Artilleriewerk Michelsberg Dahlstein
Die im Beitrag Ein toter Ort? genannten Gründe für das dokumentarische Interesse am Artilleriewerk Michelsberg sind für das Team der Site Schatzsucher.de seit zwei Jahren auch Anlaß, Fotoworkshops zum Thema "Fotografie in Festungsanlagen" durchzuführen. Zum Workshop im Juni diesen Jahres war auch ich herzlich eingeladen.
Es war ein unvergessliches Erlebnis, mit 30 Fotoenthusiasten gruppenweise das Werk fotografisch zu erfahren und zu dokumentieren.
Beispielhafte Ergebnisse des Workshops können unter www.schatzsucher.de/index.php?option=content&task=view&id=147 betrachtet werden.
An dieser Stelle auch von mir noch einmal meinen herzlichsten Dank an das Organisationsteam! Sowie speziell an Thomas und Markus für die Unterstützung bei der Erstellung des Infotextes und den Bildunterschriften.
Zwischen 1930 und 1935 wurde dieses, eines der vier großen Werke der Maginotlinie, erbaut.
Nach Fertigstellung war das Werk nicht ständig mit voller Mannschaftsstärke besetzt. Erst am 03.09.1939 war die komplette Mannschaft mit einer Stärke von 515 Mann im Werk, obwohl bereits im August der Alarmzustand ausgerufen wurde.
Die Zeit bis zu den Kampfhandlungen wurde für die Unterweisung und Ausbildung der Soldaten genutzt. Am 10.05.1940 geht das Werk in den Kriegszustand über. In der Umgebung der Anlage gab es zahlreiche kleinere Bauwerke, die zur Unterbringung in Friedenzeiten erbaut wurden. Diese wurden sofort abgerissen, um ein freies Schussfeld in alle Richtungen zu schaffen.
Nach einigen Kampfhandlungen wird das Werk im Juli 1940 an die Deutschen übergeben. Obwohl die Kaserne des Werkes diverse Umbauten erfuhr, konnten für das Gerücht, daß sie zur Fertigung von Torpedos genutzt wurde, keine eindeutigen Hinweise finden.
1944 verlassen die Nutzer das Werk und überlassen es wieder dem französischen Militär. Um es unbrauchbar zu machen, werden diverse Sprengladungen gezündet, die bis heute deutlich sichtbare Schäden hinterlassen haben.
Eine Problemstelle stellt heute noch das sogenannte Blockhaus dar, dass durch ständige Wassereinbrüche schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Anfang der 1970er Jahre gibt das Militär das Werk als aktive Anlage auf und überlässt es sich selbst. Da nur eine sporadische Überwachung erfolgt, suchen Plünderer das Werk regelmäßig heim. Das Resultat ist ähnlich wie in vielen anderen Werken. Was irgendwie zu Geld gemacht werden konnte, wurde demontiert.
Erst 1993 nimmt die Geschichte des Michelsberg eine Wendung: Der Verein "AOM 22 juin 1940" übernimmt das Werk und kümmert sich seitdem um den Erhalt und die Instandsetzung. So lassen sich die meisten Geschütztürme wieder von Hand drehen, heben und senken. Im Kraftwerk sind zwei der 125 PS Generatoren nach 1000en Arbeitsstunden wieder voll funktionsfähig!
Neben den schon erwähnten Reizen für das fotografische Auge gibt es im Werk Michelsberg ein paar bauliche und technische Besonderheiten. Sie können als sehr selten und teilweise sogar als einzigartig in der gesamten Ligne de Maginot angesehen werden.
Das absolute Unikat der Linie ist der in eine Panzerkuppel eingebaute Notausgang. (Ich hoffe, zum nächsten Update ein Bild davon einstellen zu können.)
Ausserdem hat der Michelsberg nur einen Eingang, der als Kombination für Mannschaften und Material genutzt wurde. Hier konnten pro Tag bis zu 60t Material umgeschlagen werden!
Im Michelsberg gibt es kein sonst übliches Munitionslager "M1". Diese Funktion wurde von Munitionslagern in den jeweiligen Kampfblöcken übernommen.
Eine Beobachtungseinrichtung für Artillerie fehlt ebenfalls. Diese Aufgabe wurde von den benachbarten Werken erfüllt.
Das Werk besteht aus 5 Kampfbunkern, von denen 3 mit Artilleriebewaffnung ausgestattet sind. Wer Michelsberg aufmerksam besichtigt, stellt fest, daß ein Block (Block 4) fehlt. Dieser kam über die Planung nicht hinaus und fiel dem Rotstift zum Opfer. Die Nummerierung wurde jedoch beibehalten
Das Werk kann in der Regel sonntags besichtigt werden. Individuelle Gruppenführungen, auch außerhalb der Besuchszeiten, sind möglich. Bei Interesse bitte einfach eine Mail an mich schreiben.
Markus Ewers
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
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Ein toter Ort?
Zugegebenermaßen verlangen einige Vimudeap-Objekte nicht unbedingt nach einer Neudefinition des »Toten Ortes«, eher nach einer Erklärung bzw. Einordnung.
So verhält es sich auch mit diesem Werk der ehemaligen Maginot-Linie unweit von Saarluis. Immerhin ist es (wie die meisten nicht museal genutzten Anlagen der Linie) noch Eigentum des französischen Militärs, wird durch einen Verein erhalten und wenn man den Lichtschalter betätigt wird es hell. Ein Toter Ort - JA!
Neben dem Umstand, daß es sich um Architektur des Industrie- bzw. Informationszeitalters handeln muß, ist die NICHT-Nutzung zum Zeitpunkt der Dokumentation ausschlaggebend. Anlagen, die dauerhaft genutzt werden, scheiden aus. Das gilt für eine Champignonzucht in einem ehemaligen Bunker gleichermaßen wie für die Nutzung als Museum.
Das Artilleriewerk Michelsberg ist ohne Nutzung. Der Verein "AOM 22 juin 1940" kümmert sich um den Erhalt des Werkes und führt auf Anfrage auch Führungen durch. Gerade dieser Umstand macht es auch sehenswert und für eine Dokumentation ergiebig. Alles was zu sehen ist, seien es die Hohlgänge oder die zahlreichen Einbauten, ist im Zustand der letzten Nutzung zu sehen und beispielsweise nicht mit neuen Anstrichen maskiert. Daraus ergibt sich eine einmalige Farbigkeit bei Originalbeleuchtung.