Kaserne Neuthymen

Unter dem Namen 'Kaserne Neuthymen' stellen wir ein weiteres Objekt aus der Region Fürstenberg/Havel vor, daß wir im Spätsommer 1999 besuchten.

Auffällig sind gleich auf dem Weg zum Eingangstor die großen Unterkunftsbauten für die Offiziere und Unteroffiziere, die sich mit im Kasernenbereich befinden und von deren Balkons sich ein wunderbarer Blick auf eine waldreiche Landschaft bietet.

Die 2. Spezialaufklärungsbrigade war dort stationiert. Ein Teil des Geländes ist bereits beräumt (der Parkbereich oder das Trainingsgelände mit den Sprungtürmen für die Fallschirmausbildung). Die meisten Bauten sind entkernt, dennoch finden sich noch reichlich Spuren des früheren Tuns: Eine Verkaufsstelle, Kino, Sporthalle, Sauna und auch zwei Shelter.

Interessante Details finden sich am Wachgebäude, das im Nachhinein mit Betonplatten-Schießscharten gesichert ist. Einer Änderung, die den Erfahrungen aus dem Afghanistan-Krieg geschuldet ist.

Nach eigenen Zählungen befinden sich auf dem Gelände 3 Heizhäuser unterschiedlichen Alters. Ein Zeichen für die Unterteilung in unterschiedliche Funktionsbereiche wie: Wohnen und Lagerung (von Waffen und Munition).

Thomas Kemnitz,  02.01.2001

Die Tatsache, daß Spezialaufklärungskräfte (bei der NVA auch Fernaufklärer genannt und in Trupps von 4-7 Mann handelnd) in dem Objekt stationiert waren, wird immer noch von dem Gerücht begleitet, daß diese Kräfte zwar den Waffenrock der Armee trugen, aber eigentlich direkt dem KGB zugeordnet waren. Möglich scheint mir auch die Anbindung an die GRU (militärischer Aufklärungsdienst des Generalstabes der Streitkräfte der UdSSR), da für Nichtfachleute alles Geheime der Russen gleich KGB war.

Bestätigt haben könnte sich das Gerücht dennoch, da die Tauschoptionen an Personal bei diesen Truppenteilen öfter umgesetzt wurden, als bei normalen Linieneinheiten der Armee (alle 2 Jahre). Das könnte den Grund haben, daß so viele Kräfte wie möglich an den mitteleuropäischen Einsatzraum gewöhnt werden sollten. Im Zusammenhang mit den enormen Sicherheitsauflagen in den Räumen mit Lagern für KWEM scheint die erhöhte Sicherheitsauflage als Anbindung an einen Geheimdienst denkbar. Wenn dem so wäre, wäre die 2. Spez (von SPEZNAS) Akl._Brig. eigentlich ein geheimer Truppenteil und keine Armeelinieneinheit. Die Bezeichnung wäre dann nur eine Hülle.

Wie gesagt, es handelt sich hier um Spekulation. Einwohner wollen sich über Jahre aber über die sehr guten Deutschkenntnisse dieser Armmeangehörigen gewundert haben, die, wenn es Berufssoldaten waren, ja die Chance eines Ausgangs in die DDR hatten.

Überprüfbar ist die Zuordnung zum KGB oder zur GRU derzeit nicht. Unabhängig davon stimme ich der Wichtung SPEZ als "sehr wichtig" zu.

Peter Rentsch,  30.12.2000

meiner Kenntnis nach 3. Spezialaufklärungsbrigade- Unterstellung GRU -

Ich gehe davon aus, daß diese Brigade bis 1989 in Burg bei Magdeburg stand [Ich kenne die Burger Kaserne und habe selbst einmal einen SpezNaz-Offizier als Anhalter dorthin mitgenommen!]und erst dann nach Neuthymen verlegt worden ist. Bis dahin könnte in Neutymen ein entsprechender Ausbildungstruppenteil gestanden haben. Ist aber nicht sicher.

Reif,  18.12.2001

Lieber Herr Reif, möglicherweise haben Sie mit Ihrer Einheitszuordnung zum Spezialaufklärungsverband der GRU in die richtige Richtung getippt. Mit der Bewachung der umliegenden Lager hatte diese Einhiet nichts zu tun, sie lag lediglich an dem früheren Erststandort für R-5 Raketen.
MfG Peter Rentsch.
P.S. Aufgabe der Bewachung wurde durch einen Truppenteil des KGB ausgeführt, Kommandeur des gesamten Sicherheitsbereiches des KGB und die dazugehörige Postfachnummer sind bekannt, sind auch schon in Fachliteratur genannt worden.

Peter Rentsch,  28.12.2001

Sowj. Luftlandetruppen im Norden der ehem. DDR in:

Schw.
Neus.
Neur.
Vog.
Pren.
Neuthymen [Stab]
Gr. D. [Einsatzflughafen]
usw.

Befehlshaber: Generalmajor der LL-Truppen [Dienstvilla am Röblinsee]

Einsatzorientierung:
strategische Operation
Jütland / Ostseezugänge



Reif,  10.01.2002

Ich bin zwar kein Militärstratege und war auch nicht mit operativer Planung befasst, ich meine aber einige Details zur Standortfrage sagen zu können.

Ausgehend von der Lage nach dem 2. Weltkrieg und der in den Konferenzen von Jalta und Teheran gefaßten Beschlüsse der Alliierten zur Aufteilung Deutschlands, war der Raum nördlich Berlins (Gransee aufwärts) von besonderer operativer Bedeutung.
Durch die geographische Lage und die topographischen Besonderheiten der möglichen Einsatzräume jenseits der Grenze der späteren DDR, war die Dislozierung (Stationierung) starker Panzerverbände in dem Raum maßgebend.
Ausgehend von der Haupteinsatztrichtung operativer Bestimmung, wurden nach 1945 vorwiegend ehemalige Standorte der Wehrmacht die Hauptstandorte der späteren 2. (Garde)-Panzerarmee bezogen.

Die Haupteinsatzrichtung operativer Bestimmung muß außerdem im Zusammenhang mit den topographischer Besonderheiten der weiteren Stoßrichtungen gesehen werden:
1. die Hamburger Operationsrichtung (kein panzergängiges Gelände)
2. Die Besonderheiten im Harz: die Richtung Lychow-Dannenberg, auch als Lychower Balkon bezeichnet.

Neben einer Stoßarmee mit Hauptdislozierung Magdeburg und Region, war die 2. Gardepanzerarmee Hauptträger dieser operativen Gruppierung. Deshalb befanden sich auf relativ eng begrenzten Räumen (Neuruppin, Gransee, Fürstenberg, Vogelsang) eine enorm schlagkräftige Armee. Daher ist es nicht verwunderlich, daß die Stationierungsorte dieser Armee neben stark offensiv handelnden Panzerverbänden, auch die unterstützenden Truppenteile und Einheiten dort disloziert waren. Dazu zählten ab 1957 zweifelsohne auch Einheiten des Kernwaffeneinsatzes auf Divisions-, Armee- und Frontebene.

Ausdruck dessen sind u.a. die Standorte Himmelpfort, Neuthymen, Wokuhl oder die Specker Heide. Alle genannten Standorte haben gemäß der operativen Planung zum KW-Einsatz und des jeweiligen Standes der Militärtechnik (Treffgenauigkeit, Einsatz/ Zielorte und Reichweite) eine minder lange Bedeutung als Stationierungsort gehabt.

Fürstenberg

  • Stab der 2. Gardepanzerarmee bis zum Abzug
  • 5. Fernmelde (früher Nachrichtenregiment) Regiment

    Ravensbrück (bei Fürstenberg)
  • 60. Rotbanner Motschützenregiment
  • 118. Nachschubbrigade

    Neustrelitz
  • 16. Rotbanner- Gardepanzerdivision (Stab)
  • 47. Rotbanner Mot-Schützenregiment
  • 65. Rotbanner (sogar 2x ausgezeichnet) Gardepanzerregiment

    Staats
  • 591. Rotbanner Garde- Motschützen-Regiment (MSR)

    Vogelsang (unterstand der 20. Gardearmee mit Stab in Eberswalde)
  • 25. Panzerdivision
  • Panzerregiment 162
  • Mot-Schützenregiment 803
  • FRR 1702 (Fla-Rak der LaSK)

    Mit an den Standorten Vogelsang bzw. Fürstenberg (Neuthymen) waren die Raketenabteilungen der Division und die Raketenbrigaden der Armee.

    Wegen der technischen Veränderungen an den Raketen selbst und wegen der Modernisierungen an den Rampen kam es zu einigen Umgruppierungen, da sowohl Rampen als auch die Lager für die Sprengköpfe den jeweiligen Bedingungen abgepaßt werden mußten.

    So ist es erklärbar, daß die Lager in Neuthymen ab einem Zeitpunkt Anfang der 70`er Jahre den Bedingungen der technischen Sicherheit und der Unterbringung nicht mehr genügten und es z.B. in der Nähe von Himmelpfort zu einem Neubau eines solchen Lagers kam. Durch die Einführung von Raketen mit Feststofftriebwerken änderte sich vorallem die materielle Sicherstellung der raketentechnischen Basen, da die Raketen bisher nach dem alten V-2 Konzept mit flüssigem Treibstoffen flogen. Die dazu zur Lagerung notwendigen Lager entfielen bei der Einführung der Feststoffraketen. Dafür stiegen im umgekehrten Sinne die Anforderungen an die Sicherheit und die Klimatisierung der Schutzbauwerke (Shelter).

  • Peter Rentsch,  30.12.2000

    Das vimudeap-Team hat im Jahr 2000 versucht, einige Standorte aus dem Raum Fürstenberg/Havel zu dokumentieren. Im einzelnen sind das:

    Kaserne Neuthymen
    Kaserne Vogelsang
    Raketenobjekt Vogelsang
    Munitionsdepot Hammelspring
    Kernwaffendepot Himmelpfort
    Faserstoffwerk Fürstenberg
    Raketenbasis Wokuhl
    Feuerstellung Neuglobsow

    Thomas Kemnitz,  30.12.2000

    An dieser Stelle möchte ich auf den Spieleartikel verweisen, der noch etwas zu den Hintergründen der Stationierung sagt. (Auch unter dem Punkt 'Links' zu finden.)

    Thomas Kemnitz,  08.01.2001

    Für alle, die sich für weitere militärtechnische Details oder Pressemeldungen um den Abzug der Raketen im Jahr 1988 interessieren, empfehlen wir den Infotext zum Objekt Wokuhl.

    Thomas Kemnitz,  31.03.2001

    Hallo,

    ich habe da mal eine Frage: Bei Sachsenschiene steht zum Objekt, dass die Brigade bis 1985 in Neuthymen war und danach eine Luftsturmbrigade bis zur Schließung 1990/1991 in Neuthymen stationiert war. Zugleich heißt es im Netz, dass die Speznaks erst 1991 die DDR verlassen hatten. Wo sind diese denn 1985 innerhalb der DDR konkret hin verlegt worden?

    Oliver Schreiber,  06.08.2023

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