Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle
Der 36 Meter hohe Turm am Lehrgebäude des Schulkomplexes stellt eine weithin sichtbare Landmarke dar. Dem für den Campus selbst funktionslosen und leeren Bau kam die einzige Funktion zu, weithin vom »Neuen Geist«, für den die Nationalpolitische Bildungsanstalt stehen sollte, zu künden. Während der Nutzungsperiode als Bezirksparteischule erhielt er zusätzlich Richtfunk-Antennen. Diese verstärkten seine Außenwirkung, die den Führungsanspruch der SED verbildlichte. Heute mahnt er, die jüngere deutsche Geschichte als Teil der Gegenwart zu begreifen.
Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde auch die staatliche Bildung und Erziehung umstrukturiert. Fester Bestandteil wurden ab April 1933 die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten. Als neuer Schultyp sollten diese »Gemeinschaftserziehungsstätten« als Internats-Oberschulen der Elitenbildung dienen. Die bereits in der Zeit der Weimarer Republik vorhandenen »Staatlichen Bildungsanstalten« (Stabila) wurden in diesen neuen Schultyp überführt, der an die Traditionen der preußischen Kadettenanstalten, der Landerziehungsheime und der englischen Public Schools anknüpfte. Die ersten NPEA entstanden in Plön, Potsdam und Köslin. Bis zum Kriegsende stieg ihre Zahl auf 43 - drei davon speziell für Mädchen. Die NPEA abgekürzten Einrichtungen wurden umgangssprachlich als »Napola« (Nationalpolitische Lehranstalt) bezeichnet. Während anfänglich noch die Ausbildung universell verwendbarer Absolventen für Funktionärspositionen (auch außerhalb der NSDAP) das Ziel war, wandelte sich die Ausbildung im Verlauf des Zweiten Weltkrieges entsprechend den Bedürfnissen der SS.
Die Bezirksparteischulen der SED
Das System zur politischen Aus- und Weiterbildung von Mitgliedern und Funktionären der SED war hierarchisch strukturiert. Die unterste Ebende bildeten die Kreisparteischulen (KPS), gefolgt von den Bezirksparteischulen (BPS). Die höchste SED-Bildungseinrichtung war die Parteihochschule Karl Marx (PHS).
Die Delegierung zur Bezirksparteischule erfolgte durch die jeweilige SED-Kreisleitung. Ziel des einjährigen Direktstudiums war, Nachwuchskader auf ihre künftigen Aufgaben in Partei- und Staatsapparat vorzubereiten bzw. bereits eingesetzte Kader weiterzubilden. Auch die politische Schulung von Leitungskadern aus Wirtschaft, Volksbildung, Kultur und Gesundheitswesen zählte zu den Aufgaben der Bezirksparteischulen.
- Übersicht über den Campus Richtung Südwesten vom Turm des Lehrgebäudes aus. Im Hintergrund das Wirtschaftsgebäude, links und rechts die Internatsgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7247, geladen am: 23.07.2015.
- Südwestansicht des Lehrgebäudes. [M: Busch auf der Wiese entfernt]. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7248, geladen am: 23.07.2015.
- Südwestansicht des Lehrgebäudes vom Wirtschaftsgebäude aus. Erst ein höherer oder weiter entfernter Standpunkt macht den Turm sichtbar - dessen hauptsächliche Funktion in der Außenwirkung ins Umland besteht - als Formulierung des jeweiligen Führungsanspruches. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7249, geladen am: 23.07.2015.
Der barocken Gestaltungsprinzipien folgende Schulkomplex der NPEA Anhalt wurde vom Ballenstedter Regierungs- und Baurat Dr. Kurt Ehrlich entworfen. Das Funktionsensemble umschließt einen 140 Meter langen und bis zu 90 Meter breiten Appellplatz. Dabei bilden Lehr- und Wirtschaftsgebäude die Nord-Süd-Abschlüsse. Die zweigeschossigen Internatsgebäude waren mit je zwei nach hinten versetzten Blöcken an den Längsseiten angeordnet - eine für Kasernenbauten nicht unübliche Anordnung. Inwieweit die sich daraus in der Vogelperspektive ergebenden gespiegelten Sig-Ruhnen (Symbol des Deutschen Jungvolkes) eine absichtliche Gestaltung darstellen, sei dahingestellt. Der 36 Meter hohe Glockenturm war in den Anfangsplanungen noch nicht vorhanden. Ihm kam in erste Linie die bereits oben geschilderte Funktion einer Außenwirkung zu und überragte sogar das Ballenstedter Schloss, das Stammschloss der Askanier.
Ehrlich war es auch, der nach dem Krieg die Fertigstellungs- und Umbaumaßnahmen leitete. Die Bepflanzung des Appellplatzes mit Koniferen sollte die Monumentalität der Anlage mildern.
Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt in Ballenstedt
Als erste NPEA außerhalb Preußens wurde am 1. April 1934 die »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (Napobi Ballenstedt) mit einem Alumnat von 150 Schülern gegründet. Hervorgegangen ist sie aus dem 1850 gegründeten Wolterstorff-Gymnasium. In den darauffolgenden Monaten wurden die Kapazitäten durch die Einbeziehung der Räume des Friedrikenstifts und des Herrenhauses auf dem Großen Ziegenberg erweitert. Um diese ungünstige Verteilung auf drei Standorte zu beenden, begannen bereits 1935 Planungen, auf dem Großen Ziegenberg einen Neubau zu errichten, der bis Juni 1943 schrittweise in Betrieb genommen wurde. Er blieb der einzige NPEA-Neubau im Deutschen Reich. 1940 erfolgte die Umbenennung in »NPEA Anhalt in Ballenstedt«. Im gleichen Jahr wurde die NPEA Köthen aufgelöst und in die Ballenstedter Anstalt integriert. Die somit 350 Schüler wurden 1941 in vier Hundertschaften aufgeteilt. Kriegsbedingt wurden bis 1945 auch die Reichsschule Flandern, die NPEA Ilfeld und die NPEA Bensberg nach Ballenstedt verlegt. Am 19. April 1945 verließen die letzten Schüler die Anstalt. Die amerikanischen Truppen nahmen die noch anwesenden Lehrer und Erzieher gefangen.
Bezirksparteischule »Wilhelm Liebknecht« der SED-Bezirksleitung Halle
Nach dem Ende der Kampfhandlungen um Ballenstedt im April 1945 nutzte die US-Armee das Areal als Sammellager für ehemalige Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene. Die Rote Armee nutzte es als Kaserne bis 1946. Nach Plünderung und Demontage ging der Schulkomplex 1947 in das Eigentum des Landes Sachsen-Anhalt über, das begann, ihn zur Landesschule umzubauen.
1949 wurde das Areal vom Landesvorstand der SED übernommen, der die Bauten vollenden ließ. Ab September des gleichen Jahres wurden sie als »Zentralschule für Wirtschaft des Zentralkomitees der SED« genutzt.
Mit der Einteilung der DDR in 15 Bezirke erfolgte die Umwandlung in die SED-Bezirksparteischule für die Bezirke Halle und Magdeburg. Im Jahr 1975 wurde für den Bezirk Magdeburg unter dem Namen »Hermann Matern« in Magdeburg ein eigener Komplex in Betrieb genommen. Die Ballenstedter Anlage trug den Namen »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der Bezirksleitung Halle der SED, Ballenstedt«. Bis 1980 wurde der Komplex mehrfach erweitert und modernisiert. Die Zahl der Teilnehmer der 10-monatigen Lehrgänge stieg von 150 auf 600. Ab 1979 werden auch Studenten der regierenden »Arbeiterpartei Äthiopiens« (WPE) geschult. Mit der letzten SED-Kreisdelegiertenkonferenz des Kreises Quedlinburg endete im Dezember 1989 die Nutzungsgeschichte als Bezirksparteischule. Am 1. Juli 1990 übernahm die Stadt Ballenstedt die Anlagen.
- Portikus am Lehrgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7250, geladen am: 23.07.2015.
- Vestibül hinter dem Portikus in Richtung Wirtschaftgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7251, geladen am: 23.07.2015.
- Vestibül hinter dem Portikus in Richtung Großer Hörsaal. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7252, geladen am: 23.07.2015.
- Vorraum des Großen Hörsaals mit Aufgängen zum 2. OG. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7253, geladen am: 23.07.2015.
- Türen zum Großen Hörsaal vom Vorraum aus. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7254, geladen am: 23.07.2015.
Während die Enden der Wandelgänge den »normalen« Erschließungsweg des Lehrgebäudes über das Erdgeschoss darstellen, bildet der zentrale Portikus den repräsentativen, monumentalen Zugang. Im darauf folgenden Vestibül führen 14 Stufen direkt in das erste Obergeschoss. Ein wiederkehrendes gestalterisches Element, das sich geradeaus bis zum Großen Hörsaal fortsetzt, ist die Dreiteilung des Erschließungsweges.
- Großer Hörsaal mit Balkonen. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7255, geladen am: 23.07.2015.
- Großer Hörsaal von der Bühne aus gesehen. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7256, geladen am: 23.07.2015.
- Großer Hörsaal vom südlichen Balkon aus gesehen. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7257, geladen am: 23.07.2015.
- Blick vom südlichen Balkon in Richtung Bühne des Großen Hörsaals. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7258, geladen am: 23.07.2015.
- Rechte Flügeltür aus eloxiertem Aluminium am Großen Hörsaal. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7259, geladen am: 23.07.2015.
- Schneideplatz im Projektorraum des Großen Hörsaals. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7260, geladen am: 23.07.2015.
- Außenansicht des Großen Hörsaals mit dem 36 Meter hohen Turm. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7261, geladen am: 23.07.2015.
Trotz der 1943 erfolgten Inbetriebnahme des Lehrgebäudes blieb der große Hörsaal bis nach Ende des 2. Weltkrieges unvollendet. Erst mit dem ab 1947 erfolgten Umbau zur Landesschule des Landes Sachsen-Anhalt wurde dieser fertiggestellt. Der Umbau stand unter der Leitung des einstigen Architekten der Napola, Kurt Ehrlich. Als 1970 zwei weitere Internatsgebäude errichtet und das einstige Herrenhaus umgebaut wurde, erhielt der Saal seine heutigen Balkone. Damit erhöhte sich dessen Kapazität auf 750 Sitzplätze. Der große Hörsaal wurde außerdem für Kongresse, Musik- und Kulturveranstaltungen, Kinoabende, Auszeichnungsveranstaltungen und die Feierstunden der Stadt Ballenstedt zur Jugendweihe genutzt. Die Jugendweihlinge und ihre Gäste erhielten dafür spezielle Passierscheine für den sonst abgeschirmten und bewachten Schulkomplex.
»Führerwille«, »Vitalität«, »Ehrgefühl«, »Opfermut«
»Bei der Ausgestaltung des Unterrichtsplans der NPEA richtete man sich ganz nach Hitlers Erziehungsvorstellungen, die er in ›Mein Kampf‹ formuliert hatte. Somit wurde der Entwicklung des Charakters und der Förderung der Entschlussfreudigkeit Vorrang vor der wissenschaftlichen Ausbildung gegeben. Für die charakterliche Bildung war eine ›starke Anforderung an körperliche Leistung weit über den Rahmen der allgemeinen Turm- und Sportstunden hinaus‹ vorgesehen. ›Der Lehrplan des (...) Realgymnasiums wurde im großen und ganzen für den rein schulischen Teil beibehalten‹«. [146]
Ziel war nicht die Ausbildung einer intelligenten und kritischen Elite, sondern die Erziehung einer bedenkenlos dem »Führer« folgenden Führungsschicht.
Die drei tragenden Elemente der Erziehung bildeten »Körpererziehung«, »Wissenschaftlicher Unterricht« und »Charakterbildung« - Synonyme für »Marschieren in den Kampf«, »Lernen für den Krieg« und »Treue bis in den Tod«.
Ein Drittel der eingezogenen Ballenstedter NPEA-Schüler überlebte den Krieg nicht!
Marxistisch-leninistische Weltanschauung und Internationalismus
Die Lehrpläne für die Bezirksparteischulen, den zweithöchsten Bildungseinrichtungen der SED, wurden von der Abteilung Propaganda des Zentralkomitees der SED erarbeitet. Diese wurden von den Lehrkräften anhand konkreter Studienanleitungen und in praktischen Lehrveranstaltungen umgesetzt. Die jeweils mit einer mündlichen Prüfung abgeschlossenen Unterrichtsabschnitte behandelten die Fachgebiete Marxistisch-leninistische Philosophie, Marxistisch-leninistische politische Ökonomie, Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung sowie Parteiaufbau/Parteileben. Diese Bewertungen bildeten die Grundlage für die Abschlussnoten der zehnmonatigen Lehrgänge. Der darauf folgende Einsatz der Absolventen erfolgte in Abstimmung mit den Kreis- und Bezirksleitungen der SED. Von 1956 bis 1989 besuchten über 16.000 SED-Mitglieder die Bezirksparteischule »Wilhelm Liebknecht«.
Ab 1979 werden bis 1989 auch Studenten der regierenden »Arbeiterpartei Äthiopiens« (WPE) geschult. Nach [147] gab es 1987 an der BPS Halle 33 Studenten aus Äthiopien und 20 aus dem Sudan.
- Seminarraum im Lehrgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7262, geladen am: 23.07.2015.
- Flur im Lehrgebäude. Blick von der Gebäudemitte Richtung Nordwesten. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7263, geladen am: 23.07.2015.
- Flur im Lehrgebäude. Blick von der Gebäudemitte Richtung Südosten. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7264, geladen am: 23.07.2015.
- 2. OG des südöstlichen Treppenhauses im Lehrgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7265, geladen am: 23.07.2015.
Die Unterrichtsräume des Lehrgebäudes sind alle nach Süden, in Richtung Appellplatz, ausgerichtet. Sie werden über durchgehende Flure erschlossen. Im Oktober 1942 wurde das Gebäude seiner Bestimmung übergeben. Mit dem Einzug des Anstaltsleiters und seiner Kanzlei im Juni 1943 fungierte es auch als Verwaltungsgebäude. In den Nutzungen nach 1945 wurden die unterschiedlich großen Lehrklassen mehrfach umgebaut und modernisiert.
- Café im Lehrgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7266, geladen am: 23.07.2015.
- Café im Lehrgebäude: Blick Richtung Appellplatz. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7267, geladen am: 23.07.2015.
- Café im Lehrgebäude: Blick Richtung Großer Hörsaal. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7268, geladen am: 23.07.2015.
- Café im Lehrgebäude: Blick Richtung Nordwesten. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7269, geladen am: 23.07.2015.
- Café im Lehrgebäude: Blick Richtung Südosten. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7270, geladen am: 23.07.2015.
Hinter den Pfeilern des Portikus' befindet sich im 2. OG ein repäsentativer Raum, der in der Nutzungszeit als Bezirksparteischule als Café fungierte. Auffällig ist auch hier die Dreiteilung, die auch die Gestaltung des direkt darunter befindlichen Vestibüls bestimmt.
Abgeschotteter Campus und militärische Einsatzbereitschaft
Das Areal der Bezirksparteischule war ein weitgehend autonomer, eingezäunter und bewachter Campus, der nur mit einem entsprechenden Dokument betreten werden konnte.
Nicht zuletzt durch ein Arbeitspensum von ca. 60 Stunden pro Woche blieb den Lehrgangsteilnehmern wenig Zeit, notwendige Besorgungen in der Stadt zu erledigen. Vor Ort waren u.a. Verkaufseinrichtungen für Waren des täglichen Bedarfs und Bücher, ein Frisör und eine Sauna vorhanden.
Bis zum Ende der Bezirksparteischule wurde der Große Hörsaal u.a. für die Jugendweihe-Feierstunden der Stadt Ballenstedt genutzt. Auch hier mussten die Jugendweihlinge und ihre Gäste eine entsprechende Einlasskarte vorzeigen.
Auch das jährliche kleine Pressefest der Tageszeitung »Freiheit«, dem »Organ der Bezirksleitung Halle der SED«, fand 1967 auf dem Gelände der Bezirksparteischule statt.
Nicht zuletzt die Nähe zur Grenze zur Bundesrepublik führte 1966 zur Einbindung der Bezirksparteischule in das Sicherheitssystem der DDR. Aus den infrage kommenden Parteischülern wurde ein Kampfgruppenbataillon gebildet. In diesem Zusammenhang wurden der Campus eingefriedet, ein Wachdienst eingeführt und eine Waffenkammer installiert.
- Lehrgebäude mit Portikus, Vorplatz, Wandelgängen und Internatsgebäude. Blick Richtung Südosten. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7271, geladen am: 23.07.2015.
- Lehrgebäude mit Wandelgang. Blick Richtung Südosten. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7272, geladen am: 23.07.2015.
- Wandelgang zwischen dem nordwestlichen und südwestlichen Internatsgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7273, geladen am: 23.07.2015.
- Wandelgang zwischen dem nordwestlichen und südwestlichen Internatsgebäude. Blick Richtung Lehrgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7274, geladen am: 23.07.2015.
Ein Ring aus Wandelgängen verband alle Gebäude des Schulkomplexes: Das Lehrgebäude im Norden, die vier Internatsgebäude im Osten und Westen und das Wirtschaftsgebäude im Süden.
- Wandelgang und Zugang zu einem Internatsgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7275, geladen am: 23.07.2015.
- Eingangsbereich eines Internatsgebäudes. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7276, geladen am: 23.07.2015.
- Unterkunftsraum in einem Internatsgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7277, geladen am: 23.07.2015.
- Frisör im Erdgeschoss eines Internatsgebäudes. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7278, geladen am: 23.07.2015.
- Treppenhaus in einem Internatsgebäude. Blick abwärts. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7279, geladen am: 23.07.2015.
- Sauna im Erdgeschoss eines Internatsgebäudes. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7280, geladen am: 23.07.2015.
Nach der Zusammenlegung mit der NPEA Köthen im September 1940 wurden die Internate bezogen. Die Unterbringung der 135 bis 150 »Jungmannen« erfolgte getrennt nach Klassen, an der NPEA militärisch als Züge bezeichnet. Den drei Schlafräumen waren ein Wasch- und Spindraum zugeordnet. Am Tag konnten sich die Schüler im Zugraum oder in einem der drei Gruppenräume aufhalten. Auch der Klassenlehrer (Zugführer) wohnte mit im Gebäude. Ausdruck des militärischen Drills waren u.a.: Betreten der Gebäude nur in Hausschuhen und Kontrolle der Hände und Haare vor jeder Mahlzeit.
In der Nutzungszeit als Bezirksparteischule wurden die Internate mehrfach umgebaut und modernisiert. Die verschiedenen Serviceeinrichtungen, wie Frisör oder Sauna, befanden sich im Erdgeschoss.
Wende und Ende
Am 2. Dezember 1989 endete mit der SED-Kreisdelegiertenkonferenz des Kreises Quedlinburg die Nutzung durch die SED. Der Lehrbetrieb wurde bereits im November 1989 eingestellt.
Die jahrelange Abschottung und das Vorhandensein von Antennen auf dem Turm des Lehrgebäudes weckten verständlicherweise das Interesse der Bürgerbewegung. Sie vermutete nicht zuletzt Anlagen des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS).
Am 1. Juli 1990 übernahm die Stadt Ballenstedt das Areal. Als GmbH sollte die Einrichtung mit ihren 120 Mitarbeitern in die Marktwirtschaft starten. Letzlich wurde sie 1991 der Treuhand übergeben. Diese investierte in die Modernisierung, sodass die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung des Landes Sachsen-Anhalt den Komplex beziehen konnte. Diese Nutzung endete 1995. Teile des Areals befindet sich aktuell im Besitz eines österreichischen Investors. Die restlichen Gebäude sind Eigentum der Stadt Ballenstedt. Besonders das Lehrgebäude weist inzwischen erhebliche Vandalismus-Schäden auf. Nur der ehemalige Speisesaal wird weiterhin genutzt - als Sporthalle für den ortsansässigen Tischtennis- und Karate-Verein.
Eine Foto-Event-Agentur bietet seit 2015 touristische Fototouren an.
- Das Wirtschaftsgebäude. Blick Richtung Südwesten. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7281, geladen am: 23.07.2015.
- Als Sporthalle genutzter ehemaliger Speisesaal im Wirtschaftsgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7282, geladen am: 23.07.2015.
- Garderobe im Anbau des Wirtschaftsgebäudes. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7283, geladen am: 23.07.2015.
- Restaurant im Anbau des Wirtschaftsgebäudes. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7284, geladen am: 23.07.2015.
Das Wirtschaftsgebäude, mit Speisesaal, Küche und Krankenstation, bildet den südwestlichen Abschluss der symmetrischen Anlage. Zwischen ihm und dem nordöstlich abschließenden Lehrgebäude befindet sich der 140 Meter lange Appellplatz. Auf dem Dachfirst befand sich ursprünglich ein kleiner Glockenspiel-Turm. Der für 350 Personen ausgelegte Speisesaal wurde auch für Großveranstaltungen genutzt. Auch beim Essen dominierte das Militärische: die »Jungmannen« setzten sich auf Befehl und mussten sich möglichst geräuschlos mit der rechten Hand den Stuhl unter das Gesäß stellen.
Auch in der Nutzungsperiode als Bezirksparteischule wurde der Saal als Speisesaal genutzt. In den 1970er Jahren erhielt er seitlich einen modernen, einetagigen Ergänzungsbau. Der Saal und einige Nebenräume sind die einzigen Räume, die heute noch genutzt werden. Er fungiert als Sporthalle für den »Ballenstedter Tischtennisverein ›Gut Spiel‹ e.V.« und den »Yamakawa Karate-Do Ballenstedt e.V.«.
- Erdgeschoss des zum Klubhaus umgebauten ehemaligen Herrenhauses. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7285, geladen am: 23.07.2015.
- Blick Richtung Westen auf das zum Klubhaus umgebaute ehemalige Herrenhaus. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7286, geladen am: 23.07.2015.
- Südwestfassaden der 1970 errichteten neuen Internatsgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7287, geladen am: 23.07.2015.
- Hinterlassenschaften in einem Raum im Erdgeschoss des östlichen Internatsneubaus. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7288, geladen am: 23.07.2015.
Bereits vor Beginn der Bauarbeiten zur Errichtung eines Neubaus wurde ein Gebäude auf dem Großen Ziegenberg durch die »Napobi Ballenstedt«, die sich zu der Zeit noch im ehem. Wolterstorff-Gymnasium befand, genutzt. Das einstige Herrenhaus - die Villa Koch - fungierte ab April 1943 als »Heim III« und war mit 80 »Jungmannen« belegt. Während der Nutzung als SED Bezirksparteischule wurde das Gebäude 1970 zum Klubhaus umgebaut. Die beiden in Plattenbauweise errichteten neuen Internatsgebäude stammen aus dem Jahr 1970.
- Blick vom Turm des Lektionsgebäudes in Richtung Ballenstedter Schloss und Quedlinburg. Links am Bildrand das 1970 zum Klubhaus umgebaute Herrenhaus und die im gleichen Jahr errichteten neuen Internatsgebäude. Aufnahmedatum: 24.06.2010. © Thomas Kemnitz. → Napobi Ballenstedt / NPEA Anhalt (Napola), SED Bezirksparteischule Halle, Deutschland. Bildnummer: 7289, geladen am: 23.07.2015.
Blick vom Turm des Lehrgebäudes in Richtung Ballenstedter Schloss, dem Stammsitz der Askanier. Links am Bildrand das 1970 zum Klubhaus umgebaute Herrenhaus und die im gleichen Jahr errichteten neuen Internatsgebäude.
Für die Dauerausstellung »Zwangsarbeit für den Krieg. Die Pulverfabrik Liebenau 1939-1945.« der Gedenk- und Bildungsstätte Liebenau wurde die Virtual Reality Anwendung »Pulverfabrik 360°« erstellt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte des Werkes und der Menschen, die unfreiwillig dort arbeiteten und in großer Zahl ums Leben kamen.
Mit der VR-Anwendung ist es möglich, die Ruinen der einstigen Produktionsgebäude in ihrem heutigen Zustand per VR-Brille im Kontext ihrer einstigen Nutzung zu betrachten.
Mit dem Bildband »Stillgelegt - 100 verlassene Orte in Deutschland und Europa« präsentieren wir eine weitere Perspektive auf das Thema »Toter Ort« im VIMUDEAP-Kontext. Die drei Autoren Robert Conrad, Michael Täger und Thomas Kemnitz arbeiten seit Jahren erfolgreich im Projekt VIMUDEAP zusammen. Der großformatige Bildband entstand 2015 auf Initiative des DuMont Reiseverlages. Er ist im Herbst 2023 in seiner 3. überarbeiteten Auflage erschienen.
Seite aufrufen25 Jahre nach dem Mauerfall gelingt es der Serie des Berliner Fotografen Robert Conrad, das inzwischen verschwundene Symbol des Kalten Krieges mahnend wiederzuerrichten und Erinnerungen wachzurufen.
Seite aufrufenMit »VERGESSENE ORTE in Berlin und Brandenburg« ist im November 2019 im Mitteldeutschen Verlag ein Buch erschienen, daß man zweifelsohne als weiters VIMUDEAP-Buch bezeichnen kann.
In seinem Bild-Text-Band erzählt der Architekturfotograf, Bauhistoriker und VIMUDEAP-Autor Robert Conrad eine Geschichte des 20. Jahrhunderts in der Region Berlin-Brandenburg.
Eine Auflistung unserer Präsentationen, Vorträge, Interviews ... sowie der Medienberichte über uns.
Seite aufrufenIn unserem kleinen Spreadshirt-Shop können Sie eine Kapuzenjacke mit dem VIMUDEAP Logo zum Herstellungspreis bestellen.
Externen Link öffnenDie Online-Ausstellung ist ein Plädoyer für den Erhalt der baugebundenen Kunst der DDR! Wir zeigen 40 Fotografien des Cottbusser Architekten und Fotografen Martin Maleschka, die als Bildpaare und Einzelbilder präsentiert werden. Sie zeigen 20 baugebundene Kunstwerke verschiedener Techniken und aus unterschiedlichen Materialien aus 16 Städten der ehemaligen DDR.
Seite aufrufenDie erste VIMUDEAP Onlineausstellung bestreitet der Londoner Künstler Angus Boulton. Mit seinem Werk »41 Gymnasia« erinnern wir an den 20. Jahrestag des Abzuges der Sowjetischen Truppen aus Deutschland.
Seite aufrufenDie verlassene sowjetische Bergarbeiterstadt »Pyramiden« auf der arktischen Insel Spitzbergen ist für die Norweger Elin Andreassen, Hein Bjerck und Bjørnar Olsen in ihrem Projekt RUINMEMORIES Gegenstand archäologischer Forschungen und Reflexionen zum Thema »Moderne Ruinen«.
Wir freuen uns, Ausschnitte ihrer Arbeit als weitere Perspektive auf das Thema »ungenutzte Architektur« präsentieren zu können!
Vor 30 Jahren ereignete sich am Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl der bisher schlimmste Atomunfall der Zivilisationsgeschichte, der bis heute tausende Menschenleben forderte. Während weiterhin versucht wird, den Unglücksreaktor mit schützenden Hüllen zu umgeben, konserviert die einstige Schlafstadt »Prypjat« ihren damaligen Zustand beharrlich. Die Bilder von Michael Täger geben diesen ausschnitthaft und in beeindruckender Art und Weise wieder.
Seite aufrufenDer Schulkomplex auf dem Großen Ziegenberg in Ballenstedt hat als Ort der Elitenbildung eine Geschichte als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« (»Napobi Ballenstedt«, später »NPEA Anhalt in Ballenstedt«) und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der SED-Bezirksleitung Halle«. Der Beitrag präsentiert die im Jahr 2010 entstandenen Aufnahmen und skizziert die Nutzungs- und Baugeschichte.
Seite aufrufenDie Inhalte der in den Jahren 2005/2006 von uns produzierten und in der Edition Vimudeap erschienenen CD/DVD zur untertägigen Anlage »Malachit/Komplexlager 12« wurden im Jahr 2014 remastered. Für die Präsentation innerhalb des Virtuellen Museums der Toten Orte wurden die Einzelbilder, 360° Rundblicke und interaktiven Karten neu aufbereitet.
Seite aufrufen
Der Große Ziegenberg - ein Ort der Elitenbildung
Prolog
Als Kind habe ich einen Teil meiner Schulferien bei den Großeltern in Ballenstedt verbracht. Die »Appelallee« am Fuße des Großen Ziegenbergs war ein idealer Rodelberg. Der bei der Anfahrt aus Richtung Aschersleben weithin sichtbare Turm der »Parteischule« mit seinen Richtfunk-Antennen hat sich fest in mein Gedächtnis eingeprägt. Ich erinnere mich auch noch an den Juni 1990, als ich anlässlich einer Hochzeitsfeier in einem der Internatsgebäude übernachtete. Im Juni 2010 habe ich den Schulkomplex dokumentiert - mein Dank an dieser Stelle den Eigentümern.
Dem Verein »Forum Großer Ziegenberg – Ballenstedt am Harz e.V.« und besonders seinem Vorsitzenden, Karl-Heinz Meyer, ist es zu verdanken, dass seit Mitte 2015 eine Ausstellung im Stadtmuseum Ballenstedt die »duale Geschichte« der Anlage anschaulich darstellt: die Nutzung als »Staatliche Nationalpolitische Bildungsanstalt - Ballenstedt« und als »Bezirksparteischule ›Wilhelm Liebknecht‹ der Bezirksleitung Halle der SED, Ballenstedt«. Durch diese Ausstellung gelingt es u.a., die Bau- und Nutzungsgeschichte der Anlage nachzuzeichnen, Zeitzeugeninterviews geben Einblicke in den Napola-Alltag.
Dokumentationen, wie der Film »Herrenkinder« [144] von Christian Schneider und Eduard Erne, lassen erahnen, was es für viele der einstigen Napola-Schüler bis heute bedeutet, durch die menschenverachtende nationalsozialistische Auslese-Erziehung geformt worden zu sein. Die Spannweite der Aussagen reicht dabei von schmerzhafter Selbsterkenntnis bis zu Stolz, diese Erziehung als Grundlage für die späteren beruflichen Erfolge zu betrachten.
Die adäquate Aufarbeitung der Geschichte der Bezirksparteischulen der SED steht noch am Anfang. Noch ist der zeitliche Abstand gering, sind die beruflichen Viten vieler Zeitzeugen und Parteischul-Absolventen nicht abgeschlossen und nicht selten um diesen Zeitraum »bereinigt«.