Bahnbetriebswerk Gleisdreieck

So wie es einen ersten und einen zweiten „Anhalter Bahnhof“ in Berlin gab, gab es auch zwei zugehörige Bahnbetriebswerke. Das erste hatte noch nördlich des Landwehrkanals direkt vor dem Bahnhof platz. Seine Lokschuppen, Werkstätten, Drehscheiben, Schiebebühnen und Verwaltungsgebäude reichten bis unmittelbar an das Hallesche Ufer zwischen Möckernstraße und Schöneberger Straße. Es wurde zusammen mit dem ersten Anhalter Bahnhof 1841 in Betrieb genommen.

Der Bau des zweiten „Bw“ wurde 1874 begonnen – nach Plänen von „Abteilungsbauleiter Faulhaber“. 1879 wurde es in Betrieb genommen, ein Jahr vor dem neuen Anhalter Bahnhof.

Zusammen mit einem neuen, 1876 fertiggestellten Güterbahnhof, wesentlich mehr Gleisen und Betriebsgebäuden hätte es allerdings nicht mehr auf den alten Platz gepaßt. So entstand das weitläufige Gelände direkt südlich vom Landwehrkanal zwischen Möckernstraße und Trebbiner Straße. Neben zwei mehrfach erweiterten Ringlokschuppen, umfangreichen Werkstätten und einer Schmiede war es mit allem ausgerüstet, was ein modernes Bw nötig hatte: Kohlenbühnen, Fettgasanstalt, Wasserturm, Besandungsturm, Schlackenaufzüge, Kräne, Drehscheiben (von 14 m sukzessive auf 23 m Durchmesser vergrößert), Aufstellgleise, Bahnbetriebswagenwerk, Wagenreinigungsschuppen und Verwaltungsgebäude.

Im ersten Bw waren 1841 ganze vier Stephenson- Lokomotiven beheimatet, 1844 allerdings schon 25, in den 1930er Jahren im neuen Werk über 80. Bis zum Abzug der letzten Lok (mit der Nummer 93 1212) im Jahr 1956 gab es wohl kaum eine Maschine, die nicht im „Bw Ahb“ gewartet, repariert, für die Rückfahrt vorbereitet oder zumindest gedreht wurde. Hunderte von Arbeitern und Beamten sorgten für die Lokomotiven und Züge, „die Schornsteine rauchten“...

Während der Glanz des Anhalter Bahnhofs, der „Mutterhöhle der Eisenbahnen“ (Walter Benjamin) bei den Bombenangriffen 1943/44 erlosch, blieb dem Bw noch eine „Gnadenfrist“ bis zum März 1945. Da fielen die Bomben auch auf die Häuser, Schuppen und Gleise der Eisenbahnlandschaft zwischen Landwehrkanal und Yorckstraße und bereiteten den Boden für weiteren Zerfall und eine üppig wuchernde Spontanvegetation.

Die deutsche Teilung und die Isolierung Westberlins sowie das Ende der Dampflokzeit machten das traditionsreiche Bw schließlich überflüssig.

Erst 1980 überließ die Deutsche Reichsbahn das Gelände dem Westberliner Senat zur Nutzung. Seitdem entsteht in den zum größten Teil wiederaufgebauten Gebäuden das Deutsche Technik Museum.

Die Fotos wurden 1982 aufgenommen, als das Gelände noch kaum genutzt und schwer zugänglich war.

Matthias Fanck,  09.01.2002

Für meine Recherechen konnte ich mich auf folgende Quellen stützen:

  • Deutsches Technik Museum: Ein Wegweiser zu den Sammlungen, Berlin, o.J.
  • Gottwaldt, Alfred B.: Das große Berliner Eisenbahn-Album, Stuttgart, 2000
  • Reimer, Michael u. Dirk Winkler: Berliner Bahnbetriebswerke, München, 2001

  • Matthias Fanck,  09.01.2002

    Ich habe nochmals etwas recherchiert und ein Luftbild aus dem Jahre 1920 anzufügen. Ich habe die ursprüngliche Aufnahme um 180º gedreht, sodass sie mit der Aufnahme aus dem Jahre 2000 vergleichbar ist.

    Matthias Fanck,  21.01.2002

    Hallo Matthias,
    wenn man die beiden Luftbilder vergleicht, fällt auf, daß irgendwie noch alles vorhanden ist. Ich denke man kann das nur klären, wenn man vor Ort mal nachschaut. Das wird wohl mein Part sein :-). Vielleicht kannst du ja nochmals ganz genau einzeichnen, welche Gebäude du fotografiert hast ?

    Thomas Kemnitz,  22.01.2002

    Lieber Thoams, ich bitte um übergroße Nachsicht: aber ich kann Dir wirklich nicht mehr genau sagen, in welchen Gebäuden ich damals fotografiert habe. Es ist zwanzig Jahre her!! Im großen Beamtenhaus war ich sicher. Aber schon, in welchem der beiden Lokschuppen ... Zu lang her! Ich weiß auch noch, daß da irgendwo Wachleute mit Hunden waren, denen ich ausweichen wollte, denn das Betreten des Geländes war nicht so ganz legal.
    Vielleicht können die Menschen vom DTM anhand der Bilder helfen. Schließlich arbeiten sie ja in den Gebäuden.

    Herzlichst
    Matthias

    Matthias Fanck,  22.01.2002

    Lieber Matthias,
    du hast völlig Recht. Es kann schon sein, daß das eine oder andere Gebäude noch genutzt wird. Klärung gibt es nur vor Ort. Ich werde mich darum kümmern.
    Herzlich Thomas

    Thomas Kemnitz,  23.01.2002