Koralle Lanke

Bei Interesse einer Besichtigung wenden Sie sich bitte an das Team-Delta dieter@team-delta.de.

Thomas Kemnitz,  02.07.1999

Ausführliche Beschreibung des Objektes mit Forschungsberichten, Bildern und historischen Informationen finden Sie beim Team-Delta.

Thomas Kemnitz,  undatierter Beitrag zwischen 1999-2008

Als ich Dieter das erste Mal traf, war er mitten drin in den Arbeiten zum Koralle Buch ... 1999. Nun ist es pünktlich zur Leipziger Buchmesse im Heinrich-Jung-Verlag Zella-Mehlis erschienen.

Ich zitiere von den Seiten des Verlages:

Hans J. Richter / Wolf-Dieter Holz
Deckname KORALLE

240 S., 88 Abb., 8 Karten, 12 Zeichnungen, 9 Faksimiles, gb., 19,90 Euro, Heinrich-Jung-Verlagsgesellschaft mbH, Zella-Mehlis 2003, ISBN 3-930588-58-7

"Mit diesem Buch wird der Versuch unternommen ein Mosaik einer militärischen Nachrichtenzentrale bei Lanke, in der Nähe von Bernau bzw. Berlin zu präsentieren, die von einer Funkempfangsstelle mit angeschlossener Marine-Fernmeldeschule ausgehend, im Verlauf des Zweiten Weltkrieges eine zunehmende Bedeutung bei der Funkführung von U-Boot-Operationen auf den Weltmeeren erlangte. Der Befehlshaber der U-Boote und ab 1943 Oberbefehlshaber der Marine, Großadmiral Dönitz, befehligte diese Funkleitstelle persönlich bis zum 19. April 1945.

Nach der weitgehenden Schleifung der verbunkerten Anlage nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das unterbunkerte Funkempfangsgebäude während der Ära des kalten Krieges für die 20. Gardearmee der Sowjetarmee rekonstruiert und provisorisch hermetisiert.

1992 erfolgte dann die Rückgabe des Objektes durch die Gruppe der russischen Truppen in Deutschland an das Bundesvermögensamt, das das eingezäunte Sperrgebiet bewachen ließ. Im Jahr 1999 ermöglichte die Brandenburgische Bodengesellschaft (BBG) schließlich den Abschluß eines Fünfjahresvertrages zugunsten der Erforschung der Anlage durch die Aktionsgemeinschaft für den Erhalt von Stollen und Befestigungsanlagen (AGESB). So war es nun auch möglich ein reich illustriertes Buch über die Vorgeschichte des Objektes, den Aufbau, die Bunkerarchitektur und die Nutzung des Objektes KORALLE sowie deren Nachkriegsverwendung, Zerstörungen in jüngster Zeit und über die Zukunft der Bunker zu erarbeiten."

Thomas Kemnitz,  04.04.2003

Seit heute ist die zu Koralle gehörende (und 1993 beseitigte) Sendestelle Bölkendorf ebenfalls ein Vimudeap-Objekt.

Thomas Kemnitz,  19.05.2004

Mir sei folgende kurze Anmerkung gestattet:

KORALLE ist nach neuesten Erkenntnissen keine Führungsstelle wie im Buch (1. Auflage) von Dr. Richter erläutert, sondern eine normale (aber ständig besetzte) Stütznachrichtenzentrale im Stütznachrichtennetz der GSSD gewesen.

Betrieben von der 132. NBr der GSSD dienste sie der fernmeldetechnischen Abstützung des Raumes BERNAU mit allen im Bereich befindlichen FÜST (u.a. der 20. Gardearmee). Die STNZ hatte den Tarnnamen PRIBOI und ich kann nach weiteren Auswertungen von Unterlagen auch sagen welches Kabel von Koralle wohin führte. Dr. Hans Richter kennt den neuen Sachstand schon.

Grüsse PR

Peter Rentsch,  24.05.2004

... und trotzdem finden sich immer noch neue Unterlagen, Aktennotizen, Wegzeigungen, zu diesem interessanten Kapitel.

Teil-1

In Berlin war die Kriegsmarine natürlich mit ihrem Stabssitz und einigen Aussenstellen vertreten, aber die Kriegsereignisse zwangen auch die Seekriegsleitung und das OKM, dem steigenden Bombendruck auf Berlin, seitens der westlichen Alliierten, Rechnung zu tragen.

Nach etlichen schweren Bombentreffern musste ein Teil der Berliner Hauptdependance verlegt werden, dieses geschah 1943 u.a. in das Lager BISMARCK am Rand der Stadt Eberswalde.

Natürlich war dies ein Notbehelf, der eigentlich nur die Dezentralisation der Seekriegsleitung aus Berlin heraus sicherte, die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich enorm. Man hatte zwar frühzeitig auf entsprechende Ausweichobjekte für das OKM und die SKL gesetzt, aber infolge der großen räumlichen Trennung zwischen den Basen, Häfen und dem fast weltweiten Einsatzgebiet für Schiffe, Flotten-Versorger u. U-Boote, war die Aufsplittung der Stäbe, der Nachrichtenmittel, der Sender für die Führung der Marine ein echtes Problem.

Es wurden verschiedene Sonderbauvorhaben auf den Weg gebracht, zum Beispiel das als Marinesportschule getarnte Objekt bei Lanke (Bernau), mit einem leicht gebunkerten Funkempfangsgebäude, die Sendestelle Herzsprung, wobei Sende"stelle", eher nicht zutraf, denn es war ein raummässig ziemlich großes Gelände geplant, welches 6 mittelstarke Sender von Telefunken vorsah, einer davon in einem schwer geschützten Bunker.

Zudem wurde der damals modernste Großsender dieses Typs mit Name "GOLIATH", bei Calbe an der Milde errichtet, der der Funkführung diente.

Zudem wurde bei SENGWARDEN eine Ausweichführungsstelle für die Seekriegsleitung errichtet, Wandstärken allerdings nur 2m.

Um alle errichteten uder aber aus Kapazitätsgründen in den einzelnen Bauprojekten gestrichenen Teilobjekte, gab es lange Streit zwischen verschiedenen Oberkommandos, wie zum Beispiel zwischen dem OKH und dem OKM, weil das OKH im bereich Bernau gern einen Panzerübungsplatz gebaut hätte. Hauptursachen weiterer Streitursachen bestanden in der Masse zwischen den Arbeitsämtern für die Personalgestellung auf den Baustellen, Materiallieferungen von Rüstungszulieferern und ein jahrelanges Hin-u. Her zwischen dem OKM und dem Reichminister für Rüstungs und Kriegsproduk-tion für die Dringlichkeitseinstufungen. Mehrmals musste das OKM und in Persona Dönitz und andere persönlich bei Speer intervenieren, weil sie be-fürchteten, ihre Bauvorhaben würden nie fertig. Ursprünglich war vorgese-hen, dass das Gesamtensemble bei LANKE 1941 fertig werden würde, noch größere Verzögerungen gab es wegen der Sendestelle HERZSPRUNG, in verschiedenen Veröffentlichungen auch als BÖLKENDORF bezeichnet.

Beide Bezeichnungen sind an sich geografisch richtig, je nach Sachstandsdatum in Dokumenten, schrieb man anfangs BÖLKENDORF und später lieber HERZSPRUNG.

Die Erstplanung des Vorhabens als Sendestelle sah aber einen anderen Standort vor, nämlich südlich des Parsteiner Sees, bei dem Ort BRODOWIN.

Allerdings gab es zu diesem Standort Einsprüche seitens der "Versorgungs-organisationen" für die Volksversorgung, u.a. dem Reichsnährstand, denn die vorgesehenen Flächen waren kein wertloses Sandgelände, sondern wertvolle Ackerböden, die für die landwirtschaftliche Versorgung als notwendig eingeschätzt wurden.

Nach einigem Suchen seitens der beauftragten Spezialisten der Kriegsmarine und dem Wehrmachtsnachrichtenwesen und unter Konsultation der Deutschen Reichspost wurde dann auf das nörlich des Parsteiner Sees gelegene, hügelige Gelände "umgeschwenkt". Vermutlich musste man dort nicht ganz so viele Landeigentümer enteignen.

Das Bauvorhaben bei HERZSPRUNG wurde entgegen der ursprünglichen Planung, nie so recht fertig. Ständig wurden wegen fehlender Baustoffe und vor allem Facharbeiter für den Bau, Abstriche gemacht und das Gesamtprojekt "zusammengestrichen". Der Autor vermutet, daß nach 1943 von den 6 geplanten Sendern nur 2 fertig wurden und der Sendebunker möglicherweise unfertig blieb.
Fortsetzung folgt.

Peter Rentsch,  10.06.2020

Durch die dichte Vernetzung der Reichsbehörden u. Reichsministerien im Bezirk Mitte, auch dazu gehörend eine ganze Reihe von Botschaften im Tiergarten, waren die Auswirkungen der Bombardements, auf wichtige Objekte der Reichsführung, besonders gravierend, weil auf engstem Raum besonders viele Ministerien und Behörden konzentriert waren.

Von den Bombenschäden her betrachtet, war der Bereich Berlin Mitte und der angrenzende Tiergarten im November 1943 so schwer betroffen, dass die meisten Botschaften der im WK-2 verbündeten, befreundeten oder tolerierenden Nationen zerstört waren. Das traf natürlich auch auf das OKM (Oberkommando der Marine) am Tirpitz-Ufer 72-76 zu. Eine ganze Reihe von unterstellten Dienststellen u. Ämtern wurden darauf hin dezentralisiert in Berlin in Schulen oder anderen Bürohäusern, vorwiegend in Dahlem untergebracht.

Der Luftangriff am 22.11. 1943 führte nicht nur zu starken Beschädigungen am Hauptgebäude des OKM (heute BMVg). Sondern auch zu einem zeitversetzten Ausfall der Hauptvermittlung des OKM.

Die Verlegung ganzer Abteilungen, aus einem „eingespielten“ Gebäudekomplex, wie auch der Gebäude im Umkreis, wie das als Shell-Haus bekannte Ensemble, brachte vielfältige neue Probleme mit sich.

Dies lag vor allem an Notwendigkeiten, die Nachrichtenverbindungen völlig neu zu strukturieren, zusätzlich aus Berlin, nach außerhalb, zu organisierenden Leitungen, Personalbewegungen in die Ausweichunterkünfte, der notwendigen Bewachung u. der Dezentralisation der Chiffrierverkehre, weil die Geheimhaltungsbestimmungen natürlich weiterhin hoch waren.

Postalisch lief der Postverkehr weiter über Berlin, was zu einem starken Postverkehr zwischen den aufgelockert untergebrachten Dienststellen u. der Ausweichunterkunft in Eberswalde führte. Die Nachrichtenverwaltung der Marine bemühte sich daher mit Hochdruck um weitere Nachrichtenverbindungskapazitäten über das Verstärkeramt der Deutschen Reichspost in Biesenthal.

Ob diese Bauvorhaben noch realisiert wurden, um dann Kabel nach Eberswalde zu verlegen ist derzeit nicht bekannt. Am Standort Eberswalde wurde der Neubaukomplex der Artilleriekaserne und der Panzergrenadierkaserne im Eberswalder Süden, für das OKM unter dem Tarnnamen „BISMARCK“ genutzt.

Diese Kasernen nutzte nach 1945 die Besatzungsmacht, der links der Reichsstraße liegende Teil der Kaserne wurde später durch den Stab der 20. Gardearmee (Rufname Werschina) genutzt.

Zwischen dem 16. Und 17. Dezember 1943 verlegte dann, nachdem die ersten Aufgabenstellungen noch aus dem Dezember 1939 stammten, der Befehlshaber der U-Boote (Dönitz) in sein Stabsquartier „KORALLE“. Anfangs wurde der ausgewählte Standort aus Tarnungsgründen 1939 noch als Nachrichtenschule der Kriegsmarine in den Planungsunterlagen und Schriftverkehren zu dem Projekt geführt, später schwenkte man auf die weniger wichtige Bezeichnung Sportschule der Kriegsmarine um. Ob man die angedachten Sportplätze und Tennisanlagen dann im Kriegsverlauf noch errichtete ist dem Autor nicht klar, aber im „zeichnerisch getarnten“ Ursprungsprojekt sind sie baulich u. anlagentechnisch noch vorhanden.

Neben dem gebunkerten Funkempfangsgebäude mit einem UG und einem eigenen darunter liegenden Kabelgeschoss (Kriechkeller) war das Objekt ausreichend dimensioniert. Für den BdU wurde dann noch ein Luftschutzbunker errichtet, ob es sich bei dem daneben liegenden zweiten Bunker tatsächlich um einen lange behaupteten FLAK Bunker handelte ist nicht ganz klar, andere Quellen sprechen in einer Begehung vor der Sprengung nach dem Krieg von einem Lagebunker und einem Stabsbunker für das Objekt. Durch die massiven Sprengschäden, die ausnahmslos nach 1945 entstanden, ist das heute schwer zu überprüfen.

In den Planungsunterlagen aus 1939 sind diese Bunker nicht enthalten.
Die dauernden Ausbaukürzungen und der „Rotstift“ in vielen Detailfragen führte zwar zum Bauverlauf zeitnah zu Einsparungen, aber insgesamt litt die „Gefechts-u. Führungsarbeit“ unter diesen Einsparungen, denn es war eher unklug, im Gefechtseinsatz oder im Gasschutzfall die Ordonanzen mit den Seekarten über den Acker rennen zu lassen.

Daher dachte man an eine Rohrpostverbindung zwischen einigen wichtigen Gebäuden, Umstände die man bei ausreichender Planung und weitsichtigem Bau sicher hätte vermeiden können. Mit dem Umzug nach „KORALLE“ Mitte Dezember 1943 dürfte auch die dortige Nachrichtenvermittlung einsatzbereit gewesen sein, für die ursprünglich ein eigener Nachrichtenbunker geplant war. Die OKM Vermittlung KORALLE hatte demnach 1943 Verbindungen zum OKM (oder besser dessen Resten, in Berlin), zur Ausweiche „Bismarck“ zur Standortvermittlung KIEL und zum Führer der U-Boote West.

Auch der eisenbahngestützte Führungszug des OKM mit dem Tarnnamen „Atlantik“ wurde in das Umfeld der Ausweiche „BISMARK“ nach Eberswalde verlegt.

Das OKM betrieb im weiteren Kriegsverlauf noch mindestens 2 weitere Standorte im Rahmen einer Ausweichunterkunft u. verlegte zu Ende des Krieges ohnehin an die Küste.

Hier sollte Dönitz die Nachfolge von Hitler im Rahmen einer Reichsregierung antreten, was sich durch den Vormarsch und die Handlungen der Westalliierten aber zeitlich u. handlungstechnisch ohnehin schnell erledigt hatte.

Peter Rentsch

Peter Rentsch,  10.06.2020

"Bauvorhaben strecken, die Luft wurde in 1942 spürbar dünner"...

27. Anordnung des Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft vom 27. Mai 1942

Dringlichkeitsstufung kriegswichtiger Bauvorhaben, Wehrkreisrangordnung (WR Ordnung).

1. Die kriegswichtigen Bauvorhaben werden entsprechend den gegenwärtigen Kriegserfordernissen ihrer Dringlichkeit nach geordnet und in Wehrkreisrangfolgelisten (WR Listen) zusammengefasst.

2. Die Bauvorhaben werden
a) Nach Wehrkreisen,
b) Nach Kontingentträgern,
c) Nach Sachgebieten,
d) Nach einer Rangordnung (Hintereinanderfolge der Dringlichkeit) innerhalb der einzelnen Sachgebiete… geordnet.

3. Die kriegswichtigen Bauvorhaben werden durch neue GB-Kennnummern auf Grund der WR-Listen gekennzeichnet.

4. Die bisher gültigen Dringlichkeitsstufen (0,1,2,3, und 4) der kriegswichtigen Bauvorhaben sowie die hiermit in Zusammenhang stehenden GB-Bau Kennnummern werden mit Bekanntgabe der WR-Listen des jeweiligen Kontingentträgers (Baugruppe) aufgehoben.
(GB= Generalbeauftragter)


Ab Mai 1942 wurden diese Regelungen seitens des RMRuK (Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion) eingeführt, um einem geradezu wildwuchsartig ausuferndem Baugeschehen Einhalt zu gebieten u. vor allem die Abrechenbarkeit und den Verlauf in den einzelnen Wehrkreisen zu steuern.

Da die meisten militärischen Vorrangvorhaben natürlich auch von der jeweiligen strategischen Lage auf dem Kriegsschauplatz abhingen, war eine schnelle Lenkung der Vorhaben beim Bau, ebenso wichtig, wie ein standardisiertes Berichtswesen. Dazu wurden in einigen Ministerien Strukturen für maschinelles Berichtswesen geschaffen die in der Regel mit Büromaschinen auf Basis Kerblochkarte und standardisierten Kartotheken basierten. Das bedeutete einen einmaligen immensen Aufwand im RMRuK, der sich aber was Steuerung und Lenkung der Vorhaben betraf, (Arbeitskräfte, Material, Technik, Baugeräte, Kraftstoff) schnell auszahlte.

Dennoch ergaben sich durch die Neuvergabe der Vorhabennummern, der Dringlichkeitseinstufungen u. der im Zuge der Neubewertung notwendigen, bürokratischen Abläufe enorme Aufwendungen für die Aktualisierung der Vorhaben.

So meldete das OKM an das RMRuK am 3.6. 1942
78 Vorhaben mit verschiedenen Dringlichkeitsstufen.
Am 10. 6. 1942 kam die erste Ergänzung und Änderung ins Haus (des RMKuK) in dem 110 Vorhaben angezeigt wurden,
am 17.6. die nächste Änderungsmeldung zu 55 Vorhaben,
am 24. 6. 1942 nochmals Änderungen zu 6 Vorhaben.

Betrachtet man diesen notwendigen Aufwand an Strukturierung u. Neubewertung ganz neutral, wird klar, warum verschiedene Bauvorhaben wie ein Ping-Pong Ball zwischen den verschiedenen Intere4ssensgruppen hin u.- her gespielt wurden, was enorme Kapazitäten band und einen Riesenaufwand bedeutete.

Zudem versuchten natürlich verschiedene Personen, Stäbe, Beamte der Bauverwaltungen in den Oberkommandos, die Einstufungsprocedere zu umgehen, zu beeinflussen oder in der Wertigkeit nach oben zu positionieren.

Das reichte bis zu persönlichen Einflussnahmen der Chefs der Oberkommandos auf Speer.

Hatte die Kriegsmarine Mitte 1942 allein (im Gesamtumfang) 9800 genehmigte Bauvorhaben verschiedener Dringlichkeiten, für die auch 9800 Grundkarten vorlagen, wurden durch Umbewertung und Neuordnung daraus 10150 Grundkarten nach dem WR-Katalog.

Diese Bauvorhaben reichten von Investitionen in Hafenanlagen, Krane, Testgelände, bis zum Bau von Bunkern, Führungsstellen oder Unterkunftsbaracken.

Nun wird auch verständlich, warum ausgerechnet seit Anfang 1942, also dem 4 Kriegsjahr, die Bearbeitung mancher Bauvorhaben so extrem lang dauerte, einfach weil die Bürokratie mit verschiedenen Dingen ohne Rechentechnik, ab 1943 zudem noch mit Dezentralisierung belastet, nicht vorankam, nicht zu vergessen, dass die Personaldecke der „UK“ Gestellten bei jeder Einberufungswelle der 3 Wehrmachtsteile (Heer, Marine, Luftwaffe) dünner wurde.

Peter Rentsch

Peter Rentsch,  11.06.2020

Die ursprünglichen Vorhaben, die alle bereits im September 1939 entstanden waren, sahen für verschiedene Standorte, also SENGWARDEN, HERZSPRUNG (vorher Brodowin) und LANKE, wesentlich anders (umfangreicher) aus.

In SENGWARDEN wurde der anfangs windmühlenartige Bau der Führungshäuser zusammengestrichen und in ein monolithisches Konzept gepresst, was den Betonieraufwand und den Materialverbrauch erheblich senkte.

Besucht man die Reste der Anlagen heute, kann man schnell feststellen, dass der Bauumfang gegenüber der früheren Anfangsplanung, wesentlich breiter, massiver und natürlich teurer angelegt war.

In Lanke sollten demnach sogenannte Führuzngshäuser mit gebunkerten Etagen darunter entstehen.

Möglicherweise ähnlich dem Typ u. der Baulösung wie ZOSSEN (MAYBACH) oder HANSA bei GIESSEN.

Zudem, sah das Ursprungskonzept natürlich Sportplätze, einen Nachrichtenbunker, Speisesaal, Heizhaus etc. vor, an sich wie eine eigenständige Kaserne.

Auch die Planungen zum Sendegelände waren umfangreicher als das, was dann dort später errichtet wurde.

Die Planungen gingen mehrfach hin und her und umfangreicher Schriftverkehr entstand.

Eingebunden war fernmeldetechnisch auch die D.R.P., und zwar mit dem Mitarbeiter aus der RPD Erfurt, der auch schon das Ämterbauvorhaben in Zossen/ Wünsdorf betreut hatte, wie auch das Ämterbauvorhaben bei Ohrdruf.

Alle Bauvorhaben waren ursprünglich in bestimmte Dringlichkeitsstufen eingeordnet, anfangs insgesamt 4. Drei davon in der höchsten Dringlichkeit, ein Vorhaben in einer Kategorie darunter.

Durch den Einspruch des RP (Regierungspräsidiums Potsdam) aus Nauturschutzgründen, wurden erste Umplanungen notwendig, was die Orte Brodowin und Herzsprung betraf.

Man kann sicher davon ausgehen, dass die frühzeitige Planung der Sendestellen und des Empfangsobjektes mit Richtfunkanbindung (LANKE), also zu Kriegbeginn, noch lange vor dem Überfall auf die UdSSR 1941, seine Ursache in dem ungenügenden System der Marineführung per Funk hatte, welche über Sender in Königswusterhausen, Teillösungen im Norden und über Sendernutzung in Nauen erfolgten.

Das OKM und die Seekriegsleitung wollten aber verständlicherweise eigene Lösungen, sah sich aber gewaltigen Baukosten, verbunden mit enormem Personalbedarf und hohen Materialkosten im Bau, konfrontiert.

Die anfangs 6 für Herzsprung geplanten Sendehäuser, auch wieder in Massivbauweise, mit entsprechend ausgebauten Keller und darunter liegenden Versorgungsgeschossen, wurden namentlich als MARIUS 1- 6 bezeichnet.

Dahinter stand eeine leistungsstarke Kurzwellensendetechnik der Firma TELEFUNKEN mit hochmodernen Senderöhren und rund 200kW Leistung auf Kurzwelle, pro Sender.

Im Vergleich dazu hatte der Längstwellensender GOLIATH 1 MW Leistung, also das fünffache, aber er hatte auch andere Aufgaben als die kW Sendeanlagen von HERZSPRUNG in der Führung oder besser Kontakt zu getauchten U-Booten mit Längstwellen.

Nach den Erstkonzepten aus dem September 1939, wurden durch den Einspruch Brodowien betreffend, die Besichtigung und Suche eines neuen Senderstandortes, bei dem die einzelnen Sendeanlagen natürlich das perfekte ländliche Gebiet und die wegen der Bodenfeuchte hervorragenden Ausbreitungsbedingungen, notwendig. Diese Erfolgtem im Jahre 1940 im März. So gesehen, schon 6 Monate Zeit vertan.

Die Kürzungen im Projektumfang betrafen dann zeitlich verschoben, auch den Standort LANKE, wo erst die geplante gebunkerte Befehlsstelle der Seekriegsleitung wegfiel, (mit den entsprechenden Führungshäusern), aber auch der ursprünglich dort geplante, eigene Nachrichtenbunker in den die D.R.P. ihre Kabel einführte und wo eine Aufteilung der Informationen auf die Führungshäuser geplant war.

So gesehen eine Lösung ähnlich Zossen.
Aus Spargründen wurden dann nur errichtet der Bunker der Funkempfangsstelle, wobei wichtige Reste der Nachrichtengerätekonzeption nun dort untergebracht wurden, und einige Unterbringungsbaracken für 5 Offz. 10 BU, 40 Uffze, 100 Soldaten der Sicherstellung.

Aus Luftschutzgründen wurde später noch die Luftschutzlösung mit dem Arbeitsbunker und NZ (der grössere Koloss) und der FLAK Bunker errichtet und das war es dann auch schon.

Vom üppig geplanten u. strukturell sicher gut durchdachten, aufgelockerten Führungsstandort der Seekriegsleitung, war eigentlich nur ein kleiner Restposten übrig geblieben.

Erinnern möchte ich an dieser Stelle an den Zeithistoriker, der durch spannende Gespräche, mehrere Begehungen und die tollen Besuche seiner Sammlung, diesen Wissensdrang erst befördert hat, Dr. Hans Richter.

Peter Rentsch

Peter Rentsch,  11.06.2020

Der Vorentwurf zu dem Objekt bei LANKE sah vor, 5 Führungshäuser, 1 Funk-empfangshaus und ein Drahtnachrichtengebäude in Bunkerbauweise dazu wäre die enorme Menge von 9000 Tonnen Stahl für Träger und Moniereisen aufzubringen gewesen…

Der Oberbefehlshaber der Marine hatte dann am 19. Dezember 1939, mit Be-zug auf die Führungsstelle der Seekriegsleitung, aber zum Bauumfang (eine Reduzierung herbeigeführt) entschieden:
• In Bunkerbauweise waren nur noch zu errichten, das Funkempfangs-gebäude und das Drahtnachrichtenhaus (die Nachrichtenzentrale).
• In normaler Bauweise sollten nunmehr errichtet werden, die Führungs-häuser, das Kessel-u. Maschinenhaus, das Wirtschaftsgebäude, die Unter-künfte.

Grund der Reduzierung war die beschränkt zur Verfügung stehenden Massen an notwendigem Baustahl, Trägern und Moniereisen von nur 3000 Tonnen. Im Mai 1939 waren dazu die Planungen mit den genannten Änderungen von den entsprechenden Bau-u. Planungsbüros erstellt worden. Allerdings ist nach der ersten Planungsänderung der Umfang wegen mangelnder Zurverfügung-stellung an Arbeitskräften, nochmals eingeschränkt worden, denn inzwischen hatte der 2. Weltkrieg mit dem Überfall auf Polen begonnen.

Durch die neuerliche Anpassung (und dabei sollte es nicht bleiben) kostete nicht nur wertvolle Zeit, sondern erforderte auch eine komplette Überar-beitung durch das Marineneubauamt. Das wollte man bis Mai 1940 abge-schlossen haben.

Die folgende Einschränkung sah dann vor, n u r noch das Funkempfangsge-bäude in Bunkerbauweise zu errichten. Dazu gehörten projektseitig auch die Sendeanlagen die zu errichten waren, für die geplanten Unterkünfte waren nur noch Baracken vorgesehen, alle anderen Komponenten der ohnehin zusammen¬gestrichenen Gesamtplanung sollten erst später errichtet werden. Geschichtlich voraus-blickend kann man einschätzen, daß die Objekte, auf Grund immer wieder wegen kriegswichtiger Änderungen der Großwetterlage, eigentlich eine Totgeburt war. Schaut man sich die ge-schichtliche Zeitleiste an, stellt man fest, dass Außeneinflüsse jedweder Form, das Projekt behinderten und verzögerten. Das waren die plötzlich not-wendigen, reichsweit notwendigen Bunkerbauten des Luftschutzsofortpro-gramms, Investitionen in Festungslinien, die enorme Materialmengen u. eine hohe Anzahl an Personal banden, das Jägersofortprogramm die Untertage-verlagerungen für Industrie, die Programme für die Treibstofferzeugung, auch Hydrierprogramm genannt, die Bauten an der Atlantikküste, die Wieder-ertüchtigung nie ganz fertiggestellter Festungsanlagen usw. usf. Immer gab es gerade einen notwendigen Grund, der jegliche Planungen obsolet er-scheinen ließ. Zudem hatte man im Ministerium für RMRuK das Ansinnen, die einzelnen Bauprogramme für Rüstung, für Industrie, für die Wehrmachtsteile in eine neue „Dringlichkeitsstruktur“ zu pressen, was nicht nur ein kom-plettes halbes Kalenderjahr an Schreibarbeit band und enorme Bürokapazitä-ten band, sondern auch dazu führte dass etliche, halbfertige Vorhaben ein-fach abgebrochen, sprich die Baustellen sich selbst überlassen wurden. Was für eine grenzenlose Verschwendung an Material und Ressourcen…

Mit der Festlegung des neuen Standortes für die Sendestellen (Herzsprung am Parsteiner See) wurden auch dort die Arbeiten begonnen, allerdings nicht die geplanten 6 Sender am Standort HERZSPRUNG, sondern nur die am ein-fachsten herstellbaren Sender, Marius I und Marius II.

Erstaunlicher Weise hatte man für solche Anlagen keine Musterprojekte, oder wie man heute sagen würde, Wiederverwendungsprojekte. Alles wurde auf-wendig erst durch Entwurfspla­nungen am konkreten Fall vorgeplant, durch-gesprochen, geändert, wieder durchgesprochen, dann dem AG vorgelegt und danach ggf. wieder geändert, was erneut zu langen Verzögerungen führte. Diese Planungen betrafen 3 Großsender, vermutlich SENGWARDEN, GOLIATH und HERZSPRUNG.

Wegen des enormen Zeitdrucks der auf Grund des Drucks der Seekriegslei-tung, die Anklagen schnellstens in Betrieb zu nehmen, vorlag, ging man den Weg des kleinsten Widerstandes auf wollte in HERZSPRUNG erstmal „über-gangsweise“ 6 kleine Sender errichten. Aber wie das so, in der Regel mit Übergangslösungen in der Geschichte ist, sie bleiben dann als jahrzehnte-lange Dauerlösung erhalten. Ob diese "kleinen" Sender tatsächlich "nur" mobil aufgestellt wurden, wie im Buch "Deckname Koralle" in der Ausgabe 2002 ausgeführt wird, geben die Dokumente nicht näher her.

Am 29.12. 1939 wurde der Bau in der eingeschränkten Form in einem als „Ge-heim“ eingestuften Schreiben an die Seekriegsleitung, 1. Abteilung, freigege-ben. Demnach wurden zwar einige Führungshäuser errichtet, aber die Keller nicht als 2-etagige Bunker ausgeführt (wie zum Beispiel im Bereich Zossen OKW / OKH). Die Keller wurden "nur" als normale Luftschutzkeller eingestuft. Das Funkempfangsgebäude war zu diesem Zeitpunkt, als das einzig gebun-kerte Objekt in der Planung erhalten geblieben.

Genannt werden noch ohne weiteren Bezug zu baulichen Fragen, "die Unter-kunftsgebäude ein-schließlich Wirtschaftsgebäude, Maschinenzentrale, Fahr-bereitschaft, und erforderlichen Versor¬gungs-anlagen". Dafür wollte man ca. 3000 Tonnen Moniereisen und Träger im Bau einsetzen. Sollte die ge-nannte Menge nicht ausreichen, sei ein Teil der Unterkunftsgebäude nicht in massiver Bauweise zu errichten, sondern als Holzbaracken auszuführen.

Das gesamte Bauvorhaben war seit 1939, also zu Beginn des aktiven, militä-rischen Krieges, verfolgt von einem eklatanten Mangel an Fachkräften. Die überlieferten Dokumente des Schriftverkehrs mit den Arbeitsämtern der Re-gion, wie auch des Landesarbeitsamtes sprechen eine deutliche Sprache. Trotz hoher und höchster Dringlichkeitsstufen ind er Bauausführung-u. Rea-lisierung vermochten die Arbeitsämter nie, die benötigte Anzahl und schon gar nicht die erwarteten Qualifikationen sicherzustellen. Zudem betrieben natürlich Luftwaffe, Marine und Herr als die drei Wehrmachtshauptbe-standteile eine Art "Fachkräfteklau" denn jede Teilstreitkraft (TSK) suchte händeringend nach gutem Personal.

Schon vor Beginn des Baus vor Ort, stellte sich im Februar 1940 heraus, dass die im Führungs­haus II vorgesehene Installation der Drahtnachrichtenzen-trale, in Bezug auf die benötigten Flächen für diesen Bereich (der Deutschen Reichspost) nicht als ausreichend angesehen wurde.

Man beschloss daher (trotz zuvor abgespecktem Gesamtprojekt) einen be-sonderen, 2-etagigen Bunker mit 80m Seitenlänge zu errichten, in dem diese NZ untergebracht werden sollte. Das für das Vorhaben zuständige RPZ (Reichspostzentralamt) schätzte ein, dass der Bau in 6 Monaten ausgeführt werden könne, die Montage der Drahtnachrichtenanlagen weitere 6 Monate beanspruchen und der Einbau der benötigten Systeme u. Maschinenanlagen (NEA etc.) rund 12 Monate dauern würden. Der Autor vermutet, dass man auf Grund der Bauvorhaben in Zossen, Giessen und Ohrdruf, was die Frage der Montagezeit in solchen Anlagen betraf, genügend Erfahrungen hatte, zumal die Bauten an den Standorten Ohrdruf und Zossen, ja mit genügend Friedens-zeitvorlauf gestartet waren.

Für die Klärung der Raumfragen und weiteren technischen Details wollte man sich noch weitere 2 Monate Zeit nehmen, das war dann Stichtag nach dem 1. April 1940.

Wegen der guten Erfahrungen, die die Militärs mit der Ausführung, der Arbeitskräftelage, der Termintreue u. der Möglichkeit Änderungen am Ma-terial-u. Arbeitskräftekontingent in den Planungen der DRP zu verstecken (Zossen), wollte man den Bau des angesprochenen Drahtnachrichtenbunkers, zu diesem Zeitpunkt, gleich der DRP übergeben. In diesem Zusammenhang fiel in den Beratungen zwischen OKM (Oberkommando der Marine) und dem RPZ der schon bekannte Name Kasper (Oberpostbaurat), der verschiedene Führungsprozesse in Zossen voll verantwortete und wo man mit dem Er-gebnis, seitens des OKW sehr zufrieden war. Ursprünglich kam der diplo-mierte Baufachmann von der OPD Erfurt.

Der Anfang 1940 geplante Nachrichtenbunker, der neben dem Bunker des Funkempfangsge­bäudes in LANKE nun doch noch errichtet werden sollte, sollte das Aufschalten, das Rangieren u. die Vermittlung von 200 Fernsprech-leitungen, 150 Fernschreibleitungen, 1000 Ortsteilneh­mern, und 20 Fern-schränken für den Durchgangsverkehr ermöglichen. Wie die Feinheiten in anderen Projekten aber zeigten, war dies dann von weiteren Arbeiten u. An-lagenvorbereitun­gen im Fernnetz der DRP notwendig, wie zum Beispiel der Schaffung rangierfähiger Kabel­schächte am bestehenden Bunkerkomplex des Fernamtes BIESENTHAL. Leider wurden diese Anlagen nach 1945, be-stehend aus 2 eigenständigen Komplexen, nördlich BIESENTHAL, auch durch die sowjetischen Streitkräfte gesprengt, sodaß Nachforschungen sich hier baulich erübrigt haben.

Das für die Marine betriebene Sondernetz "MARIA", war als Vorschlag seitens der DRP ebenso zu berücksichtigen, wie alle zu schaltenden Fernverbindun-gen im Interesse des OKM, ggf. von Berlin zu doublieren u./ oder zu schwen-ken waren, wenn die SKL in LANKE hätte arbeiten sollen. Bis zu diesem Zeit-punkt waren die Endpunkte dieser Fernverbindungen und des Netzes MARIA in Berlin (über das Amt WINTERFELDSTRASSE und weitere) auflaufend.

Die Frage, das Sondernetz MARIA gänzlich aus Berlin herauszuschalten, stand mit Beginn des massiven Luftkrieks gegen Deutschland und seine Städte 1943/ 1944 ohnehin nochmals auf der Tagesordnung, weil Teile des OKM, in die Ausweiche Eberswalde (BISMARCK) und später in weitere Ort-schaften wie LYCHEN verlegten. Im Raum stand auch die Frage, ob die er-weiterten Forderungen des OKM an drahtgestützten Führungsverbindungen (Stand April 1940) nicht auch noch dazu führen könnten ein neues Verstär-keramt (VerstA) zu errichten, da vermutlich das VerstA BIESENTHAL, mit der daneben befindlichen Luftnachrichtendurchgangsvermittlung in den Kapazi-täten weiterer geforderter Fernverbindungen, stark ausgelastet war. Wäre man diesen Weg der Abstützung der erforderlichen Fernverbindungen ge-gangen, hätte man die notwendigen Leitungsforderungen gut auf LANKE oder BERLIN OKM aufteilen können. Nach bisherigen Erkenntnissen wurde zwar ein weiterer, rangierfähiger Kabelschacht errichtet, ein weiteres VerstA am Standort BIESENTAHL aber nicht.

Zurück zu dem in 1940 noch als notwendig angesehenen Bunker 2, dem Drahtnachrichtenbunker. Man wollte Fernschreibanlagen und Fernsprech-anlagen aufteilen und jeden Betriebszweig eine Etage des Bunkers nutzen lassen, wobei Übertragungstechnik und Fernschreibendtechnik natürlich in gesonderten Räumen anzuordnen waren, das betraf auch die zum damaligen Zeitpunkt genutzten Mittel der geheimen Nachrichtenübertragung u. der Bildtelegrafie, getrennt unterzubringen. Erstaunlicherweise wurde in einem Dokument der Begriff Geheimtelefonie verwendet. Ob es diese Technik, die meist mit der Überlagerung und der Veränderung verschiedener Teile des Sprachbandes in eine obere oder untere Gesprächslage (auch als Scrambler bekannt) gerätetechnisch als Endgerät schon gab, ist dem Autor nicht be-kannt. Das Verfahren, den gesamten Telefoniekanal in eine andere Frequenz-lage, oberhalb des hörbaren Sprachbandes auf dem Kabeltrakt zu bringen, war der DRP bekannt, diese Art der HF Übertragung gesprochener Wörter, durch Aufmodulieren eines HF Signals in den Bereich oberhalb 18... 28 kHz war der DRP bekannt und dieses Verfahren wurde seit den Zeiten Lenins als Geheime Regierungsnachrichtenverbindung im Fernverkehr, in Russland (später UdSSR) intensiv genutzt. Das Verfahren wurde dort als WTSCH Ver-bindung bezeichnet. Es galt solange als sicher, als dass der normale Mithörer auf den Leitungstrakten von der übertragenen Nachricht im HF Bereich nichts mitbekam und diese Sendung auch nicht bearbeiten konnte, solange er nicht über die entsprechenden Geräte der Modulationsart verfügte. Hatte er postalisch diese Geräte zur Verfügung wurde die Betriebsart (Transferierung der Sprachbänder in HF Bereiche) als nicht sicher angesehen. Zwar wurden die zu übertragenen Signale technisch in andere Frequenzlagen gebracht, aber der Klarinhalt der Information (das Gespräch) wurde ja nicht zerstückelt oder zerhackt oder auch nicht in verschiedene Unter-u. Oberbänder gebracht (Srambler-Prinzip). 1943 wurde vor der massiven Nutzung dieser Übertra-gungsverfahren seitens der SS und des RSHA gewarnt, weil es zwar eine Veränderung des Signals gab, was die normale Mithörbarkeit erschwerte, aber der Informationsgehalt blieb als Klarinformation erhalten. Würde man einem mobilen TF-Gerätesatz, an eine solche genutzte Linie als Freileitung aufschalten, ließen sich die entscheidenden aufmodulierten Gespräche wie-der in die Normallage (0,3-3,4 kHz bringen) und es wäre eine Auswertung und ein Mitschnitt in Normallage möglich. Ob die SKL im geplanten Draht-nach-richtenbunker, technisch auf solches Frequenzhubverfahren setzte ist derzeit nicht bekannt, aber der Begriff Bildfunk, wie er später ja auch als tonmodu-liertes Verfahren für die Zeitungsübertragung genutzt wurde, lässt vermuten, dass man sich dien Möglichkeiten, dieser damals modernsten Über-tra-gungsverfahren durchaus bewusst war.

Das OKM wollte bei diesem Weg, also dem Bau des Nachrichtenbunkers sei-tens u. im Auftrag der DRP alle Kosten übernehmen, aus den Kosten die durch den Anschluss der "Sportschule" also LANKE an das Netz der DRP ohnehin entstanden wären. Die Kosten dafür, sollten aus dem der DRP ohne-hin zur Verfügung stehenden Mittel für Sonderbauten entnommen werden. Dabei entfielen 25% Verwaltungskostenzuschläge die immer dann fällig wur-den, wenn Nutzer A für Nutzer B etwas baut. Da die DRP ohnehin Betreiber der Endeinrichtungen (wie VerstÄ) und der Netze war, könnte sie (die DRP) den Bau auch gleich selbst finanzieren, wie im Fall Zossen und anderen Standorten, ja bereits geschehen. So gesehen war dies eine günstige Variante der gegenseitigen Vorteilsinanspruchnahme. Der einzige Nachteil in diesem Verfahren war die Anwesenheit eines zweiten Nutzerkreises (der DRP) im Objekt LANKE, aber dieses Verfahren hatte man ja auch schon in Zossen erprobt und für gut befunden.

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Peter Rentsch,  23.06.2020

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