Artilleriewerk Michelsberg Dahlstein

Zugegebenermaßen verlangen einige Vimudeap-Objekte nicht unbedingt nach einer Neudefinition des »Toten Ortes«, eher nach einer Erklärung bzw. Einordnung.
So verhält es sich auch mit diesem Werk der ehemaligen Maginot-Linie unweit von Saarluis. Immerhin ist es (wie die meisten nicht museal genutzten Anlagen der Linie) noch Eigentum des französischen Militärs, wird durch einen Verein erhalten und wenn man den Lichtschalter betätigt wird es hell. Ein Toter Ort - JA!

Neben dem Umstand, daß es sich um Architektur des Industrie- bzw. Informationszeitalters handeln muß, ist die NICHT-Nutzung zum Zeitpunkt der Dokumentation ausschlaggebend. Anlagen, die dauerhaft genutzt werden, scheiden aus. Das gilt für eine Champignonzucht in einem ehemaligen Bunker gleichermaßen wie für die Nutzung als Museum.

Das Artilleriewerk Michelsberg ist ohne Nutzung. Der Verein "AOM 22 juin 1940" kümmert sich um den Erhalt des Werkes und führt auf Anfrage auch Führungen durch. Gerade dieser Umstand macht es auch sehenswert und für eine Dokumentation ergiebig. Alles was zu sehen ist, seien es die Hohlgänge oder die zahlreichen Einbauten, ist im Zustand der letzten Nutzung zu sehen und beispielsweise nicht mit neuen Anstrichen maskiert. Daraus ergibt sich eine einmalige Farbigkeit bei Originalbeleuchtung.

Thomas Kemnitz,  19.07.2006

Die im Beitrag Ein toter Ort? genannten Gründe für das dokumentarische Interesse am Artilleriewerk Michelsberg sind für das Team der Site Schatzsucher.de seit zwei Jahren auch Anlaß, Fotoworkshops zum Thema "Fotografie in Festungsanlagen" durchzuführen. Zum Workshop im Juni diesen Jahres war auch ich herzlich eingeladen.
Es war ein unvergessliches Erlebnis, mit 30 Fotoenthusiasten gruppenweise das Werk fotografisch zu erfahren und zu dokumentieren.

Beispielhafte Ergebnisse des Workshops können unter www.schatzsucher.de/index.php?option=content&task=view&id=147 betrachtet werden.

An dieser Stelle auch von mir noch einmal meinen herzlichsten Dank an das Organisationsteam! Sowie speziell an Thomas und Markus für die Unterstützung bei der Erstellung des Infotextes und den Bildunterschriften.

Thomas Kemnitz,  21.08.2006

Zwischen 1930 und 1935 wurde dieses, eines der vier großen Werke der Maginotlinie, erbaut.

Nach Fertigstellung war das Werk nicht ständig mit voller Mannschaftsstärke besetzt. Erst am 03.09.1939 war die komplette Mannschaft mit einer Stärke von 515 Mann im Werk, obwohl bereits im August der Alarmzustand ausgerufen wurde.

Die Zeit bis zu den Kampfhandlungen wurde für die Unterweisung und Ausbildung der Soldaten genutzt. Am 10.05.1940 geht das Werk in den Kriegszustand über. In der Umgebung der Anlage gab es zahlreiche kleinere Bauwerke, die zur Unterbringung in Friedenzeiten erbaut wurden. Diese wurden sofort abgerissen, um ein freies Schussfeld in alle Richtungen zu schaffen.

Nach einigen Kampfhandlungen wird das Werk im Juli 1940 an die Deutschen übergeben. Obwohl die Kaserne des Werkes diverse Umbauten erfuhr, konnten für das Gerücht, daß sie zur Fertigung von Torpedos genutzt wurde, keine eindeutigen Hinweise finden.

1944 verlassen die Nutzer das Werk und überlassen es wieder dem französischen Militär. Um es unbrauchbar zu machen, werden diverse Sprengladungen gezündet, die bis heute deutlich sichtbare Schäden hinterlassen haben.

Eine Problemstelle stellt heute noch das sogenannte Blockhaus dar, dass durch ständige Wassereinbrüche schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Anfang der 1970er Jahre gibt das Militär das Werk als aktive Anlage auf und überlässt es sich selbst. Da nur eine sporadische Überwachung erfolgt, suchen Plünderer das Werk regelmäßig heim. Das Resultat ist ähnlich wie in vielen anderen Werken. Was irgendwie zu Geld gemacht werden konnte, wurde demontiert.

Erst 1993 nimmt die Geschichte des Michelsberg eine Wendung: Der Verein "AOM 22 juin 1940" übernimmt das Werk und kümmert sich seitdem um den Erhalt und die Instandsetzung. So lassen sich die meisten Geschütztürme wieder von Hand drehen, heben und senken. Im Kraftwerk sind zwei der 125 PS Generatoren nach 1000en Arbeitsstunden wieder voll funktionsfähig!

Markus Ewers,  21.08.2006

Neben den schon erwähnten Reizen für das fotografische Auge gibt es im Werk Michelsberg ein paar bauliche und technische Besonderheiten. Sie können als sehr selten und teilweise sogar als einzigartig in der gesamten Ligne de Maginot angesehen werden.

Das absolute Unikat der Linie ist der in eine Panzerkuppel eingebaute Notausgang. (Ich hoffe, zum nächsten Update ein Bild davon einstellen zu können.)

Ausserdem hat der Michelsberg nur einen Eingang, der als Kombination für Mannschaften und Material genutzt wurde. Hier konnten pro Tag bis zu 60t Material umgeschlagen werden!

Im Michelsberg gibt es kein sonst übliches Munitionslager "M1". Diese Funktion wurde von Munitionslagern in den jeweiligen Kampfblöcken übernommen.

Eine Beobachtungseinrichtung für Artillerie fehlt ebenfalls. Diese Aufgabe wurde von den benachbarten Werken erfüllt.

Das Werk besteht aus 5 Kampfbunkern, von denen 3 mit Artilleriebewaffnung ausgestattet sind. Wer Michelsberg aufmerksam besichtigt, stellt fest, daß ein Block (Block 4) fehlt. Dieser kam über die Planung nicht hinaus und fiel dem Rotstift zum Opfer. Die Nummerierung wurde jedoch beibehalten

Markus Ewers,  21.08.2006

Das Werk kann in der Regel sonntags besichtigt werden. Individuelle Gruppenführungen, auch außerhalb der Besuchszeiten, sind möglich. Bei Interesse bitte einfach eine Mail an mich schreiben.
Markus Ewers

Markus Ewers,  21.08.2006

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