfügte Kiel über größere 122 Schutzanlagen sowie 132 Fünfmannbunker und Luftschutzdeckungsgräben. Außerdem wurden zwei U-Bootsbunker (der Kilian ist auf vimudeap ja ebenfalls vorgestellt), sechs Bunker für die Schleusentore des Nord-Ostseekanals und mehrere Marine– und Werkluftschutzbunker auf den Werften errichtet.
Über die genaue Baugeschichte ist heute wenig erhalten geblieben. Der Verein Mahnmal Kilian e.V. z.B. forscht seit geraumer Zeit über die genaue Geschichte des von ihm erworbenen Flandernbunkers, konnte sie aber auch erst bruchstückhaft rekonstruieren. Meist stehen nur vage Zeitzeugenaussagen zur Verfügung. Dieser Bunker z.B. diente auf Militärgelände teils Marineangehörigen, teils mit Sonderausweisen ausgestatteten Zivilisten als Schutzraum und diente im oberen Bereich als Koordinationszentrale bei Luftangriffen. Einmal wurde er von einem Bombentreffer beschädigt und nach dem Krieg – wie viele andere Hochbunker auch – durch Einsprengen von vertikalen Öffnungen entfestigt.
Während des Kalten Krieges wurden in Kiel 15 einst unbrauchbar gemachte Bunkeranlagen wieder hergerichtet und neue Schutzanlagen überwiegend in Tiefgaragen geschaffen. Inzwischen sind die Bunker aus dem Zivilschutz herausgenommen worden. Im Stadtgebiet befinden sich heute noch 15 Hochbunker unter der Verwaltung des Liegenschaftsamtes. Etliche von ihnen dienen nur als Fledermausquartier, andere als Lager- und Proberäume.
Die hier im Bild dargestellten Bunker hatten unterschiedliche Nutzungen.
Der Bunker im Aubrook war Teil des Luftverteidigungsrings um Kiel. Ähnliche Relikte finden sich mehrfach in der näheren Umgebung der Stadt, soweit sie nicht beseitigt oder aufgeschüttet wurden.
Der durch Sprengungen an Wänden und im Dach entfestigte Flandernbunker wird vom bereits erwähnten Verein Mahnmal Kilian e.V. derzeit zu einer Bildungsstätte für Friedensarbeit und Völkerverständigung ausgebaut.
Der Bunker im Marinestützpunkt Wik dient mittlerweile der Bundesmarine.
Die Hochbunker Adalbertstraße und Nissenstraße sind zwar, anders als viele andere Hochbunker, nicht durch Einsprengungen unbrauchbar gemacht worden, jedoch durch Detonationen im Innern völlig verwüstet, bei äußerlicher scheinbarer Unversehrtheit.
Der Bunker Sandkrug wurde an einer Frontseite komplett aufgesprengt.
Für den Bunker Grenzstraße liegen verschiedene Nutzungsideen vor, die bislang aber nicht realisiert wurden. Das Gebäude wurde bislang lediglich in seinem Ruinenzustand notdürftig gesichert. Es wurde lange Jahre auf dem Gelände der Howaldtwerft als Lager genutzt. Der gegenüberliegende Bunker dient nach seiner Wiederherrichtung in den 80er Jahren heute einer Computerschausammlung der Uni Kiel als Lager.
Die Bunker Dietrichsdorf und Altenholz gehören zu einer Reihe kleinerer Schutzanlagen in der Umgebung Kiels. Ersterer lag inmitten eines Barackenlagers für Fremdarbeiter, die selbst den Schutz dieses Bunkers bei Bombenalarm nicht aufsuchen durften. Sie zogen von dort täglich z.B. zur Baustelle des Kilian-Bunkers oder zur Arbeit auf die Howaldtwerft.
Der Dietrichsdorfer Bunker brach bei seiner Sprengung völlig zusammen und liegt heute inmitten eines Kleingartengebietes.
. Michael Foedrowitz, Bunkerwelten
Luftschutzanlagen in Norddeutschland, Ch. Links Verlag, Berlin 1998
. Kieler Nachrichten, verschiedene Ausgaben
. www.mahnmal-kilian.de
Hallo!
1. Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß die im Text "Bunkeranlagen Kiel D" erwähnte Computerschausammlung nicht der Uni-Kiel, sondern der Fachhochschule Kiel angehört, die ihren Campus in unmittelbarer Nähe des Bunkers hat.
2. Im Film "Kiel im Bombenkrieg", Kay Gerdes (kaygerdes@freenet.de), Kulturamt Stadt Kiel, NDR 2005, ausgestrahlt im Dezember 2005 und Januar 2006 in N3, kann man aktuelle Filmaufnahmen aus dem Bunker Grenzstraße sehen.
Gruß Lars Wind
Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit
Fachhochschule Kiel
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
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Vorbemerkung
Anders als bei den meisten Vimudeap-Objekten sind bei den Kieler Bunkern verschiedene Bauten zu einem Beitrag zusammengefasst. Dies bot sich an, weil sich die unterschiedlichen ehemaligen Schutz- oder
Verteidigungsanlagen optisch wie 'inhaltlich' im Prinzip ähneln und insofern jeder einzelne als pars pro toto dasteht.
An vielen Stellen Kiels sind ehemalige Schutzbunker erhalten geblieben, teils als Ruinen, teils wiederhergestellt. Eine besondere Rolle spielt dabei der Flandernbunker, in
dem der Verein Mahnmal Kilian e.V. regelmäßige Führungen mit Zeitzeugen sowie Kulturveranstaltungen wie Lesungen, Theateraufführungen etc. durchführt. Der Beitrag 'Bunkeranlagen in Kiel' mag als Anregung dazu dienen, selbst auf Spurensuche zu gehen.