Kühlhaus Dresden

Obwohl das Fassadenrelief an einem der Gebäude des ehemaligen Großkühlhauses von der Errichtung "im ersten Jahr des Fünfjahrplans", (1951) kündete, geht die zuletzt vom "VEB Kühlbetrieb Dresden" genutzte Anlage bereits auf die an dieser Stelle des ehemaligen Flussbettes der Weißeritz von 1908-11 errichteten Gebäude der "Kristalleisfabrik und Kühlhallen Dresden" zurück. In der Vorkriegszeit wurde hier auch Stangeneis herstellt und gelagert.

Die verschiedenen architektonischen Gestaltungen lassen vermuten, dass die einzelnen Gebäudeteile des Komplexes zu verschiedenen Zeitpunkten entstanden sind. Wobei das Gebäude mit dem Wandrelief und das Richtung Norden angrenzende Verwaltungsgebäude, welches allerdings bereits vor einigen Jahren abgerissen wurde, die ältesten Teile des Komplexes waren. Der südliche, an der Friedrichstraße gelegene Komplex wurde vermutlich in den späten 1920er oder frühen 1930er Jahren errichtet.

Infolge der Bombenangriffe auf Dresden brannten die Gebäude aus und wurden dann bis 1954 wieder aufgebaut. Daher erklärt sich die dieser Zeit entsprechende Architektur. Besonders das Gebäude mit dem Fassadenrelief zeigt die für die Wiederaufbauzeit typische Architekturauffassung der "nationalen Tradition" mit Hinwendung zu repräsentativer, schmuckreicher Gestaltung, welche ihr Formenrepertoire hautsächlich aus Anleihen vergangener Baustile, vornehmlich dem Klassizismus, bezieht. Gleichwohl, dass es sich hier um einen reinen Zweckbau handelte und der Repräsentationsdrang damit vergleichsweise zurückgenommen war, wurde die fensterlose Fassade durch z.T. gequaderte Lisenen, die vorkragende Dachplatte mit angedeutetem Kranzgesims und letztlich durch das Relief stark symmetrisch gegliedert. Die über 2 Etagenhöhen reichende Rundbogengestaltung des Sockelbereiches nahm dem insgesamt 8-stöckigen Gebäude einen Teil seiner Wuchtigkeit.

Der südlich gelegene, über die ganze Grundstücksbreite reichende Baukörper hatte vermutlich seine ursprüngliche Fassadengestaltung weitestgehend bewahrt. Hier erfolgte die Gliederung der Fassade nur durch an der Ecke unterbrochene, paarweise angeordnete Simse und einen attikaähnlichen, geometrisch aufgebauten oberen Gebäudeabschluss, welcher durchaus den expressionistisch-kubistischen Strömungen der späten 20er Jahre entsprochen haben könnte.

Der schmucklose Verbindungsbau zwischen den beiden erwähnten Baukörpern scheint dann später angebaut, oder zumindest um einige Etagen aufgestockt worden zu sein, wie man noch an später in Innenräumen liegenden Beschriftungen an älteren Bauteile erkennen konnte.

Nach der Wiederinbetriebnahme des Kühlhauses in den 1950er Jahren erfolgte die Einstellung des Kühlbetriebes bereits 1978 aufgrund des schlechten Bauzustandes und verschlissener Technik. Typisch für diese Zeit der späteren DDR fehlten die notwendigen Mittel und Kapazitäten zur Modernisierung, obwohl die weggefallenen Kühl- und Gefrierlagervolumen durchaus benötigt wurden. Ende der 80er Jahre wurde mit den Planungen zur Rekonstruktion begonnen, geplanter Fertigstellungstermin war der 30.06.1989. Die Planungen bezogen sich allerdings nur auf die ca. 6.900 qm Gefrierlagervolumen des Hauses A/B, also des Gebäudes mit dem Relief. Warum nicht alle Gebäudeteile rekonstruiert wurden, beschreibt ein Zitat aus einer entsprechenden Ingenieurarbeit recht deutlich: "Aus jetziger Sicht ist ... eine Inbetriebnahme anderer Haustrakte nicht realisierbar, da die dafür erforderlichen Aufwendungen, insbesondere die Bauleistungen, die derzeit gegebenen Möglichkeiten bei weitem übersteigen.". Aus Kostengründen konnte das Projekt weder zum geplanten Termin noch bis zum beginnenden Untergang der DDR endgültig realisiert werden, obwohl beispielsweise die neuen Kältemaschinen bereits installiert waren. Ob der Kühlbetrieb dann noch vor Abwicklung des "VEB Kühlbetrieb Dresden" wieder aufgenommen wurde, ist nicht bekannt.

Alle Gebäude des Kühlhauses waren in Stahlbetonskelttbaubeise mit Ziegelausmauerung ausgeführt. Zum Zeitpunkt der Entstehung der Fotos im Sommer 2005 war bereits mit dem Abriss begonnen worden, in den Kühlräumen fehlten schon größtenteils alle Installationen, Türen sowie die an den Wänden angebrachten Isoliermaterialien. Teile der Dachkonstruktion, die oberen Aufbauten des südlichen Gebäudes mit dem zuvor erwähnten, charakteristischen Gebäudeabschluss und Teile des im Hof befindlichen, zweigeschossigen Bürogebäudes waren bereits abgerissen. Nachdem die Abbrucharbeiten einige Monate ruhten, wurden die Gebäude im November 2005 vollständig abgebrochen. Auf dem Gelände wird nun ein Parkhaus errichtet.

Das Gros der Informationen und das Zitat stammen aus meiner Korrespondenz mit Kai Bockelmann, der an der nun leider gescheiterten Reaktivierung mitgearbeitet hat. An dieser Stelle vielen Dank an Kai!

Lars Draug,  19.06.2006

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